@deponianer Das wünsch ich deiner Mum auch, aus tiefsten Herzen.
Meine Mama war eine außerordentlich grade Frau, ein guter Mensch, ein ehrlicher Mensch.
Mit Wärme, Emphatie und Emotionen.
Ich wein grad wieder bei diesen Zeilen, aber das beste beispiel ist das meine Mama panische Angst vor Ratten hatte, extreme große, panische, Todesangst. Und wir waren einkaufen bei Edeka und über den Parkplatz lief eine kleine Babyratte, allein und noch ganz winzig. Ich hab gerufen "oh gott Muddi, ne Ratte, bring dich in Sicherheit!" weil ich ihre Panikausbrüche kannte, aber sie ging seelenruhig zu der Ratte, nahm sie hoch und sagte "Sie muss zum Tierarzt, sie ist allein und schutzlos und stirbt ohne unsere Hilfe, sie ist doch noch ein Baby!"
Das fand ich so Heldenmäßig von ihr, die Angst wegstecken für jemanden in Not...
Wo mein Zuhause war, ist einfach nichts mehr. Diese Wärme ist weg.
Sie war kritikierin, beste Freundin, Mutter, Seelensorge, Krankenschwester, offenes Ohr... und sie starb ganz allein... ganz allein in ihrer Küche und hat nichts erlebt... wir wollten diesen Sommer nach Schottland...
Ich kann sie nicht anrufen, nicht mit ihr reden - von angesicht zu angesicht..
Ich muss ehrlich sagen, wäre mein Dada nicht und meine Schwester... ich hätte mein Leben beendet.
Nicht, weil meine Mutter gestorben ist, dass müssen wir alle.
Sondern weil der Schmerz und die Leere die sie hinterlassen hat, einfach unendlich groß sind.
Ich hatte, als die Polizistin meinte, dass sie uns eine traurige Mitteilung machen muss, ganz kurz den Impuls zu ihrer Dienstwaffe zu greifen, es war wie eine Explosion in meinem Kopf, ich konnte diesem plötzlichen Zerreißen meines herzens, meines gewohnten Lebens und der einfache Tod dieser wunderbaren und wunderschönen Mutter nicht fassen, ich hatte Angst diese Welle überspült mich und das hat sie auch... über 5 Wochen war da stille, da war nichts.
Da waren Silhouletten, und Stimmen aber keine Gesichter. Die Menschen redeten mit mir und ich konnte nicht zuhören.
Ich hab nächtelang mit der Seelsorge telefoniert und die Frau meinte zu mir "Wissen sie junge Frau, es ist unglaublich traurig zu hören, wie sehr sie leiden und weinen aber... aber es ist schön zu wissen wie sehr sie lieben und leben. Ihre Mutter ist stolz, so geliebt zu werden und ich spreche bewusst im jetzt!"... Danke nochmal Mathilda, für das Gespräch.. danke... <3
Die Kindheit, an die ich mich so gern erinner, ist ein stückweit mit ihr gestorben.
Wir sind nie bereit, nie bereit dinge in die Hand zu nehmen, richtig zu lieben, zu riskieren, zu opfern, zu verlieren ... und zu sterben.. Sie hat 4 Wochen vor ihrem Tod zu mir gesagt .. "Schatz, dass Leben endet hier, aber es geht irgendwo auch weiter. Nichts verschwindet ganz, man geht nur nach hause!" Wir sind über umwege auf dieses Thema gekommen und im Endeffekt gibt mir das doch sehr viel Kraft, zu wissen, sie ist heim gegangen und wenn es dann Soweit ist.. Dann holt sie uns zu sich. Man sieht sich wieder, daran glaube ich fest.
Das hab ich dazu geschrieben und es passt, auf soviele Arten...
Zusammen das Rauschen der Bäume zu hören, bevor der Herbst des Lebens deine Blätter von sich gibt. und ehe ich mich zur ewigen Ruhe senke, möchte ich denken „Ich hab in allen Facetten meinem Lebens geliebt.“ Wie beruhigend wirkt dieser Gedanke auf meine Seele, wie unglaublich beruhigend wirkt all dieses aufregende und strahlende Leben, welches ich mir vorstelle auf meinen eigenen kleinen Kosmos…
Und wenn sich meine Augen dann für immer schließen, dann mit der Gewissheit, dass ich nichts verpasst habe. Rein gar nichts.