nairobi schrieb:Wo will man aber da die Grenze ziehen? Schwierig.
Also meine Grenze ist, dass niemand dazu gezwungen werden darf, einen Arbeitsvertrag zu unterschrieben (und sanktionen für Ablehnung eines Angebots zähle ich als Zwang).
Denn es hat negative Effekte und bringt langfristig gar nichts.
Ich fänd sogar in Ordnung, wenn man anderweitig z.b. leute dazu anhält, in maßnahmen Betriebe kennen zu lernen, damit man Ängste vor der Arbeitsaufnahme abbaut oder Ähnliches. Aber das system mit "du musst zehn bewerbungen im Monat schreiben und wenn einer ja sagt musst du annehmen" ist doch Blödsinn.
Für meien BEgriffe gibt Arbeit Lebensqualität (wenn es eine Arbeit mit akzeptablen Bedingungen ist) und es gibt dazu eine intrinsische Motivation. Wenn die nicht da ist, weil die Arbeit einfach nicht passt, dann hat das alles keinen zweck.
cejar schrieb:Das ist ja nicht der Unterschied - und das macht es auch so perfide. Bei einem Leistungsbezugsempfänger springen wir als Staat ein, als Leistungsgerbringer zahlst Du eben selbst. Und irgendwann fragt Du Dich als Leistungsbringer eben, was man eigentlich alles für Andere zahlen soll.
Wenn jemand ungewollt in Not gerät ist der Starke für den Schwachen da, kein Thema, aber so zu tun als wäre das ganze ohne Aufwand und als wären wir "Starken" in der Verpflichtung alles zu finanzieren ist schon dreist.
Wenn du Teil der Unterschicht bist, bist du auch Leistungsempfänger, es ist nur weniger offensichtlich, weil du auch einen Teil steuern zahlst. Das macht ein Aufstocker aber auch. Du profitierst bis weit in die Mittelschicht von den Steuergelder, die bezahlt werden. So funktioniert unsere Gesellschaft.
Mit demselben Recht könnte ich also bei einem Unterschichtler die Steuerlast deutlich erhöhen, weil der ja bestimmten nicht braucht und bitte für mehr von dem, was er aus Steuerleistungen wiederbekommt (Schule, kita, öffentliche schwimmbäder, straßen und so weiter und so fort) aufkommen soll.
Aber wenn ich so argumentieren würde, dann würde ich im öffentlichen Diskurs mal so richtig eins auf die Fresse kriegen. Aber deshalb kann man auch nicht so einfach steuerzahler und deren interessen gegen alg2 empfänger ausspielen. Steuerzahler sind auch Empfänger von Steuerleistungen, die oft darüber hinausgehen, was sie an Steuern einzahlen.
Es macht da wesentlich mehr sinn, sich daran zu orientieren, was sinnvoll ist unter verschiedenen aspekten.
Ist es sinnvoll zur Arbeitsaufnahme?
ist es sinnvoll bezüglich Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen?
Ist es sinnvoll bezüglich sozialen problemen (stärkung von alg2 empfängern kann auch heißen, rate von schulabbrechern zu verringern).
Und so weiter und so fort. Da immer die debatte "aber was ist mit den steuergelder" aufzumachen, führt da wirklich nicht weiter. Ganz egal, wie nett oder frech bestimmten alg2 empfänger sind.