Der Mensch Jens Söring
20.07.2020 um 07:05Hammel bringt hier einen interessanten Punkt ein, der den aussenstehenden Betrachter endlich die Person Elizabeth besser verstehen lässt. Ihr Verhalten ist, das sage ich aus der Sicht eines Strafverteidigers, gar nicht so ungewöhnlich. Konfrontiert mit der für eine junge und bis dahin unbescholtehne Frau massiven Anklage, mit der für einen Menschen in ihrer Situation unbegreiflichen Konsequenz: möglicher lebenslänglicher Gefängnisstrafe oder gar schlimmer, und ganz auf sich allein gestellt, greift sie zu dem anscheinend aussichtsreichsten Mittel und gesteht. Aber hat sie wirklich die Tragweite ihrer Entscheidung verstanden?
Man muss sich das mal aus ihrer Sicht vorstellen: sie ist im Gefängnis, abgeschnitten von ihrer normalen sozialen Umgebung. Die Tat hat sie auch von ihrer Familie, der typischen und normalen Unterstützungsbasis getrennt und entfremdet. Ihr lover hat sie, so bald er konnte, mit seinen Aussagen vor den Bus geworfen, wie wir hier sagen. Sie wird sich in dem Moment sehr allein gefühlt haben und steht nun der durchaus furchterregenden Macht des Staates gegenüber, die ihr Leben zerstören kann.
Sie hat ein Verteidigerteam, das sind die einzigen, die in dieser Situation auf ihrer Seite stehen, die müssen ihr die rechtlich möglichen Alternativen erklären. Sie hat die Wahl: nichts zugeben und einen Prozess riskieren, ein Geständnis ablegen und damit dem Prozess entgehen, ein Strafmass kalkulieren, das aber immer noch in den Händen des Richters liegt und so weiter. Das ist immer ein sehr schwerer Punkt, vor allem wenn der Verteidiger dann deutlich macht: Sie muss entscheiden. Mandanten fragen mich dann oft, was sie tun sollen, aber das ist falsch: niemand kann ihnen die Entscheidung und damit auch die Verantwortung für die Folgen abnehmen. Das ist eine sehr schwere Situation.
Sie hat sich entschieden. Obwohl ihr nicht einmal ein "deal" angeboten wurde, wie hier ja ganz oft falsch behauptet worden ist. Sie war nun sozusagen dem Richter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ihre Verteidiger werden ihr erklärt haben, dass zu dem Geständnis dennoch eine richterliche Anhörung gehört, in der die Fakten dargelegt werden müssen. Ich vermute, damit hat sie nicht unbedingt gerechnet. Vielleicht hatte sie gehofft, all dem entgehen zu können.
Und dann passiert etwas, was gar nicht so selten ist, eher natürlich und keinesfalls nur bei Elizabeth passiert ist: während der Anhörung, trotz des Geständnisses, versucht sie ihre persönliche Schuld kleinzureden. Obwohl sie ja gestanden hat.
Das habe ich schon oft gesehen. Es ist die eine Sache mit einem Wort zu sagen "ich gestehe" oder in langer, öffentlicher Anhörung im Gerichtssaal seine ganze Schuld ausbreiten und für alle Menschen sichtbar darlegen zu müssen. Da wird ganz oft instinktiv doch wieder versucht, sich ins beste Licht zu rücken und teilweise das Geständnis wieder zurückzunehmen. Natürlich kann die Staatsanwaltschaft das nicht akzeptieren. Aber es ist menschlich verständlich.
Und am Ende blieb sie bei ihrem Geständnis und ihrer Bereitschaft, die juristischen Folgen auf sich zu nehmen. Das ist der Unterschied zu dem Täter in diesem Fall.
Man muss sich das mal aus ihrer Sicht vorstellen: sie ist im Gefängnis, abgeschnitten von ihrer normalen sozialen Umgebung. Die Tat hat sie auch von ihrer Familie, der typischen und normalen Unterstützungsbasis getrennt und entfremdet. Ihr lover hat sie, so bald er konnte, mit seinen Aussagen vor den Bus geworfen, wie wir hier sagen. Sie wird sich in dem Moment sehr allein gefühlt haben und steht nun der durchaus furchterregenden Macht des Staates gegenüber, die ihr Leben zerstören kann.
Sie hat ein Verteidigerteam, das sind die einzigen, die in dieser Situation auf ihrer Seite stehen, die müssen ihr die rechtlich möglichen Alternativen erklären. Sie hat die Wahl: nichts zugeben und einen Prozess riskieren, ein Geständnis ablegen und damit dem Prozess entgehen, ein Strafmass kalkulieren, das aber immer noch in den Händen des Richters liegt und so weiter. Das ist immer ein sehr schwerer Punkt, vor allem wenn der Verteidiger dann deutlich macht: Sie muss entscheiden. Mandanten fragen mich dann oft, was sie tun sollen, aber das ist falsch: niemand kann ihnen die Entscheidung und damit auch die Verantwortung für die Folgen abnehmen. Das ist eine sehr schwere Situation.
Sie hat sich entschieden. Obwohl ihr nicht einmal ein "deal" angeboten wurde, wie hier ja ganz oft falsch behauptet worden ist. Sie war nun sozusagen dem Richter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ihre Verteidiger werden ihr erklärt haben, dass zu dem Geständnis dennoch eine richterliche Anhörung gehört, in der die Fakten dargelegt werden müssen. Ich vermute, damit hat sie nicht unbedingt gerechnet. Vielleicht hatte sie gehofft, all dem entgehen zu können.
Und dann passiert etwas, was gar nicht so selten ist, eher natürlich und keinesfalls nur bei Elizabeth passiert ist: während der Anhörung, trotz des Geständnisses, versucht sie ihre persönliche Schuld kleinzureden. Obwohl sie ja gestanden hat.
Das habe ich schon oft gesehen. Es ist die eine Sache mit einem Wort zu sagen "ich gestehe" oder in langer, öffentlicher Anhörung im Gerichtssaal seine ganze Schuld ausbreiten und für alle Menschen sichtbar darlegen zu müssen. Da wird ganz oft instinktiv doch wieder versucht, sich ins beste Licht zu rücken und teilweise das Geständnis wieder zurückzunehmen. Natürlich kann die Staatsanwaltschaft das nicht akzeptieren. Aber es ist menschlich verständlich.
Und am Ende blieb sie bei ihrem Geständnis und ihrer Bereitschaft, die juristischen Folgen auf sich zu nehmen. Das ist der Unterschied zu dem Täter in diesem Fall.