DeeDeeDee schrieb:Ein großer Unterschied bei einem Prozess in Deutschland wäre mMn aber gewesen, dass man CK als Zeugin geladen hätte.
Da stimme ich dir zu und das betrifft auch den Punkt, den ich schon angesprochen habe: In Deutschland ist man schon im Vorfeld des Prozesses bemüht, möglichst allen Spuren so lange nachzugehen, bis man eine möglichst schlüssige Erklärung hat. Insbesondere die Staatsanwaltschaft verfolgt daher auch entlastende Umstände so lange, bis man eine plausible Erklärung dafür gefunden hat, warum dieser Umstand doch irgendwie ins Tatgeschehen passt.
Für einen deutschen Juristen ist es daher etwas befremdlich, dass es drei Personen gibt, die möglicherweise etwas zur Klärung hätten beitragen können, im Prozess aber offenbar überhaupt keine Rolle gespielt haben: Neben CK auch Nick Farmer und Edward "Ned" B.
Die Gründe hierfür können aber vielfältig sein. Möglicherweise haben sie eine Rolle gespielt, wurden auch befragt, konnten jedoch nichts Erhellendes sagen. Möglicherweise gab es damals auch überhaupt keine Anhaltspunkte, sie zu befragen.
Zu allen drei Personen findet man relativ viel im Internet, insofern hätte ich mir von dem Film Das Versprechen erhofft, dass man hier investigativ nachhakt. Leider hat mich der Film auch in der Hinsicht total enttäuscht. Dieser Privatermittler Watson stapft etwas unbeholfen durch die Szenerie, lässt sich von Farmers Vater schon am Telefon abwimmeln und schafft es bzgl. CK gerade mal bis zum schwarzen Brett der Uni. Wahnsinn.
Der Film hinterlässt so leider einen Eindruck, der Verschwörungstheoretikern viel Futter gibt, insbesondere Spekulationen schürt, die drei würden den Schlüssel für JS Unschuld liefern. Dies auch deshalb, weil der Film just dann abricht, als sich CK und NB etwas merkwürdig zu verhalten scheinen. CK droht mit Strafanzeige und NB ergreift die Flucht, als er befragt werden soll. Aus journalistischer Sicht find ich das eher schäbig, weil klar ist wie das wirkt: hier wurde noch eine wichtige Spur entdeckt, die damals in dem ach so unfairen Verfahren gegen JS nicht berücksichtigt wurde. Wieder ein Indiz für seine Unschuld!
Die Wahrheit wird viel profaner sein: Alle drei hatten mit der Tat nichts zu tun, wurden erst später in die Geschichte als mögliche Mitwisser eingewoben und haben heute schlicht keinen Bock immer wieder mit einer 35 Jahre alten Sache behelligt zu werden und reagieren deshalb aggressiv bei entsprechenden Fragen. (JF ist inzwischen verstorben)