Justsaying schrieb:Ich haette da mehrere Ideen:
- Die verdächtige Person hat mit dem Mord nichts zu tun, aber die Ermittlungen gegen sie starten. Das muss eine psychisch sehr belastende Situation sein. Moechte man, also hier der Briefeschreiber, das ausloesen?
- Der Briefeschreiber koennte fuerchten, wie der Tatverdächtige auf seine (ich nenne es mal) Anschuldigung reagiert.
- Der Briefeschreiber fuerchtet Kritik aus seinem eigenen Umfeld (z.B.: Warum mischst du dich da ein? Das geht dich nichts an, du weisst es ja auch nicht genau, lass den Mann in Ruh. oder Das ist so lange her, ich traue es dem XXX nicht zu, der ist doch ein feiner Kerl mit Familie etc. oder Leg dich besser nicht mit XXX an. oder Das gibt nur Aerger, halt dich da besser raus.)
Meiner Meinung nach ist es ziemlich eindeutig der erste Punkt, den Du nennst, der hier eine Rolle spielt. Kommissar Wirges sagt im Studiogespräch:
In dem Brief gibt er ja auch an, dass er nicht irgendeinen möglicherweise Unschuldigen belasten oder denunzieren möchte."
(Ab Minute 24:14 im Video der Sendung auf Dailymotion) [/li]
Das ist also zumindest einer der Beweggründe, die der Briefeschreiber selber angibt, warum er den konkreten Namen nicht nennt. Ich gehe davon aus, dass das tatsächlich ziemlich genau so in dem Brief steht, denn die Kommissare wollen ja an dem Breifeschreiber demonstrieren, dass die ihn und den Brif ernst nehmen. Da können sie nicht einfach was erfinden, was gar nicht in dem Brief steht und behaupten, der Briefeschreiber habe das so benannt.
Das ist jetzt keine direkte Erklärung, warum der Briefeschreiber anonym bleiben will, aber ich sehe da schon einen direkten Zusammenhang. Jemand der nie mit der Polizei zu tun hatte, vielleicht auch schon eher etwas älter ist (deshalb die veraltete Formulierung "nachrichtlich") und deshalb noch einen ziemlichen Repsekt vor der Polizei hat, der hat sicher Angst, von denen "in die Mangel" genommen zu werden, wenn die seinen Namen haben und damit sozusagen mehr oder weniger gezwungen wird, den Namen zu benennen.
Natürlich hat jemand, der der Polizei einen Hinweis gibt, juristisch nichts zu befürchten. Solange ich nur einen Hinweise auf eine Person gebe und dabei wahrheitsgemäß angebe, dass ich dieses oder jenes beobachtet oder gehört habe und daraus diese oder jene Schlüsse ziehe, ist das keine Verleumnung oder falsche Verdächtigung (juristisch gesehen), ich mache nur eine Zeugenaussage, und solange ich dabei nicht lüge und persönliche Rückschlüsse auch als solche erkläre ist es Sache der Polizei, was sie daraus macht.
Das muss aber ja ein Zeuge nicht wissen, weshalb er eben lieber nicht in so eine Situation kommen will, dass man ihm solche Vorwürfe mancht und deshalb lieber anonym bleiben will. Das erklärt Wirges ja auch noch einmal im Gespräch nach dem Film.
Das gleiche gilt eben auch moralisch gesehen. Man hat etwas beobachtet, zieht seine Schlüsse, aber hat doch noch einen Restzweifel und will eben kein Denunziant sein.