Watt schrieb:Bis heute liegt keine eidesstattliche Erklärung des Prof. für Anthropologie vor.
Das liegt wohl daran, dass Neaton sich das vermutlich nur ausgedacht hat. Er wurde deswegen auch als Anwalt suspendiert.
The attorney who defended Jens Soering [...] has been suspended from practicing law in Michigan for mishandling portions of Soering's case. [...]
The discipline board concluded that Neaton failed to competently handle Soering's habeas corpus appeal following his trial, misappropriated $5,000 of Soering's funds, lied to Soering about obtaining witnesses, created phony affidavits with fictitious notary signatures and refused to turn over files to Soering once Soering decided to drop Neaton as his attorney.
https://scholar.lib.vt.edu/VA-news/ROA-Times/issues/1996/rt9607/960726/07260044.htmIn etwa (mit Hilfe von Deepl.com):
Der Anwalt, der Jens Soering [...] verteidigt hatte, wurde von der Anwaltstätigkeit in Michigan suspendiert, weil er Teile des Falles von Soering falsch behandelt habe. [...]
Der Disziplinarausschuss kam zu dem Schluss, dass Neaton die Berufung von Soering nach seinem Prozess nicht kompetent behandelt hat. Dass er 5.000 Dollar aus Soerings Geldern veruntreut, Soering über die Beschaffung von Zeugen belogen hat, gefälschte eidesstattliche Erklärungen mit fiktiven Notarunterschriften erstellt und sich geweigert hat, Soering Akten auszuhändigen, nachdem Soering beschlossen hatte, Neaton als seinen Anwalt fallen zu lassen.
Aber es wurde hier ja unterstellt, Söring habe nichts unternommen. Weil er natürlich wusste, dass das sein Abdruck ist und nur er allein am Tatort war. Kein Gutachten hätte ihn entlasten können. Ist seine Untätigkeit nicht ein Beweis mehr für seine Schuld? etc blabla.
Er wollte was unternehmen. Nur sein Anwalt hat es verkackt.
Und dann als Söring sagte, sein Anwalt habe es verkackt, wurde gesagt: Echt?, sieht doch alles schick aus:
However, the Virginia Supreme Court, in a ruling last month, rejected Soering's claim of ineffective counsel. (Gleiche Quelle wie eben)
Ich denke, mit der Entscheidung von Richter Sweeney, Robert Hallett nicht als Experten aussagen zu lassen, war das Thema Sockenabruck durch.
Soweit ich das verstanden habe interessieren sich Berufungsgerichte nicht dafür ob ein Urteil falsch war. Sie interessieren sich nur dafür, ob es fehlerhaft zustande gekommen ist. Da die Jury entschied (und nicht ein Experte), dass der Abdruck auf Söring passt, ist es verfahrenstechnisch gesehen kein Fehler, auch wenn sich rausstellen sollte, dass Sörings Fuß zu groß für diesen Abdruck ist. Der Verteidiger hätte ja was entgegnen können - wir kennen inzwischen die wortreichen Argumente.
Deswegen stehen dann in den Wiederaufnahmeanträge solche Sachen wie: erzwungenes Geständnis, Landstreicher, ineffektive Verteidigung etc. Die Logik der Rechtsprechung erfordert es, dass man dann sowas anführt: Hätte die Jury nicht wissen sollen, dass es andere Tatverdächtige gab? War das ein Verfahrensfehler? etc. Sich deswegen über einen Verurteilten lustig zu machen - haha, jetzt verdächtigt er noch Landstreicher, wie absurd - ist deswegen albern.