asadeh schrieb:Ich sage nicht, dass JS unschuldig ist. Ich sage, dass das Geständnis falsch ist.
Was heißt falsch?
Söring gibt doch selbst zu, dass seine mehrstündigen Geständnisse in hohem Maße mit der Tat übereinstimmen, sinngem.:
Meine Geständnisse waren ausführlich und viele Details waren zutreffend. Einige Dinge könnten sogar durch wissenschaftliche Beweise gestützt werden. Auch habe ich den Ermittlern Narben an meiner Hand gezeigt, die vom Kampf am Tatort stammen. Ein Zeuge hat die verbundene Hand 1-2 Wochen nach der Tat beobachtet und das vor Gericht bestätigt.
asadeh schrieb:Die von Beever und Gardner begangenen Fehler
Was heißt Fehler?
Es gibt Verurteilte aufgrund von falschen Geständnissen, die noch nicht mal den Tatort kannten, also den Ort, wo sich das Haus der Ermordeten befand. Da sind Ermittler mit dem TV mehrfach zu dem Haus gefahren, damit dieser kapiert, wo das überhaupt liegt.
Es gibt Geständnisse, wo der Verhörte quasi nur mit JA auf vermitteltes Täterwissen antworten durfte. Es gibt Geständnisse, wo der TV bzgl. der Spurenlage angelogen wurde oder wo ihm eine niedrige Strafe versprochen wurden. Es gibt per Gewaltandrohgung oder -ausübung erreichte Geständnisse, etc. pp.
Solche illegalen Methoden sind ganz andere Hausnummern, als die paar (absichtlichen) Ungenauigkeiten / Unvollständigkeiten bei Söring.
Man kann als Laie nicht einfach behaupten, dass Beever & Co. für die damalige Zeit grobe Fehler gemacht haben. Sie haben sich an die Polizeigesetze, Praktiken und Vorschriften gehalten, die 1986 gültig waren, illegale Methoden wurden nicht nachgewiesen.
Die Verwendung im Gerichtsprozess war damals also völlig legitim und vom Gericht bestätigt. Den heutigen Anforderungen würden die damaligen Geständnisse nicht mehr genügen, aber das ist völlig irrelevant.
asadeh schrieb:Man war damit zufrieden, dass Söring sagte, er habe die Haysoms ermordet.
Nicht ganz, siehe oben, was Söring selbst sagt. Söring hätte auch ganz den Mund halten können und wäre mMn. trotzdem genauso verurteilt worden. Dennoch war das unbedingte Herbeiführen von Geständnissen in den 80ern ein wichtiges Ziel in den Verhören. Nix Illegales, sondern Praxis quasi nach 86er Richtlinien.
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Man schaue sich mal die 28 % bzw. absolut 103 Fälle (davon statistisch etwa die Hälfte im Teenager-Alter) seit 1989 des Innocence-Project an, wo u.a. falsche Geständnisse eine Rolle spielten. Und wie diese falschen Geständnisse zustande kamen.
Entweder gab es nachweislich illegale Polizei-Methoden oder der Geständige hatte einen unterdurchschnittlichen IQ bzw. eine geistige Behinderung, so ungefähr. In über 70% der Fälle des Innocence-Project erfolgte die Verurteilung primär aufgrund von falschen Augenzeugen-Aussagen.
In Virginia gab es in dem Zusammenhang und in den letzten 26 Jahren überhaupt nur 3 spätere Freisprüche, wo in irgendeiner Form falsche Geständnisse involviert waren. Davon 2 Fälle (1 mit besonders niedrigem IQ) aufgrund von falschen Augenzeugen-Aussagen und 1 Fall, wo der Verurteilte einen IQ von 69 hatte und wie im ersten Absatz geschrieben nicht mal den Ort benennen konnte, wo das Verbrechen passierte.