Niederbayern88 schrieb:Wer von euch kennt sich eigentlich mit Strahlung aus?
Bzw. mit radioaktiven Fallout?
Das ist nun doch schon über zehn Jahre her, aber ich hatte dazu ein paar Vorlesungen und Praktika.
Niederbayern88 schrieb:Solange es noch Objekte gibt, die die Strahlen aufnehmen und weiter leiten, bleibt die Gefahr also immer bestehend?
Nur um noch etwas das Wording klar zu stellen, Radioaktive Strahlung wird nicht "geleitet" wie etwa Elektromagnetische Wellen.
Außerdem gibt es mehrere Arten von Radioaktiver Strahlung.
Alphastrahlung: Im Grunde der Kern eines Heliumatoms. Das bedeutet, ein schweres, instabiles Element spaltet einen kleines Atom, eben Helium ab (bzw. nur den Kern), also 2Protonen, 2Neutronen. Alpastrahlung lässt sich bereits mit Papier abschirmen, daher kann es sein, dass wenn der Geigerzähler zu gut "verpackt" ist, diese das Innere des Zählrohrs nicht mehr erreicht, und somit auch nicht gemessen werden kann, aber dennoch da ist. Einen selfmade Alphadetektor kann man aber z.B. durch Öffnen eines Bipolaren Transistors im To3 Gehäuse erhalten.
Eingeatmet oder durch Nahrung aufgenommen ist Alphastrahlung sehr schädlich, dringt jedoch von außen idR nicht durch normale Kleidung durch.
Betastrahlung: Betastrahlung sind schnelle Teilchen, die aus dem Atomkern kommen. Bei Beta- Elektronen, bei Beta+ Positronen. Diese dringen tiefer, und lassen sich gut mit Zählrohren detektieren. Wirkung von außen auf den Körper hat Betastrahlung, da diese in die Haut eindringt (Strahlenverbrennungen). Radioaktives Iod ist ein Betastrahler, daher werden bei Atomunglücken Iodtabletten ausgegeben, um die Schilddrüse quasi zu sättigen, so dass sie kein weiteres Iod, und damit auch kein radioaktives Iod mehr einlagert.
Zur Abschirmung von Betastrahlung muss es nicht unbedingt Blei sein, es reicht schon dickeres Aluminium aus.
Gammastrahlung: Diese ist Energiereiche Strahlung die beim Zerfall von Atomkernen entsteht. Sie hat die größte Durchdringende Wirkung der Strahlenarten, hier macht zur Abschirmung Blei Sinn. Natürlich durchdringt Gammastrahlung auch den Körper und schädigt Zellen. Teilweise ist es hier nötig bei klassischen Geigerzählern eine Art "Blende" vorzuschalten, da Gammastrahlung sonst einfach so durch das Zählrohr "durchschießen" würde ohne ein Event zu erzeugen.
Röntgenstrahlung: ist keine klassische Radioaktive Strahlung sondern tatsächlich eine Elektromagnetische Strahlung. Sie entsteht z.B. dann, wenn Betastrahler durch eine Metallabschirmung Abgebremst/Abgeschirmt werden. Kennt jeder vom Röntgen, sie durchdringt menschliches Gewebe, kann Krebs verursachen.
Niederbayern88 schrieb:Also da wo die Strahlen hinscheinen, da ist Radioaktivität, im "Schatten" aber nicht?
Im Grunde, mit einem großen Aber:
Teil unserer Praktika war in Hinblick auf Strahlenschutz, einen Strahlungsquelle in einem Gebäuse zu finden und zu isolieren. Ja, Barrieren würden eine Art "Schatten" bilden, dieser ist auch messbar. Du darfst aber nicht vergessen, wenn Du nun hinter Deinem Bleihaus sitzt, also im Schatten, und schräg hinter Dir ist eine andere Bebauung, außerhalb Deines Schattens, dann kann es sein, dass Dich von hinten die Bremsstrahlung/Röntgenstrahlung grillt.
Und da Alpha und Beta Strahlungen Teilchenstrahlung ist, kann diese wie eine Billardkugel von Hindernissen abgelenkt oder zurückgeworfen werden.
Das ist allerdings eine eher theoretische Betrachtung für eine punktuelle Strahlungsquelle, wenn tatsächlich ein AKW Explodiert, dann stößt die Explosion des Reaktors Material aus, und zwar auch das Material der Brennstäbe. Und das nicht unbedingt als große "Klumpen" sondern halt auch als Staub. Somit wird ein Teil dieses Materials sicherlich auch hinter und neben Deinem Haus landen, und damit ist obige Betrachtung hinfällig.
Und realistisch ist eben, dass das
@Bettman schon so richtig schrieb:
Bettman schrieb:Die Gefahr sind nicht größer strahlende Objekte die irgendwo herumliegen. So etwas wird bei einem Unfall auch nicht durch die Gegend geschleudert.[...] Die Gefahr ist lungengängiger Staub
Und Genau der Staub, der auch
Bettman schrieb:ins Trinkwasser kommen oder sich in Pflanzen/Tieren/Pilzen anreichern.
War/Ist nach Tschernobyl tatsächlich ein Problem. Deswegen war eine Zeit lang Wildfleisch ja auch nicht "so gefragt". Und in Pilzproben habe ich selbst vor, wie gesagt, über zehn Jahren, noch mittels Gammaspektrometer Tschernobyleffekte gesehen.