Dogmatix schrieb:ja, das ist ein weites feld. liebe, sex, objektivierungen ... da ließe sich lang und breit philosophisch drüber reden.
Wenn es sich um sexualisierten Machtmissbrauch handelt, ist das eben keine philosophische Frage mehr.
Dogmatix schrieb:"Vor allem sind wir uns bewusst, dass die menschliche Person nicht monolithisch ist: Eine Frau kann am selben Tag ein professionelles Team führen und es genießen, das sexuelle Objekt eines Mannes zu sein, ohne eine "Schlampe" oder ein abscheulicher Komplize des Patriarchats zu sein. Sie kann dafür sorgen, dass ihr Gehalt dem eines Mannes entspricht, sich aber nicht durch ein Reiben in der U-Bahn traumatisiert fühlen, auch wenn es als Delikt gilt. Sie kann es sogar als Ausdruck großer sexueller Misere oder sogar als Nicht-Ereignis betrachten."
Damit machen sie die Frauen dafür verantwortlich, wenn sie sich belästigt fühlen.
Eine Frau kann aber nicht frei entscheiden, ob das Reiben in der U-Bahn zu tolerieren oder gar gewünscht ist: Es wird einfach gemacht, ungefragt. Und das ist das Problem - nicht, dass manche Frauen vielleicht schon ein unabsichtliches Rempeln als Übergriff empfinden.
Dogmatix schrieb:"Als Frauen erkennen wir uns in diesem Feminismus nicht wieder, der jenseits der Denunzierung von Machtmissbrauch dem Hass auf Männer und Sexualität gegenübersteht. Wir glauben, dass die Freiheit, zu einem sexuellen Vorschlag nein zu sagen, nicht ohne die Freiheit ist, sich zu sorgen."
Zunächst mal hat das nicht nur mit Feminismus zu tun: Männer sind von Sexismus und übergriffigem Machtmissbrauch auch betroffen. Nur seltener und anders.
Dass man sexuelle Selbstbestimmung nicht mit Prüderie erreicht, wie tatsächlich manche meinen, ist auch klar. Um Prüderie als Lösung kann es aber nicht gehen, wenn Frauen sich darüber empören, dass eine Frau, die mit nackten Brüsten auf einem Festival herumläuft, angegrapscht wird.
Für mich werfen die Unterzeichnerinnen so ziemlich alles durcheinander. Sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung heißt eben nicht, dass jemand übergriffig sein darf und andere das zu tolerieren haben, aus welchen Gründen auch immer.
Oder dass die Opfer es als "sexuelle Misere", als "ungeschickte Anmache" oder dergleichen zu tolerieren hätten, damit sie nicht von solchen Feministinnen wie Deneuve als schwache Püppchen betrachtet werden.
Natürlich kann man sowas als "Nicht-Ereignis" empfinden.... und dann wundern sich später alle, wie jemand jahrzehntelang so etwas getan haben kann, auch mit anderen Opfern für die das durchaus ein Ereignis war und bei denen der Übergriff sehr viel weiter ging, und warum niemand mal was gesagt hat.
Meine Meinung dazu ist: Die, die stark und selbstbewusst sind, sollten einem Weinstein oder U-Bahn-Grapscher sagen, dass er damit aufhören muss. Und es nicht denen überlassen, die sich dem ausgeliefert fühlen.
Dogmatix schrieb:"Wurden Sie in den letzten 12 Monaten von jemandem sexuell belästigt, während Sie arbeiteten?"
Geht es denn nur um Arbeitsplätze? Oder auch das restliche Leben? Und gibt es vielleicht Branchen, in denen es häufiger vorkommt als in anderen?
Dogmatix schrieb:review : Wenn das der Fall ist, warum gibt es diese akzeptierte Weisheit, dass sexuelle Belästigung auf epidemischem Niveau ist?
Weil es nicht nur Arbeitsplätze betrifft und fast jede Frau schonmal ein hässliches Erlebnis hatte, oder mehrere.
Dogmatix schrieb:Weil jede Frau nun die Macht hat, einen Mann mit einer einzigen Anklage zu vernichten, sogar mit einer falschen.
Nunja, wenn Frauen die Möglichkeit bekommen, sich zu wehren, dann kann es auch Missbrauch geben. Hat es aber erstens schon zuvor gegeben und ob das jetzt häufiger ausgenutzt wird, ist noch gar nicht erwiesen, und es kann kein Argument dafür sein, alles so zu belassen, wie es war: Dass Frauen um ihren Job, ihre Existenz und Selbstbestimmung bangen mussten, wenn sie sich nicht fügen wollten (und manchmal auch, wenn sie sich gefügt haben).
Tussinelda schrieb:Es ging darum, Erfahrungen mit unangemessenem Verhalten, Sexismus, Belästigung, Missbrauch und allem, was damit einher geht, zu teilen. Da wird nichts auf die gleiche Stufe gestellt, sondern Menschen teilen ihre Erfahrungen mit anderen. Erst schreibst Du "teilweise" und dann ist es die Kampagne an sich der Beleg. Vielleicht siehst Du ja den Widerspruch, ganz davon abgesehen, dass Dein Vorwurf so oder so falsch ist.
Danke.