Venice2009 schrieb:Daher eben auch nur die Behauptung, als dass die Jury mit eigenen Augen sieht, dass der Abdruck von EH eben nicht genauso gut passt,wie der von JS.
Venice2009 schrieb:Das Vertrauen der Jury, die ihn angeblich nur deshalb verurteilt hat, zu erschüttern, wäre mit Sicherheit nicht falsch gewesen.
Wäre es nicht sein Abdruck gewesen, kann man fast sicher sein, dass er alle Hebel in Bewegung gesetzt hätte, um dies zu beweisen.
Venice2009 schrieb:sinnfrei? Wenn man Beweise der Gegenseite versucht zu entkräften? Nein, das nennt sich Verteidigung.
Venice2009 schrieb:Warum wurde jede Berufung des JS abgeschnettert, wenn in der Gerichtsverhandlung lediglich getrickst wurde?
Hast du es eigentlich verstanden, dass es bei dem Abgleich nicht darum ging exakt zu sagen, dies ist zu 100% der Abdruck von JS sondern zu all den Indizien, Geständnissen die er ablegte, sein Verhalten als ein potentielle Täter, passende Blutgruppe usw. auch noch sein Abdruck augenscheinlich zu passen schien ?
Wenn man vor Gericht etwas widerlegen kann, dann sollte man es tunlichst tun, wenn man nicht ins Gefängnis möchte. Insbesondere in den USA nicht.
Eigentlich bin ich es ja leid, den Schwachsinn, den die JS-Campagne immer wieder unters Volk streut noch zu kommentieren, aber da sich
@Venice2009 hier dankenswert so viel Mühe gibt, die Dinge zu korrigieren, noch ein Kommentar.
Es geht also wieder einmal um den Sockenabdruck und dann wird von Gutachtern gefaselt und es wird mal locker behauptet, es habe sich um Tricksereien und unlautere Machenschaften der Staatsanwaltschaft gehandelt. Was für ein abgrundtiefer Blödsinn.
Erst einmal haben einige anscheinend ganz und gar nicht begriffen, wie in der Justiz eigentlich Beweisaufnahme in einem Strafverfahren funktioniert.
Ob in Deutschland oder den USA, das Prinzip ist gleich: das Gericht soll Beweise "erheben," sich diese also anschauen und daraus dann Schlüsse hinsichtlich Schuld oder Unschuld des Angeklagten ziehen. Man merke" "das Gericht!"
Das ist die Grundidee. Mit den eigenen Augen, Ohren und Sinnen soll der Richter, die Kammer, die Jury die Beweismittel betrachten.
Und hier ist der Punkt, der so oft missverstanden wird: Der sogenannte Gutachter ist immer nur ein Hilfsmittel, der gebraucht wird,
und nur dann, wenn dem Gericht die Beweiswürdigung mangels technischer Mittel oder Expertise oder Kenntnisse nicht möglich ist.
So, mal ein Beispiel: Der Theodor ist angeklagt, aus dem Museum in Straubing eine wertvolle rote Tabakdose, die einst dem König Ludwig gehörte, gestohlen zu haben. Die Gendarmerie fand eine Tabakdose in Theodors Wohnung. Theodor sagt, er habe eine blaue Tabakdose besessen.
Dem Gericht liegt nun folgender Beweismittelantrag vor: es möge feststellen, dass die Dose rot ist und sich Theodors Fingerabdrücke darauf befinden.
Der Vorsitzende kann nun mehrere Dinge tun:
1) Er kann einen Gutachter, den Malermeister Moosgruber beauftragen festzustellen, ob die Dose nun rot ist oder blau.
2) Er kann den Gutachter beim LKA in München, Dr. Weissgenau beauftragen, die Fingerabdrücke auf der Dose mit jenen des Theodor zu vergleichen.
3) Er kann selbst eine Lupe nehmen und die Fingerabdrücke auf der Dose mit jenen des Theodor vergleichen.
4) Er kann selbst entscheiden, ob die Dose rot oder blau ist, denn er ist nicht farbenblind.
Was wird er tun? Und was schreibt das Gesetz vor?
Es gilt auch hier wieder der Unmittelbarkeitsgrundsatz: der Richter soll sich selbst ein Bild machen, wenn es ihm irgendwie verlässlich möglich. Der Richter findet, sein Farbensehen ist komplett in Ordnung und beschliesst Methode 4 anzuwenden, um zu klären ob die fragliche Dose rot oder blau ist.
Hinsichtlich der Fingerabdrücke aber, muss unser guter Richter Justus zugeben, dass er nicht mehr ganz so scharf sehen kann, und auch nicht so die Erfahrung hat, worauf man sich bei einem solchen Vergleich konzentrieren muss, also beschliesst er hierzu einen Gutachter zu hören, den Dr. Weissgenau, also Methode 2.
Ich vermute mal, die Entscheidungen sind allen einleuchtend.
So, nun zum Sockenabdruck. Freilich ist er ein wichtiges Indiz und freilich hat die Staatsanwaltschaft ihn als Beweismittel eingebracht um die Schuld JS' zu beweisen, als eines von vielen dazu dienlichen Indizien.
Das Gericht sah sich nun der gleichen Problematik unterworfen wie oben: kann das Gericht selbst einen Schluss aus dem vorgelegten Beweismittel ziehen oder bedarf es eines wichtigen Doktortitel tragenden Menschen, dem Gericht zu erzählen, was es sehen kann?
Das Gericht hat hier entschieden, dass zu der Frage, welcher der beiden Fussabdrücke am besten zu dem aufgefundenen Sockenabdruck passt, kein wichtiger Gelehrter notwendig ist, sondern dass die 12 Juroren mit ihren 24 Augen sich das selbst ansehen können und dann Schlüsse daraus ziehen können. Genau wie unser bayerischer Richter oben selbst entscheiden konnte, ob die Dose rot oder blau ist. Deshalb hat das Gericht in Virginia abgelehnt, einen Experten zu benötigen.
Und es hatte damit absolut Recht: Die 12 Juroren sind und waren selbst in der Lage zu sehen, ob JS' Abdruck dem gefundenen Sockenabdruck gleicht oder ähnlich ist oder nicht und daraus Schlüsse zu ziehen.
Ich weiss, dass es eine Tendenz ist, Gerichtsverfahren nur noch von "Gutachtern" durchführen zu lassen, sowohl in Deutschland als auch den USA, aber das ist eine unsinnige und gefährliche Tendenz. Ein Gericht braucht selten jemanden, der ihm sagen muss, was es sehen soll. Das Gesetz schreibt vor, sich selbst ein Bild zu machen. Und gesunden Menschenverstand anzuwenden.
Zum Glück haben die Juroren sich in Virginia nicht aufs Glatteis führen lassen. Getreu dem Motto "wenn es watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente wird es wohl eine Ente sein" haben sie die Indizien gewürdigt und als Beweis für JS' Schuld akzeptiert.
Dazu passt dieser Kommentar als Abschluss:
dundee10 schrieb:Was Söring in seinen Interviews halt immer vergisst zu erwähnen:
Der Sockenabdruck passt tatsächlich zu seinem Fuß (unterstellt: die Staatsanwaltschaft hat nicht beim Maßstab betrogen).
Und: Söring hat gestanden, in Socken zum Tatort zurück gekehrt zu sein.
Welcher Täter auf der ganzen Welt läuft denn in Socken durch frisches Blut?