burnonedown schrieb:Diese ganze unsägliche Geschichte kennt keine Gewinner. Wer ihn für schuldig hält, findet es falsch, dass er auf freiem Fuß ist, ohne zumindest Verantwortung für seine Taten übernommen zu haben und regt sich über mutmaßliche Lügen auf. Wer ihn für unschuldig hält, betrauert ihn und die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren sein soll. Und anhält, weil es keine hundertprozentige Rehabilitation geben wird.
Ich teile Deine werte Einschätzung nicht ganz, denn es gibt auch etwas dazwischen. Ich persönlich halte JS und EH für schuldig im Sinne der Anklage und halte die Urteile für gerechtfertigt. Mit über drei Jahrzehnten in US-Haft hat JS eine mutmaßlich härte Strafe erhalten, als bei einer Verurteilung in der BRD zu erwarten gewesen wäre. Deshalb halte ich es keineswegs für falsch, dass er aus der Haft entlassen und in die BRD abgeschoben wurde. Ich halte ebenfalls nicht für falsch, dass er hier in Freiheit lebt. Er hat zwar keine Reue gezeigt und beteuert seine Unschuld, doch das ist auch nicht zwingend so vorgesehen. Auch das er (wiederholt) mutmaßlich gelogen hat, ist für mich kein Aufreger. JS wurde rechtmäßig verurteilt, die Strafe wurde von ihm verbüßt. Punkt.
Der einzige diskussionswürdige Aspekt ist in diesem Zusammenhang einzig die Gefahr, die von ihm für die Gesellschaft ausgehen könnte. Das er nochmals zum Mörder werden könnte, gilt scheinbar als äußerst unwahrscheinlich, also eine gute Prognose. Wenn dem so ist, gibt es mMn keinen Grund sich aufzuregen. Dann soll er meinetwegen den Rest seiner Zeit leben wo und wie er möchte. Das Interesse an seiner Person hat sich für mich dann auch erledigt.
burnonedown schrieb:Häme und Boshaftigkeit sind aber sinnfrei und gemein.
Häme und Boshaftigkeit zählen für mich einerseits zur "Pissrinnenpolemik", die selten zielführend und daher überflüssig ist. Andererseits polarisiert JS durch seine Persönlichkeit so stark, dass ihn manche Menschen quasi als das personifizierte Böse ansehen und den Gedanken nicht ertragen können, dass eine Person wie er überhaupt jemals freikommt. Diesen Menschen bleibt dann eigentlich nur noch Zorn und Häme als Reaktion auf die Freilassung übrig. Kann man auch nachvollziehen. Aber auf das Wesentliche reduziert, bleibt er einfach nur ein zurecht verurteilter Doppelmörder, der seine Haftstrafe jetzt verbüßt hat. Nicht mehr, nicht weniger.
sunrise2008 schrieb:Neben den offensichtlichen Opfern Derek und Nancy Haysom bleiben auch sonst nur Verlierer, wenn sie es denn nicht schon vorher waren. Schuldig oder nicht, sehen wir hier 2 Menschen, die-abgesehen von über 30 Jahren im Gefängnis- schon vorher in gewissen Dingen belastet und eingeschränkt waren, sozial, emotional, familiär, psychisch, drogenabhängig und voller sexueller Phantasien, vor allem aber auch sehr jung und lebensunerfahren. Beide aus welchen Gründen auch immer egoistisch, narzisstisch, manipulativ.
Schon vor der Tat waren es arme Seelen.
Die Frage, ob JS und EH vor der Tat "Verlierer" waren, möchte ich zumindest bei JS anzweifeln. Er kam aus finanziell und intellektuell sehr guten Verhältnissen, hatte alle Voraussetzungen, ein gut situiertes Leben zu führen. Sein Charakter war und ist sein großes Problem. Er hatte die Wahl: An sich arbeiten, Regeln akzeptieren und sauber bleiben, oder das Gegenteil davon. Niemand hat ihn gezwungen, ein Doppelmörder zu werden. Er war auch nicht drogenabhängig, kein Gangmitglied oder sonstwie beeinflusst oder unter Druck gesetzt, ein Leben außerhalb gesellschaftlicher Normen und Gesetze zu führen. Sein Argument, aus bedingungsloser Liebe zu Liz den Helden gespielt zu haben, ist mehr als schwach. Er mag zwar zum Tatzeitpunkt lebensunerfahren und für sein Alter unreif gewesen sein, doch seine Handlungen und die möglichen Konsequenzen daraus konnte er zweifelsohne intellektuell erfassen, überblicken und moralisch/ethisch einschätzen. Er traf die Entscheidungen also aus meiner Sicht absolut bewusst. Im Fall von EH steht ein möglicher, sexueller Missbrauch durch die eigene Mutter im Raum, ebenso ihre Drogenabhängkeit und der große Einfluss/Kontrollwahn der Eltern. Hier kann man schon eher annehmen, dass sie eine Verliererin war bzw. dazu gemacht wurde, was selbstverständlich keine Entschuldigung für ihren Part im Tatablauf sein soll. Sie hatte einfach schlechtere Voraussetzungen als JS und bei ihr ist fraglich, wie sie Dinge, Handlungen, Konsequenzen zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich einschätzen konnte. EH war noch am ehesten eine arme Seele, ohne das ich ihre Handlungen damit in irgendeiner Form entschuldigen möchte. Aber JS war vor allem arm an positiven Charaktereigenschaften.