brigittsche schrieb:Interessant auch, dass der Brief offenbar mehrfach fotokopiert wurde, wie man es z. B. von der RAF kennt, damit man die Eigenheiten des Druckers (bzw. früher der Schreibmaschine) nicht mehr erkennen kann. Das deutet schon darauf hin, dass da jemand wirklich Wert darauf legt, nicht ermittelt zu werden.
Das könnte auch einfach nur einmal eingescannt sein, oder? Der Brief wurde vermutlich ausgedruckt an das ZDF geschickt.
sallomaeander schrieb:Was haltet Ihr von dem Brief? Für mich wirkt er authentisch, jetzt, wo man den gesamten Wortlaut kennt.
Dass der Brief mich so überzeugt hat, dass ich mit Sicherheit glaube, dass er zu dem Täter führt/führen würde, kann ich nicht behaupten. Zum einen scheint mir, dass der genaue Leichenfundort (i.e., der spezifische Wandererparkplatz) das einzige im Brief genannte Täterwissen ist. Und der mag zwar in der Berichterstattung zur Wiederaufnahme des Falls keine Rolle gespielt haben, aber er wäre doch sicherlich irgendwie in Erfahrung zu bringen gewesen. Damals musste ja auch dort abgesperrt und gesucht worden sein, das wird sich ja rumgesprochen haben, um welchen Parkplatz es sich handelt. Weiteres Täterwissen kann ich erstmal nicht erkennen. Zweitens finde ich erklärungsbedürftig, dass der Verfasser oder die Verfasserin nach der Lebensbeichte des Verwandten weder diesen gefragt hat, um welchen Fall es eigentlich geht, noch eigene Recherchen dazu angestellt hat, wo das Versprechen doch angeblich so schwer auf ihm oder ihr lastet und so mit der eigenen Familiengeschichte verknüpft scheint. Und dritten ist das Vorgehen ja doch sehr unüblich, wenn man etwas ernsthaft mitzuteilen hat: "Macht bitte einen Fernsehbeitrag und erwähnt dabei, ob es mit DNA-Spuren möglich ist, eine Person zweifelsfrei als Täter zu identifizieren oder auszuschließen. Erst dann werde ich euch den Namen nennen." Oder ist gerade das Ausbleiben dieser Information im XY-Beitrag der Grund, weshalb keine weitere Kontaktaufnahme erfolgte? Ist die Sorge zu groß, eine unschuldige Person zu bezichtigen, die dann nicht klar entlastet werden könnte?
brigittsche schrieb:Ich hatte auch erst meine Zweifel, aber nachdem ich den Brief ganz gelesen habe, würde ich sagen: Das ist zumindest stilistisch nicht gestellt, sondern das ist jemand, der es gewohnt ist, offizielle Briefe zu schreiben. Das hat nichts mit dem Alter zu tun
So sehe ich das auch, die Eloquenz halte ich für echt, dafür werden schlicht zu wenig Fehler gemacht im Umgang mit wenig gebräuchlichen Wörtern und grammatischen Konstrukten. Bloß glaube ich nicht, dass diese Eloquenz vor Fehleinschätzungen hütet.
Im Übrigen deutet doch extrem viel daraufhin, dass es sich bei dem Verwandten um den Vater handelt, oder? Der Verwandte wird ja als etwa gleich alt dem Täter dargestellt, also etwa 1950 geboren. Die Person wäre heute 75 Jahre alt, womit es plausibel scheint, dass sie vor ein paar Jahren im Sterbebett lag. Außerdem sorgte sich der Verwandte um eine Bedrohung aus dem Arbeitsumfeld, als der Verfasser oder die Verfasserin ein Grundschulkind war – als ich in der Grundschule war, war die Generation darüber bereits in Rente, muss natürlich nicht überall so sein. Der Verwandte "unterrichtete und instruierte" wie ein Erziehungsberechtigter. Und offenbar gab es ein Einzelgespräch am Sterbebett, was für eine sehr enge Beziehung spricht.