redsherlock schrieb:Du bekennst Dich gleich zu Beginn der "Fraktion Schuldig" zugehörig.
Mein Hinweis auf „meine Zugehörigkeit zur Fraktion Schuldig“ war eher selbstironisch gemeint.
Als ZDF-Konsument hatte ich seinerzeit den Film „Das Versprechen“ gesehen. Dieser hat mich sehr berührt, weshalb ich dann auch mit Freude die Rückkehr von Herrn Söring nach Deutschland in den Medien verfolgte. Aber plötzlich stieß ich im Netz auf eine Überschrift („Die Welt“?), dass es sehr wohl Hinweise auf seine Tatausübung gäbe. Nach weiterer Suche im Netz stieß ich dann auf dieses Forum, wo auch „die Geschichte davor“ (dem Film) heiß diskutiert wurde. Und ich nahm einige Fakten viel klarer wahr, wie den mörderischen Briefwechsel, die Fingerabdruck-Weigerung, die detaillierten Geständnisse usw. usw.
Und ich komme für mich zu dem Ergebnis, dass er es eher war, als dass er es eher nicht war.
redsherlock schrieb:Ich finde Deine Argumentation nicht sehr überzeugend.
Andere überzeugen möchte ich gar nicht.
Und da er seine Stafe nach deutschen Maßstäben mehr als doppelt verbüßt hat, braucht sich auch niemand gegen Herrn Söring zu engagieren. Auch eine „Fraktion Schuldig“ nicht. So lange aber derartige Zweifel bestehen, sollte er nicht wie ein Held und ein Kämpfer gegen das Unrecht dieser Welt behandelt werden. Denn seine ganze Geschichte (welche Version auch immer) ist derart abstrus, dass sie für den Durchschnittsbürger nicht zu fassen ist.
redsherlock schrieb:Was, bitteschön, hätte J.S. denn sagen sollen, damit er glaubwürdig rüberkommt?
Nichts anderes als das, was er gesagt hat.
Denn das war ja meine Botschaft: Er wirkte sehr glaubwürdig.
Er bot ein Bild von sich, in das aber seine Briefe, seine Flucht, seine Betrügereien usw. nicht hineinpassten.
Alles Aspekte, die zwangsläufig zu seiner Person gehören. Das ist eine Diskrepanz, die mir zeigte, dass eine Selbstdarstellung möglich ist, die diverse Leichen im Keller in keinster Weise vermuten lassen. Deshalb kann ich Menschen gut verstehen, die sich durch diesen Auftritt in der Lanz-Show in ihrer Unschuldsvermutung bestätigt fühlen.
Was er hätte machen sollen? Er hätte all diese Dinge im Vorfeld unterlassen müssen. Dann wäre er aus der Lanz-Show als sehr interessanter, glaubwürdiger, reflektierender, engagierter Mensch herausgegangen, den man unterstützen sollte. Aber Jens Söring bleibt eben der Mensch mit dieser Vergangenheit. Von seiner möglichen, unbewiesenen Vergangenheit ganz zu schweigen.