Wo fängt für euch sexuelle Belästigung an?
11.01.2018 um 12:35Doors schrieb:Wenn Männer Frauen nicht mehr unwidersprochen und ungestraft belästigen, begrapschen oder vergewaltigen dürfen - dann ist das natürlich eine totalitäre Gesellschaft, gegen die der Faschismus eine Kinderparty war. Schon klar, Frau Deneuve. Gehen Sie den Weg Ihrer Kollegin Bardot?ja, tut mir leid, da hat @interrobang recht, das ist so ziemlich völliger quatsch.
dafür muss man nur den ersten satz lesen: Le viol est un crime. Vergewaltigung ist ein Verbrechen.
genauer wäre: die autorinnen erkennen in manchen auswüchsen der #metoo bewegung einen moralischen totalitarismus.
FF schrieb:Worum es bei Kampagnen wie #MeToo wirklich geht, ist etwas anderes. Hier geht es um Macht und Machtmissbrauch, der sich in sexualisierter Gewalt und permanenten Grenzüberschreitungen manifestiert. Mit Flirten hat das alles nichts zu tun. Oder anders formuliert: Wer so etwas mit einem Flirt verwechselt, der hat ein Problem.darum geht es den autorinnen ja gerade: sie sehen, dass es in der kampagne nicht nur darum geht. ich halte den spiegel-kommentar von eva horn für selbstgerecht, zu kurz wenn nicht zu naiv.
hauptautorinnen waren übrigens
Sarah Chiche (écrivaine, psychologue clinicienne et psychanalyste), Catherine Millet (critique d’art, écrivaine), Catherine Robbe-Grillet (comédienne et écrivaine), Peggy Sastre (auteure, journaliste et traductrice), Abnousse Shalmani (écrivaine et journaliste).http://www.lemonde.fr/idees/article/2018/01/09/nous-defendons-une-liberte-d-importuner-indispensable-a-la-liberte-sexuelle_5239134_3232.html#meter_toaster
ich finde den kommentar von karin janker in der sueddeutschen etwas besser.
Die Autorinnen erkennen in der "Me Too"-Debatte eine Tendenz, die gefährlich wäre, würde sie sich auswachsen: einen moralischen Totalitarismus, den Verlust der Fähigkeit, zwischen Flirt und sexueller Nötigung zu differenzieren. Dagegen schreiben sie an. Es ist gut und wichtig, dass dieses Argument von Frauen kommt. Denn von Männern wäre es erstens weniger überraschend und zweitens sähe sich derjenige, der es äußert, zu Recht oder zu Unrecht sofort dem Verdacht ausgesetzt, sich seine eigenen Vergehen nicht eingestehen zu wollen. Man kann den Gastbeitrag als Verharmlosung von ekelhaftem Verhalten von Männern gegenüber Frauen interpretieren. Man kann ihn aber auch so lesen, dass er die Frauen ermächtigen will, selbst die Grenzen zu ziehen. Darum geht es den französischen Frauen.http://www.sueddeutsche.de/leben/metoo-debatte-in-frankreich-die-kritik-an-der-me-too-debatte-kommt-zur-richtigen-zeit-1.3819887
Der französische Feminismus hat seine Eigenheiten, zumal der der älteren Generation: Der geht es eher darum, ernst genommen zu werden, als beschützt werden zu müssen. Darum bezeichnen die Autorinnen es auch als "reaktionär", wenn im Zuge der "Me Too"-Debatte der Gedanke aufkomme, dass "Frauen 'besondere' Wesen sind, Kinder mit Erwachsenengesicht, die nach Schutz verlangen". Sie wollen Frauen aus dem Opferstatus befreien - und es ist wichtig, diese andere Perspektive auf den Diskurs anzuerkennen. Nur so kann das gemeinsame Projekt erfolgreich sein.
FF schrieb:Um die Tragweite des Problems mal anzudeuten: In den Pariser öffentlichen Verkehrsmitteln wurde praktisch jede Frau schonmal sexuell belästigt, bis hin zur Vergewaltigung.also da würde ich schon gewisse zweifel anmelden wollen.