Der Mensch Jens Söring

@dwt
Ich habe zu wenig Kenntnisse um beurteilen zu können, an welcher Performance und in welchem Umfang JS tatsächlich steuerpflichtiges Einkommen generiert. Für mich ( die ich auch selbst und ständig unternehmerisch tätig bin) eigentlich schwer vorstellbar, dass zb bei Dinner Partys oder Solo Referaten Unmengen an € hängenbleiben. Man müsste wissen, was er als Gage für einen Soloauftritt bei Buchung aufruft. Dazu der Aspekt der Erlöse aus Eintrittskarten. Dem gegenüber Miete für Räumlichkeiten usw.
Die Honorare für exklusiv Interviews und TV Auftritte sind sicher auch ein wichtiger Faktor. Der Umsatz aus Buchveröffentlichung? Das dürfte sich in Grenzen halten. Meist wird von den Verlagen ein Vorschuss gezahlt und oftmals sind das Verlustgeschäfte, wenn es kein Bestseller wird. Tantiemen? Dazu müsste man wissen, ob er die Rechte an irgendetwas hält.
Ich denke, sein Polster hat er bereits angelegt durch Vertragsunterzeichnung Netflix. Aber für ihn dürfte es tatsächlich wichtig werden, sich volle Kalender bzgl Buchungen mit Vorträgen zu sichern. Tausende € wie für einen A Promi oder Ballermann Star den man eine Gala moderieren lässt? Das dürfte eher noch nicht so sein. Also wird er noch sehr viel Netzwerken müssen bzw seine Agentur, damit am Ende alle eine positive Bilanz haben.

@blorgempire
Wenn JS kluge Berater hat, dann macht er so einen Dinner Versuchsballon nicht noch mal. So ein Aufwand auch für den Gastgeber und dazu Anreise Presse, Wareneinkauf, vorhalten von Personal. Dann lieber eine Hochzeit mit pauschal Preis pro Gast machen.
War sicher nur ein Versuch. Die Zeit für lukratives Dinner mit JS ist noch nicht gekommen.
Mein extra tip für Söring: warum nicht ein Dinner ala Knast in Virginia mit Ambiente wie im Speisesaal dort? Wetten, die Hütte wäre voll. Bohnen mit synthetischer Kartoffel pampe plus ganz viel Weißbrot. Dünner Kaffee und die Bedienung in Uniform.

calligraphie schrieb:Mein extra tip für Söring: warum nicht ein Dinner ala Knast in Virginia mit Ambiente wie im Speisesaal dort? Wetten, die Hütte wäre voll. Bohnen mit synthetischer Kartoffel pampe plus ganz viel Weißbrot. Dünner Kaffee und die Bedienung in Uniform.

Genial! Neulich hat ja schon @dwt mir den Posten als JS' Pressesprecher angeboten - dann will ich aber dich im Team haben.

Letztlich fehlt Söring gar nicht so viel, "seinen" Medienweg noch gangbar zu machen. Sein Problem ist doch letztlich nur, dass er die "Unschuldsnummer" nicht an den Mann kriegt. Das wird jedes Mal zu Warnungen an die Veranstalter führen, zu Hammels Briefen, zu dann kritischen Medienberichten und/oder Absagen.
Deshalb sollte Söring seine Schwäche zu seiner Stärke machen. Also nicht mehr "Eigentlich bin ich unschuldig", sondern: "Ich kann über meine Unschuld nicht sprechen, weil ich sie nicht beweisen kann." Statt die Kritiker (Hammel, Wright) totzuschweigen, würde ich an seiner Stelle offensiv darauf hinweisen: "Lesen Sie mein Buch, lesen Sie auch den Wright-Report, hören sie 'Das System Söring' und bilden Sie sich ihr eigenes Urteil. Bin ich schuldig oder bin ich es nicht? Wer kann es wirklich wissen? Ich kann Ihnen da auch nicht weiterhelfen, denn ich darf nicht darüber reden."
Das wäre dann ehrlich - und würde beim Publikum einen Schauder erzeugen. Sitzt da vorne jetzt doch ein echter Doppelmörder? (Zitat Annabel H: "Der Söring ist 'n Doppelmörder!")
Aber er sieht doch so nett aus ...
Wäre natürlich schlitzohrig, würde ihm aber evtl. makabere Auftritte einbringen wie den von dir empfohlenen. Supermax-Dinner in Meyers Keller, das wäre doch mal was. "Haute cuisine trifft Knastkantine". Ein bisschen ging der Boris-Becker-Artikel schon in diese Richtung. Da war alles dabei: Grusel, Gewalt, Sex und ein Promi.

Aber für so einen Mediencoup fehlt Söring die Selbstironie und der Mumm. Außerdem widerspricht es seinem Kampf um "Freiheit und Gerechtigkeit".

calligraphie schrieb:Tausende € wie für einen A Promi oder Ballermann Star den man eine Gala moderieren lässt? Das dürfte eher noch nicht so sein. Also wird er noch sehr viel Netzwerken müssen bzw seine Agentur, damit am Ende alle eine positive Bilanz haben.

Er könnte ins Dschungel-Camp gehen. Vielleicht verplappert er sich da mal. Wer weiß, er hat RTL ja neulich ein Interview gegeben. Die haben immer Bedarf an finanziell ambitionierten Z-Promis.

@blorgempire
Meine Worte. Würde er weg vom Thema Unrechtsjustiz und seiner Suche nach der nachträglichen Gerechtigkeit dann könnte er die Vergangenheit benutzen um hier den Menschen anschaulich zu machen: so fühlt es sich an auf 8 qm mit viel Papier um sich und draußen im Flur nur Brutalo Wärter und andere Kriminelle die nicht seinen IQ hatten.
Wir haben oder hatten? hier in Berlin so eine DDR Ambiente Kneipe. Da war ich einmal, brechend voll. Ein Restaurant gab es mit Särgen und Spinnennetzen. Es gibt Dinner im Dunkeln. Führungen durchs Stasi Gefängnis usw usw. Er wäre doch tatsächlich jemand mit Alleinstellungsmerkmal diesbezüglich. Ein Business aufzuziehen rund um das veranschaulichen zum Thema „ 24h“ im US Knast.
So etwas wollen die Menschen, dafür zahlen sie. Damit wäre er konkurrenzlos und es ist weniger anstrengend als in Zukunft permanent mit Kritikern rechnen zu müssen, die jedes Wort auf die Goldwaage legen und alles zum Spießrutenlauf werden lassen.

@alianus
Nein, das wird nicht passieren. Das ist trash und wer einmal im trash gelandet ist, auf der Resterampe (nochdazu in seinem Alter) der wird zukünftig nicht mehr in die ÖR und zu Precht eingeladen. Endstation RTL oder SAT1, Schwiegertochter gesucht, Bauer sucht Frau, liebe im Sinn , nackt unter Palmen , am Ende adoptiert von dem Frederic von Anhalt. Das wäre nochmal eine Art „ lebenslänglich“ nur an der frischen Luft.

calligraphie schrieb:Nein, das wird nicht passieren. Das ist trash und wer einmal im trash gelandet ist, auf der Resterampe (nochdazu in seinem Alter) der wird zukünftig nicht mehr in die ÖR und zu Precht eingeladen. Endstation RTL oder SAT1, Schwiegertochter gesucht, Bauer sucht Frau, liebe im Sinn , nackt unter Palmen , am Ende adoptiert von dem Frederic von Anhalt. Das wäre nochmal eine Art „ lebenslänglich“ nur an der frischen Luft.

Ich denke, aus Sicht von RTL wäre er eine ideale Partie. Bewegte Vergangenheit. Jeder kennt ihn. Er wäre der Topfavorit. 30 Jahre US-Knast überlebt. Der Überlebenskünstler schlechthin. Und mit einem Bushkraft-Messer umzugehen, weiß er sicher auch.

blorgempire schrieb:Nun, laut Ankündigung ginge es nicht um seinen Fall / seinen Prozess - es soll(te) allein um den Prozess beim EuGH gehen.

Diese Entscheidung ist eines der wichtigsten Entscheidungen des EuGH und ist schon tausendmal kommentiert worden. Außerdem ist es immer der Fall, dass Söring seine Unschuld bei jeder Veranstaltung reklamiert, ganz gleich, welches Thema im Vorfeld angekündigt wurde.

Es wird unweigerlich zu einer Diskussion über Sörings vermeintliche Unschuld kommen, weil die Grundlage der Entscheidung ist, dass Söring als geständige Mörder (das war er zu diesem Zeitpunkt) sehr wahrscheinlich bei einem späteren Prozess für schuldig befunden wird.

calligraphie schrieb:warum nicht ein Dinner ala Knast in Virginia mit Ambiente wie im Speisesaal dort? Wetten, die Hütte wäre voll. Bohnen mit synthetischer Kartoffel pampe plus ganz viel Weißbrot. Dünner Kaffee und die Bedienung in Uniform.

Die Idee an sich ist gut. Aber dann können sich die Zuhörer in einer Tour anhören, wie scheiße es im Speisesaal für ihn war, wie scheiße die Mithäftlinge beim Essen waren, wie scheiße die Aufseher waren, wie scheiße der Gang zum Essen und wieder zurück war, was er für sein ganzes Leben beim Knastessen gelernt hat. Nämlich Resilienz und anderer Laberrhabarber.


Ich, ich, ich... bla, bla, bla...

Encomium schrieb:Es wird unweigerlich zu einer Diskussion über Sörings vermeintliche Unschuld kommen, weil die Grundlage der Entscheidung ist, dass Söring als geständige Mörder (das war er zu diesem Zeitpunkt) sehr wahrscheinlich bei einem späteren Prozess für schuldig befunden wird.

Sehe ich ganz genauso. Ginge es lediglich um eine rechtswissenschaftliche Diskussion wäre Söring fehl am Platz. Da kann er nichts vorweisen.

@alianus
Er kann aber berichten, wie es sich anfühlt, unter der Androhung der Todesstrafe zu stehen. Für einen Diskurs über das Thema "Tofesstrafe" in Verbindung mit dem EuGH-Urteil - why not?

blorgempire schrieb:Er kann aber berichten, wie es sich anfühlt, unter der Androhung der Todesstrafe zu stehen. Für einen Diskurs über das Thema "Tofesstrafe" in Verbindung mit dem EuGH-Urteil - why not?

Ja, man sollte es auch nicht zu eng sehen.

Encomium schrieb:Es wird unweigerlich zu einer Diskussion über Sörings vermeintliche Unschuld kommen, weil die Grundlage der Entscheidung ist, dass Söring als geständige Mörder (das war er zu diesem Zeitpunkt) sehr wahrscheinlich bei einem späteren Prozess für schuldig befunden wird.

Das hört sich ja jetzt doch so an, daß die Aufrechterhaltung des Geständnisses für das Urteil des Europäischen
Gerichtshofes wesentlich war.

@higan7
Man müsste mal bei Experten hier eroieren, welche Bedingungen an Auslieferungen in Länder mit Todesstrafe gelten. mE nach muss es sowieso mit dem jeweiligen Land ein Auslieferungsabkommen geben. Und meist heißt es doch, die Todesstrafe muss vom Tisch, dann bekommt ihr XY. Aber dass solche Entscheidungen an vollumfängliche Schuldeingeständnisse gekoppelt wären?

@higan7
Wie kommst du darauf?
Das ist einfach nicht der Fall. Ob er sein erstes Geständnis rückgängig gemacht oder aufrecht erhalten hätte, spielte eben keine Rolle. Klar sagt Söring das. Aber rechtlich ist das, wie oft besprochen, irrelevant. Es lag ja bereits ein Geständnis vor, und dies war damit zwangsläufig Grundlage auch des Auslieferungsverfahrens.
Er hatte keinen, aber auch gar keinen Vorteil davon, das Geständnis aufrecht zu erhalten. Auch sein neues Geständnis gegenüber Staatsanwalt König diente erkennbar nur einem Ziel: Vorbereitung eines Prozesses vor einem deutschen Jugendstrafgerichts. Dafür wäre das neue Geständnis sicher hilfreich gewesen. Für die Entscheidung des EugHs war es irrelevant.

"Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden."

@calligraphie
@blorgempire

Dann habe ich das , was @Encomium schrieb, sicher falsch verstanden. Ist schon klar.

higan7 schrieb:Dann habe ich das , was @Encomium schrieb, sicher falsch verstanden. Ist schon klar.

Ich habe das Thema ausführlich hier behandelt:

https://hammeltranslations-com.translate.goog/2020/08/22/4056/?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=en-US&_x_tr_pto=wapp

Fazit: Eine Aufrechterhaltung bzw. Widerruf seiner Geständnisse war von keinerlei Relevanz. Er hat diese Ausrede später erfunden, um zu "erklären", warum er seine Geständnisse nicht früher widerrufen habe.

Wie immer ist fast alles, was Söring sagt, Bullshit. Es gleicht eine Mammutaufgabe, den Misthaufen aufzuräumen.

@Encomium
Das Problem ist, die Leute glauben ihm seine Storys immer gerne. Weil sich die wenigsten die Mühe machen, die tatsächlichen Hintergründe zb anhand ihrer fachlichen Expertise zu recherchieren. Darin liegt das eigentliche Problem, es ist viel bequemer nichts in Frage zu stellen was einem von Person xy kommuniziert wird. Würde der Freundeskreis Söring erst anfangen sich mit validen Fakten zu befassen, dann wäre die Scharade um Söring sehr schnell vorbei. Nur eben ist das konsumieren von einfachen Botschaften heute eher verbreitet. Recherche kostet Zeit und Mühe.
Deshalb an dieser Stelle ein kleines Danke für Ihre non Profit Arbeit, die ja bereits einiges bewirkt hat.

blorgempire schrieb:Das ist einfach nicht der Fall. Ob er sein erstes Geständnis rückgängig gemacht oder aufrecht erhalten hätte, spielte eben keine Rolle. Klar sagt Söring das. Aber rechtlich ist das, wie oft besprochen, irrelevant. Es lag ja bereits ein Geständnis vor, und dies war damit zwangsläufig

Es ist ganz einfach, es war eine Prozess taktische Entscheidung einfach das Geständnis zu widerrufen. Nicht mehr und nicht weniger

Als RA hätte ich ihm das auch geraten nachdem klar war das keine verwertbare Spuren/Indizien am Tatort waren.

Er hatte ja keine andere Wahl, 90 Jahre so wie Elisabeth ist worst case (nach dem die Todestrafe vom Tisch war) daher hat er alles auf eine Karte gesetzt und hätte ja fast gereicht... Daher war die Entscheidung korrekt

@dwt
Bei seinem Prozess im Virginia-Prozess ja. Allerdings ging es da nicht um 90 Jahre wie bei "Bienchen". Es ging um lebenslang, also wirklich "SuperMax forever".
Als Anwalt hätte ich da auch gesagt: Chancen stehen zu 99 % gegen dich, aber wir versuchen es - vielleicht kriegt ja ein Geschworener Zweifel, das reicht ja aus.
Und es gab ja diesen einen Geschworenen (Bibb), der lange unsicher war.
Also: Das Geständnis IM PROZESS zu widerrufen, machte Sinn. Denn dann musste sich das Gericht mit beiden Varianten auseinandersetzen: (1) Geständnis(e) stimmten (2) Geständniss(e) stimmten nicht bzw. teilweise nicht.
Neaton und Cleaveland haben, denke ich, Söring so gut verteidigt, wie es ihnen anhand der katastrophalen Ausgangslage möglich war. JS hat es ihnen allerdings nicht sehr gedankt: Neaton wurde von ihm später diffamiert, Cleaveland wurde aus Sörings Narrativ komplett gestrichen.
Undank ist der Welt Lohn.

blorgempire schrieb:JS hat es ihnen allerdings nicht sehr gedankt: Neaton wurde von ihm später diffamiert, Cleaveland wurde aus Sörings Narrativ komplett gestrichen.
Undank ist der Welt Lohn.

Bei einem Misserfolg sind die RA immer die Sündenböcke.... Das ist Standard

Aber handkehrum sind die RA die absoluten Stars bei einem Erfolg so wie bei oj Simpson