dwt schrieb:In der medialen Welt
Die Frage ist, was heißt das und wenn es nicht bedeutet, dass a) die
Mehrheit der medialen Darstellungen eher zu Sörings Version tendieren (ich bin nicht einmal sicher, ob das stimmt; siehe nicht zuletzt neuen kritischen Podcast), sondern b) dass die
Mehrheit der Menschen in der ‚medialen Welt‘ Söring für unschuldig halten,
dann frage ich mich, woher diese Aussage ihre Basis bezieht? Ich kenne keine Zahlen dazu, aber ich kenne auch niemanden, auch nicht in den Medien, bis auf Einzelmeinung in (deutschen) Foren, wie diesem hier, der sagt bzw. schreibt, ‚der Söring war‘s nicht - Punkt!‘
Söring ist von einem international anerkannten Rechtsstaat in einem fairen Prozess eines Doppelmordes für schuldig befunden worden und hat anschließend eine fast 33-jährige Haftstrafe (aus unserer Sicht eine beachtliche Buße für einen Heranwachsenden) abgesessen. Er ist verurteilt und geradezu exzessiv bestraft worden. Die Gesellschaft, in der er lebt, in der er die Tat verübte und vor deren Rechtswesen er sich schließlich zu verantworten hatte, sieht ihn als Täter. That’s it.
Das ist die Geschichte und keiner leugnet sie. Dazu wird dieser unbestreitbare Tatbestand von Narrationen der unterschiedlichen Seiten - Söringkritiker und -freunde - begleitet; die einen meinen, es sei falsch, dass er Öffentlichkeit und Gehör genieße (und dabei seine Version der Geschichte erzählen dürfe), die anderen, er sei von Anfang an unschuldig gewesen und zum Opfer eines Justizirrtums geworden. In diesem Diskurs kann und soll sich jeder verorten, wie er mag, aber es kann doch keinen Zweifel daran geben, dass es das gute Recht von beiden Seiten ist, ihre Meinung zu äußern.
Vor diesem Hintergrund verstehe ich immer wieder nicht, wieso die Diskussion hier häufig so erbittert und mit persönlichen Angriffen auf Vertreter der einen oder anderen Position - auch auf Söring selbst - geführt wird. Ich finde, so gut die Argumente auch sein mögen, jede Position verliert an Ansehen, wenn sie sich auf Beleidigungen ad hominem herablässt. So kann man auch einer guten Sache schaden. Wer diesen Thread von Anfang an kennt, der wird nicht umhinkommen, selbst den eloquentesten Mitdiskutierenden bescheinigen zu müssen, dass sie den Pfad einer sachlichen Diskussion des Öfteren verlassen haben. Das ist schade, denn so wird in der Betrachtung scheinbar alles gleichermaßen zu Meinung. Dabei gibt es einen
Kern und der heißt Fakten (z.B. Flucht, Geständnis, Täterwissen, Zeugen), Anklage, Verurteilung und schließlich: Strafe. Daran ändert die ‚mediale Welt‘ nichts.