Bachelor für alle?

Ich habe damals in deutsch mein Abi mit 12 punkten bestanden, ohne das Buch zu lesen.
Das Buch hatte irgendwie 500 Seiten, der Lektürenguide 30 Seiten.
Ist ja klar, wofür ich mich entschieden habe.

@Butterbirne

Butterbirne schrieb:Ich habe damals in deutsch mein Abi mit 12 punkten bestanden, ohne das Buch zu lesen.
Das Buch hatte irgendwie 500 Seiten, der Lektürenguide 30 Seiten.

Haha top.
Hab im Leistungskurs Deutsch immer nur Inhaltsangaben gelesen und mir dann in der Schule irgendeine Interpretation aus den Fingern gesaugt.
Bei mir hats auch für 12 Punkte gereicht :D

@Wolkenleserin

Wolkenleserin schrieb:Das behämmertste finde ich, dass neuerdings auch Hebammen studiert haben müssen!

Hebamme hat nun einmal absolut nichts mit hoher Bildung oder möglichst komplizierter Mathematik zu tun, sondern viel mehr mit der Emotion, der Intuition und der Sympathie die sie empfangenden Eltern entgegen bringen kann. Und ich behaupte jetzt mal Hebamme sein, kann auch nicht jeder, ich möchte einmal alle von Allmystery sehen als Hebammen. Ich wette einige wären kreideweiss im Gesicht oder würden glatt in Ohnmacht fallen!

Ja, da hast du auf jeden Fall Recht.

Das sind eben nur Kosmetika. Klar wollen die meisten Arbeitgeber möglichst die besten Mitarbeiter.
Aber sie wollen nicht, dass diese lange ausgebildet werden müssen, lange lernen müssen, Erfahrung brauchen.

Also stopft man sie voll mit Wissen, wie Masttiere und dann geht`s ab zur Nutzung. Das Gütesiegel ist der Titel.
Aber das ist eben auch Inflation - wenn alle Bachelor of Irgendwas sind, dann ist das wiederum wertlos als Gütesiegel, genau, wie jetzt bei Lebensmitteln mittlerweile überall "Bio" usw. draufsteht.
Dann verliert das wieder seine Aussage.


Und überhaupt, es ist, wie du richtig schreibst, zum Teil einfach Unsinn - in so manchem Job hat man früher ganz normal eine Ausbildung gemacht, konnte ganz normal als guter Realschüler oder Hauptschüler anfangen und entwickelte sich zu einem guten Mitarbeiter.
Man lernte, was man wissen musste, Punkt.

Heute sollen die Mitarbeiter möglichst alles irgendwie können - völlig unnötigerweise.

Das kann man nicht verallgemeinern. Ich habe sehr gute Studienabgänger erlebt und auch totale "Blindgänger". Wichtig ist nicht nur der Abschluss, auch die Motivation und die Fähigkeit sich in Prozesse einzudenken sind wichtig. Wenn man jetzt erwartet, dass jeder mit Abi diese Dinge mitbringt ist man auf den Holzweg. Ein Problem ist auch das heute oft wild drauf los studiert wird ohne genau zu wissen was das Studium überhaupt beinhaltet oder welche Türen einem damit offen stehen oder eben nicht.

Kc schrieb:Aber das ist eben auch Inflation - wenn alle Bachelor of Irgendwas sind, dann ist das wiederum wertlos als Gütesiegel, genau, wie jetzt bei Lebensmitteln mittlerweile überall "Bio" usw. draufsteht.
Dann verliert das wieder seine Aussage.

Genau so ist es. Das gilt mittlerweile auch schon für das Abitur. Die Entwicklung finde ich sehr schade, denn viele Abiturienten (und die von anderen Schulformen natürlich auch) sind handwerklich sehr begabt und könnten in entsprechenden Berufen richtig gut sein, aber nein - es wird studiert und dann hocken sie irgendwann in Büros und sind unglücklich ob ihres Lebensverlaufes. Ich weiß beim besten Willen nicht, was an einer Ausbildung zum Schreiner oder Schlosser auszusetzen sein soll. Ich finde auch den Beruf des Friseurs/Friseurin sehr schön und anspruchsvoll, leider ist die Bezahlung völlig ungerechtfertigt für die Wichtigkeit der Aufgabe.

Kurz zur Hebammenausbildung: Ich finde es durchaus wichtig, dass ich eine kompetente Geburtsbegleitung habe, die erkennt, wenn es ein medizinischer Notfall wird und mir auch Tipps gibt, wie es nach der Geburt (v.a. medizinisch) weitergeht.
Mir nutzt kein Mitgefühl der Welt, wenn dann Krankheiten, Fehlstellungen oder Geburtskomplikationen nicht erkannt werden.

Zudem möchte ich nochmal betonen, dass in allen Berufen, wo soziale Skills zwingend notwendig sind, auch diese im Aufnahmeverfahren (Uni/Fachhochschule/weiterbildende höhere Schule/...) und während der Ausbildung berücksichtigt werden (zB Sozialarbeiter, Kindergartenpädagogik, Volksschullehramt,....)

Und Führungspositionen sind oft unabhängig von Ausbildung und Verhalten. Da spielen "Connetions" (seien diese freundschaftlich oder durch Verwandtengrade) und Sympathien oft viel mehr mit.