Abahatschi schrieb:Du verstehst nicht dass der Mann bei körperlichen Leistung unterbezahlt ist.
Weil Frauen beim Einstellungstest der Polizei nicht ganz exakt die gleiche körperliche Leistung erbringen müssen, sind männliche Polizisten unterbezahlt? Oder sind alle Männer, die überwiegend körperlich arbeiten, unterbezahlt?
Wenn ja: Werden Frauen, die überwiegend körperlich arbeiten, besser bezahlt?
Atrox schrieb:Für mich gleiche Leistung: Mann und Frau tragen ein 30,5 kg Paket (passiert so z.B. bei DPD)
Nun muss ein Paketbote anteilig sehr viel mehr körperliche Arbeit leisten als ein Polizist und eine Polizistin. Es ist also Grundanforderung, dass eine Mindestleistung von allen erbracht wird.
Atrox schrieb:Du definierst gleiche Leistung: Mann trägt die 30,5 kg Pakete, Frau die leichteren, weil weniger Mitochondrien.
Würde 9/10tel der Arbeit aus was anderem als Pakete tragen bestehen: Ja, dann könnte man das sicher anders regeln.
Wenn aber 9/10tel der Arbeit aus Pakete tragen besteht, gibt es eine gemeinsame Grundvoraussetzung.
Siehst Du eigentlich Polizisten, wenn Du sie siehst, ständig jemandem hinterher sprinten? Oder sitzen sie meist in Autos oder stehen wo herum oder bewegen sich in Normalgeschwindigkeit? Und was machen sie so, wenn man sie nicht sieht? Sprinten sie die Flure in der Wache auf und ab?
Atrox schrieb:Im Pflegebereich interessiert es übrigens auch wenig, ob du Mann oder Frau bist, wenn eine 140 kg Patientin umgewuchtet werden muss.
Richtig, und trotzdem ist das ein typischer
Frauenberuf. Komisch, dass noch niemandem aufgefallen ist, dass Frauen den schlechter ausführen.
Atrox schrieb:Was hat es denn mit Männerdiskriminierung zu tun, wenn ein bestimmter Beruf schlecht bezahlt wird?
Das müsstest Du
@Abahatschi fragen, der meint, dass alle körperlich arbeitenden Männer unterbezahlt sind, sich aber scheinbar keine Sekunde überlegt hat, wie das mit körperlich arbeitenden Frauen ist.
Atrox schrieb:Und du siehst noch immer nicht ein, dass sich die Maßstäbe an den tatsächlichen Erforderlichkeiten orientieren sollten und nicht als reines Quotenwerkzeug fungieren sollten.
Es ist kein Quotenwerkzeug bei der Polizei, sondern eins, um im Dienst dringend benötigte Frauen und die andere Hälfte der Bevölkerung am Dienst beteiligen zu können.
Atrox schrieb:Es müssen genügend Frauen bestehen, aber nicht zu viele Männer.
Falsch. Es dürften auch noch viel mehr Männer bestehen, es gibt nämlich zu wenige Bewerber.
DerMüller71 schrieb: Denn auch nach gefühlten 20 Seiten konnte noch keiner überzeugend erklären, wieso es gerecht oder fair sein sollte, Maik Mustermann, der eben von der Natur aus nicht mit mehr Mitochondrien als die durchschnittliche Frau gesegnet ist, aufgrund seiner Leistung (basierend auf seiner Biologie) abzulehnen - während seine Zwillingsschwester aufgenommen wird. Nur weil er das Pech hat, mit den falschen Geschlechtsorganen geboren zu sein?
Dann lies doch mal den Beitrag, in dem ich Dich mehrfach angesprochen habe, wenn er Dir nicht zu lang ist.
Atrox schrieb:Der einzige Grund der bisher angeführt wurde ist, dass dann mehr Männer bestehen würden. Es würden aber nicht mehr Frauen durchfallen. Was ja auch kein Problem wäre (wenn es nicht doch klammheimlich um eine Quote gehen soll).
Siehe mein ausführlicher Beitrag: Männer, die
durchschnittlich die Leistung von
durchschnittlichen Frauen erbringen, sind
durchschnittlich nicht so fit in der körperlichen Gesamt-Konstitution.
Atrox schrieb: könnte ja sein, dass die Herren aus biologischen Gründen dümmer, fauler oder langsamer sind.
Sind sie aber nicht.
Atrox schrieb:Männer und Frauen werden im Mittel unterschiedlich alt. Wäre es dann auch fair, wenn Frauen fünf Jahre länger arbeiten? So hätten dann beide Geshlechter gleich viel von ihrer Rente. Wäre das fair?
Du hast von
@Tussinelda einen Nachweis gefordert, dass Frauen gesundheitsbewusster leben, ich war auch neugierig:
Als Ursache für die unterschiedliche Lebenserwartung wird von Wissenschaftlern das geringere Gesundheitsbewusstsein von Männern genannt, das sich unter anderem dadurch äußert, dass Männer mehr rauchen und mehr Alkohol trinken, sowie bei Krankheitssymptomen seltener einen Arzt aufsuchen. Eine 2011 veröffentlichte Studie, die Daten aus 30 europäischen Ländern untersuchte, kam zu dem Schluss, dass zwischen 40 und 60 Prozent des Geschlechterunterschieds in der Lebenserwartung auf das Rauchen von Tabak zurückzuführen seien. 10 bis 30 Prozent können dem Genuss von Alkohol zugeschrieben werden.
Wikipedia: Lebenserwartung#Berechnung der Lebenserwartung... aber außerdem:
Aber auch die höhere Risikobereitschaft
(ich denke, darunter fallen auch tödliche Sportunfälle) und zuletzt auch:
und die potenziell höhere Morbiditätsrate in typischen Männerberufen, die häufig mit gefahrgeneigter Arbeit und körperlich schädigenden oder stressbehafteten Tätigkeiten verbunden sind, werden als Ursachen angeführt.
Die Gefahren von überwiegend körperlich Männerberufen machen also weit weniger als die Hälfte der kürzeren Lebenserwartung aus, vermutlich auch weil Berufe die unter "Schwerarbeit" fallen (z.B. Kohlekumpel) in Deutschland mehr und mehr aussterben, andere zunehmend maschinisiert werden. Kohlekumpel können übrigens immer noch mit 60 in Rente gehen.
Außerdem nennt der Wikipedia-Artikel noch die Klosterstudie, die nachwies, dass bei exakt gleichem Stresslevel und gleichen Lebensbedingungen die Lebenserwartung sich auch angleicht.
Ist das nun alles gruselig ungerecht? Müssten Männer mehr Rente ausbezahlt bekommen, weil sie mehr arbeiten und weniger Zeit haben, die Rente zu genießen?
Kriegen sie schon. Der relativ stressfreie Job einer Hausfrau führt, weil unbezahlt, zu signifikanter Altersarmut. Auch Teilzeitarbeit und geringer bezahlte "typische Frauenberufe" bessern den Zustand kaum.
Frauen leben also länger, aber ärmer.
Ob das für
@Atrox wohl ausreichend ausgleichende Gerechtigkeit ist?
Des Weiteren hat Testosteron, aber auch die Körpergröße einen Einfluss auf die Lebenserwartung: Kleine Männer leben länger (wenn die Größe nicht Folge von Mangelerscheinungen ist). Dies wird aber von Rentenversicherungen nicht berücksichtigt, es wird auch kein Testosteron-Spiegel gemessen.
Alle Krankenversucherungs-Zahler, auch die Frauen, tragen also die Risiken von groß gewachsenen, adipösen, rauchenden Säufern und risikobereiten Sportlern mit.
Ist das ausreichend ausgleichende Ungerechtigkeit?
Dieses Fazit könnte
@Atrox nicht gefallen:
Eine Studie aus dem Jahr 2005 kam zu der Erkenntnis, dass das Ausmaß der patriarchalen Orientierung einer Gesellschaft mit der Lebenserwartung von Männern zusammenhängt. Demnach leben Männer in egalitären Gesellschaften im Durchschnitt länger als Männer in patriarchalen Gesellschaften. Die Forscher argumentieren, dass das Patriarchat Männern schade, auch wenn es ihnen bestimmte Vorteile gewähre.
https://jech.bmj.com/content/59/10/873Dann wäre die Lösung mehr Gleichberechtigung und voilá: Mehr Lebenserwartung für Männer.
(Aber nur, wenn sie nicht die ganze Freizeit am Computer hocken und über Gleichberechtigung diskutieren.)