Menschen
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Der Mensch Jens Söring

40.337 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:19
Zitat von AndanteAndante schrieb:Na ja, die Bundesregierung hat sich um Söring, immerhin deutscher Staatsbürger, (weshalb da eine Verpflichtung bestand, reine Sympathie war das sicher nicht) insoweit geschert, als sie sich bemüht hat, ihn aus der US-Haft zu bekommen, seit er nach deutschen Maßstäben hätte entlassen werden müssen. Das heißt aber eben nicht, dass sie den Schuldspruch des Gerichts in Virginia für falsch und Söring für unschuldig hielt. Ein "Lösegeld" wurde für ihn sicher nicht bezahlt, auch nicht verlangt.
Erst mal herzlichen Dank,@Andante für Deine sachliche Antwort und den Link. Mir ging es tatsächlich darum, es genauer zu wissen. Dehalb mein Beharren auf einem Link- wie ich meine mit Recht.
Ich habe selbst recherchiert und noch folgenden Link gefunden, der zwar inhaltlich wenig erklärt, aber man kann daraus meine ich- folgendes entnehmen:
https://www.bundestag.de/presse/hib/630286-630286

1.Die Bundesrepublik betreut alle im Ausland - egal aus welchen Gründen- Inhaftierten, die das wünschen.
Insgesamt sind das zurzeit ca.1670 Personen. Worin die Betreuung jeweils besteht, wird nicht deutlich.
2. Die Anzahl derjenigen Inhaftierten, die aus politischen Gründen inhaftiert sind, kann nicht beziffert werden, weil die Anlagen nicht immer bekannt sind.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:21
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Erst einmal Danke für den Link. Allerdings ist mir immer noch nicht klar wie sich das mit verurteilten Menschen verhält.
Der deutsche Staat darf, was den Schutz Deutscher im Ausland angeht, keinen Unterschied machen, ob der Deutsche von einem ausländischen Staat festgenommen, angeklagt, verurteilt, oder dort von staatlichen oder nichtstaatlichen Stellen entführt worden ist. Es ist auch egal, ob der Deutsche seine Entführung leichtsinnig herbeigeführt hat oder zu Recht verhaftet und verurteilt ist. Entscheidend ist die Staatsbürgerschaft. Ein solcher Deutscher hat Anspruch auf konsularischen und, wenn nötig, diplomatischen und anderen Beistand seines Heimatstaates einschließlich ggf. Freikauf von Entführern.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Wieso war man bemüht JS nach Absitzen der Strafe nach dtsch. Rechtssprechung aus dem Gefängnis der USA zu holen?
Heißt das die Bundesregierung hält sich da an das eigene Strafrecht und nimmt praktisch das Strafrecht der USA nicht an?
Nach deutschen Maßstäben saß Söring zu lange in Haft, weshalb sich die Bundesregierung verpflichtet sah, ihn aus dem Gefängnis zu holen, nachdem nach eben diesen deutschen Maßstäben eine deutsche Haftzeit abgelaufen gewesen wäre. Insofern ist richtig, dass die Regierung bei ihren Freilassungsbemühungen um Söring eine Art "fiktive Nachzeichnung" vorgenommen hat, also überlegt hat, wann S. freigekommen wäre, wenn er in Deutschland unter der Geltung des Grundgesetzes und der deutschen Strafgesetze verurteilt worden wäre.


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:24
Zitat von AndanteAndante schrieb:Nach deutschen Maßstäben saß Söring zu lange in Haft, weshalb sich die Bundesregierung verpflichtet sah, ihn aus dem Gefängnis zu holen, nachdem nach eben diesen deutschen Maßstäben eine deutsche Haftzeit abgelaufen gewesen wäre
Ich danke Dir sehr. Nun ist es mir klar und kann im Prinzip auch verstehen wieso Peter Beyer
seine Ansicht so offen mitgeteilt hat.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:24
Nochwas dazu
Hätte die Bundesregierung damals als seine Auslieferung in die USA anstand nicht als Bedingung gemacht, dass er von England aus nur dann in die USA ausgeliefert werden darf, wenn ihm nicht die Todesstrafe droht

Eigentlich war diese für JS vorgesehen. Hier hat also auch die Bundesregierung den Schutz eines Doppelmörders über den Schutz der Opfer gestellt

Vielleicht kann mich da jemand aufklären ob das die übliche Praxis ist, also die Auslieferung nur unter bestimmte Bedingungen


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:26
JS hat genau das Gegenteil behauptet. Dass man sich eben nicht für seine Freilassung einsetzen würde. Er empfand die Unterstützung doch immer als viel zu gering bzw. kaum vorhanden.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:33
Zitat von IsolddIsoldd schrieb:Hätte die Bundesregierung damals als seine Auslieferung in die USA anstand nicht als Bedingung gemacht, dass er von England aus nur dann in die USA ausgeliefert werden darf, wenn ihm nicht die Todesstrafe droht
Es war Großbritannien, das die Auslieferung von Söring in die USA davon abhängig gemacht hat, dass er dort nicht zum Tode verurteilt wird. Ansonsten hätten die USA Söring von den Briten nicht bekommen.

Ich weiß nicht mehr genau, warum Großbritannien den USA diese Bedingung gestellt hat. Entweder, weil in Großbritannien die Todesstrafe bereits damals verboten war und das Land niemanden, auch wenn er kein britischer Staatsbürger war, in ein Land ausliefern wollte, wo es die Todesstrafe gib. Oder weil die Deutschen diplomatischen Druck auf Großbritannien gemacht haben, dass GB, wenn es Söring schon nicht an die Deutschen herausgibt, wenigstens erreicht, dass er in den USA nicht zum Tode verurteilt wird.

Aus Sicht der Briten haben sie die salomonischste Lösung gewählt: dem Auslieferungsabkommen mit dem alten Freund USA wurde entsprochen, die europäischen Verbündeten aus Deutschland hatten die Garantie, dass ihr Staatsbürger in den USA nicht von der in Deutschland verbotenen Todesstrafe ereilt wird.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:38
Zitat von AndanteAndante schrieb:Der deutsche Staat darf, was den Schutz Deutscher im Ausland angeht, keinen Unterschied machen, ob der Deutsche von einem ausländischen Staat festgenommen, angeklagt, verurteilt, oder dort von staatlichen oder nichtstaatlichen Stellen entführt worden ist.
Das würde aber die ewige Diskussion hier, dass JS ja schliesslich in den USA verurteilt worden ist und sich deshalb nach deren Strafgesetz
beugen muss, beenden, auch wenn die Regierung nicht die Mittel hatte, das durchzusetzen oder wie auch immer die Bemühungen
vonstatten gingen.
Wir lagen ja da ziemlich im Recht, schade dass das bisher niemand so klar und sachlich (auch andere Anwälte hier) formuliert hat.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:50
@Andante
Vielen Dank für die Info und die Aufklärung
Nun verstehe ich es besser


melden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 19:57
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Das würde aber die ewige Diskussion hier, dass JS ja schliesslich in den USA verurteilt worden ist und sich deshalb nach deren Strafgesetz
beugen muss, beenden.
Ich weiß jetzt nicht genau, was du damit meinst. Aber Söring ist in den USA nach den dortigen Gesetzen angeklagt, für schuldig befunden und verurteilt worden. Das ist völkerrechtlich in Ordnung, auch wenn hierzulande manchmal über das US-Justizsystem die Nase gerümpft wird, wenn man deutsche Maßstäbe anlegt.

Darüber, ob Söring schuldig ist oder nicht, die Bundesregierung - zu Recht - nie ein Wort verloren, weil diese Frage für ihre Verpflichtung zum Schutz Deutscher im Ausland völlig egal ist. Es ging ihr bei ihren Freilassungsbemühungen um Söring darum, zu verhindern, dass er als Deutscher länger in einem ausländischen Gefängnis sitzen muss als wenn er in Deutschland nach deutschen Gesetzen verurteilt worden wäre.

Diese Bemühungen liegen auf derselben Ebene und fußen auf derselben Verpflichtung wie damals das Bemühen, die Zusage, der USA zu erreichen, dass er nicht zum Tode verurteilt wird. Sowohl Vollstreckung der Todesstrafe wie auch die Vollstreckung sehr langen Haftstrafen widersprechen dem Grundgesetz, weshalb eben der deutsche Staat für Deutsche eine Verpflichtung hat, sie davor zu schützen, und zwar egal ob schuldig oder nicht.

Einen Anspruch gegen die USA auf Freilassung von Söring hatte die Bundesregierung dabei ja nicht. Sie konnte nur hinter den Kulissen immer wieder versuchen, auf die USA einzuwirken, Söring endlich freizulassen.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:03
Zitat von AndanteAndante schrieb:Darüber, ob Söring schuldig ist oder nicht, die Bundesregierung - zu Recht - nie ein Wort verloren, weil diese Frage für ihre Verpflichtung zum Schutz Deutscher im Ausland völlig egal ist. Es ging ihr bei ihren Freilassungsbemühungen um Söring darum, zu verhindern, dass er als Deutscher länger in einem ausländischen Gefängnis sitzen muss als wenn er in Deutschland nach deutschen Gesetzen verurteilt worden wäre.
Das drückt für mich aber schon aus - auch wenn völkerrechtlich kein Einspruch erfolgen kann - dass die Bundesregierung, egal ob jemand verurteilt wurde eben ihr eigenes Strafrecht als Maßstab sieht.

Auch der erste Satz ist mir klar. Hier wurde er ja nicht verurteilt, bzw. war kein deutsches Gericht für das Urteil zuständig.
Anerkannt wird also das Urteil aber nicht das ausgeübte Strafrecht/Maßnahme.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:06
Zitat von AndanteAndante schrieb:Ich weiß nicht mehr genau, warum Großbritannien den USA diese Bedingung gestellt hat.
Jetzt fällt es mir wieder ein: Söring hatte ja Großbritannien vor demEurop. Gerichtshof für Menschenrechte verklagt, weil GB ihn an die USA ausliefern wollte, wo ihm die Todesstrafe drohte. Söring gewann das Verfahren, und GB durfte ihn aufgrund des Richterspruchs zunächst nicht ausliefern.

Dann erreichte GB von den USA die Zusage, dass S. nicht zum Tode verurteilt werden würde, und damit stand dann der Auslieferung nichts mehr im Wege.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:10
Zitat von AndanteAndante schrieb:Jetzt fällt es mir wieder ein: Söring hatte ja Großbritannien vor demEurop. Gerichtshof für Menschenrechte verklagt, weil GB ihn an die USA ausliefern wollte, wo ihm die Todesstrafe drohte. Söring gewann das Verfahren, und GB durfte ihn aufgrund des Richterspruchs zunächst nicht ausliefern.
Genau so war's . Für den EGfM war es ein Präzendenzfall, wenn ich mich recht erinnere. Insofern war sehr unklar,wie der Fall ausgehen würde. Staatsanwalt Updike hatte sich mit Händen und Füßen bis zum Schluss (Ende 89) gewehrt, die Zusicherung "Keine Hinrichtung" zu geben.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:28
Zitat von ligalaligala schrieb:Genau so war's . Für den EGfM war es ein Präzendenzfall, wenn ich mich recht erinnere. Insofern war sehr unklar,wie der Fall ausgehen würde. Staatsanwalt Updike hatte sich mit Händen und Füßen bis zum Schluss (Ende 89) gewehrt, die Zusicherung "Keine Hinrichtung" zu geben.
Richtig, und Deutschland hatte GB ebenfalls um Auslieferung gebeten, um Söring in Deutschland vor Gericht zu stellen. Die Briten mussten sich aber an ihr Auslieferungsabkommen mit den USA halten, wonach die USA die älteren Rechte hatten. Nachdem nun von den USA die Zusage "Keine Todesstrafe" gekommen war, konnten die Briten (wahrscheinlich zu ihrer großen Erleichterung) Söring endlich loswerden - in die USA.

Nach alldem ist es aber nur konsequent, dass die Bundesregierung sich um die Freilassung von Söring seit dem Zeitpunkt bemüht, seit dem er nach deutschem Recht seine Strafe wahrscheinlich verbüßt gehabt hätte.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:40
Zitat von AndanteAndante schrieb:wonach die USA die älteren Rechte hatten
Ich denke. es ging nicht um die "älteren Rechte" der USA, sondern schlicht und ergreifend, dass die Straftat in den USA begangen wurde.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:43
Zitat von BluelleBluelle schrieb:dass die Bundesregierung, egal ob jemand verurteilt wurde eben ihr eigenes Strafrecht als Maßstab sieht.
Wenn man davon ausgeht, das jeder deutsche Staatsbürger, egal wo er sich aufhält, vom deutschen Staat möglichst so behandelt werden soll, als würde er sich im Geltungsbereich des Grundgesetzes und der deutschen Gesetze aufhalten, ist das ja auch nur konsequent.
Zitat von struenseestruensee schrieb:Ich denke. es ging nicht um die "älteren Rechte" der USA, sondern schlicht und ergreifend, dass die Straftat in den USA begangen wurde.
Mit "ältere Rechte" meinte ich nur, dass der Antrag der USA an die Briten, ihnen Söring auszuliefern, eher gestellt war als der deutsche Antrag auf Auslieferung und daher bevorzugt behandelt wurde.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 20:52
Zitat von monstramonstra schrieb:Sondern sie bieten eine rationale Erklärung an, warum Herr Söring so überzeugt von sich ist und so überzeugend auftritt, dass etliche gebildete und sicher kluge Menschen davon nachhaltig beeindruckt sind.
In eine etwas verwandte Richtung denke ich auch. Sörings Mix aus Konfabulation und Fiktion, bewusster und handfester Lüge, Teilwahrheiten und einem unerschöpflichen Pool aus echten Emotionen, derer er sich bedient, lassen seine Gefühle und damit auch automatisch seine Geschichten auf manchen Beobachter völlig glaubhaft wirken. Mal ein Beispiel, wie ich es meine:

Söring gegenüber Reporter: "Ich dachte, ich sei ein Held, ein gottverdammter Held!"
Wenn er das proklamiert, wirken diese Gefühle echt, sie beziehen sich aber mMn nicht auf seine bizarre Drogenkuriergeschichte, wie er es im Film verbal darstellte, sondern auf
a) das Gefühl, die eigene Partnerin heldenhaft sowohl gerettet, als auch gerächt zu haben.
b) ihre mutmaßliche Tatbeteiligung in den ersten Jahren nach außen hin kleiner gehalten zu haben, als sie wirklich war.

In diesen Momenten wird er sich vielleicht wirklich wie ein ganzer Mann und Held gefühlt haben, der die Partnerin auf eine schreckliche Art gleich zweimal rettet: Vor den Eltern, vor der Justiz. Und dafür hat er ja tatsächlich eine Menge auf sich genommen, ohne dass ich das jetzt entschuldigend oder seine Schuld relativierend meine. Dieses Bedienen an den eigenen Gefühlen für sein Narrativ könnte aber in der Beurteilung unbeteiligter Dritter hinsichtlich seiner emotionalen Authentizität und damit der Glaubwürdigkeit eine Rolle gespielt haben. Man hat es ja schon öfter gehört/gelesen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das getan haben soll.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 21:00
Guten Abend, ich habe mich die gesamte Woche mit "A tale of two cities" beschäftigt und möchte meine Erkenntnisse / Überlegungen mit denen teilen, die sich dafür interessieren.

Ich versucht, die Situation von EHs Seite aus zu sehen und ich sehe jetzt, dass Ken Englade in seinem Buch ebenfalls in diese Richtung gedacht hat.

Ich nehme an, die "folie a deux" bestand auch nach der Tat weiterhin fort, da beide auf der Flucht ununterbrochen zusammen waren und kaum Kontakt zu Außenstehenden hatten.

Zunächst möchte ich noch einmal auf Macbeth eingehen:

--------------------------------
Macbeth
--------------------------------

Für den Mord hatten sich die beiden offensichtlich an Macbeth orientiert. Ich habe mir Macbeth gestern abend noch einmal durchgelesen und die Ähnlichkeiten sind wirklich frappierend, ich fasse noch einmal zusammen:

- Der König hat sein Leben verwirkt:
"Angus: Der Than [= König Duncan, das Mordopfer] war, lebt noch; Doch unter schwerem Urteil schwebt das Leben, Das er verwirkt." (1. Aufzug, 3. Szene)
--> DH hatte ebenfalls nach der Meinung seiner Tochter sein Leben verwirkt.

- Macbeth hat eigene schwarze tiefe Wünsche:
"Macbeth: Verbirg dich, Sternenlicht! / Schau' meine schwarzen, tiefen Wünsche nicht! / Sieh, Auge, nicht die Hand; doch laß geschehen, / Was, wenn's geschah, das Auge scheut zu sehen!" (1. Aufzug, 4. Szene)
--> JS hat ebenfalls "schwarze, tiefe Wünsche", die im Weihnachtsbrief durchschimmern, wobei (für mich) offen bleibt, um was für Wünsche es sich genau handelt.

- Lady Macbeth muss Macbeth ermutigen:
"Lady Macbeth: Auf daß ich meinen Mut ins Ohr dir gieße, und alles weg mit tapfrer Zunge geißle, Was von dem goldnen Zirkel dich zurückdrängt"(1. Aufzug, 5. Szene)
- EH stachelt JS zur Tat an und dabei kommen durchaus auch Zungen vor, wenn auch vielleicht anders als hier gemeint (sorry ;-))

- Lady Macbeth ruft Geister, die sie von Kopf bis Fuß mit Grausamkeit erfüllen:
"Lady Macbeth: Kommt, Geister, die ihr lauscht / Auf Mordgedanken, und entweibt mich hier; / Füllt mich von Wirbel bis zur Zeh', randvoll, / Mit wilder Grausamkeit! Verdickt mein Blut; / Sperrt jeden Weg und Eingang dem Erbarmen, / Daß kein anklopfend Mahnen der Natur / Den grimmen Vorsatz lähmt; noch friedlich hemmt / Vom Mord die Hand!" (1. Aufzug, 5. Szene)
--> EH hat sich möglicherweise vor der Tat extra angestachelt, eventuell hat sie sogar Drogen genommen.

- Lady Macbeth ersinnt einen Plan, die Zeit des Mordes zu verschleiern:
"Lady Macbeth: Die Zeit zu täuschen scheine / So wie die Zeit;"(1. Aufzug, 5. Szene)
--> Auch JS und EH entwickeln einen Plan, eine falsche Uhrzeit vorzutäuschen.

- Lady Macbeth ermutigt ihren Mann zur Tat, als der König fast mit dem Essen fertig ist:
"Lady Macbeth: Er hat fast abgespeist." (1. Aufzug, 7. Szene)
--> DH hatte sein Essen noch nicht fertig aufgegessen, es war noch Eis auf seinem Teller, als er angegriffen wurde.

- Lady Macbeth stachelt Macbeth an, das zu tun, was er sich wünscht:
"Lady Macbeth: Bist du zu feige, Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut, Der du in Wünschen bist?"(1. Aufzug, 7. Szene)
--> Hier sehe ich einen direkten Bezug zum Weihnachtsbrief, wobei hier wieder nicht klar ist, was das genau für Wünsche sind?

- Lady Macbeth sagt ihrem Mann, dass seine Tat ihn "zum Mann" macht:
"Lady Macbeth: Als du es wagtest, da warst du ein Mann; / Und mehr sein, als du warst, das machte dich / Nur um so mehr zum Mann." (1. Aufzug, 7. Szene)
--> EH hat JS evtl. ebenfalls suggeriert, durch diese Tat würde er zum Mann werden.

- Lady Macbeth ist überzeugt, dass ihr Plan nicht scheitern kann:
"Lady Macbeth: Schraub' deinen Mut nur bis zum Punkt des Halts, Und es mißlingt uns nicht." (1. Aufzug, 7. Szene)
--> JS und EH waren ebenfalls davon überzeugt, dass ihr Plan nicht misslingen kann. Sonst hätten sie kein stümperhaftes Alibi zusammengebastelt und den Mietwagen mit einem Tacho von 669 Meilen abgegeben.

- Lady Macbeth will die Kämmerlinge mit Wein betäuben:
"Lady Macbeth: seine beiden Kämmerlinge Will ich mit würz'gem Weine so betäuben, Daß des Gehirnes Wächter, das Gedächtnis, Ein Dunst sein wird" (1. Aufzug, 7. Szene)
--> Die Eltern wurden vor der Tat sehr stark betrunken gemacht.

- Lady Macbeth weiß, dass sie die Tat nur gemeinsam ausführen können:
"Lady Macbeth: Was können du und ich dann nicht vollbringen" (1. Aufzug, 7. Szene)
--> Der Mordplan wurde gemeinsam ausgeführt.

- Macbeth möchte die Dolche der Kämmerlinge verwenden:
"Macbeth: Wird man es nicht glauben, / Wenn wir mit Blut die zwei Schlaftrunknen färben, / Die Kämmerling', und ihre Dolche brauchen, / Daß sie's getan?"(1. Aufzug, 7. Szene)
--> Rund um die Leichen wurde Blut verschmiert.

- Macbeth ist bereit für die Tat und bereit zu lügen:
"Macbeth: Ich bin fest; gespannt / Zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv. / Komm, täuschen wir mit heiterm Blick die Stunde: / Birg, falscher Schein, des falschen Herzens Kunde!" (1. Aufzug, 7. Szene)
--> Die beiden verlegten das Alibi nach vorne.

- Macbeth legt die Dolche bereit. Sie kann die Tat nicht selbst ausführen, da der König ihrem Vater ähnelt:
"Lady Macbeth: Ich legt' ihm ihre Dolche / Bereit, die mußt' er finden. – Hätt' er nicht / Geglichen meinem Vater, wie er schlief, / So hätt' ich's selbst getan."(2. Aufzug, 1. Szene)
--> EH brauchte einen Mittäter, sie konnte es nicht selber tun (Hemmungen).

- Macbeth sieht den Dolch vor sich:
"Macbeth: Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke, / Der Griff mir zugekehrt? Komm, laß dich packen – / Ich fass' dich nicht, und doch seh' ich dich immer. / Bist du, Unglücksgebild, so fühlbar nicht / Der Hand, gleich wie dem Aug'? oder bist du nur / Ein Dolch der Einbildung, ein nichtig Blendwerk, / Das aus dem heiß gequälten Hirn erwächst? / Ich seh' dich noch, so greifbar von Gestalt / Wie der, den jetzt ich zücke. / Du gehst mir vor den Weg, den ich will schreiten, / Und eben solche Waffe wollt' ich brauchen." (2. Aufzug, 1. Szene)
--> DH und NH wurden mit Messern erstochen, nicht mit Pistolen niedergeschossen.

- Nach der Tat soll Macbeth seine Hände waschen:
"Lady Macbeth: Nimm etwas Wasser, Und wasch' von deiner Hand das garst'ge Zeugnis!" (2. Aufzug, 1. Szene)
--> JS hatte sich an der Hand verletzt und blutete, das passt nicht 100%.

- Lady Macbeth verlangt, dass die Dolche im Zimmer bleiben:
"Lady Macbeth: Was brachtest du die Dolche mit herunter? / Dort liegen müssen sie; geh, bring' sie hin" (2. Aufzug, 1. Szene)
--> Es wurde ein blutiges Messer in der Schublade des Esszimmers gefunden (unklar, ob es die Tatwaffe war, vielleicht war es auch nur Symbolik).

- Macbeth ist geschockt von seiner Tat und kann die Kammer nicht mehr betreten:
"Macbeth: Ich gehe nicht mehr hin, ich bin entsetzt, / Denk' ich, was ich getan: es wieder schaun – / Ich wag' es nicht!" (2. Aufzug, 1. Szene)
--> JS hatte evtl. ebenfalls Hemmungen, nach der Tat erneut das Haus zu betreten, er konnte sich später nicht an die Lage der Leichen erinnern. (Oder ist das auch nur eine Lüge?)

- Lady Macbeth spricht von Teufelssymbolen:
"Lady Macbeth: O schwache Willenskraft! / Gib mir die Dolche! Schlafende und Tote / Sind Bilder nur; der Kindheit Aug' allein / Scheut den gemalten Teufel. Wenn er blutet, / Färb' ich damit der Diener Kleider rot; / So tragen sie des Mords Livrei." (2. Aufzug, 1. Szene)
--> Eine Person (möglicherweise EH) malte satanische Symbole in das Blut (Dreieck, Mausefalle, etc.)

- Lady Macbeth bereut die Tat nicht:
"Lady Macbeth: Meine Hände / Sind blutig, wie die deinen; doch ich schäme / Mich, daß mein Herz so weiß ist." (2. Aufzug, 1. Szene)
--> EH bereute die Tat ebenfalls nicht, sie betonte mehrfach, wie sehr sie ihre Eltern hasste.

- Lady Macbeth wäscht sich die Hände:
"Lady Macbeth: Eilen wir in unsre Kammer; / Ein wenig Wasser reint uns von der Tat, / Wie leicht dann ist sie!"(2. Aufzug, 1. Szene)
--> EH duschte vermutlich und zog sich nach der Tat vermutlich in ihrem Zimmer (direkt oberhalb des Wohnzimmers) um.

- Lady Macbeth spottet über die "Festigkeit" von Macbeth (nach der Tat):
"Lady Macbeth: Deine Festigkeit Verließ dich ganz und gar." (2. Aufzug, 1. Szene)
--> Ich wusste nun nicht, ob ich es aufnehmen soll, aber ich denke, auch das Thema der Impotenz könnte hier eine Rolle spielen.

- Der Sohn des ermordeten Königs Malcom, erwähnt ein "Lamm":
"Malcolm: Weisheit ist's, Ein arm, unschuldig, schwaches Lamm zu opfern, Um einen zorn'gen Gott zu sühnen." (4. Aufzug, 3. Szene))
--> EH sagte zu einer Bekannten, sie sei das "sacrifial lamb".

Ich könnte mir sogar vorstellen (auch wenn das vielleicht krass klingt), dass EH JS soweit manipuliert haben könnte, dass sie ihn erst nach der Tat sexuell "ranlassen" wollte, wenn er durch seine Tat "ein Mann geworden ist" (1. Aufzug, 7. Szene)

Später hat sie dann seine vorherige Rücksichtnahme gegen ihn verwendet, um das Bild eines Mannes zu zeichnen, der erst dann sexuell erregt wird, wenn er jemanden getötet hat.
(Ich kann einfach immer noch nicht annehmen, dass er der geborene eiskalte Killer war. Andererseits frage ich mich tatsächlich, wieso er sich auf den Mordplan eingelassen hat? Vielleicht dachten sie wirklich, sie könnten als 2 Superbrains den perfekten Mord begehen? Oder dachten sie, als sie Macbeth lasen: 'Das passt ja genau auf uns!' und steigerten sich dann rein?

--------------------------------
EHs mögliche Exit-Strategie
--------------------------------

Ich nehme an, dass JS nach der Tat unter Schock stand. (Entschuldigung, ich glaube einfach immer noch nicht an den von Geburt an eiskalten Killer.) EH musste Angst haben, dass er sich entweder stellt oder sich suizidiert und einen Abschiedsbrief hinterlässt, der sie belastet.

Die beiden waren Tag und Nacht zusammen. Eventuell war das EH bereits zuviel. Sie hatte ihr Ziel erreicht und wenn die beiden komplett ohne Spuren davongekommen wären, hätte sie jetzt aus der (vorgetäuschten?) Liebe aussteigen können.
Eventuell ließ sie bereits durchschimmern, wie sie sich fühlt:
Ich habe da bei Ken Englade einen interessanten Abschnitt entdeckt:

Bei der Vernehmung konfrontierte Vernehmer Beever EH mit einem Brief vom 18.4.1985:
"Beever pushed on. “Let’s go to other extracts. All the letters that you’ve admitted to writing. There’s one here about your parents’ deaths. Dated April 18, 1985, about two and a half weeks after the death of your parents—and you write Jens criticizing him for threatening to surrender, for threatening suicide. What does that mean?”
(...)
“You then go on to say that the deaths of your parents made it easier for you to select your own lover.”
(...)
What did she mean when she wrote Jens angrily accusing him of being unfairly jealous of her? Why did she say that their deaths made her free?
(...)
“And lastly, what did you mean when you said you didn’t want his ‘sacrifice’ to be a burden? (...)"
Quelle: Ken Englade, Beyond reason, Amazon Kindle-Edition, Seite 176/375)

--> Ich interpretiere das so:
- EH kritisierte JS dafür, dass er aufgeben oder Selbstmord begehen wollte
- EH machte ihm klar, dass der Tod ihrer Eltern sie freimacht, ihre eigene Liebe auszuwählen (Wie könnte sie das meinen? Könnte sie JS meinen oder eine andere Person, vielleicht CK?)
- EH warf JS vor, unfair eifersüchtig zu sein (eventuell auf CK?)
- EH wollte nicht, dass sein Opfer eine Belastung für sie ist (möglicherweise war er nervlich am Ende und wollte mehr Zuspruch und Trost von ihr, als sie geben konnte/wollte).

Also fing sie an, erste Spuren auf ihn zu legen. Sie schrieb in ihr(!) Tagebuch, dass er möglicherweise Spuren auf der Kaffeetasse hinterlassen haben könnte:
"The case is about to be solved. Perhaps fingerprints on coffee mug used by Jens in Bedford interview gave him away."
(Quelle: https://soeringguiltyascharged.com/2018/01/17/the-letters-and-diary/)

Sollte die Polizei das Tagebuch finde, wäre das ein starker Hinweis auf ihn.

JS schrieb laut "Mortal Thoughts" sogar, dass er das erkannte (nämlich dass sie Hinweise auf ihn hinterließ):
"Elizabeth eventually admitted the truth to me. The passage about
my fingerprints had been intended as insurance, in case we were
arrested! Because Liz would again be the prime suspect after our
escape to Europe, she wanted to ensure that there would be
seemingly objective evidence which pointed at me as the killer."
(Quelle: Mortal Thoughts, Kapitel 6, S. 92, http://web.archive.org/web/20100126235110/http://lucy.ukc.ac.uk:80/Soering/chapter06.html#92)

Außerdem holte sie evtl. CK mit ins Boot, die ihr half, gemeinsam ein Alibi für den Tatablauf in Washington zu schreiben. Als Sicherheit für SICH SELBST und nicht für sie beide. (Sie sagte später vor Gericht, sie hätten es zu dritt geschrieben, aber sie konnte keine Gründe angeben, wann und warum sie das getan haben sollten. Das ergibt auch keinen Sinn, warum hätten sie BEIDE CK einweihen sollen? Dass aber EH nur CK einweihte, könnte ich mir durchaus vorstellen.)

Hätte JS zu diesem Zeitpunkt das Land alleine verlassen oder hätte er sich umgebracht, hätte alles auf ihn gedeutet.
Daher haben wahrscheinlich diejenigen recht, die bereits vermuteten, dass er sie telefonisch mit den Briefen erpresste, ebenfalls mit ihm auf die Flucht zu gehen.
Da sie keine physischen Beweise am Tatort hinterlassen hatte, waren "nur noch" die Briefe eine reale Gefahr für sie (auch sie nur Andeutungen enthielten).

Angenommen, sie hat ihn weiterhin massiv beeinflusst. Die "folie a deux" bestand fort. Was sollte sie tun? Sie war schlau, sie wusste, irgendwann hat jede Flucht ein Ende, so wie ihre eigene mit Miranda quer durch Europa zwei(?) Jahre zuvor.

Ich versuche, aus ihrer Sicht zu denken: Was kann sie tun, was macht aus ihrer Sicht Sinn?
- Falls sie geschnappt werden und beide nichts sagen, wird der Fall objektiv untersucht und sie sind beide dran.
- Falls sie geschnappt werden und beide gestehen, sind sie ebenfalls dran.
- Falls sie geschnappt werden und sie ihm vorher suggerieren kann, dass er sich (aus Liebe) für sie opfert, dann ist er dran und sie ist frei (oder jedenfalls nicht tot).

Die Idee, dass die beiden sich mit den Hauptfiguren aus "A tale of two cities" identifiziert haben könnten (so wie sie sich vorher mit Lady Macbeth und Macbeth identifiziert hatten), erschien einigen hier absurd. Aber das wären einfach zu viele Zufälle, das kann man nicht nachträglich erklären. EH muss dieses Buch zwingend gekannt haben, es ist ein englischer Klassiker.

Das Buch spielt hauptsächlich in Paris und London. EH war bereits 2(?) Jahre zuvor mit Miranda aus dem Internat Wycombe Abbey (England!) geflüchtet und hatte danach angeblich eine Weile in Paris (Frankreich) gelebt (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 8, Amazon Kindle-Edition, S. 62/375). Und auch EH und JS landeten auf ihrer Flucht zunächst mit dem Flugzeug in Paris (Quelle: Kapitel 6, Seite 93, http://web.archive.org/web/20100126235110/http://lucy.ukc.ac.uk/Soering/chapter06.html#93). Aber das war vielleicht Zufall und führte später dazu, dass sie sich möglicherweise noch mehr mit Lucie Manette und Charles Darnay/Sydney Carton, den Hauptfiguren, identifizierten.

Dummerweise gibt es keinen deutschen Wikipedia-Artikel mit einer ausführlichen Handlungsbeschreibung, aber mir war klar, um eine gründliche Lektüre komme ich eh nicht herum.

---------------------------------
Eine Geschichte aus zwei Städten
---------------------------------

Ich versuche kurz die Handlung zu skizzieren (das Buch ist sehr lang und ich habe sicherlich noch nicht alle Details erfasst).

1. Buch (Recalled to Life)
- 1775
- Jarvis Lorry, ein Bankangestellter der dubiosen Tellsom-Bank, sowie Lucie Manette reisen bei Nacht und Nebel nach Frankreich.
[- Die Tellsom-Bank hat sowohl in Paris als auch in London Geldhäuser und dubiose Gestalten verkehren zwischen diesen beiden Orten.]
- Der Vater von Lucie Manette namens Dr. Alexandre Manette saß (aufgrund einer Intrige) 18 Jahre in der Bastille und konnte von einem dubiosen Kerl namens Defarge (der damals dessen Diener war) endlich rausgeschmuggelt werden.
- Lucie Manette und ihr Vater erkennen sich nach 18 Jahren wieder, er hatte sich damals von ihrer schwangeren Mutter verabschiedet und nie gewusst, ob sie ein Kind hatte oder nicht.

2. Buch (The Golden Thread)
- London, einige Jahre später
- Charles Darnay, der in Wirklichkeit ein frz. Emigrant ist (richtiger Name: Charles Evremonde) steht in London vor Gericht wegen angeblicher Spionage.
- Die zwei Zeugen, die ihn angeblich wiedererkennen, müssen allerdings zugeben, dass auch der Assistent des Anwalts, nämlich Sydney Carton, dem Angeklagten Charles Darnier sehr ähnlich sieht.
- Charles Darnay wird daraufhin freigesprochen.
- Der Vater von Charles Darnier war der französische Marquis St. Evremonde, der sich (in einer nicht näher bezeichneten Vergangenheit) in seinem Schloss und Besitztümern wie ein grausamer Despot aufführte. Er hatte u. a. ein Kind mit seiner Kutsche überfahren. [Weitere Verbrechen werden erst in Buch 3 enthüllt.]
- Der Vater des Kindes erstach darauf den Marquis St. Evremonde in dessen Bett. Sein Sohn Charles Darnay war vor dem Mord zufällig im Schloss anwesend (um über Erbschaftsangelegenheiten zu sprechen), aber am Mord nicht beteiligt und floh am nächsten Morgen nach England.
- Charles Darnay und Sydney Carton sind beide in Lucie Manette verliebt, beide gestehen ihr ihre Liebe.
- Lucie Manette liebt aber nur Charles. Die beiden heiraten. Sydney Carton bleibt ein guter Freund der Familie.
- In Frankreich tobt mittlerweile der Sturm auf die Bastille. Die Gefängniszelle von Dr. Manette wird durchsucht (und ein altes Dokument entdeckt, das später noch wichtig wird), das Schloss der Evremonts brennt ab.

3. Buch (The Track of a Storm)
- irgendwann nach 1789, die Bastille wurde erstürmt und in Frankreich herrscht eine Schreckensherrschaft
- Darnay erhält einen Brief aus Frankreich von einem alten Bekannten, der ihn um Hilfe bitte (es ist eine Falle von Defarge).
- Darnay reist umgehend nach Frankreich und wird dort ungerechtfertigterweise verhaftet (es wurde ein Gesetz erlassen, dass frz. Emigranten zu verhaften sind).
- Jarvis Lorry, Vater Manette und Lucie reisen nun ebenfalls nach Frankreich. Lorry bringt Lucie in einer Wohnung in der Nähe des Gefängnisses unter. Defarge (der allen Evremondes Rache geschworen hat, Gründe werden erst später enthüllt), überbringt eine Nachricht von Charles aus dem Gefängnis, wodurch er von Lucies Existenz erfährt.
- Dr. Manette gibt sich vor Gericht als alter Bastille-Gefangener zu erkennen und kann dadurch Charles Darnay zunächst vor dem Lynchmob retten. Dr. Manettes Identität wird von Defarge bestätigt.
- Charles Darnay wird ins Gefängnis gebracht. Dr. Manette arbeitet ein Jahr lang als Arzt und kümmert sich um Charles Darnay, bis dieser schließlich vor Gericht gestellt und auf Fürsprache von Dr. Manette freigelassen wird.
- Am nächsten Tag wird Darnay erneut verhaftet und für Grausamkeiten, die sein Vater beging, angeklagt. 3 Personen davon haben ihn angezeigt, einer davon ist Dr. Manette, sein eigener Schwiegervater.
- Schließlich kommt es zur Verhandlung. Die Anklage legt einen Brief vor, den Dr. Manette (also der Vater Lucies) in der Bastille-Gefangenschaft vor 20 Jahren schrieb und der beim Sturm auf die Bastille in seiner Zelle von Defarge gefunden wurde.[Charles Darnays Vater, Marquis Evremonde und dessen Bruder hatten eine Frau vergewaltigt und deren Bruder mit einem Degen niedergestochen. Danach hatten sie Dr. Manette rufen lassen, der die beiden Opfer versorgte, aber nichts mehr für sie tun konnte. Bevor sie starben, teilten sie ihm die Wahrheit mit. Dr. Manette entschloss sich anschließend, die Evremonde-Brüder anzuklagen, aber ihr Einfluss war so groß, dass er verhaftet und in die Bastille geworfen wurde, bevor er seinen Anklage-Brief abschicken konnte. In der Bastille schrieb er einen langen Brief, den er unter Steinen versteckte, in dem er die Verbrechen der Evremondes darlegte und auch seine persönliche Meinung, dass alle ihre Nachfahren dafür zur Rechtenschaft gezogen werden sollten.)
- Charles Darnay, der Sohn bzw. Neffe der schlimmen Evremonde-Brüder, wird vom Gericht daraufhin einstimmig zum Tod innerhalb der nächsten 24 Stunden verurteilt (obwohl ihn persönlich keine Schuld trifft).
- Sydney Carton belauscht am Abend nach der Verurteilung die Defarges und erfährt dadurch, dass Madame Defarge die 3. Schwester der vergewaltigen Frau und dessen niedergestochenen Bruders ist. Sie hatten allen Evremondes Rache geschworen, unabhängig von der persönlichen Schuld Charles Darnays. Sie heckt bereits Pläne aus, wie sie auch Lucie und das Kind ins Gefängnis und unter die Guillotine bringen kann.
- Sydney Carton muss nun schnell handeln, denn er hat nur noch den Rest der Nacht Zeit. Er besticht einige dubiose Gestalten (die Zeugen aus der Gerichtsverhandlung aus dem 2. Buch sind engl.-frz. Spione, denen er mit Enttarnung droht, einer davon ist mittlerweile Gefängnis-Schließer), lässt sich in das Gefängnis schmuggeln, tauscht mit Darnay die Kleidung und geht am nächsten Morgen für ihn unter die Guillotine.
- Charles Darnay wird betäubt aus Paris herausgefahren, er lebt und hat eine Zukunft mit seiner Frau und seinem Kind.

Okay, okay, okay. Niemand würde SOLCH eine Geschichte nachspielen.

Aber mir sind einige Themenkomplexe aufgefallen, die ich kurz skizzieren will:
- eine große Liebe zwischen Lucie Manette und Charles Darnay
- Charles Darnay war Zeuge eines (nicht von ihm begangenen) Mordes und ist geflohen
- Charles Darnay wird vor ein Gericht zum Tode verurteilt, obwohl er unschuldig an den Verbrechen seiner Vorfahren (u.a. das Erstechen eines Mannes) ist
- Charles Darnay kann nicht mehr gerettet werden, sein Leben ist verwirkt
- durch eine Intrige ist auch das Leben von Lucie in Gefahr, ihre Anklage droht einige Tage später
- Sydney Carton rettet Lucie, aber nur, indem er SOFORT handelt und seinen Platz mit Charles Darnay vertauscht (und über Lorry dafür sorgt, dass Lucie zur selben Zeit das Land verlässt)

Wenn man den Plot betrachtet, fällt ins Auge, dass man sich in der Situation von EH und JS mit folgenden drei Hauptfiguren identifizieren könnte:
1.) EH könnte sich mit Lucie Manette (später verheiratete Lucie Darnay) identifizieren.
2.) JS könnte sich mit Charles Darnay (große Liebe zu Lucie, Zeuge eines Mordes aber unschuldig) bzw. Sydney Carton (große Liebe zu Lucie, sein Leben ist nichts besonders, aber er kann durch sein Opfer zum Held werden) identifizieren. (Charles und Sydney können in meinen Augen als zwei Seiten einer Medaille verstanden werden, da sie sich so ähnlich sehen.)

Zunächst kommen hier die Indizien für Lucie Manette:

---------------------------------
1. Lucie Manette / Lucie Darnay
---------------------------------
- ist eine Frau (EH ist ebenfalls eine Frau, sorry für die Banalität)

- ist eine Person mit "einer kleinen, schmächtigen, hübschen Figur, einer Fülle goldenen Haars" (Buch 1, Kapitel 4)
--> EH ist ebenfalls klein, "verdammt sexy" (O-Ton JS) und blond.

- hat eine "sehr helle und angenehme junge Stimme mit einem ganz leichten Anflug von ausländischem Akzent." (Buch 1, Kapitel 4)
--> EH hat ebenfalls einen ausländischen (englischen) Akzent

- Lucie hat einen Vater, den sie "nie sah und der schon lange tot ist."(Buch 1, Kapitel 4)
--> EH fühlte sich von ihrem Vater entfremdet, der sich nicht für sie interessierte und sie im Internet sehr selten besuchte

- Miss Manette ist in England als "junge englische Lady" aufgewachsen. (Buch 1, Kapitel 4)
--> EH ist ebenfalls in England aufgewachsen.

- Vater Manette heiratete eine englische Lady vor 20 Jahren (Buch 1, Kapitel 4)
--> DH heiratete im Jahr 1960 ebenfalls eine (nicht wirklich) englische Lady (NH hatte durch die Heirat der Cousine ihrer Großmutter eine Verbindung nach England). (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 3, Amazon Kindle-Edition, S. 20/375)

- Die Manettes haben "kein großes Vermögen (...) und daß es Eurer Mutter und Euch gesichert worden ist." (Buch 1, Kapitel 4)
--> EHs Eltern hatten ebenfalls nicht viel Geld. Sie haben eine Regelung getroffen, dass bei ihrem Tod auf jeden Fall für die Ausbildung Elizabeths gesorgt ist. (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 17, Amazon Kindle-Edition, S. 123/375)

- Ihr Vater und sie standen sich nie nahe, da sie ohne ihn aufwachsen musste:
"»Ich bin frei, ich bin glücklich gewesen; und doch ist mir sein Geist nie nahe gekommen.«" (Buch 1, Kapitel 4)
--> EH hatte das Gefühl, dass ihre Eltern sich nie wirklich für sie interessieren.

- Lucie Manette ist 20 Jahre alt, als sie Charles Darnay kennenlernt (Buch 2, Kapitel 2)
--> EH ist ebenfalls 20 Jahre alt, als sie JS kennenlernt.

- Lucie Manette sagt zu Sydney Carton, dass sie ihn "noch unglücklicher machen mußte, als Sie waren, ehe Sie mich kennenlernten" (2. Buch, 13. Kapitel)
--> Auch EH hat JS durch ihre Bekanntschaft in eine unglückliche Lage gebracht.

- Lucie Manette spricht am Vorabend ihrer Hochzeit mit ihrem Vater über ihre große Liebe zu Charles Darnay:
"Ich fühle mich selig in der Liebe, mit der der Himmel mich gesegnet hat – in meiner Liebe zu Charles und in Charles' Liebe zu mir." (2. Buch, 17. Kapitel)
--> Auch EH und JS sind sehr verliebt.

- Lucie Manette fragt sich im 6. Jahr ihrer Ehe, "worin doch der geheime Zauber liege, daß sie einander so alles in allem sein können, als wären sie in eins verschmolzen"etwas übereilt werden." (2. Buch, 21. Kapitel)
--> Auch JS und EH sind laut ihrer Liebesbriefen total verliebt und fühlen sich miteinander verschmolzen.

- In Kapitel 21 bricht die frz. Revolution aus. Die Hauptfiguren sitzen in London und denken über die "blutigen Fußspuren" (der Revolution) nach, dieser Abschnitt klingt ziemlich gruselig:
"Ungestüme, tolle und gefährliche Fußtritte, die sich gewaltsam in das Leben anderer drängen – Fußtritte, die nicht leicht wieder zu verwischen sind, wenn sie einmal ihre roten Spuren zeigen, toben weit weg in Saint Antoine, während der kleine Kreis zu London im dunkeln Stübchen am Fenster sitzt." (2. Buch, Kapitel 21)
--> Auch JS und EH haben an einem entfernten Tatort blutige Fußabdrücke hinterlassen, die sie möglicherweise in ihren Gedanken verfolgen.

- In Buch 3 reist Lucie Manette ihrem Mann hinterher, der bei Nacht und Nebel nach Frankreich gereist ist und dort verhaftet wurde. Ihr Vater rät ihr, in dieser Situation "gehorsam, still und ruhig" zu sein. (3. Buch, 2. Kapitel)
- Englisch: "You must instantly be obedient, still, and quiet." (Quelle: 3. Buch, 2. Kapitel (Engl. Ausgabe))
--> Auch JS rät Elizabeth im Gefängnis in einem Brief, still und ruhig zu sein:
"Be quiet, shy, self deprecating. Speak only when spoken to, but then be friendly but not too open."
(Quelle: https://soeringguiltyascharged.com/2018/02/22/mortal-thoughts-part-ii-mental-health-and-sexual-failure/)

Und last but not least:
- Lucie Manette hieß nach der Heirat Lucie Darnay => Der Tarnname von EH in London war Lucy Tara NOE!

Nie im Leben glaube ich an einen Zufall!


Ich komme nun zu Charles Darnay:

--------------------
2. Charles Darnay
--------------------

Charles Darnay wird wie folgt beschrieben:
- Er war ein "wohlgewachsener, gutaussehender junger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, mit sonnverbrannten Wangen und dunklen Augen, der den besseren Ständen angehörte." (Buch 2, Kapitel 2)
--> JS ist ebenfalls ein junger Mann mit dunklen Augen, der aus gutem Elternhaus kommt.

- Charles Darnay steht (im 2. Buch) wegen Hochverrat vor Gericht, worauf Vierteilen steht. Dementsprechend ist das Gericht überfüllt, er ist die Hauptattraktion:
"Das Interesse, mit dem dieser junge Mann angegafft und angeatmet wurde, gereichte der Menschheit nicht eben zur Ehre. Wäre er nicht von einem so schrecklichen Urteil bedroht worden und wäre die Aussicht vorhanden gewesen, daß er mit einem oder dem andern Teil des grausamen Verfahrens verschont bleiben könnte, so hätte seine Persönlichkeit bedeutend an Reiz verloren." (Buch 2, Kapitel 2)
--> Ich sehe hier eine gewisse Parallele zu dem Brief von JS an EH, in dem er ihr schreibt, dass ihr Prozess ganz unspektakulär verlaufen wird, wenn er, die Hauptattraktion, fehlt.

- Die Anklage lautet auf Spionage, genauer, dass der Gefangene mit einem noch nicht ermittelten Genossen zum Schein an einem Ort ausstieg, von dem er fünf Stunden lang zu einem anderen Ort reiste:
"Das Beweisobjekt war, darzutun, daß der Gefangene mit einem noch nicht ermittelten Genossen vor fünf Jahren in jener Novembernacht den Postwagen benutzt habe und unterwegs zum Schein an einem Orte ausgestiegen sei, an dem er nicht blieb, sondern von wo aus er um fünf oder sechs Wegstunden nach einem Garnison- und Werftenplatze zurückreiste, um daselbst sich auf Spionage zu legen." (2. Buch, Kapitel 3)
--> JS war ebenfalls zum Schein an einem Ort ausgestiegen (Washington), von dem er fünf Stunden lang zu einem anderen Ort (Loose Chippings) reiste.

- Charles Darnay und Sydney Carton sehen sich äußerlich ähnlich, aber nicht innerlich:
"wie sie nebeneinander standen und von dem Spiegel oben zurückgestrahlt wurden, beide sich so ähnlich an Gestalt und so unähnlich im Wesen."
--> Angenommen, man hätte möglicherweise eine psychische Störung, dann könnte man sich durchaus gleichzeitig mit beiden Personen identifizieren = die "gute Seite" ist Charles Darnay, die "schlechte Seite" ist Sydney Carton.

- Charles Darnay ist im Schloss anwesend, als sein Onkel von Gasparde (dem Vater des überfahrenen Kindes) erstochen wird, er reist am nächsten Morgen ab. (2. Buch, 9. Kapitel)
--> Die Parallele ist offensichtlich.

- Charles Darnay arbeitet in London, er hat Arbeit, "die er fand und aufs beste ausnützte. Hierin bestand sein Auskommen." (2. Buch, 10. Kapitel)
--> JS reisten nach London, um dort ihren Scheckbetrug durchzuziehen.

- Charles Darnay liebt Lucie Manette seit der Stunde seiner Gefahr (= Gerichtsverhandlung wegen Spionage), als er bereits "am Grabe stand". Er spricht niemals über die Nacht des Mordes an seinem Onkel:
"Er hatte Lucie Manette geliebt von der Stunde seiner Gefahr an. Nie war ihm ein Ton so süß und so lieb vorgekommen wie der Ton ihrer mitleidvollen Stimme; nie hatte er ein so zartes, schönes Gesicht gesehen wie das ihrige, als sie ihm gegenüberstand an dem Grabe, das für ihn bereits offen dalag. Doch war von ihm der Gegenstand noch nie berührt worden. Der Mord in dem verlassenen Schlosse weit weg jenseits der wogenden Wellen und der langen, staubigen Straßen – in dem steinernen Schloß, das selbst zu einem bloßen nebligen Traum geworden – hatte vor einem Jahr stattgefunden, er aber seitdem nie, auch nicht durch eine Silbe, ihr den Zustand seines Herzens geoffenbart." (2. Buch, 10. Kapitel)
--> Diese Ähnlichkeit finde ich wirklich sehr frappierend.

- Charles Darnay hat seinen Namen geändert:
"Sie werden sich erinnern, daß mein gegenwärtiger Name nicht der wahre, obschon nur eine leichte Abänderung von dem meiner Mutter ist." (2. Buch, 10. Kapitel)
--> JS nennt sich in London "Christopher Platt Noe", wobei "Platt" der Vorname von EHs Großvater ist.

- Im 3. Buch wird Charles Darnay vor Gericht gestellt für ein "Verbrechen", das er nicht begangen hat. Er wird aufgrund eines Gesetzes verurteilt, dass es bei seiner Tat noch nicht gab:
"Charles Evrémonde, genannt Darnay, wurde von dem öffentlichen Ankläger als ein Emigrant bezeichnet, dessen Leben an die Republik verwirkt sei kraft des Dekrets, das alle zurückkehrenden Emigranten zum Tode verurteilte. Es wurde als belanglos angesehen, daß das Dekret erst in die Zeit nach seiner Rückkehr fiel." (3. Buch, 6. Kapitel)
--> Wenn man sich selbst für unschuldig hält, dann ist es sicherlich möglich, sich mit Charles Darnay zu identifizieren, der komplett ungerechtfertigt angeklagt wird.

- Charles Darnays Mutter ist mit dem grausamen Marquis Evremonde verheiratet, sie ist "eine gute, mitleidige Frau und in ihrer Ehe nicht glücklich." (3. Buch, 10. Kapitel)
--> JSs Mutter war ebenfalls nicht glücklich in ihrer Ehe, sie blieb laut eigener Aussage gegenüber ihrem Sohn nur der Kinder wegen mit ihrem Mann zusammen (siehe Weihnachtsbrief).

- Charles Darnay sagt zur Dr. Manette nach seiner Verurteilung, dass aus etwas Schlechtem nichts Gutes herauskommen konnte:
"»Aus so viel Bösem konnte nie etwas Gutes kommen, und ein glücklicherer Ausgang durfte von einem so unglücklichen Anfang nicht erwartet werden." (3. Buch, 11. Kapitel) / Englisch: "Good could never come of such evil, a happier end was not in nature to so unhappy a beginning. Be comforted, and forgive me. Heaven bless you!"(3. Buch, 11. Kapitel (Englisch))
--> Hier sehe ich eine starke Parallele zu dem Brief, in dem JS an EH schreibt, er würde aus etwas Schlechtem etwas Gutes machen:
"I find my future, as bleak as it is, not completely hopeless. It seems my ability to make something good out of something bad – if I indeed have such an ability – will be tested very, very hard."
Quelle: https://killingforlove.com/love-letters/

- Charles Darnay hat nach seiner Verurteilung jede Hoffnung aufgegeben, er weiß, dass es keine Rettung mehr gibt:
"Darnay schmeichelte sich, seit er aus dem Gerichtssaale zurückgekehrt war, in seiner einsamen Zelle mit keinen trügerischen Hoffnungen mehr. In jeder Zeile der Erzählung, die er mit angehört, hatte er sein Todesurteil vernommen. Er sah vollkommen ein, daß kein persönlicher Einfluß ihn zu retten vermochte. Die Millionen hatten ihn verurteilt! Welche Macht konnten ihnen gegenüber die Einzelnen geltend machen?" (3. Buch, 13. Kapitel)
--> Auch JS muss objektiv klar sein, dass er im Fall einer Verhaftung keine Rettung mehr zu erwarten hat. "Millionen" (die Menschheit) haben ihn verurteilt.


Last but not least:
---------------------
3. Sydney Carton
---------------------
- Sydney Carton ist ebenfalls in Lucie Manette verliebt.

- Sydney Carton hat ein unscheinbares Äußeres:
"Etwas besonders Unbekümmertes in seinem Wesen verlieh ihm nicht nur ein ziemlich unachtbares Äußeres" (Buch 2, Kapitel 3)
--> JS wird von Mitschülern als unscheinbarer "Nerd" beschrieben.

- Sydney Carton ist vom Leben enttäuscht:
"»Und Ihr sollt nun auch erfahren, warum. Ich bin ein in seinen Hoffnungen getäuschtes Lasttier. Ich kümmere mich um keinen Menschen auf Erden, und kein Mensch auf Erden kümmert sich um mich.«" (2. Buch, 4. Kapitel)
--> JS hatte kaum Kontakte und möglicherweise ebenfalls das Gefühl, dass sich nicht wirklich viele Menschen für ihn interessieren.

- Charles Darnay sagt zu Sydney Carton, er sei "sehr zu bedauern", er hätte seine "Talente besser verwenden sollen". (2. Buch, 4. Kapitel)
--> Parallele zum Weihnachtsbrief

- Sydney Carton ist "ein Faulpelz, von dem sich kein Mensch etwas versprach" (2. Buch, 5. Kapitel)
--> Parallele zum Weihnachtsbrief

- Sydney Carton hat ein Leben voller Höhen und Tiefen hinter sich. Er ist "in der einen Minute oben, in der andern drunten, in dem einen Augenblicke heiter, im andern verzweifelnd.«" (2. Buch, 5. Kapitel)
--> Parallele zum Weihnachtsbrief

- Sydney Carton machte in der Schule anderer Jungen Aufgaben (2. Buch, 5. Kapitel)
--> JS war ein schulischer Überflieger.

- Sydney Carton hat "keine Willenskraft, keine Energie" (2. Buch, 5. Kapitel)
--> Ich sehe hier starke Parallelen zum Weihnachtsbrief, in dem immer nur von "Potential" die Rede ist.

- Sydney Carton stand schon immer in der 2. Reihe, hinter seinem Kollegen Stryver: "Du warst immer in der Vorderreihe und ich in der hintern." (2. Buch, 5. Kapitel)
--> Auch JS stand immer eher im Hintergrund.

- Sydney Carton war immer fleißig:
"Du hast immer so für dich gedrängt, getrieben und geschultert" (2. Buch, 5. Kapitel)
--> JS war ebenfalls ein fleißiger Student.

- Sydney Carton hat gute Anlagen und edle Gefühl, kann aber seine Fähigkeiten nicht verwenden und weiß sich selbst nicht zu helfen:
"Traurig ging die Sonne auf; aber sie erhob sich über keinen traurigeren Anblick als über den Mann von guten Anlagen und edlen Gefühlen, der seine Fähigkeiten nicht zu verwenden und sich selbst nicht zu helfen vermochte, sondern im Bewußtsein des auf ihm haftenden Moders sich darein ergab, vollends von ihm aufgezehrt zu werden." (2. Buch, 5. Kapitel)
- JS hat ebenfalls gute Anlagen, aber er weiß nicht, in welche Richtung sein Leben gehen soll, nachdem sich sein Psychologie-Studium als falsch herausgestellt hat.

- Sydney Carton besucht Miss Manette (um ihr seine Liebe zu gestehen). Er sagt ihr, dass er kein angenehmes Leben führt.
"»Nein. Aber das Leben, das ich führe, Miß Manette, ist der Gesundheit eben nicht förderlich. Was ist auch von oder bei solchen Wüstlingen zu erwarten?«" (2. Buch, 13. Kapitel)
--> Das Leben auf der Flucht ist anstrengend und der Gesundheit definitiv nicht förderlich.

- Sydney Carton weiß, dass sich sein Leben nicht mehr bessern wird:
"»Es ist zu spät. Von einem Besserwerden ist keine Rede mehr. Aber schlechter wird's werden, und ich werde noch tiefer sinken.«" (2. Buch, 13. Kapitel)
--> Während der Flucht folgte Straftat auf Straftat (Urkundenfälschung, Scheckbetrug, etc.).

- Sydney Carton empfindet, dass sein Leben bereits vorbei ist:
"»Scheuen Sie sich nicht, mich anzuhören, und schrecken Sie nicht zurück vor meinen Worten. Ich gleiche einem Menschen, der jung gestorben ist. Mein ganzes Leben kann als gewesen betrachtet werden.«" (2. Buch, 13. Kapitel)
--> JS war klar, dass sein Leben vorbei ist, wenn er gefasst wird.

- Sydney Carton verspricht Miss Manette, dass er für sie alles tun würde, ja, dass er sogar ein "Opfer" bringen würde, insbesondere, da sie schwanger ist:
"Ich weiß, es ist nutzlos, es zu sagen, aber es drängt sich mir aus der Seele hervor. Für Sie und jeden, der Ihnen teuer ist, könnte ich alles tun. Wäre meine Laufbahn von besserer Art, so daß sie mir Gelegenheiten böte, Opfer zu bringen, so wollte ich sie mit Freuden benützen, für Sie und Ihre Lieben. Versuchen Sie in ruhigen Stunden sich daran zu erinnern, daß dies mein heißer, aufrichtiger Ernst ist. Die Zeit wird kommen, vielleicht bald kommen, die Ihnen neue Bande bringt (...)"(2. Buch, 13. Kapitel)
--> Eine psychisch beeinträchtigte Person könnte auf die Idee kommen, sich zu "opfern", um wenigstens noch eine gute Tat im Leben zu vollbringen.

- Sydney Carton hat ein Herz, in dem er tiefe Wunden trägt.
"[Lucie Manette spricht mit ihrem Ehemann:] »Ich möchte dich bitten, mein Teurer, stets edelmütig gegen ihn zu sein und, wenn er abwesend ist, seine Fehler mit Milde zu beurteilen. Ich möchte dich bitten zu glauben, daß er ein Herz hat, welches er allerdings nur sehr, sehr selten enthüllt, aber ein Herz, in dem er tiefe Wunden trägt. Mein Lieber, ich habe es bluten sehen.«" (2. Buch, 20. Kapitel)
--> Parallele Weihnachtsbrief

- Sydney Carton weiß am Ende des 3. Buches (nachdem Charles Darnay das 2. Mal verhaftet und für die Verbrechen seiner Vorfahren angeklagt ist), dass er Charles Darnay nicht komplett retten kann, denn dessen Situation ist so schlimm, dass er ihm nicht helfen kann. Er hat nur die Möglichkeit, einen Schließer zu bestechen, aber nicht, Charles Darnay hinauszuschmuggeln:
"»Es ist alles, was ich auswirken konnte«, fuhr Carton fort. »Eine zu große Zumutung würde den Kopf des Mannes unters Beil bringen, und er hat recht, wenn er sagt, daß er bei einer Denunziation nichts Schlimmeres zu erfahren hätte. Seine Lage ist augenscheinlich nur schwach. Da läßt sich nicht helfen.«" (3. Buch, 9. Kapitel)
--> JS dürfte ebenfalls klargewesen sein, dass er bei einer Verhaftung "dran" ist, er kann nie mehr komplett freikommen.

- Sydney Carton überlegt am Abend, bevor er sich opfern wird, dass er noch nie etwas Großartiges hingekriegt hat:
"Ich habe mir von keinem menschlichen Wesen Liebe und Anhänglichkeit, Dank oder Achtung erworben; ich habe in keinem Herzen Eingang gewonnen und nie etwas Gutes oder Nützliches getan, um dessentwillen man meiner gedenken möchte"
(3. Buch, 9. Kapitel)
--> Parallele Weihnachtsbrief

- Sydney Carton hat seinen Entschluss gefasst, sich am nächsten Tag zu opfern (und kauft Chloroform in der Apotheke ein):
"Diese Worte, die er unter den schnellsegelnden Wolken laut vor sich hin sprach, trugen nicht den Ausdruck eines unbekümmerten oder verdrossenen Wesens, sondern klangen so entschieden, als kämen sie aus dem Munde eines Mannes, der lange irregegangen ist, endlich aber seinen Weg wiedergefunden hat und dessen Ende absieht."
--> JS könnte eventuell zum Entschluss gekommen zu sein, sich zu opfern wäre eine Möglichkeit, doch noch etwas Gutes aus der ausweglosen Situation zu machen. (JS sagt mehrfach in Interviews, er wollte "ein Held sein").

- Sydney Carton weiht Jarvis Lorry in seinen Plan (der Vertauschung) ein und bittet ihn, diesen Pakt nicht zu brechen:
"Versprecht mir feierlich, daß es bei unserer gegenwärtigen Übereinkunft unverbrüchlich sein Verbleiben haben solle."(3. Buch, 12. Kapitel)
Englisch: "Promise me solemnly that nothing will influence you to alter the course on which we now stand pledged to one another."(3. Buch, 12. Kapitel (Englisch))
--> Auch JS und EH gaben sich angeblich gegenseitig das Versprechen, das er sich für sie opfert.

- Sydney Carton sagt Jarvis Lorry, dass ein Abweichen vom Plan mehrere Menschenleben kosten würde:
"[Carton:] »Erinnert Euch dieser Zusage morgen wohl. Ein Abgehen davon oder eine Zögerung – aus welchem Grund auch immer – könnte nicht nur kein Leben mehr retten, sondern würde unvermeidlich viele hinopfern
»[Lorry:] Ich will es nicht vergessen und hoffe, meinen Anteil bei der Sache getreulich zu besorgen.«
»[Carton:] Und ich den meinigen. Jetzt lebt wohl!«"
(3. Buch, 12. Kapitel)
--> Ich sehe hier wirklich starke Parallelen zur Geständnis-Situation. Sydney Carton musste sich SOFORT opfern, bevor durch (eine Intrige) Lucie ebenfalls in Gefahr geriet. JS glaubte möglicherweise, er müsste sich auch sofort opfern, bevor die Ermittler EH ins Visier nehmen.

-----------------------------------------------------
Der Zeitpunkt des Geständnisses
-----------------------------------------------------

Soweit ich es verstanden habe, war der zeitliche Ablauf so:
- Mi, 30.04. JS und EH werden verhaftet
- Mo, 18.05.: JS macht sich in einem Brief Gedanken über seine Beziehung zu Elizabeth. Er schreibt einen Brief an Neil Woodall, in dem er feststellt, dass sie in einem ungesunden Grad voneinander abhängig sind ("depend on the other to an unhealthy degree") (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 24, Amazon Kindle-Ausgabe, S. 168/275)
Fr, 30.05.: Gardner wird angerufen (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 23, Amazon Kindle-Ausgabe, S. 156/275)
Mo, 02.06.: Gardner und Updike fliegen von Washington nach London (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 23, Amazon Kindle-Ausgabe, S. 161/275)
Di, 03.06.: Gardner und Updike treffen im Gefängnis ein, aber können EH und JS nicht sofort verhören. JS und EH sind in Untersuchungshaft wegen Scheckbetrug, sie werden einmal pro Woche (nächster Termin: Donnerstag, 5.6.) dem Haftrichter vorgeführt, erst danach dürfen sie verhört werden. (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 23, Amazon Kindle-Ausgabe, S. 164/275)
Do, 05.06.: Jens gesteht und nimmt EHs Anteil der Tat auf sich. (Quelle: https://soeringguiltyascharged.com/2019/11/05/jens-soerings-rejection-of-legal-advice/)
Mo, 08.06.: EH gesteht ihren Anteil als Alibi-Verschafferin [= als sie sicher war, dass JS sich tatsächlich "geopfert" hatte] (Quelle: Ken Englade, Beyond Reason, Kapitel 29, Amazon Kindle-Ausgabe, Seite 185/375)

==> JS gestand also zum frühestmöglichen Zeitpunkt (innerhalb der ersten 24 Stunden, wie es Sydney Carton zu Jarvis Lorry gesagt hatte), um sich zu opfern. Hätte er einen Anwalt gehabt, dann hätte ihm dieser sicherlich davon abgeraten und dann wären die Dinge ihren normalen Untersuchungs-Gang gegangen.

Als JS schließlich allmählich aus der "folie a deux" erwachte, merkte er, was er angerichtet hatte.

JS schreibt übrigens in "Mortal Thoughts", dass er nachträglich erkannte, wie sehr er durch die "folie a deux" beeinträchtigt worden war.
Zum einen hatte sich sein Charakter durch die Straftaten verändert und er hatte weitere Straftaten begangen:
"Later, much later, I would understand that immoral acts, even if committed for the best moral reasons, change the character of the actor. Standing in front of the Marks and Spencer in 1986, however, I could not have cared less about what I had become, morally or in any other way. Liz was all that mattered, and her survival justified any action, including the criminal variety. My own existence only had meaning in so far as it sustained hers. That was the nature of the folie a deux in its final stages in London, England, in the spring of 1986."
Quelle: http://web.archive.org/web/20100126235238/http://lucy.ukc.ac.uk/Soering/chapter08.html#126

Und in Bezug auf Sydney Carton schrieb er, nachdem er aus seiner "folie a deux" erwacht war und erkannte, dass ihm lebenslanges Gefängnis bevorstand:
"Sidney Carton understood the consequences of his sacrifice when he took Charles Darnay's place on the guillotine in Charles Dickens' "A Tale Of Two Cities," while I was just a mentally unbalanced and fatally misinformed nineteen year old."
Quelle: http://web.archive.org/web/20100126235238/http://lucy.ukc.ac.uk/Soering/chapter09.html#135

Wenn es so gewesen wäre, dann wäre es in meinen Augen wirklich tragisch: Da "klickten" zwei Gehirne ineinander ein. Da modellierten zwei junge Menschen ihre Taten (Mord und Geständnis) nach 2 Büchern und verloren sich in einer Scheinwelt, ohne sich über die Konsequenzen in der realen Welt im Klaren zu sein.


3x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 21:29
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Das mit dem "fremden Auto" passt nicht zum Kilometerstand des Wagens, mit dem offiziell nach Washington gefahren wurde, oder was meinst Du mit "fremd"?
Mit "fremd" meinte ich kein eigenes Auto (wenn denn überhaupt eins vorhanden war). Auf jeden Fall kein Auto, das - naiv gedacht - optisch zugeordnet werden kann. Dass die Nachbarn sagen: "Ach schau mal, Elisabeth besucht gerade ihre Eltern." Als "fremd" ordne ich auch einen Mietwagen ein.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Über die Nachricht seiner Freilassung habe ich mich daher sehr gefreut.
Da ging es anderen auch so. Die meisten dürften sehr schlecht respektive einseitig informiert sein, von besagten Dokumentationen (s. o.).
Wobei ich schon in Ordnung finde, dass er als Täter nun freigekommen ist. Weitere Jahre Knast machen auch bei einem Doppelmörder, der aus einer bestimmten Konstellation heraus zum Täter wurde, keinen Sinn. Meiner Meinung nach geht von ihm keine Gefahr mehr aus. Und gebüßt hat er sicherlich genug, ob er es jetzt zugibt oder nicht.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Man kann sich also hinstellen und sagen er war es, aber sich hinzustellen und zu sagen er war es nicht trifft dann natürlich auf Indizienlast gepaart mit Verurteilung plus Geständnis.
Man hat sozusagen als Vertreter der eventuellen Unschuldsvermutung erst mal leeren Raum und man muss sich bemühen Stück für Stück in Verbindung zu bringen.
Deshalb habe ich auch geschrieben: "Denn würde allein der Eindruck und die persönliche Einschätzung über eine Täterschaft entscheiden, .... "
Für eine gerichtliche Verurteilung darf so ein Eindruck natürlich nicht ausreichen.
In der Realität kenne ich einen Fall, wo die deutsche Staatsanwaltschaft den Angeklagten als größtmögliche "Strafe" besonders lange in Untersuchungshaft behalten hat, weil sie wusste, dass die offensichtliche Tat (in diesem Fall "nur" Bestechung) nicht nachgewiesen werden kann. So ähnlich geht es mir nach den ganzen Eindrücken auch im Fall J.S. Es ist offensichtlich, aber nachweisen könnte man ihm die Schuld nach neusten "Erkenntnissen" heute wohl nicht mehr. (Die Amis haben diese Problematik damals anders gelöst als in meinem geschilderten Fall der Bestechung. Sie hatten keine stichhaltigen Beweise, haben aber guten Gewissens aufgrund eines undeutlichen Sockenabdrucks einen offensichtlichen Täter verurteilt.)
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Die Diskussion hier ist deshalb so schwierig, weil man in der obigen Position nichts in der Hand hat und man nicht ernst genommen wird, es heißt eigentlich immer nur man wäre ein Fan des Herrn Söring.
Aber was ist der Sinn einer Diskussion um J.S. ?
Möchte man andere überzeugen? Warum? Vielleicht in Zeiten, in denen er einsaß. Da war es vielleicht wichtig, viele zur Unterstützung zu überzeugen. Eine Freilassung nach 33 Jahren hätte ich auch unterstützt, selbst wenn er der Täter ist.
Sofern es heute in dieser Diskussion zu Aggressionen kommt, kann es nur Selbstzweck der Diskutanten sein. ("Ich hab Recht und ein gutes Gefühl. Und es macht mich wütend, wenn mir jemand widerspricht.") Die Frage ist, worum es Dir geht? Mahnst Du an, dass es juristisch keine klaren Beweise gibt und dann auch ein "offensichtlicher" Doppelmörder freigesprochen werden muss. (Da kann ich Dir sogar folgen.) Aber dieses Forum ist ja kein Gericht. Also was soll's?
Oder argumentierst Du für seine Unschuld aufgrund Deines persönlichen, emotionalen Eindrucks? Dies wird in diesem Forum angesichts der vielen Anti-Infos erwartungsgemäß zu Unmut bei vielen Teilnehmern führen.
Aber soll man sich in dieser Frage überhaupt einem "Lager" zuordnen? Ich werde das nicht machen, weil ich damals in Lynchburg nicht dabei war.
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Als ich hier anfing - wie jetzt Du - dachte ich eigentlich man könnte dem Rätsel (für mich ist es eins ) näherkommen, schade eigentlich.
Für mich sehe ich keine Rätsel mehr, da ich für mich selbst eine plausible Erklärung gefunden habe. Ob diese auch in der Rolle des Geschworenen für mich ausgereicht hätte, weiß ich allerdings nicht. Darum geht es mir aber gar nicht. Denn ich muss nicht Recht sprechen.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 21:52
@Andante
wie erklärst du dir, dass JS immer wieder behauptete keinerlei Unterstützung von der Bundesregierung erhalten zu haben. Und nun liest man tatsächlich genau das Gegenteil, dass diese angeblich seit Beginn an sich für seine Freilassung einsetzte. Meinst du dies geschah im Verborgenen? Oder wie darf man es verstehen, dass selbst JS darüber scheinbar nicht einmal informiert gewesen war.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.01.2020 um 21:56
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:. Sie hatten keine stichhaltigen Beweise, haben aber guten Gewissens aufgrund eines undeutlichen Sockenabdrucks einen offensichtlichen Täter verurteilt.)
tut mir leid, das ist aber so etwas von falsch.

Natürlich wäre er auch hier bei uns verurteilt worden. Wie kommt man denn immer auf diese Behauptung? Hast du dich tatsächlich einmal mit hiesigen Indizienfällen beschäftigt? Dann wüsstest du, was bereits ausreichend ist, um jemanden bei uns zu verurteilen mit einer lebenslänglichen Haftstrafe.

Ich habe nicht mehr die Lust die Indizien die gegen ihn sprechen immer wieder aufzuzählen, die du eh zu Genüge kennst. Zu behaupten, das hätte nicht ausgereicht, ist nicht wahr. Auch wenn du es immer wieder und seit Jahren behauptest, wird es dadurch nicht wahrer.


1x zitiertmelden