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02.10.2019 um 15:40@gardner
Hm.. auf Rezensionen achte ich nicht sonderlich, weil ich schon oft fest gestellt habe, das mein Geschmack sich wohl doch arg von dem der Allgemeinheit unterscheidet.
Auf Amazon sind die Bewertungen so:
Drachenflüsterer: 4,5/5 Sterne bei 69 Bewertungen
Dierk Gewesen: 4/5 Sterne bei 22 Bewertungen
Harry Dresden: 4/5 Sterne bei 112 Bewertungen
usw.
Ich bin zb. kein Fan von Tolkin, Rowling und Steven King. Ich mag auch die Witcher-Reihe nicht. Fand die GoT-Bücher zwar anfänglich nett, später aber auch sehr zäh.
Was ich dagegen regelrecht verschlungen habe war die "Klingen-Trilogie" von Joe Abercrombie, die "Licht-Saga" von Brent Weeks oder auch "Die Saga von Rostigan und Tarzi" von Sam Bowring
Von daher kaufe ich mir Bücher immer, wenn ich Inhaltsangabe und Klapptext als ansprechend empfinde und nicht, was auf Amazon bewertet wurde ^^
Hm.. auf Rezensionen achte ich nicht sonderlich, weil ich schon oft fest gestellt habe, das mein Geschmack sich wohl doch arg von dem der Allgemeinheit unterscheidet.
Auf Amazon sind die Bewertungen so:
Drachenflüsterer: 4,5/5 Sterne bei 69 Bewertungen
Dierk Gewesen: 4/5 Sterne bei 22 Bewertungen
Harry Dresden: 4/5 Sterne bei 112 Bewertungen
usw.
Ich bin zb. kein Fan von Tolkin, Rowling und Steven King. Ich mag auch die Witcher-Reihe nicht. Fand die GoT-Bücher zwar anfänglich nett, später aber auch sehr zäh.
Was ich dagegen regelrecht verschlungen habe war die "Klingen-Trilogie" von Joe Abercrombie, die "Licht-Saga" von Brent Weeks oder auch "Die Saga von Rostigan und Tarzi" von Sam Bowring
Von daher kaufe ich mir Bücher immer, wenn ich Inhaltsangabe und Klapptext als ansprechend empfinde und nicht, was auf Amazon bewertet wurde ^^
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02.10.2019 um 15:50@GalleyBeggar
Ich dachte da auch eher an Büchertreffs oä.....Kennst du eigentlich "Der Name des Windes" von Patrick Rothfuss?
Das wäre eventuell etwas für dich.
Ich dachte da auch eher an Büchertreffs oä.....Kennst du eigentlich "Der Name des Windes" von Patrick Rothfuss?
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02.10.2019 um 15:50@GalleyBeggar
Ich kann dir nur wärmstens die Bücher von Gene Wolfe ans Herz legen. z.B. den Sonnen-Zyklus, oder - noch besser - die zwei Bände seiner Mythgarthr Bücher.
Ich kann dir nur wärmstens die Bücher von Gene Wolfe ans Herz legen. z.B. den Sonnen-Zyklus, oder - noch besser - die zwei Bände seiner Mythgarthr Bücher.
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02.10.2019 um 16:09@gardner
Ja, das hab ich gelesen, aber den zweiten Teil fand ich dann nicht mehr so interessant. Den hab ich auch nicht mehr zu Ende gelesen O_o
Ich mäkeliger Möpp :troll:
Also ich hab noch gut vier Bücher auf meiner Liste, die ich nach "Murder on the orient express" lesen will.
Irgendwann find ich eines, das mich fesselt :D
Wegen Büchertreff muss ich mal gucken... Da ich allgemein aus Zeitmangel sehr langsam im lesen bin (hab drei Kinder, ich finde leider wenig Zeit mich mal zurück zu ziehen. Die meisten Seiten schaffe ich, wenn ich meine Kinder zu Kursen u.ä. fahre und dort warten muss :D )
Ja, das hab ich gelesen, aber den zweiten Teil fand ich dann nicht mehr so interessant. Den hab ich auch nicht mehr zu Ende gelesen O_o
Ich mäkeliger Möpp :troll:
Also ich hab noch gut vier Bücher auf meiner Liste, die ich nach "Murder on the orient express" lesen will.
Irgendwann find ich eines, das mich fesselt :D
Wegen Büchertreff muss ich mal gucken... Da ich allgemein aus Zeitmangel sehr langsam im lesen bin (hab drei Kinder, ich finde leider wenig Zeit mich mal zurück zu ziehen. Die meisten Seiten schaffe ich, wenn ich meine Kinder zu Kursen u.ä. fahre und dort warten muss :D )
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03.10.2019 um 09:35ey ich mach das schon lange so , dass wenn ein buch echt mist ist , dann les ichs einfach nicht weiter
früher dacht ich auch , ey jetzt hast dus angefangen , also lies es auch zu ende
aber es gibt SO viele bücher
das nächste wird bestimmt wieder besser - also warum 10 stunden in ein buch inverstieren das mich nervt - ab in den booksharing schrank ... und gut ist :D soll sich wer anderer damit rumquälen
früher dacht ich auch , ey jetzt hast dus angefangen , also lies es auch zu ende
aber es gibt SO viele bücher
das nächste wird bestimmt wieder besser - also warum 10 stunden in ein buch inverstieren das mich nervt - ab in den booksharing schrank ... und gut ist :D soll sich wer anderer damit rumquälen
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03.10.2019 um 21:15Michael Ziegelwagner - Der aufblasbare Kaiser
Ziegelwagner war 2014 beim Erscheinen seines Romanerstlings, der in Wien spielt, Redakteur der Titanic, aber so ganz finde ich den Humor nicht in diesem Text. Dreimal habe ich gegrinst.
Die 26-jährige Büroangestellte (dort wird nicht gearbeitet) Vera Beacher (den Namen gibt's so nicht, und die versuchten Scherze mit dem englischen "beach" funktionieren nicht) besucht aus Langeweile einen Monarchistenzirkel, dessen Adresse sie auf der Straße aufschnappt, und verbringt mit diesen etwas skurrilen, meist alten trinkenden und rauchenden Männern einige Zeit mit Schwadronieren über Otto Habsburg. Diese Männer sind in ihrer Harmlosigkeit witzig, in ihren Ansichten letztlich ekelhaft (wie auch ihr Äußeres). Das Theoretisieren ist ermüdend.
Der zweite Handlungsstrang: die Freundinnen ihrer besten Freundin organisieren einen Polterabend in einer schottischen Männer-Stripbar. Damit steigt Ziegelwagner aus dem Roman aus: Vera stürzt eine Stiege runter, wacht nach der Operation auf, fantasiert was von einer schottischen Männerstrip-Bar, in der die englische Königin erscheint, mit der sie darüber philosophiert, dass alle Menschen das Privileg der Queen haben sollten, mit dem Bewusstsein, der wichtigste Mensch der Welt zu sein, leben zu können.
Nach 150 Seiten fiel Ziegelwagner wohl nichts mehr ein.
Wie dieser Roman es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2014 schaffte, erschließt sich mir nicht.
Ein paar Infolinks im Spoiler
Verlagsinfo:
https://www.rowohlt.de/taschenbuch/michael-ziegelwagner-der-aufblasbare-kaiser.html
Rezensionen:
https://literaturkritik.de/id/19849
http://www.magzin.at/magzin-literaturtipp-michael-ziegelwagner-der-aufblasbare-kaiser-rowohlt-ein-wiener-roman/62956
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/literatur/804939-Unter-Monarchisten.html (Archiv-Version vom 27.11.2020)
Ziegelwagner war 2014 beim Erscheinen seines Romanerstlings, der in Wien spielt, Redakteur der Titanic, aber so ganz finde ich den Humor nicht in diesem Text. Dreimal habe ich gegrinst.
Die 26-jährige Büroangestellte (dort wird nicht gearbeitet) Vera Beacher (den Namen gibt's so nicht, und die versuchten Scherze mit dem englischen "beach" funktionieren nicht) besucht aus Langeweile einen Monarchistenzirkel, dessen Adresse sie auf der Straße aufschnappt, und verbringt mit diesen etwas skurrilen, meist alten trinkenden und rauchenden Männern einige Zeit mit Schwadronieren über Otto Habsburg. Diese Männer sind in ihrer Harmlosigkeit witzig, in ihren Ansichten letztlich ekelhaft (wie auch ihr Äußeres). Das Theoretisieren ist ermüdend.
Der zweite Handlungsstrang: die Freundinnen ihrer besten Freundin organisieren einen Polterabend in einer schottischen Männer-Stripbar. Damit steigt Ziegelwagner aus dem Roman aus: Vera stürzt eine Stiege runter, wacht nach der Operation auf, fantasiert was von einer schottischen Männerstrip-Bar, in der die englische Königin erscheint, mit der sie darüber philosophiert, dass alle Menschen das Privileg der Queen haben sollten, mit dem Bewusstsein, der wichtigste Mensch der Welt zu sein, leben zu können.
Nach 150 Seiten fiel Ziegelwagner wohl nichts mehr ein.
Wie dieser Roman es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2014 schaffte, erschließt sich mir nicht.
Ein paar Infolinks im Spoiler
Verlagsinfo:
Rezensionen:
https://literaturkritik.de/id/19849
http://www.magzin.at/magzin-literaturtipp-michael-ziegelwagner-der-aufblasbare-kaiser-rowohlt-ein-wiener-roman/62956
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/literatur/804939-Unter-Monarchisten.html (Archiv-Version vom 27.11.2020)
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04.10.2019 um 13:22Hartmann von Aue - Der arme Heinrich
Mal zurück ins ausgehende 12. Jahrhundert, als sich der "Buchgelehrte" Hartmann von Aue mit einer kleinen Verserzählung an einer Adaption des Hiob-Stoffs probierte, die zwei hochinteressante Ebenen vermittelt.
1. Die Ebene des Glaubens und der Liebe
Ein mit allen Vorzügen eines idealen Ritters ausgestattete Schwabe Heinrich (schön, reich, tugendsam, freigebig, höflich) wird vom Aussatz (Lepra) befallen, gibt sich aber mit der Krankheit nicht als Gottes Schicksal ab, sondern reist zu Ärzten in Frankreich und auf Sizilien. Ohne Hoffnung auf Heilung verprasst er sein Vermögen und zieht sich auf sein letztes kleines Gut, das ein fleißiger Bauer führt, zurück. Dort verliebt er sich in die jüngste der Töchter des Bauern, findet mit ihr zu Gott zurück und wird geheilt. Beide heiraten.
2. Die Ebene des Wahnsinns und der Kinderhochzeit
In Salerno offenbart Heinrich, dass er nur geheilt werden kann, wenn eine gläubige mannbare Jungfrau sich bei lebendigem Leib herausschneiden lässt und er das Herzblut als Medizin erhält. Und nein, Hartmann kannte die Azteken damals noch nicht.
Diese Geschichte erzählt Heinrich auch am Bauernhof, und die in Heinrich unsterblich verliebte und ihm dauernd nachlaufende achtjährige Tochter der Bauernfamilie nimmt sich dies zu Herzen. Als sie elf ist, beschließt sie, sich für Heinrich opfern zu lassen, damit er als Gutsherr weiterhin für die vielköpfige Bauernfamilie sorgen kann und sie selbst einen Platz im Himmel erhalten kann. Das irdische Leben sei sowieso aus Not und Plage nur ein einziges Mühsal. Und sie wolle nicht auf einen Platz bei Gott verzichten.
In langen und sprachlich hochstehenden Monologen kann das Mädchen ihre verzweifelten Eltern überzeugen, sodass sie sogar denken, dass durch sie Gott selbst spricht. Heinrich willigt ein.
Also reist Heinrich mit der Elfjährigen zu dem Arzt nach Salerno, der sie zu sich in eine geschlossene Kammer holt, sie über die Prozedur aufklärt, um sie doch noch umstimmen zu können. Aber alles hilft nichts, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, also fesselt er sie nackt an einen Tisch und beginnt das Messer zu wetzen. Dies hört Heinrich vor der Türe und erspäht durch ein Loch das nackte Mädchen, und von Liebe ergriffen stürmt er in die Kammer, um den Arzt zu stoppen. Das Mädchen wehrt sich lautstark, da sie das Paradies verloren glaubt, doch durch eine Spontanheilung Heinrichs erkennt sie, dass Gottes Willen sich erfüllt hat.
Heinrich und die Bauerntochter kehren zurück ins Schwabenland und heiraten unter großer Anteilnahme der adligen nicht nichtadligen Bevölkerung.
Eine durch den Hamburger Universitätsprofessor Hartmut Freytag ins Neuhochdeutsche übertragene Version ist hier einzusehen:
http://germanistik.doomby.com/medias/files/hartmann-von-aue-der-arme-heinrich-bokos-z1-.pdf (Archiv-Version vom 20.09.2018)
Mal zurück ins ausgehende 12. Jahrhundert, als sich der "Buchgelehrte" Hartmann von Aue mit einer kleinen Verserzählung an einer Adaption des Hiob-Stoffs probierte, die zwei hochinteressante Ebenen vermittelt.
1. Die Ebene des Glaubens und der Liebe
Ein mit allen Vorzügen eines idealen Ritters ausgestattete Schwabe Heinrich (schön, reich, tugendsam, freigebig, höflich) wird vom Aussatz (Lepra) befallen, gibt sich aber mit der Krankheit nicht als Gottes Schicksal ab, sondern reist zu Ärzten in Frankreich und auf Sizilien. Ohne Hoffnung auf Heilung verprasst er sein Vermögen und zieht sich auf sein letztes kleines Gut, das ein fleißiger Bauer führt, zurück. Dort verliebt er sich in die jüngste der Töchter des Bauern, findet mit ihr zu Gott zurück und wird geheilt. Beide heiraten.
2. Die Ebene des Wahnsinns und der Kinderhochzeit
In Salerno offenbart Heinrich, dass er nur geheilt werden kann, wenn eine gläubige mannbare Jungfrau sich bei lebendigem Leib herausschneiden lässt und er das Herzblut als Medizin erhält. Und nein, Hartmann kannte die Azteken damals noch nicht.
Diese Geschichte erzählt Heinrich auch am Bauernhof, und die in Heinrich unsterblich verliebte und ihm dauernd nachlaufende achtjährige Tochter der Bauernfamilie nimmt sich dies zu Herzen. Als sie elf ist, beschließt sie, sich für Heinrich opfern zu lassen, damit er als Gutsherr weiterhin für die vielköpfige Bauernfamilie sorgen kann und sie selbst einen Platz im Himmel erhalten kann. Das irdische Leben sei sowieso aus Not und Plage nur ein einziges Mühsal. Und sie wolle nicht auf einen Platz bei Gott verzichten.
In langen und sprachlich hochstehenden Monologen kann das Mädchen ihre verzweifelten Eltern überzeugen, sodass sie sogar denken, dass durch sie Gott selbst spricht. Heinrich willigt ein.
Also reist Heinrich mit der Elfjährigen zu dem Arzt nach Salerno, der sie zu sich in eine geschlossene Kammer holt, sie über die Prozedur aufklärt, um sie doch noch umstimmen zu können. Aber alles hilft nichts, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, also fesselt er sie nackt an einen Tisch und beginnt das Messer zu wetzen. Dies hört Heinrich vor der Türe und erspäht durch ein Loch das nackte Mädchen, und von Liebe ergriffen stürmt er in die Kammer, um den Arzt zu stoppen. Das Mädchen wehrt sich lautstark, da sie das Paradies verloren glaubt, doch durch eine Spontanheilung Heinrichs erkennt sie, dass Gottes Willen sich erfüllt hat.
Heinrich und die Bauerntochter kehren zurück ins Schwabenland und heiraten unter großer Anteilnahme der adligen nicht nichtadligen Bevölkerung.
Eine durch den Hamburger Universitätsprofessor Hartmut Freytag ins Neuhochdeutsche übertragene Version ist hier einzusehen:
http://germanistik.doomby.com/medias/files/hartmann-von-aue-der-arme-heinrich-bokos-z1-.pdf (Archiv-Version vom 20.09.2018)
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04.10.2019 um 23:33Einige Teilnehmer haben bereits "Das Haus" empfohlen, dem kann ich mich nur anschließen.
Nicht ganz so schräg, aber literarisch ebenfalls grosses "Kino" ist "2666" von Roberto Bolano.
Ein Quartett durchgeknallter Germanisten mit Faible für Ernst Jünger jagt
einen verschollenen Schriftsteller und zeitgleich versucht ein Kommissar die Frauenmorde von Juarez aufzuklären.
Finster, abgedreht, mitunter lustig, traurig.. In der FAZ stand, man müsse für den Roman eine neue Bezeichnung in der Literaturgeschichte einführen. Die FR bezeichnete das Buch als "ungeheuerlich"
Ich fand es klasse. Quasi Umberto Eco trifft Tarantino. Philosophisch, schmutzig, düster und toll geschrieben.
Nicht ganz so schräg, aber literarisch ebenfalls grosses "Kino" ist "2666" von Roberto Bolano.
Ein Quartett durchgeknallter Germanisten mit Faible für Ernst Jünger jagt
einen verschollenen Schriftsteller und zeitgleich versucht ein Kommissar die Frauenmorde von Juarez aufzuklären.
Finster, abgedreht, mitunter lustig, traurig.. In der FAZ stand, man müsse für den Roman eine neue Bezeichnung in der Literaturgeschichte einführen. Die FR bezeichnete das Buch als "ungeheuerlich"
Ich fand es klasse. Quasi Umberto Eco trifft Tarantino. Philosophisch, schmutzig, düster und toll geschrieben.
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05.10.2019 um 00:40Marie von Ebner-Eschenbach - Krambambuli
Dies ist eine eigentlich unterschätzte kurze Erzählung über einen Hund, die gerne als "Treuegeschichte" gesehen wird. Doch das ist sie nicht. Der Hund Krambambuli ist ein von seinen Herren völlig abhängiges Lebewesen, über das nach Belieben verfügt wird und daran elendig verendet.
Der Hund gehört ursprünglich einem Landstreicher, der ihn gegen Alkohol an einen Revierjäger verkauft, der ihn über lange Zeit mit Gewalt zwingen muss, um ihm zu gehorchen.
Die Zerreißprobe kommt, als das ehemalige Herrchen einem Wilderer nachstellt, der sich als der Vagabund - das ehemalige Herrchen - entpuppt. Der Jäger erschießt ihn in einem Duell, der Hund bleibt beim Leichnam, wird zum Streuner und verstirbt an der Hausschwelle des Jägers.
In dieser rührseligen Geschichte scheint immer wieder eine sehr brutale hierarchische Gesellschaft durch, die sowohl Tiere als auch Menschen durchaus mit Gewalt in ihre Herrschaft bringen will. Anders als bei Krambambuli gelingt dies bei dem von der Gesellschaft ausgeschlossenen Vagabunden nicht. Er bleibt immer auf sich gestellt, und als er sich sein Überleben durch Wilderei zu sichern versucht, bleibt eine Reintegration versagt. Letztlich auch bei seinem Hund, bei ihm aber mit einem Intermezzo des versklavten Wohlstands.
Online hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/Ebner-Eschenbach,+Marie+von/Erzählungen/Krambambuli
Dies ist eine eigentlich unterschätzte kurze Erzählung über einen Hund, die gerne als "Treuegeschichte" gesehen wird. Doch das ist sie nicht. Der Hund Krambambuli ist ein von seinen Herren völlig abhängiges Lebewesen, über das nach Belieben verfügt wird und daran elendig verendet.
Der Hund gehört ursprünglich einem Landstreicher, der ihn gegen Alkohol an einen Revierjäger verkauft, der ihn über lange Zeit mit Gewalt zwingen muss, um ihm zu gehorchen.
Zwei volle Monate brauchte es, bevor der Krambambuli, halb totgeprügelt, nach jedem Fluchtversuche mit dem Stachelhalsband an die Kette gelegt, endlich begriff, wohin er jetzt gehöre. Dann aber, als seine Unterwerfung vollständig geworden war, was für ein Hund wurde er da!Nach zwei Jahren fordert die Gräfin, die Frau des Jagdgrundbesitzers und "Brotherrn", den Hund als Geburtstagsgeschenkt für ihren Gemahl, doch der Hund verweigert beim Grafen Futter und ist extrem aggressiv, sodass der Jäger den Hund wieder zurück bekommt.
Die Zerreißprobe kommt, als das ehemalige Herrchen einem Wilderer nachstellt, der sich als der Vagabund - das ehemalige Herrchen - entpuppt. Der Jäger erschießt ihn in einem Duell, der Hund bleibt beim Leichnam, wird zum Streuner und verstirbt an der Hausschwelle des Jägers.
In dieser rührseligen Geschichte scheint immer wieder eine sehr brutale hierarchische Gesellschaft durch, die sowohl Tiere als auch Menschen durchaus mit Gewalt in ihre Herrschaft bringen will. Anders als bei Krambambuli gelingt dies bei dem von der Gesellschaft ausgeschlossenen Vagabunden nicht. Er bleibt immer auf sich gestellt, und als er sich sein Überleben durch Wilderei zu sichern versucht, bleibt eine Reintegration versagt. Letztlich auch bei seinem Hund, bei ihm aber mit einem Intermezzo des versklavten Wohlstands.
Online hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/Ebner-Eschenbach,+Marie+von/Erzählungen/Krambambuli
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06.10.2019 um 15:55Michael Crichton - Enthüllung
Thriller um sexuelle Belästigung und um Rache.
Das Buch hat einige negative Kritiken erhalten, aber das sind alles Banausen, in Wirklichkeit ist das Buch sehr spannend.
Thriller um sexuelle Belästigung und um Rache.
Das Buch hat einige negative Kritiken erhalten, aber das sind alles Banausen, in Wirklichkeit ist das Buch sehr spannend.
ayashi
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06.10.2019 um 18:54Jemand schon das neue Buch von King gelesen?
Das Institut
Die Kritiken waren ja wirklich gut, aber ich möchte nicht wieder einen alten Bock im neuen Rock serviert bekommen.
Das Institut
Die Kritiken waren ja wirklich gut, aber ich möchte nicht wieder einen alten Bock im neuen Rock serviert bekommen.
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06.10.2019 um 19:33ayashi schrieb:Jemand schon das neue Buch von King gelesen?.lucy. findet es lahm.
Die besten Stephen King Bücher (Seite 11) (Beitrag von .lucy.)
Ich hatte überlegt es mir als Rezensionsexemplar zu bestellen (hätte also nicht mal Geld dafür bezahlen müssen), aber die Story spricht mich so gar nicht an.
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06.10.2019 um 23:50Antonio Fian - Das Polykrates-Syndrom
Artur dürfte so Mitte bis Ende dreißig sein, er ist seit acht Jahren mit Rita verheiratet, seit 15 Jahren mit ihr zusammen, kinderlos. Sie ist ehrgeizige Administratorin an einer Schule (will innerhalb der nächsten vier Jahre Direktorin sein), er ambitionslos, trotz akademischem Abschluss halbtags in einem Kopiergeschäft angestellt und Nachhilfelehrer. Das Leben läuft langweilig vor sich hin, abends besaufen sie sich und schlafen miteinander.
Artur ist abergläubisch und in Anlehnung an Schillers Der Ring des Polykrates hat er Angst vor einem zu glücklichen Leben, da dies am Ende - als Ausgleich - zum Unglück führen werde. Auch scheint er - trotz seiner Biederkeit - im Kopf ein wenig plemplem zu sein, da er immer wieder Halluzinationen hat, in denen Verstorbene auftauchen und beginnen, mit ihm zu reden.
Das ziemlich ereignislose Leben der beiden geht seinen Lauf, bis eines Tages eine etwas 25-jährige Deutsche (Alice) Artur mittels eines in einem Kopierer absichtlich liegen gelassenen Zettels aufreißt. Er geht ihr nach, wird von ihrem brutalen Prolo-Ex (das "Arschloch") im Wiener Bezirk Favoriten (ehemals Arbeiterviertel, jetzt Migrantenhochburg) zusammengeschlagen, aber Artur lässt nicht locker, kommt in den nächsten Tagen zu ihr in die Wohnung und findet das Arschloch erschlagen vor. Alice und Artur entsorgen sich der Leiche, indem sie ihn mit seinem Auto auf der Wiener Höhenstraße einen Abhang hinunterpurzeln lassen. Die Polizei geht von einem Mord im Drogenmilieu aus.
Also geht es unbehelligt weiter. Artur lebt seine Ehe und trifft sich mit Alice, die aber immer weiter in sein Privatleben eindringt, und einmal sogar als angebliche Sozialwissenschaftsstudentin an einem Adventsonntag für eine Umfrage auftaucht, nur im Arturs Frau Rita kennenzulernen.
Nach dem Tod von Arturs Mutter in einem Altenheim (seine Mutter war in ihrer Paranoia überzeugt, dass das Pflegepersonal die Alten ermordet - was es in Wien in den 80er Jahren im Krankenhaus Lainz ja wirklich gab), kommt Artur nach Hause und im Schlafzimmer liegt Alice mit gebrochenem Genick. Rita erzählt, dass Alice betrunken gekommen sei und sie mit einem Hockeyschläger ermorden wollte. Um Ritas Schulkarriere und das Kind, mit dem sie Schwanger ist, nicht zu gefährden, zerstückelt Artur Alice und in vierzehn Müllsäcken wird sie in den Müllkontainer gestopft. Alices Auto wird an die Donau gefahren. Artur verliert jedoch seine Geldbörse in diesem Auto, und die Polizei tritt nun in ihr Leben. Offiziell weil etwas an den paranoiden Fantasien seiner Mutter dran sei.
Am Weihnachtsabend will Artur nun den Schal, den er bereits einmal Alice geschenkt gehabt hat, Rita als Geschenk geben. Der kleine Roman endet mit diesen Sätzen:
In Realität funktioniert das Zerschnipseln von Leichen und deren Entsorgung im Müllkontainer selbstverständlich nicht, wie der österreichische Radiomoderator Helmut Frodl und der hungaro-österreichische Rechtsanwalt Gábor Pesti feststellen mussten, nachem sie den Filmproduzenten Fritz Köberl 1992 in Budapest ermordet, zerstückelt und in Müllkontainern entsorgt hatten. Sie wurden erwischt.
Eine Verfilmung ist noch für dieses Jahr angekündigt:
https://k.at/life/glueck-gehabt-start-fuer-verfilmung-von-antonio-fian-roman/400349719
Infolinks im Spoiler
Verlagsinfo:
https://www.droschl.com/buch/das-polykrates-syndrom/
Interviews:
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/reflexionen/zeitgenossen/602334-Ich-nenne-Namen-wenn-es-zur-Sache-geht.html?em_no_split=1
https://www.neue.at/kultur/2014/04/25/die-angst-vor-zu-viel-gluck.neue
Rezensionen:
https://oe1.orf.at/artikel/365234/Das-Polykrates-Syndrom
https://kurier.at/kultur/das-polykrates-syndrom-von-antonio-fian-auch-eine-fade-ehe-kann-als-thriller-enden/51.382.983
https://www.dieterwunderlich.de/Fian-polykrates-syndrom.htm
https://lesefreude.at/das-polykrates-syndrom/
https://literaturkritik.de/id/20056
https://steirerblutundhimbeersaft.com/tag/das-polykrates-syndrom/ (Archiv-Version vom 08.05.2021)
https://www.nzz.ch/im-wunderland-des-ehebruchs-1.18264773
Artur dürfte so Mitte bis Ende dreißig sein, er ist seit acht Jahren mit Rita verheiratet, seit 15 Jahren mit ihr zusammen, kinderlos. Sie ist ehrgeizige Administratorin an einer Schule (will innerhalb der nächsten vier Jahre Direktorin sein), er ambitionslos, trotz akademischem Abschluss halbtags in einem Kopiergeschäft angestellt und Nachhilfelehrer. Das Leben läuft langweilig vor sich hin, abends besaufen sie sich und schlafen miteinander.
Artur ist abergläubisch und in Anlehnung an Schillers Der Ring des Polykrates hat er Angst vor einem zu glücklichen Leben, da dies am Ende - als Ausgleich - zum Unglück führen werde. Auch scheint er - trotz seiner Biederkeit - im Kopf ein wenig plemplem zu sein, da er immer wieder Halluzinationen hat, in denen Verstorbene auftauchen und beginnen, mit ihm zu reden.
Das ziemlich ereignislose Leben der beiden geht seinen Lauf, bis eines Tages eine etwas 25-jährige Deutsche (Alice) Artur mittels eines in einem Kopierer absichtlich liegen gelassenen Zettels aufreißt. Er geht ihr nach, wird von ihrem brutalen Prolo-Ex (das "Arschloch") im Wiener Bezirk Favoriten (ehemals Arbeiterviertel, jetzt Migrantenhochburg) zusammengeschlagen, aber Artur lässt nicht locker, kommt in den nächsten Tagen zu ihr in die Wohnung und findet das Arschloch erschlagen vor. Alice und Artur entsorgen sich der Leiche, indem sie ihn mit seinem Auto auf der Wiener Höhenstraße einen Abhang hinunterpurzeln lassen. Die Polizei geht von einem Mord im Drogenmilieu aus.
Also geht es unbehelligt weiter. Artur lebt seine Ehe und trifft sich mit Alice, die aber immer weiter in sein Privatleben eindringt, und einmal sogar als angebliche Sozialwissenschaftsstudentin an einem Adventsonntag für eine Umfrage auftaucht, nur im Arturs Frau Rita kennenzulernen.
Nach dem Tod von Arturs Mutter in einem Altenheim (seine Mutter war in ihrer Paranoia überzeugt, dass das Pflegepersonal die Alten ermordet - was es in Wien in den 80er Jahren im Krankenhaus Lainz ja wirklich gab), kommt Artur nach Hause und im Schlafzimmer liegt Alice mit gebrochenem Genick. Rita erzählt, dass Alice betrunken gekommen sei und sie mit einem Hockeyschläger ermorden wollte. Um Ritas Schulkarriere und das Kind, mit dem sie Schwanger ist, nicht zu gefährden, zerstückelt Artur Alice und in vierzehn Müllsäcken wird sie in den Müllkontainer gestopft. Alices Auto wird an die Donau gefahren. Artur verliert jedoch seine Geldbörse in diesem Auto, und die Polizei tritt nun in ihr Leben. Offiziell weil etwas an den paranoiden Fantasien seiner Mutter dran sei.
Am Weihnachtsabend will Artur nun den Schal, den er bereits einmal Alice geschenkt gehabt hat, Rita als Geschenk geben. Der kleine Roman endet mit diesen Sätzen:
Ich nahm ihn heraus, wickelte ein Ende zweimal um meine linke Hand und zog am anderen. Gutes Material.Eine spaßige Lektüre. Es wird sehr viel aufs Korn genommen, und nicht nur die Pointen sitzen, sondern auch die erotischen wie mörderischen Teile. Die Aufnahme in die Longlist des Buchpreises des deutschen Buchhandels 2014 erfolgte zurecht.
In Realität funktioniert das Zerschnipseln von Leichen und deren Entsorgung im Müllkontainer selbstverständlich nicht, wie der österreichische Radiomoderator Helmut Frodl und der hungaro-österreichische Rechtsanwalt Gábor Pesti feststellen mussten, nachem sie den Filmproduzenten Fritz Köberl 1992 in Budapest ermordet, zerstückelt und in Müllkontainern entsorgt hatten. Sie wurden erwischt.
Eine Verfilmung ist noch für dieses Jahr angekündigt:
https://k.at/life/glueck-gehabt-start-fuer-verfilmung-von-antonio-fian-roman/400349719
Infolinks im Spoiler
Verlagsinfo:
https://www.droschl.com/buch/das-polykrates-syndrom/
Interviews:
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/reflexionen/zeitgenossen/602334-Ich-nenne-Namen-wenn-es-zur-Sache-geht.html?em_no_split=1
https://www.neue.at/kultur/2014/04/25/die-angst-vor-zu-viel-gluck.neue
Rezensionen:
https://oe1.orf.at/artikel/365234/Das-Polykrates-Syndrom
https://kurier.at/kultur/das-polykrates-syndrom-von-antonio-fian-auch-eine-fade-ehe-kann-als-thriller-enden/51.382.983
https://www.dieterwunderlich.de/Fian-polykrates-syndrom.htm
https://lesefreude.at/das-polykrates-syndrom/
https://literaturkritik.de/id/20056
https://steirerblutundhimbeersaft.com/tag/das-polykrates-syndrom/ (Archiv-Version vom 08.05.2021)
https://www.nzz.ch/im-wunderland-des-ehebruchs-1.18264773
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07.10.2019 um 08:02@Narrenschiffer
Ach, das Buch von Fian hab ich vor ein paar Jahren gelesen und fand es auch ziemlich unterhaltsam. Hab mich auch örtlich gleich zurecht gefunden, weil es eben in Wien spielt, und noch dazu in einer Gegend, in der ich selbst zuhause bin.
Der Autor übrigens auch, der wohnt zweimal ums Eck von mir im zweiten Bezirk. Sogar mit Namensschild an der Haustür, ich stand mal davor, weil mein Weg zur Arbeit damals da fast direkt vorbeiführte.
Ach, das Buch von Fian hab ich vor ein paar Jahren gelesen und fand es auch ziemlich unterhaltsam. Hab mich auch örtlich gleich zurecht gefunden, weil es eben in Wien spielt, und noch dazu in einer Gegend, in der ich selbst zuhause bin.
Der Autor übrigens auch, der wohnt zweimal ums Eck von mir im zweiten Bezirk. Sogar mit Namensschild an der Haustür, ich stand mal davor, weil mein Weg zur Arbeit damals da fast direkt vorbeiführte.
Narrenschiffer
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07.10.2019 um 22:57Gottfried von Straßburg - Tristan und Isolde
Ich habe die Versübertragung von Hermann Kurtz und Wolfgang Mohr herangezogen, um seit Langem wieder mal dieses Epos zu lesen. Was mich diesmal in den Bann gezogen hat, war weniger die Liebesgeschichte, sondern wie sehr König Marke eigentlich an der Nase herumgeführt wird.
Marke wird von den Höflingen und Fürsten zur Hochzeit gedrängt, weil sie dessen Neffen Tristan eigentlich nicht als Erben des Throns haben wollen. Bei der Hochzeitsnacht wird ihm Brangäne, Isoldes Cousine und Zofe, untergeschoben, weil sie - im Gegensatz zu Isolde - noch Jungfrau ist (sie zerbricht an diesem wörtlichen Liebesdienst). Dem Liebestreiben von Tristan und Isolde schaut er wissentlich zu, bis er sie schließlich inflagranti erwischt.
Die interessanten Aspekte sind eigentlich die Brüche in der Geschichte bzw. auch die Schichten, die in der Tiefe des Textes zu finden sind:
- Frauen sind Spielbälle: Isolde wird verheiratet, obwohl sie nicht will, und ihre Cousine muss als Sexobjekt herhalten
- Eigentlich müsste Isolde sowieso Tristan zugesprochen werden, da er den Irland bedrohenden Drachen tötet
- Der Hof von Marke in Cornwall ist ein Haufen intriganter Höflinge
- Um den Gerüchten des Verhältnisses entgegenzuarbeiten, schickt Marke die beiden vom Hof (WTF?)
- Vertrieben vom Hof finden Tristan und Isolde eine in alten Zeiten von Riesen gebaute Liebesgrotte
- Marke sieht beide in der Grotte schlafen, und da ein Schwert zwischen ihnen liegt, ist er von der Unschuld überzeugt
- Als Marke schließlich doch auf das Verhältnis draufkommt, läuft Tristan davon und reist in die Normandie
- Für Isolde scheint dies keine Konsequenzen zu haben, außer dass sie fürchterlich traurig ist
Auch das Alter von Isolde passt nicht ganz, da sie eine erfahrene Heilzauberin ist, die den jungen Tristan von einer vergifteten Wunde heilt. Aber da scheinen - auch wie bei der Liebesgrotte und den Riesen - ältere Geschichten einzufließen. Ihre Mutter ist definitiv zauberkundig, sie mischt auch den Liebestrank, den Tristan und Isolde bei einer Landung auf einer Insel zwischen Irland und Cornwall versehentlich trinken. Isolde selbst wendet im Fortlauf der Geschichte nie ihre Zauberkünste an.
Auf jeden Fall lässt sich dieses Epos von ca. 1210 nicht mit anderen höfischen Epen vergleichen, in denen Ritter über Bewährung im Ritterdienst rechtmäßige Landesherren und tugendhafte Ehemänner werden (Erec, Iwein, auch Parzival). Hier wird Liebe und Leidenschaft thematisiert. Selbst für die Nachgiebigkeit Markes gibt es eine Erklärung: seine Lüsternheit und Gier.
Die im Beck-Verlag erschienene Version ist gekürzt, manche Teile sind durch Prosazusammenfassungen überbrückt, und dass Tristan am Ende während seiner Kriegsteilnahme Isolde Weißhand kennenlernt und heiratet, ist nicht in dieser Fassung.
Die nicht bearbeitete Übertragung von Kurtz ist auch online, die letzten Kapitel geben die Weiterführungen von Heinrich von Freiberg bzw. Ulrich von Thürheim wieder:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Gottfried+von+Straßburg/Epos/Tristan+und+Isolde
Ich habe die Versübertragung von Hermann Kurtz und Wolfgang Mohr herangezogen, um seit Langem wieder mal dieses Epos zu lesen. Was mich diesmal in den Bann gezogen hat, war weniger die Liebesgeschichte, sondern wie sehr König Marke eigentlich an der Nase herumgeführt wird.
Marke wird von den Höflingen und Fürsten zur Hochzeit gedrängt, weil sie dessen Neffen Tristan eigentlich nicht als Erben des Throns haben wollen. Bei der Hochzeitsnacht wird ihm Brangäne, Isoldes Cousine und Zofe, untergeschoben, weil sie - im Gegensatz zu Isolde - noch Jungfrau ist (sie zerbricht an diesem wörtlichen Liebesdienst). Dem Liebestreiben von Tristan und Isolde schaut er wissentlich zu, bis er sie schließlich inflagranti erwischt.
Die interessanten Aspekte sind eigentlich die Brüche in der Geschichte bzw. auch die Schichten, die in der Tiefe des Textes zu finden sind:
- Frauen sind Spielbälle: Isolde wird verheiratet, obwohl sie nicht will, und ihre Cousine muss als Sexobjekt herhalten
- Eigentlich müsste Isolde sowieso Tristan zugesprochen werden, da er den Irland bedrohenden Drachen tötet
- Der Hof von Marke in Cornwall ist ein Haufen intriganter Höflinge
- Um den Gerüchten des Verhältnisses entgegenzuarbeiten, schickt Marke die beiden vom Hof (WTF?)
- Vertrieben vom Hof finden Tristan und Isolde eine in alten Zeiten von Riesen gebaute Liebesgrotte
- Marke sieht beide in der Grotte schlafen, und da ein Schwert zwischen ihnen liegt, ist er von der Unschuld überzeugt
- Als Marke schließlich doch auf das Verhältnis draufkommt, läuft Tristan davon und reist in die Normandie
- Für Isolde scheint dies keine Konsequenzen zu haben, außer dass sie fürchterlich traurig ist
Auch das Alter von Isolde passt nicht ganz, da sie eine erfahrene Heilzauberin ist, die den jungen Tristan von einer vergifteten Wunde heilt. Aber da scheinen - auch wie bei der Liebesgrotte und den Riesen - ältere Geschichten einzufließen. Ihre Mutter ist definitiv zauberkundig, sie mischt auch den Liebestrank, den Tristan und Isolde bei einer Landung auf einer Insel zwischen Irland und Cornwall versehentlich trinken. Isolde selbst wendet im Fortlauf der Geschichte nie ihre Zauberkünste an.
Auf jeden Fall lässt sich dieses Epos von ca. 1210 nicht mit anderen höfischen Epen vergleichen, in denen Ritter über Bewährung im Ritterdienst rechtmäßige Landesherren und tugendhafte Ehemänner werden (Erec, Iwein, auch Parzival). Hier wird Liebe und Leidenschaft thematisiert. Selbst für die Nachgiebigkeit Markes gibt es eine Erklärung: seine Lüsternheit und Gier.
Warum doch, Herr Gott, und für wasEiner der Gründe mag darin liegen, dass Gottfried vielleicht gar kein Adeliger war. In seiner Miniatur der Manessischen Handschrift (frühes 14. Jh.) ist er als "Meister" bezeichnet, was ihn als Stadtbürger ausweisen würde.
war er [Marke] ihr so innig gut?
Worum es heut noch so mancher tut:
Gelüsten und Verlangen
muß hangen und bangen
und leiden, was ihm auch geschieht.
Ach, wie viele man heute noch sieht
dieser "Marke und Isolde",
wenn man sie nennen sollte!
Die im Beck-Verlag erschienene Version ist gekürzt, manche Teile sind durch Prosazusammenfassungen überbrückt, und dass Tristan am Ende während seiner Kriegsteilnahme Isolde Weißhand kennenlernt und heiratet, ist nicht in dieser Fassung.
Die nicht bearbeitete Übertragung von Kurtz ist auch online, die letzten Kapitel geben die Weiterführungen von Heinrich von Freiberg bzw. Ulrich von Thürheim wieder:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Gottfried+von+Straßburg/Epos/Tristan+und+Isolde
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09.10.2019 um 23:52Hamed Abdel-Samad - Der islamische Faschismus
Abdel-Samad ist eigentlich bekannt wie ein bunter Hund, und ich habe mir jetzt das Buch gegeben, dessen Grundlage (ein Vortrag in Ägypten) ihm eine Todes-Fatwa eingebracht hat. Seine Hauptthese ist, dass der politische Islam eine faschistische Bewegung ist, unabhängig davon, ob sunnitisch oder schiitisch. Die Wurzeln lägen in der Entstehung der Muslimbrüderschaft in den 1920er Jahren, die sofort Verbindungen mit dem italienischen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus knüpfte.
Seine Faschismustheorie beruht nicht auf Dimitrov (der Faschismus als terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals), sondern sie ist ideologisch und basiert auf der These, dass Faschismus in verspäteten, abgehängten Gesellschaften aufkomme.
Die islamischen Gesellschaften hätten im 9. Jahrhundert eine Chance gehabt, als ihre Hochblüte in nicht von der Scharia geprägten Herrschaftsbereichen erreicht wurde, im Iran, Irak sowie in Andalusien. Diese Gesellschaften seien von Toleranz geprägt gewesen, in denen ein wissenschaftlicher und kultureller Austausch stattgefunden habe, die Geistesgrößen wie Avicenna oder Ibn Rushd/Averroes hervorbringen konnte. Als jedoch diese Regionen radikal islamisiert wurden (Saladin spielte eine wichtige Rolle bei dieser Wende) und die Ungläubigen als minderwertig und "Tiere" betrachtet wurden, begann die islamische Gesellschaft zu stagnieren. So sei es nicht verwunderlich, dass erste Gutenberg'sche Druckpressen im Osmanischen Reich erst im 18. Jahrhundert eingeführt und strikt unter staatliche Kontrolle gestellt wurden.
Es entwickelte sich über Jahrunderte ein Mischmasch an Unterlegenheitsgefühl einerseits und moralischem Überlegenheitsgefühl andererseits (der Islam als die letzte und daher wahre Prophezeiung Gottes). Die islamischen Gesellschaften wurden zu Modernisierungsverlierern (seit Vasco da Gama das Kap der Guten Hoffnung umsegelte und die arabische Welt vom globalen Handel abschnitt), die jedoch in der Gottesunterwürfigkeit samt Ungläubigenhass und Misogynie dem protofaschistischen Denken eines Massenmörders der arabischen Halbinsel anhingen.
Auf dieser Dichotomie des moralisch überlegenen Verlierers bauten und bauen die Ideologien der Muslimbrüder, der iranischen Mullahdiktatur, der Hamas, der Hisbollah, neuerdings der Salafisten sowie der Dschihadisten von Al Qaida bis zum IS auf, die wiederum unter den aktuellen Modernisierungsverlierern bzw. den moralisch Gespaltenen global ihre Rekruten finden, die bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern, um dem Feind Schaden zuzufügen. Die 72 Jungfrauen mit ihren je 70 willigen Dienerinnen im Dauerpornoparadies der permanenten Erektion des Islam sind da noch eine Hoffnungsdraufgabe.
Was für Abdel-Samad Faschismus kennzeichnet, ist:
- Glaube an die absolute Wahrheit
- Unterwerfung unter einen Führer
- Absoluter Gehorsam
- Einteilung der Welt in Freund und (zu vernichtenden) Feind
- Ablehnung der Moderne
- Ablehnung der Aufklärung
- Ablehnung des Marxismus
- Errichtung eines Imperiums bis hin zur Weltherrschaft
- Überlegenheitsgefühl (sei es rassistisch oder religiös)
- Beschwörung und Überhöhung einer großartigen Vergangenheit
Da der islamische Faschismus für Abdel-Samad sehr tief in den Ursprüngen des Islam verwurzelt ist und im Leben sowie der Überlieferung Mohameds seine Begründung finden kann, ist der Ausweg für ihn schwierig, das Buch bietet Ansätze. Da ja nicht Milliarden gläubiger Muslime Faschisten seien, sei es wichtig, den Dschihad nicht zur sechsten Säule des Glaubens werden zu lassen und den Dschihad auch nicht verniedlichend in "kleinen" (das ist der kriegerische) und "großen" (der Kampf für die eigene Moral) zu trennen, der Dschihad sei immer Krieg gegen Anders- oder Nichtgläubige. Und für das Zusammenleben sei es wichtig, dass aufgeklärte, liberale Muslime wie Nicht-Muslime zueinanderfinden und die Gesellschaft prägen, damit die Radikalen so wenig Resonanz wie möglich erhalten.
Aber so ganz scheint er seinen Überlegungen nicht zu trauen, da er am Ende noch fünf Muslime vorstellt, die ihren Glauben gänzlich verloren haben. Damit schließt sich eine Klammer, da im Buch zunächst der Polytheismus grundsätzlich für friedvoller gehalten wird als der Monotheismus (das erinnert mich an die Gedanken des Ägyptologen Jan Assmann). Doch letztlich scheint der Ausweg nur in einer Gesellschaft, welche nicht mehr an einen Gott und dessen Kleriker glaubt, zu finden zu sein.
Es ist kein wissenschaftliches Buch (dafür ist es auch sehr kritisiert worden), eigentlich auch kein Sachbuch. Es ist ein langer Essay.
Abdel-Samad ist eigentlich bekannt wie ein bunter Hund, und ich habe mir jetzt das Buch gegeben, dessen Grundlage (ein Vortrag in Ägypten) ihm eine Todes-Fatwa eingebracht hat. Seine Hauptthese ist, dass der politische Islam eine faschistische Bewegung ist, unabhängig davon, ob sunnitisch oder schiitisch. Die Wurzeln lägen in der Entstehung der Muslimbrüderschaft in den 1920er Jahren, die sofort Verbindungen mit dem italienischen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus knüpfte.
Seine Faschismustheorie beruht nicht auf Dimitrov (der Faschismus als terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals), sondern sie ist ideologisch und basiert auf der These, dass Faschismus in verspäteten, abgehängten Gesellschaften aufkomme.
Die islamischen Gesellschaften hätten im 9. Jahrhundert eine Chance gehabt, als ihre Hochblüte in nicht von der Scharia geprägten Herrschaftsbereichen erreicht wurde, im Iran, Irak sowie in Andalusien. Diese Gesellschaften seien von Toleranz geprägt gewesen, in denen ein wissenschaftlicher und kultureller Austausch stattgefunden habe, die Geistesgrößen wie Avicenna oder Ibn Rushd/Averroes hervorbringen konnte. Als jedoch diese Regionen radikal islamisiert wurden (Saladin spielte eine wichtige Rolle bei dieser Wende) und die Ungläubigen als minderwertig und "Tiere" betrachtet wurden, begann die islamische Gesellschaft zu stagnieren. So sei es nicht verwunderlich, dass erste Gutenberg'sche Druckpressen im Osmanischen Reich erst im 18. Jahrhundert eingeführt und strikt unter staatliche Kontrolle gestellt wurden.
Es entwickelte sich über Jahrunderte ein Mischmasch an Unterlegenheitsgefühl einerseits und moralischem Überlegenheitsgefühl andererseits (der Islam als die letzte und daher wahre Prophezeiung Gottes). Die islamischen Gesellschaften wurden zu Modernisierungsverlierern (seit Vasco da Gama das Kap der Guten Hoffnung umsegelte und die arabische Welt vom globalen Handel abschnitt), die jedoch in der Gottesunterwürfigkeit samt Ungläubigenhass und Misogynie dem protofaschistischen Denken eines Massenmörders der arabischen Halbinsel anhingen.
Auf dieser Dichotomie des moralisch überlegenen Verlierers bauten und bauen die Ideologien der Muslimbrüder, der iranischen Mullahdiktatur, der Hamas, der Hisbollah, neuerdings der Salafisten sowie der Dschihadisten von Al Qaida bis zum IS auf, die wiederum unter den aktuellen Modernisierungsverlierern bzw. den moralisch Gespaltenen global ihre Rekruten finden, die bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern, um dem Feind Schaden zuzufügen. Die 72 Jungfrauen mit ihren je 70 willigen Dienerinnen im Dauerpornoparadies der permanenten Erektion des Islam sind da noch eine Hoffnungsdraufgabe.
Was für Abdel-Samad Faschismus kennzeichnet, ist:
- Glaube an die absolute Wahrheit
- Unterwerfung unter einen Führer
- Absoluter Gehorsam
- Einteilung der Welt in Freund und (zu vernichtenden) Feind
- Ablehnung der Moderne
- Ablehnung der Aufklärung
- Ablehnung des Marxismus
- Errichtung eines Imperiums bis hin zur Weltherrschaft
- Überlegenheitsgefühl (sei es rassistisch oder religiös)
- Beschwörung und Überhöhung einer großartigen Vergangenheit
Da der islamische Faschismus für Abdel-Samad sehr tief in den Ursprüngen des Islam verwurzelt ist und im Leben sowie der Überlieferung Mohameds seine Begründung finden kann, ist der Ausweg für ihn schwierig, das Buch bietet Ansätze. Da ja nicht Milliarden gläubiger Muslime Faschisten seien, sei es wichtig, den Dschihad nicht zur sechsten Säule des Glaubens werden zu lassen und den Dschihad auch nicht verniedlichend in "kleinen" (das ist der kriegerische) und "großen" (der Kampf für die eigene Moral) zu trennen, der Dschihad sei immer Krieg gegen Anders- oder Nichtgläubige. Und für das Zusammenleben sei es wichtig, dass aufgeklärte, liberale Muslime wie Nicht-Muslime zueinanderfinden und die Gesellschaft prägen, damit die Radikalen so wenig Resonanz wie möglich erhalten.
Aber so ganz scheint er seinen Überlegungen nicht zu trauen, da er am Ende noch fünf Muslime vorstellt, die ihren Glauben gänzlich verloren haben. Damit schließt sich eine Klammer, da im Buch zunächst der Polytheismus grundsätzlich für friedvoller gehalten wird als der Monotheismus (das erinnert mich an die Gedanken des Ägyptologen Jan Assmann). Doch letztlich scheint der Ausweg nur in einer Gesellschaft, welche nicht mehr an einen Gott und dessen Kleriker glaubt, zu finden zu sein.
Es ist kein wissenschaftliches Buch (dafür ist es auch sehr kritisiert worden), eigentlich auch kein Sachbuch. Es ist ein langer Essay.
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12.10.2019 um 00:58Johann Wolfgang Goethe - Torquato Tasso
Vorlage für dieses Stück ist wohl die Zeit des etwa dreißigjährigen Torquato Tasso, der als Hofdichter der Este in Ferrara ab ca. 1575 an Verfolgungswahn litt. Goethe macht aus ihm einen Jüngling und legt die Handlung in das Landgut Belriguardo, auf dem neben Tasso Herzog Alphons seine Schwester Prinzessin Leonore (Tasso liebt sie), ihre Freundin Gräfin Leonore von Scandiano und dazukommend der Staatssekretär Antonio Montecatino weilen.
Tasso wird von den Adeligen scheinbar geliebt, aber wohl nur ausgehalten. Im Stück heißt es auch, dass Italien nur deswegen so groß sei, weil die Duodezfürsten um die Geistesgrößen wetteifern, um sie an den eigenen Hof zu binden.
Die Handlung ist eigentlich sehr schnell erzählt: Zu Beginn wird Tasso mit Lorbeer bekränzt und Ariost, dessen Statue im Garten steht, gleichgesetzt, doch bei einem Streit mit Antonio, von dem Tasso sich beleidigt fühlt, zieht Tasso das Schwert, wird aus diesem Grund von Alphons zu Zimmerarrest verurteilt und sieht sich zum Kind degradiert, da er keine Chance hat, sich zu rechtfertigen. Antonio versichert ihm bei einer späteren Annäherung, dass aus einer späteren Sicht des Erwachsenen diese Züchtigung des Jünglings eine Wohltat sei.
Die angebliche Beleidigung ist nichtig (Goethe greift die Paranoia des wirklichen Tasso auf), doch führt sie Tasso dazu, nachdem Prinzessin Leonore seine Liebe zurückweist, schließlich zu verstummen, da er seine Abhängigkeit von adeligen Mäzenen als Unfreiheit zu erkennen beginnt, ohne jedoch einen Weg zu einem freien Dichter zu finden. Seine Pläne, nach Rom zu gehen, sind auch nur Luftschlösser, da er sich auch dort wieder in Abhängigkeit begeben würde. Ausweg gibt es keinen, das Stück endet offen.
Goethe wäre nicht Goethe, wenn er in dem mit langen Dialogen und Monologen versehenen, nicht sehr handlungsreichen Stück nicht Passagen geschrieben hätte, die sehr tief in die soziale und psychische Welt eindringen würde (schon im Werther war er ein Großmeister darin).
Sehr früh im Stück wird angemerkt, dass sowohl Mächtige als auch Kluge (das sind diejenigen, die sich mit dem Herrschaftssystem arrangieren) sich alles erlauben; auf Kosten der von ihnen Abhängigen. Tasso erkennt, dass Gehorchen sein Los sei und nicht das Denken. Am Ende wird ihm auch sein Manuskript gestohlen, ohne dass er dagegen einschreiten kann.
Immer mehr wendet er sich von seinem Mäzen ab, zunächst respektiert er ihn noch als Ernährer und anerkennt ihn als einzigen, dem er gehorchen will, aber schließlich verdammt er auch diesen:
Auch Antonio, in dem Tasso am Ende nicht mehr den Feind erkennt, sondern denjenigen, der sich in einer ähnlichen Lage findet wie er selbst, sieht in diesen Lebensbedingungen ein Vernichtungspotenzial des Selbst:
http://www.gutenberg.org/ebooks/10425 (Archiv-Version vom 07.10.2019)
Vorlage für dieses Stück ist wohl die Zeit des etwa dreißigjährigen Torquato Tasso, der als Hofdichter der Este in Ferrara ab ca. 1575 an Verfolgungswahn litt. Goethe macht aus ihm einen Jüngling und legt die Handlung in das Landgut Belriguardo, auf dem neben Tasso Herzog Alphons seine Schwester Prinzessin Leonore (Tasso liebt sie), ihre Freundin Gräfin Leonore von Scandiano und dazukommend der Staatssekretär Antonio Montecatino weilen.
Tasso wird von den Adeligen scheinbar geliebt, aber wohl nur ausgehalten. Im Stück heißt es auch, dass Italien nur deswegen so groß sei, weil die Duodezfürsten um die Geistesgrößen wetteifern, um sie an den eigenen Hof zu binden.
Die Handlung ist eigentlich sehr schnell erzählt: Zu Beginn wird Tasso mit Lorbeer bekränzt und Ariost, dessen Statue im Garten steht, gleichgesetzt, doch bei einem Streit mit Antonio, von dem Tasso sich beleidigt fühlt, zieht Tasso das Schwert, wird aus diesem Grund von Alphons zu Zimmerarrest verurteilt und sieht sich zum Kind degradiert, da er keine Chance hat, sich zu rechtfertigen. Antonio versichert ihm bei einer späteren Annäherung, dass aus einer späteren Sicht des Erwachsenen diese Züchtigung des Jünglings eine Wohltat sei.
Die angebliche Beleidigung ist nichtig (Goethe greift die Paranoia des wirklichen Tasso auf), doch führt sie Tasso dazu, nachdem Prinzessin Leonore seine Liebe zurückweist, schließlich zu verstummen, da er seine Abhängigkeit von adeligen Mäzenen als Unfreiheit zu erkennen beginnt, ohne jedoch einen Weg zu einem freien Dichter zu finden. Seine Pläne, nach Rom zu gehen, sind auch nur Luftschlösser, da er sich auch dort wieder in Abhängigkeit begeben würde. Ausweg gibt es keinen, das Stück endet offen.
Goethe wäre nicht Goethe, wenn er in dem mit langen Dialogen und Monologen versehenen, nicht sehr handlungsreichen Stück nicht Passagen geschrieben hätte, die sehr tief in die soziale und psychische Welt eindringen würde (schon im Werther war er ein Großmeister darin).
Sehr früh im Stück wird angemerkt, dass sowohl Mächtige als auch Kluge (das sind diejenigen, die sich mit dem Herrschaftssystem arrangieren) sich alles erlauben; auf Kosten der von ihnen Abhängigen. Tasso erkennt, dass Gehorchen sein Los sei und nicht das Denken. Am Ende wird ihm auch sein Manuskript gestohlen, ohne dass er dagegen einschreiten kann.
Immer mehr wendet er sich von seinem Mäzen ab, zunächst respektiert er ihn noch als Ernährer und anerkennt ihn als einzigen, dem er gehorchen will, aber schließlich verdammt er auch diesen:
Schon lange kenn' ich diese TyranneiDie Mäzenatenidylle der scheinbaren Freundschaft entpuppt sich als Überwachungsgesellschaft, es gibt "erbrochene Schlösser, aufgefangene Briefe". Goethe spürt schon Jahrzehnte vor Metternich den Überwachungsstaat des Deutschen Bundes.
Der Freundschaft, die von allen Tyranneien
Die unerträglichste mir scheint.
Auch Antonio, in dem Tasso am Ende nicht mehr den Feind erkennt, sondern denjenigen, der sich in einer ähnlichen Lage findet wie er selbst, sieht in diesen Lebensbedingungen ein Vernichtungspotenzial des Selbst:
Das Übel wird sich stets mit Übeln häufenDer verstummende Tasso sieht am Ende seine Idylle zerbrochen und sieht sich als Opfer von Tyrannen und ihren willfährigen Werkzeugen. Sein Dasein auf dem Hof der Este von Ferrara reflektiert er mit diesen Worten:
Und, wenn es euch nicht töten kann, nur mehr
Und mehr mit jedem Tag Euch quälen.
So seh' ich mich am Ende denn verbannt,Sein Scheitern ist für den jungen Tasso eine Vernichtung, das Stück endet mit diesen seinen Worten:
Verstoßen und verbannt als Bettler hier!
So hat man mich bekränzt, um mich geschmückt
Als Opfertier vor den Altar zu führen!
So lockte man mir noch am letzten Tage
Mein einzig Eigentum, mir mein Gedicht
Mit glatten Worten ab, und hielt es fest!
Zerbrochen ist das Steuer, und es krachtDas Stück ist auch online zu lesen:
Das Schiff an allen Seiten. Berstend reißt
Der Boden unter meinen Füßen auf!
Ich fasse dich mit beiden Armen an!
So klammert sich der Schiffer endlich noch
Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.
http://www.gutenberg.org/ebooks/10425 (Archiv-Version vom 07.10.2019)
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16.10.2019 um 10:36Momentan blätter ich wahlweise mal wieder in den gesammelten Werken von GEORG BÜCHNER und in "BLACK METAL - EVOLUTION OF THE CULT" von DAYAL PATTERSON.