Samuel Schirmbeck - Der islamische Kreuzzug und der ratlose WestenEin wichtiges Buch des etwa 10 Jahre in Algerien tätigen ARD-Korrespondenten Schirmbeck, der endlich mit einem furiosen Plädoyer für die Unterstützung eines aufgeklärten, laizistischen Zugangs zum Islam den Schritt gesetzt hat, Islamkritik den Rechtspopulisten zu entreißen.
Kern dieses Buches bildet die Vermittlung der Ideen liberaler und aufgeklärter Muslime, die Schirmbeck zu einem großen Teil selbst kennt, welche unter Einsatz ihrer persönlichen Freiheit und ihres Lebens dafür eintreten, dass in Staaten, in denen der Islam Staatsreligion ist, Staat und Religion getrennt wird, Apostasie nicht mehr mit Todes-Fatwas bedroht ist, die Ideen der Aufklärung Eingang finden.
Sein mit vielen Fakten, die er in seiner Zeit in Algerien gesammelt hat, und vielen originalen Texten muslimischer Intellektueller, die aus dem Arabischen wie aus der Französischen zum Teil erstmalig auf Deutsch präsentiert sind, durchsetztes Buch ist ein verzweifelter Aufruf an die europäische Linke wie die europäischen Liberalen, sich endlich wieder der Grundwerte der republikanischen Aufklärung zu besinnen, dass es nämlich nicht sein kann, dass laizistische, republikanische Rechtsstaaten ein Eindringen religiöser Paralleljustiz ermöglichen.
Wie dies nämlich aussieht, lässt sich an allen Staaten beobachten, welche keinerlei Trennung von islamischer Scharia und staatlicher Rechtssprechung, keinerlei Trennung von islamischer Scharia und staatlicher Gesetzgebung vornehmen: diese ist mörderisch. Berufsverbot, Gefängnis, Folter, Todesstrafe sind die Konsequenzen für Kritik am Islam, Kritik an der staatlichen Verfasstheit, Kritik an der Praxis islamischer Organisationen, Bekenntnis für einen laizistischen Staat, Bekenntnis eines eigenen Zweifels am Glauben oder gar einer Abkehr vom Glauben.
Und wenn der Staat nicht ausreichend durchgreift, stehen islamische paramilitärische Organisationen bereit, welche nicht nur Todesdrohungen aussprechen, sondern morden, ohne wirklich juristisch dafür verantwortlich gemacht zu werden.
Während der zehn Jahre, die Schirmbeck in Algerien verbracht hat, war die Groupe Islamique Armé (GIA) allein für etwa 150.000 islamisch motivierte Morde verantwortlich, da diese Organisation den algerischen Staat für zu lasch erachtet hat, die islamische Scharia durchzusetzen. Und das ist nur Algerien.
Schirmbeck überzeugt, wenn er den politischen Islam nicht vom sogenannten "Islamismus" trennt. Er beruft sich auf den tunesischen Schriftsteller Abdelwahab Meddeb, der den Islamismus eine Krankheit des Islam nannte.
Aktueller denn je erscheint mir Schirmbecks Plädoyer an Europa, dass es die Wichtigkeit der Parteiergreifung erkennen muss. Parteiergreifung für die aufgeklärten Musliminnen und Muslime in islamischen Staaten, die ihr Leben für laizistische, rechtsstaatliche Verfassungen einsetzen. Denn dann wird die Kritik am politischen Islam nicht als "rassistisch", "fremdenfeindlich", "toleranzfeindlich" abgekanzelt werden können.
Und dann wird auch erkennbar sein, dass die Ablehnung des Eindringens des politische Islam in unseren öffentlichen Raum keine Islamophobie ist, sondern in der Tradition der laizistischen Aufklärung steht, die Grundlage unserer Rechtsstaatlichkeit und unserer individuellen und konstitutionell abgesicherten Freiheit ist.
Wenn diese über Jahrhunderte errungenen Errungenschaften verloren gehen, sind wir verloren. Gläubige wie Nicht-Gläubige.
Weitere Infos im
Spoiler
Der Autor:
http://www.samuelschirmbeck.com (Archiv-Version vom 19.05.2017)
Wikipedia: Samuel Schirmbeck
Verlagsinfo:
http://ofv.ch/sachbuch/detail/der-islamische-kreuzzug-und-der-ratlose-westen/102806/
https://www.dtv.de/buch/samuel-schirmbeck-der-islamische-kreuzzug-und-der-ratlose-westen-605636/
Rezensionen:
http://www.deutschlandfunkkultur.de/samuel-schirmbeck-der-kreuzzug-des-islam-aufruf-zur.1270.de.html?dram%3Aarticle_id=369917
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/samuel-schirmbeck-ueber-islamkritik-14631134.html
http://www.giordano-bruno-stiftung.at/?p=1869 (Archiv-Version vom 06.09.2017)