Yooo schrieb:projizierter Selbsthass, gut.
Dann hab ich es zwar verstanden aber nachvollziehen ist noch mal eine andere Sache.
Das mit dem Selnsthass ist schwierig.
Die meisten Menschen bewegen sich in einer "Wirklichkeit", einer "Realität", die zu einem sehr erheblichen Anteil aus dem besteht, was sie gehört, gelesen haben.
Das, was andere glauben, übernehmen sehr viele, ohne es groß zu hinterfragen, ohne sich damit auseinanderzusetzen.
Man geht davon aus, dass es wohl irgendwie stimmen wird, wenn die meisten auch das Selbe glauben bzw. wenn es viele gibt, die es auch so sehen.
Das geschieht meistens automatisch.
Was außerhalb dieser Erzählungen liegt, wird entweder sofort für falsch gehalten oder man kann damit nichts anfangen.
Es gibt keine Erzählung dafür. Man hat es nicht oder nur wenig gehört, es hat sich noch gar nicht gefestigt.
So ist es auch mit dem Selbsthass.
Er ist
noch kein Thema, obwohl er alleine in Deutschland mehrere Millionen Menschen betrifft.
Es ist auch nicht leicht, sich damit, also mit dem eigenen Selbsthass, zu konfrontieren und vor allem aber, man ist Lichtjahre davon entfernt, zu realisieren, dass eine Konfontation der Beginn eines neuen Lebens sein könnte.
So hört man allenfalls fast nur noch von Menschen, die psychisch krank sind, dass sie relativ oft davon reden, dass sie sich selbst hassen.
Das verstärkt noch die Ängste bei den paar Leuten, die vielleicht schon davon gehört haben, sich dem eigenen Selbsthass zu stellen ("Ich bin doch nicht krank!").
Dadurch verschwindet der Selbsthass natürlich nicht.
Im Gegenteil: Dadurch, dass man ihn abspaltet, wird er zu einem
mitbestimmenden Teil des eigenen Lebens, ohne dass man es auch nur ahnen würde.
Man wird von dem Selbsthass getrieben und weiß es nicht einmal.
Es kommt nicht von ungefähr, dass es so viele Feindbilder gibt, dass es zu "erstaunlichen" Gewaltausbrüchen kommt usw.
Nur, es besteht eben kein "Interesse", den Selbsthass zu thematisieren. Zu viele sind betroffen und es greift zu tief in das eigene Leben, in das, was die Person ausmacht, ein.
Das würde Ängste wecken.
Es besteht im Grunde eine Art "gemeinsamen Interesses", den Selbsthass
nicht wahrzunehmen.
Den Preis dafür mus man natürlich zahlen, auch als Gesellschaft und auch global.
Yooo schrieb:Denn dafür gibt es dann auch einen Grund für mich, während es bei ihr keinen Grund gibt.
Der Grund, die Triebfeder, ist eben der Selbsthass, den man nicht wahrnimmt bzw. nicht den Mut, die Kraft aufbringt, ihn wahrzunehmen und ihn stattdessen auf andere Menschen überträgt.
Man hasst alles, was einen an das eigene Menschliche, erinnert.
Dieses Eigene, Menschliche, hasst man, man will es niedermachen, man will es auslöschen, man will es vernichten,
aber man darf es so nicht wahrnehmen, also bekämpft man es bei anderen Menschen.
Es ist ein Kampf, den man gegen das Eigene führt.
Man geht los auf alles, was einen an das Eigene erinnert (unbewusst).
Deswegen ist dieser Hass auf andere Menschen, auf die man los geht, so brutal, so extrem, so grenzenlos. Man will
vernichten.