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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.772 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeitslos, Hartz 4, Neidkultur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 10:02
Menschen in Deutschland wollen immer weniger arbeiten:
Die Menschen in Deutschland wünschen sich so kurze Arbeitszeiten wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1985.
Auch wenn sie für kürzere Arbeitszeiten auf Gehalt verzichten müssten, wollten sie durchschnittlich nur noch 32,8 Stunden in der Woche arbeiten
Quelle:

https://m.focus.de/finanzen/news/nur-eine-ausnahme-deutsche-wollen-so-wenig-arbeiten-wie-noch-nie_id_188029856.html?poc=0.46894648835528163


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 12:16
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Unfug.
Jetzt nochmal.
Für deinen beruflichen Erfolg sind auch IMMER andere mitverantwortlich! IMMER! Dafür ist man NIE in reiner Form selbstverantwortlich. Erfolg funktioniert nur in soziologischen Modellen.

Beispiel:

Du hast Abitur, weil du viel gelernt hast. Aber was du gelernt hast, haben dir ANDERE vermittelt. Lehrer zum Beispiel. Und das Argument Autodidakt zählt auch nicht, denn Bücher und Lehrvideos, die man im Selbststudium lernt, haben ebenfalls andere verfasst und nicht du.

Beispiel:
Du hast dich beworben. Du kannst alles tun, damit man sich für dich entscheidet im Beruf. Gute Bewerbung und gutes Vorstellungsgespräch. Dennoch hast nicht du die finale Entscheidung, sondern eben derjenige, der dich einstellt - oder eben nicht...

Für das, was man ist oder glaubt zu sein, ist man nie zu 100% selbstverantwortlich! Es gibt und gab immer andere Menschen, die dafür gesorgt haben, dass du jetzt da bist, wo du bist.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 12:28
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Du hast Abitur, weil du viel gelernt hast. Aber was du gelernt hast, haben dir ANDERE vermittelt. Lehrer zum Beispiel. Und das Argument Autodidakt zählt auch nicht, denn Bücher und Lehrvideos, die man im Selbststudium lernt, haben ebenfalls andere verfasst und nicht du.
Dann dürfte es in Schulklassen entweder nur Einsen oder nur sechsten oder nur Dreien geben.
Realität: ein und dieselbe Lehrkraft schließt Schülern unterschiedlicher Leistungsklassen ab.
Deine Betrachtung ist mir also zu einfach, auch wenn ich Dich verstehe und deinen Gedankengang nachvollziehen kann weil natürlich kann ein grottenschlechter Lehrer auch sehr guten Schülern den Erfolg mit einem sehr gutem Zeugnis verhageln.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Du hast dich beworben. Du kannst alles tun, damit man sich für dich entscheidet im Beruf. Gute Bewerbung und gutes Vorstellungsgespräch. Dennoch hast nicht du die finale Entscheidung, sondern eben derjenige, der dich einstellt - oder eben nicht..
Das hat aber nicht unmittelbar mit einem Misserfolg oder Erfolg zu tun, weil ein guter erfolgreicher Personaler gute erfolgreiche Arbeitnehmer erkennt. Also allzu lange sollte der Bewerber schon rein statistisch nicht ohne Job bleiben wenn man jetztal nur von diesen Soft skills ausgeht.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Für das, was man ist oder glaubt zu sein, ist man nie zu 100% selbstverantwortlich!
Hier würde ich streng trennen weil für das was man glaubt zu sein ist man zu 100 selber verantwortlich.
Das ist auch der Grund das die meisten Menschen die ich kenne, welche immer nur scheitern von sich selber behaupten: an mir liegt es nicht, ich habe exakt diese und diese Vorstellungen etc.
Im Grunde eigentlich immer dasselbe: fehlende Selbstreflektion und völlig unrealistische Einschätzung der eigenen Performance selbst wenn sie so human wie es nur geht darauf hinweist.

Im Grunde sind eigentlich jene Menschen für sich sehr erfolgreich welche den Wert ihrer Performance realistisch einschätzen und das kann natürlich bedeuten bei VW Reifen zu montieren. Das ist absolut kein Widerspruch.
Die meisten "Loser" scheitern an ihren Ansprüchen und nicht an externen Sachen.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Es gibt und gab immer andere Menschen, die dafür gesorgt haben, dass du jetzt da bist, wo du bist.
Naja Natürlich gibt es im Leben Gönner, das berühmte Pferd auf dem man reitet und das einen weiterbringt. Ich weiß das es das gibt aber glaubst du ernsthaft das dies auf den überwiegenden Anteil erfolgreicher Menschen zutrifft und das in einem Maße das dies eine zwingende Zuschreibung sein muss?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 13:31
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Für deinen beruflichen Erfolg sind auch IMMER andere mitverantwortlich! IMMER! Dafür ist man NIE in reiner Form selbstverantwortlich. Erfolg funktioniert nur in soziologischen Modellen.
Deine Beispiele sind gut.

Möchte ein weiteres (ausgelutschtes) Beispiel bringen: Ein Unternehmen dessen Geschäftsmodell von Mitarbeitern abhängig ist, ist nur erfolgreich dank Mitarbeitern. Weitsichtige Unternehmensbosse wissen das auch.
Zitat von shionoroshionoro schrieb am 23.02.2023:shionoro
Dir möchte ich noch kurz folgendes sagen:

Braucht es den Niedriglohnsektor? Nein!

Braucht es die Arbeiten im Niedriglohnsektor einschließlich Menschen, die sie ausführen? Ganz klares JA!


Sollten Menschen deswegen zu jeder Arbeit gedrängt werden? Nein.


Verkraftet unsere arbeitende Gesellschaft Langzeitarbeitslose? Ja

Würde es der arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung nennenswert besser gehen, gebe es keine Langzeitarbeitslosen mehr, die sie nicht länger indirekt mit durchfüttern müssten?

Und da so oder so jeder auch mal in die Situation geraten könnte auf ALG2 angewiesen zu sein, sollte es die arbeitende Bevölkerung, die fleißig Steuern zahlt und das Sozialsystem finanziert, mal so sehen: Letztendlich zahlen sie auch für sich mit für den Fall der Fälle.



Könnten wir uns unendlich viele Langzeitarbeitslose leisten, nicht nur rein finanziell gesehen? Nein.

Da die Mehrheit der Menschen aus verschiedenen Gründen aber ohnehin grundsätzlich arbeiten will (mehr oder weniger sei mal dahingestellt) und sich davon niemand freiwillig für H4 oder das Bürgergeld entscheiden würde, ist diese obige Befürchtung so oder so nicht sehr realistisch.
(Gewollte Einwanderung ins deutsche Sozialsystem jetzt mal ausgenommen, aber auch das betrifft ja längst nicht alle)








Ps.
Wollte dir auch noch sagen, dass auch ich es im folgenden Fall ungerecht empfinden würde, wenn bspw. Paketboten Bußgelder fürs Falschparken selber bezahlen sollen - nachdem sie von ihren Chefs unter Druck gesetzt worden sind und sie zudem eine kaum zu bewältigende Paketflut ausfahren und austragen müssen.

Solche Geschichten, wo Fahrer unter Druck gesetzt werden sollen, kennt man auch aus der Speditionsbranche und bei LKW-Fahrern im Nah- und Fernverkehr.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 13:36
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Würde es der arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung nennenswert besser gehen, gebe es keine Langzeitarbeitslosen mehr, die sie nicht länger indirekt mit durchfüttern müssten? Nö
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Könnten wir uns unendlich viele Langzeitarbeitslose leisten, nicht nur rein finanziell gesehen? Nein.
Widerspricht sich das nicht? 🤔
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:die fleißig Steuern zahlt und das Sozialsystem finanziert, mal so sehen: Letztendlich zahlen sie auch für sich mit für den Fall der Fälle.
Das geht doch nicht über Steuern, sondern über die Arbeitslosenversicherung, 1,5% vom Bruttolohn?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 13:46
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Dir möchte ich noch kurz folgendes sagen:

Braucht es den Niedriglohnsektor? Nein!

Braucht es die Arbeiten im Niedriglohnsektor einschließlich Menschen, die sie ausführen? Ganz klares JA!


Sollten Menschen deswegen zu jeder Arbeit gedrängt werden? Nein.


Verkraftet unsere arbeitende Gesellschaft Langzeitarbeitslose? Ja

Würde es der arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung nennenswert besser gehen, gebe es keine Langzeitarbeitslosen mehr, die sie nicht länger indirekt mit durchfüttern müssten? Nö

Und da so oder so jeder auch mal in die Situation geraten könnte auf ALG2 angewiesen zu sein, sollte es die arbeitende Bevölkerung, die fleißig Steuern zahlt und das Sozialsystem finanziert, mal so sehen: Letztendlich zahlen sie auch für sich mit für den Fall der Fälle.



Könnten wir uns unendlich viele Langzeitarbeitslose leisten, nicht nur rein finanziell gesehen? Nein.

Da die Mehrheit der Menschen aus verschiedenen Gründen aber ohnehin grundsätzlich arbeiten will (mehr oder weniger sei mal dahingestellt) und sich davon niemand freiwillig für H4 oder das Bürgergeld entscheiden würde, ist diese obige Befürchtung so oder so nicht sehr realistisch.
(Gewollte Einwanderung ins deutsche Sozialsystem jetzt mal ausgenommen, aber auch das betrifft ja längst nicht alle)
Sehe ich auch so. Das A und O für mich sind die Arbeitsbedingungen. Wenn mehr Jobs im niedriglohn (und einigen anderen bereichen) bessere arbeitsbedingungen hätten, hätten wir nicht solche krankenstände und es wäre auch für mehr jetzige arbeitslose möglich, diese jobs anzunehmen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 14:09
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Ein Unternehmen dessen Geschäftsmodell von Mitarbeitern abhängig ist, ist nur erfolgreich dank Mitarbeitern. Weitsichtige Unternehmensbosse wissen das auch.
Ich würde das so zum Ausdruck bringen: einerseits tut jeder das was er tut für sich selbst, anderseits muss es ein „Gleichgewicht“ geben, zwischen sich selbst und all den „Ich‘s“ mit diesen man zu tun hat… wird auf dieses Gleichgewicht geschissen, wird es „Unterirdisch“ und zwar für jeden in der Firma…


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 14:13
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das A und O für mich sind die Arbeitsbedingungen.
Für mich auch. Und unter diese fällt halt nicht nur das reine Gehalt. Aber beim Gehalt oder Lohn fängt es an.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wenn mehr Jobs im niedriglohn (und einigen anderen bereichen) bessere arbeitsbedingungen hätten, hätten wir nicht solche krankenstände und es wäre auch für mehr jetzige arbeitslose möglich, diese jobs anzunehmen.
Was ich allerdings auch nicht anzweifeln möchte, sondern für gut möglich halte, dass es auch eine gewisse Anzahl von Arbeitslosen gibt und egal wie gut die Arbeitsbedingungen wären, die sich für so manche Arbeit oder Tätigkeit auch einfach nur zu Schade sind/wären. Oder anders: Unter ihre Würde wären. Da könnten Arbeitsbedingungen noch so gut und die Systemrelevanz noch so hoch sein.

Aber das betrifft garantiert nicht nur Arbeitslose, die so denken.
Zitat von nairobinairobi schrieb:Widerspricht sich das nicht?
Was soll sich widersprechen?
Zitat von nairobinairobi schrieb:Das geht doch nicht über Steuern, sondern über die Arbeitslosenversicherung, 1,5% vom Bruttolohn?
Du meinst für ALG1 oder? Das stimmt. Da zahlt man ja definitiv für sich und den eigenen Fall der Fälle.

ALG2 wird denke ich über Steuern finanziert oder? Aber auch ALG2 kann mal jeden betreffen. Also ist es grundsätzlich erst mal gut, dass es über Steuern finanziert wird.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 14:33
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Was ich allerdings auch nicht anzweifeln möchte, sondern für gut möglich halte, dass es auch eine gewisse Anzahl von Arbeitslosen gibt und egal wie gut die Arbeitsbedingungen wären, die sich für so manche Arbeit oder Tätigkeit auch einfach nur zu Schade sind/wären. Oder anders: Unter ihre Würde wären. Da könnten Arbeitsbedingungen noch so gut und die Systemrelevanz noch so hoch sein.

Aber das betrifft garantiert nicht nur Arbeitslose, die so denken.
Klar. Es gibt auch ne gewisse anzahl leute, die man nie ans arbeiten bekommen wird. Aber Bahnfahrer, Handwerker und Pflegekraft sind keine Berufe, die so schrecklich und fruchtbar sein müssen, dass man da burnout bekommt und die azubis wegrennen.
Das kann man auch angenehm gestalten.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 14:49
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Klar. Es gibt auch ne gewisse anzahl leute, die man nie ans arbeiten bekommen wird
Warum sollten die dann jährlich mit mehr Geld belohnt werden bzw nicht von Sanktionen betroffen sein?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Aber Bahnfahrer, Handwerker und Pflegekraft sind keine Berufe, die so schrecklich und fruchtbar sein müssen, dass man da burnout bekommt und die azubis wegrennen.
Burnout kannst du in fast jeden jovb bekommen. Hängt auch zum Teil von einem selbst ab, und was man bereit ist zu leisten. Auch von der Gesundheit und den psychischen Vorraussetzen die man mitbringt.

Bei den Azubis die wegrennen, hm ich denke die meisten die wegrennen, wissen nicht wie es ist wenn total am arsch ist, nix mehr hat, und trotzdem seine Miete und Rechnungen bezahlen muss. Die werden sich zukünftig vielleicht wünschen sie hätten irgend eine Ausbildung gemacht auf der sie aufbauen können. Zählt aber nicht nur für Azubis. Beobachtet man auch bei jüngeren Kollegen die Mitte 20 auf dem Stand eines Azubis sind und im Gegenzug denken man braucht sie unbedingt um Ihnen nacharbeiten zu müssen. Die denken auch oftmals sie können sich die Arbeit aussuchen wissen aber nicht mal was in ihrem Vertrag steht. Schon oft beobachtet. Nach 6-8 Wochen schmeißen die hin und suchen sich was neues weil es mal wieder nicht das richtige war.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 15:50
Zitat von satori42satori42 schrieb:Warum sollten die dann jährlich mit mehr Geld belohnt werden bzw nicht von Sanktionen betroffen sein?
Weil die Alternative ist, in einen autoritären Haltung hineinzurutschen in dem Menschen wie Sklavenbehandelt werden, ohne, dass das überhaupt volkswirtschaftlich einen Nutzen hat.

Warum sollte ich jemanden, der z.b. keinen geregelten Tagesablauf hinbekommt und definitiv auf einer arbeitsstelle nichts zu suchen hat immer wieder vermitteln bzw. das versuchen? Der kriegt das nicht hin, wird er auch nie. Warum soll ich mich dem gegenüber grausam verhalten? Wem nützt das was?

Selbst wenn ich den zum Arbeiten zwinge, wird er bald entlassen werden. Die einzige Option die mir dann noch bleibt, ist ihm das Geld wegzukürzen, bis er nicht mehr genug zum Leben hat.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:03
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Weil die Alternative ist, in einen autoritären Haltung hineinzurutschen in dem Menschen wie Sklavenbehandelt werden, ohne, dass das überhaupt volkswirtschaftlich einen Nutzen hat.
Welchen Volkswirtschaftlichen Nutzen hat es denn wenn jemand sein Leben lang zwangsalimentiert wird?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Warum sollte ich jemanden, der z.b. keinen geregelten Tagesablauf hinbekommt und definitiv auf einer arbeitsstelle nichts zu suchen hat immer wieder vermitteln bzw. das versuchen?
Was hier immer gerne bewußt von dir vermischt wird: Menschen die krank sind und nicht arbeiten können, somit dem Arbeitsmarkt sowieso nicht zur Verfügung stehen vs arbeitsfähige die auf gebildet schmarotzen und sich für 90% der angebotenen Stellen zu fein sind, zu weit weg, ausbeuterisch bla bla. Nach deinem Kenntnisstand sind 30% der Einwohner Berlins zu krank zum arbeiten?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Selbst wenn ich den zum Arbeiten zwinge, wird er bald entlassen werden. Die einzige Option die mir dann noch bleibt, ist ihm das Geld wegzukürzen, bis er nicht mehr genug zum Leben hat.
Kannst du das irgendwie belegen? Klar hinschmeißen kann man immer, sich dumm stellen auch. Wem nützt das jetzt genau was?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:18
Zitat von satori42satori42 schrieb:Welchen Volkswirtschaftlichen Nutzen hat es denn wenn jemand sein Leben lang zwangsalimentiert wird?
Das ist ja nicht die Frage. Die Frage ist, ob es mehr Nutzen hat, wenn man Menschen dazu zwingt, irgendwelche Arbeitsstellen anzunehmen, die sie gar nicht ausfüllen können oder wollen.
Dass Sanktionen nicht zielführend sind, wurde ja hinlänglich belegt. Was wäre also dann ansonsten der Schritt, Menschen zur Arbeit zu bringen?
Zitat von satori42satori42 schrieb:Was hier immer gerne bewußt von dir vermischt wird: Menschen die krank sind und nicht arbeiten können, somit dem Arbeitsmarkt sowieso nicht zur Verfügung stehen vs arbeitsfähige die auf gebildet schmarotzen und sich für 90% der angebotenen Stellen zu fein sind, zu weit weg, ausbeuterisch bla bla. Nach deinem Kenntnisstand sind 30% der Einwohner Berlins zu krank zum arbeiten?
Nein. Viele offiziell arbeitsfähige Menschen sind eigentlich gar nicht arbeitsfähig.
Zitat von satori42satori42 schrieb:Kannst du das irgendwie belegen? Klar hinschmeißen kann man immer, sich dumm stellen auch. Wem nützt das jetzt genau was?
Na welche Option bleibt denn, und wie lange wird ein arbeitgeber akzeptieren, dass jemand dauernd zu spät kommt oder nicht auftaucht, mal als Beispiel?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:18
Zitat von satori42satori42 schrieb:zu weit weg,
Deshalb Jobangebote abzulehnen kann ich total verstehen.

Würde auch nicht jeden Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Ich kenne da definitiv Grenzen.

Und nur der Arbeit wegen sogar ganz umziehen, würde für mich niemals in Frage kommen - dazu liebe ich meine Heimat zu sehr.

Je nach Grund kann ich Arbeitslose total verstehen, warum sie nicht alles annehmen wollen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:19
@rhapsody3004

Also von einem Menschen zu erwarten, für irgendeinen job (oft einen, der dann irgendwie Mindestlohn bezahlt und nicht gerade das ist, was man eigentlich machen will) sein soziales Umfeld komplett zu verlassen und wo anders hinzuziehen, geht für mich überhaupt nicht.
Wenn sich jemand dazu entscheidet, ist das das eine, aber sicher nicht, weil man Leuten ihr alg2 missgönnt.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:23
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Na welche Option bleibt denn, und wie lange wird ein arbeitgeber akzeptieren, dass jemand dauernd zu spät kommt oder nicht auftaucht, mal als Beispiel?
Sag ich doch, auf dumm machen kann jeder. Das ist also deine Lösung, na toll!
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Nein. Viele offiziell arbeitsfähige Menschen sind eigentlich gar nicht arbeitsfähig
Kannst du das irgendwie belegen? Natürlich nicht.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das ist ja nicht die Frage. Die Frage ist, ob es mehr Nutzen hat, wenn man Menschen dazu zwingt,
Du laberst wieder. Das hört sich bei dir so an als steht jemand morgens mit der knarre vor der Tür.
Wenn der Zwang zu arbeiten so groß ist, warum haben wir dann 9 Mio Arbeitslose?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:26
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Deshalb Jobangebote abzulehnen kann ich total verstehen.
Ich auch.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Würde auch nicht jeden Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Ich kenne da definitiv Grenzen.
Ist auch gar nicht notwendig, denn es werden überall Leute gesucht.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Und nur der Arbeit wegen sogar ganz umziehen, würde für mich niemals in Frage kommen - dazu liebe ich meine Heimat zu sehr.
Also lieber soziale hängematte Ok.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Je nach Grund kann ich Arbeitslose total verstehen, warum sie nicht alles annehmen wollen.
Ich auch denn es gibt genug kohle für lau ;)


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:30
Zitat von satori42satori42 schrieb:Sag ich doch, auf dumm machen kann jeder. Das ist also deine Lösung, na toll!
Wieso lösung, wieso auf dumm machen? Ich sagte, es gibt Menschen, die das Pensum, was von ihnen erwartet wird, nicht leisten können. Aus verschiedenen gründen, beim einen mag es die Angststörung sein, beim anderen die Drogensucht, beim dritten ein persönliches soziales Problem.
Aber es gibt diese Leute und viele davon gelten als Arbeitsfähig. und jetzt ist meine frage an dich, inwiefern es sinn macht, solche leute mit sanktionen zu gängeln, oder in maßnahmen zu packen oder generell zu versuchen, sie zu vermitteln, ohne überhaupt rücksicht auf die spezielle situation zu nehmen?
Zitat von satori42satori42 schrieb:Kannst du das irgendwie belegen? Natürlich nicht.
Natürlich kann ich das, weil ich mich ja mit dem Thema beschäftigt habe. Lies dir dazu doch mal diesen Artikel durch, der illustriert das sehr schön:
„Ich bin ja schon aus einer Lebenskrise heraus in meine Ausbildung gegangen“, erzählt Freising, der in Wirklichkeit anders heißt. Er hatte nach einem Zusammenbruch einige Wochen in einer psychiatrischen Klinik verbracht. 23 Jahre war er da alt. Schon seit seiner Jugend litt er unter Ängsten, konnte manchmal nicht vor die Tür gehen, sich nicht in Gruppen aufhalten. In der Klinik fiel den Pflegern auf, dass er sich viel um Mitpatienten kümmerte. „Man schlug mir vor, doch eine Ausbildung zum Krankenpfleger zu machen“, sagte Freising. Ein krisenfester Job.

Aber auch ein harter Job für jemanden, bei dem eine Angststörung diagnostiziert wurde. Freising schaffte das Examen, fing in einem Krankenhaus an, auf der Station für Innere Medizin und wechselte dann in die Onkologie. Er reduzierte seine Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden, wegen der Belastung. Noch hielt er die Balance zwischen Job und Seele.

An Energie mangelte es ihm nicht. Er machte während des Klinikjobs den Heilpraktikerschein. Nahm Sonderurlaub, um das Fachabitur nachzuholen. Notendurchschnitt 1,4. Er begann schließlich ein Studium der Pflegewissenschaften. Es klappte nicht. Ein Referat zu halten vor 40 Menschen, das sei bei seinen Phobien „einfach nicht möglich gewesen“, erzählt Freising.

Dabei unternahm er einiges gegen seine Ängste, übte Tai Chi, fuhr Rennrad, ging zum Atemtherapeuten, machte ein Redetraining, eine Psychotherapie. Aber der Kampf mit den inneren Dämonen kostet viel Energie. Die dann für den Job nicht mehr zur Verfügung stehen.

Freising ging in die Hauskrankenpflege, erhoffte sich davon Entlastung. Doch auch in der ambulanten Krankenpflege ist das Tempo hoch, Freising hetzte von PatientIn zu PatientIn. „Man ist ziemlich allein in der Hauskrankenpflege“, erzählt er. Es war nicht das Richtige.

Er fing im Lazarus-Hospiz in Berlin an. Dort wohnen Menschen in Grenzbereichen, zuerst gefiel es ihm. Aber irgendwann stellte er fest, „dass ich wuschig wurde“, schildert er die Veränderung. Sein Ordnungssinn ließ zu wünschen übrig. Es kam zu Nachlässigkeiten. Sein Zeitvertrag wurde nicht verlängert. Im nächsten Job, wieder eine Hauskrankenpflege, machte er Fehler, vergaß Patienten. Man kündigte ihm. Ein Hörsturz folgte, dann der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Arbeitslosengeld. Dann Hartz IV.

Sein Leben stand an einem Wendepunkt. „Ich wollte nicht mehr in die Krankenpflege“, sagt Freising. Er hielt sich selbst nicht mehr für zuverlässig genug. Die Sachbearbeiterin im Jobcenter bemühte sich. Es folgten Berufsorientierungskurse, ein Umschulungsversuch zum Fahrradmechaniker, ein Orientierungspraktikum für den Beruf als Erzieher. Die Maßnahmen kamen und gingen, Hartz IV blieb.

Freising mit seiner zerbrechlichen Seele passte nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt, zu den Jobs, die ihm noch offen gestanden hätten. Es war, als wäre eine Verbindung gekappt. Irgendwann kam er ins Kommrum. Da waren Gemeinschaft, Ansprache, ein bisschen Hinzuverdienst. „Hier fühle ich mich zu Hause“, sagt Freising. Es war eine Befreiung, es ist ein Schutzraum, einerseits. Aber man kann es auch als Einbahnstraße betrachten, andererseits. „Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen können es einfach nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt schaffen“, sagt Franka Kretteck, Leiterin der Beschäftigungsprojekte im Kommrum.
Mindestens ein Drittel der alg2 empfänger hat psychische Krankheiten. Da fangen wir von sozialen Problemen und Sucht gar nicht an.
Meinst du wirklich, jemandem, der z.b. stark tablettenabhängig ist und nichtmal seinen tagesablauf regeln kann, der kann dann auf den ersten arbeitsmarkt einen job halten? Der zählt aber ggf. trotzdem als erwerbsfähig.
Zitat von satori42satori42 schrieb:Du laberst wieder. Das hört sich bei dir so an als steht jemand morgens mit der knarre vor der Tür.
Wenn der Zwang zu arbeiten so groß ist, warum haben wir dann 9 Mio Arbeitslose?
Das ist eine Frage an dich. Welchen nutzen hat es, zu versuchen, Leute zur arbeit zu zwingen, die das nicht leisten können oder wollen? Welchen Volkswirtschaftlichen Nutzen hat das?


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:34
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Also von einem Menschen zu erwarten, für irgendeinen job (oft einen, der dann irgendwie Mindestlohn bezahlt und nicht gerade das ist, was man eigentlich machen will) sein soziales Umfeld komplett zu verlassen und wo anders hinzuziehen, geht für mich überhaupt nicht.
Kann nur für mich persönlich sprechen, aber mein Umfeld würde ich für kein Geld der Welt aufgeben wollen.

Ebenso würde ich für kein Geld der Welt einen zu langen Arbeitsweg in Kauf nehmen - egal ob mit dem PKW oder Öffis.
Zitat von satori42satori42 schrieb:st auch gar nicht notwendig, denn es werden überall Leute gesucht.
Das dürfte wirklich so sein - Tendenz steigend.
Zitat von satori42satori42 schrieb:Also lieber soziale hängematte Ok.
Jups, bevor ich mein Umfeld ganz aufgeben müsste.
Zitat von satori42satori42 schrieb:Ich auch denn es gibt genug kohle für lau
Um Grundbedürfnisse zu decken - ja.

Und wie gesagt; schlechte Arbeitsbedingungen aber auch für einen persönlich ungeeignete Arbeit (60-Jähriger sollte nicht mehr in irgendeinem Lager oder auf dem Bau schuften müssen - als Beispiel nur mal) - oder ein zu langer Arbeitsweg oder ein Umziehen sogar, sind/wären für mich nachvollziehbare Gründe von Arbeitslosen Jobangebote abzulehnen und erst mal weiter noch in der sozialen Hängematte zu verweilen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.03.2023 um 16:36
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Kann nur für mich persönlich sprechen, aber mein Umfeld würde ich für kein Geld der Welt aufgeben wollen.

Ebenso würde ich für kein Geld der Welt einen zu langen Arbeitsweg in Kauf nehmen - egal ob mit dem PKW oder Öffis.
Würde ich auch nicht. Gerade bei menschen, die eventuell ohnehin halt suchen und in einer schwierigen situation leben, wäre das wohl der Sargnagel.


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