Encomium schrieb:Wie immer ist fast alles, was Söring sagt, Bullshit. Es gleicht eine Mammutaufgabe, den Misthaufen aufzuräumen.
Das fasst den ganzen Fall sehr gut zusammen.
blorgempire schrieb:Wäre durchaus mal interessant zu wissen, wie Hammel (@Encomium) oder @Rick_Blaine Söring verteidigt hätten, wäre Ihnen diese ehrenvolle Ausgabe zugefallen ;-).
Ach Schreck. Zum Glück hätte mich seine himmelschreiende Arroganz gleich beim ersten Treffen so abgeschreckt, dass ich ihm gesagt hätte: "Sie wissen ja eh alles besser als der Rest der Menschheit, dann ist so ein einfacher Rechtsanwalt nicht das Richtige für Sie. Und tschüss."
Aber wenn es nun irgendwie dazu gekommen wäre, dann ist die grosse Frage erst einmal zu welchem Zeitpunkt. Je später der Verteidiger in den Fall eintritt, desto mehr Schaden ist bereits angerichtet. Manchmal zuviel. Hier ist eigentlich recht klar, dass der Fall aus seiner Sicht den Bach herunterging, seit er in London den Mund auf gemacht hat.
Ich bin ja nun schon seit zig Jahren in diesem Geschäft und bin immer noch erstaunt, dass die Mehrheit meiner Mandanten, wenn ich sie zum ersten Mal sehe, der Polizei und dem Rest der Welt schon ganze Romane erzählt haben. Und das, obwohl gefühlt schon ein Grundschulkind auswendig aufsagen kann: "Sie haben das Recht zu schweigen..." Sieht man in jedem billigen Krimi. Aber keiner hält sich dran.
Am Anfang der Verteidigung steht erst mal eine Analyse aller, aber auch aller Erkenntnisse in dem Fall. Was ist passiert? Was sagt die Polizei, was ist ihre Theorie? Was kann sie beweisen? Was sagt der Mandant? Was kann er beweisen? Welche alternativen Theorien gibt es? Und so weiter und so weiter. Dann muss man schauen, wohin der Fall gehen soll. Die meisten Angeklagten sind, so meine Erfahrung, durchaus schuldig und wissen, dass sie keine Chance auf einen Freispruch haben. Das bedeutet, ihnen geht es bei der Verteidigung um etwas anderes. Das wäre hier auch eine berechtigte Frage gewesen: wenn JS die Tat auch vor Gericht gestanden hätte, welche Strafe usw. wäre im Raum gestanden?
In unserem Fall hier besteht der Mandant auf seiner Unschuld. Die Indizien und sein eigenes Geständnis aber sprechen stark dagegen. Nun muss man schauen, welche Alternativtheorien denn überhaupt plausibel sind. Immer wieder die Indizien betrachten, Gutachten einholen usw usw. Man versucht, eine Alternativtheorie aufzubauen, die plausibel ist und die Jury überzeugen kann. Dann schaut man sich die Prozessdynamik an. Habe ich einen zutiefst unsympathischen Mandanten, wie in diesem Fall, mag es besser sein, seinen Auftritt vor Gericht zu minimieren. Vielleicht aber erfordert es die Verteidigungstheorie, dass er möglichst offen und umfassend mit der Jury redet, usw. usw.
Zum Schluss kommt noch die Persönlichkeit des Verteidigers in Betracht. Wie authentisch kann ich die Verteidigung präsentieren? Wie passt er zum Mandanten? Ich selbst zum Beispiel bin kein Freund von Theatralik im Gerichtssaal.
Na ja, genug schwadroniert. Zum Glück habe ich so einen Mandanten nicht.
Encomium schrieb:Falls es doch dazu kommt, werde ich wahrscheinlich nach Hamburg fahren. Warum nicht? Die schöne Hafenstadt!
Genau, Hamburg ist schön. Sollte das Spektakel auch virtuelle Teilnahme ermöglichen, was ja heute oft der Fall ist, werde ich da auch mal auftauchen
:D