Der Fall Sonja Engelbrecht
27.11.2021 um 07:52@Silvasilbern danke für deinen Beitrag. Deine Gedanken dazu klingen plausibel und stimmig, ich vermute ebenfalls, dass es so in der Art abgelaufen sein wird.
Silvasilbern schrieb:Das würde ja in der Tat für jemanden sprechen, der sie schon länger beobachtet hatte und ihr gefolgt ist.Kann sein.
Coldcases schrieb:Die Homepage kann man sowieso nicht als Maßstab nehmen, da wenig objektiv und voller Suggestivfragen die hauptsächlich auf eine bestimmte Person gemünzt sind. Und das ist leider nicht wirklich hilfreich für den Fall.Sehe ich genauso.
Maifalter schrieb:Und zudem, mit wem und wo hätte sie verabredet sein sollen? Es gab damals noch keine Handys, man konnte also nicht schreiben "Gehe jetzt von der Schellingstr los, bin in 20 Minuten bei dir.".Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, ich selbst habe in jungen Jahren auch einfach mal spontan nachts um 2 Uhr einen Kumpel aus dem Bett geklingelt.
MisterEko schrieb:Sehe ich genauso.Du sagst es. Wenn man hier im Thread weiter zurückblättert, basiert diese Page wohl auf einer Idee von ehm. Usern aus dem Forum hier, die sich ziemlich auf Robert eingeschossen hatten und Kontakt zur Familie von Sonja aufnahmen. Wenn man sich dazu noch einige Youtube Berichte von Teenagern anschaut, die das Thema später 1 zu 1 übernommen haben in der Hoffnung auf viele Klicks, ist das überhaupt nicht neutral und objektiv. Das macht den Fall dann in der Außendarstellung nicht wirklich viel besser und ein Täter, wenn er denn noch am Leben sein sollte, lacht sich ins Fäustchen.
Eventuell hat man sich durch diese Darstellung auch selbst einen Bärendienst erwiesen.
Möglicherweise hätte man auf der Homepage den Fall viel ergebnisoffener darstellen müssen.
Hier wird eine Person extrem ins Visier genommen.
Wenn man sich so auf eine Person bzw. in eine Richtung festlegt, fehlt vielleicht dann an anderen Stellen der entscheidende Fokus.
Das ist ja so ein Vorwurf, der gerne mal gegenüber den Ermittlungsbehörden geäußert wird (Siehe Fall Toth, Darsow, Schemmer)
Dies sollte man vermeiden.
Dancingfool schrieb:Wird es neue Vernehmungen geben? Aus dem Vermißtenfall ist jetzt ein Todesfall geworden.Die Akte ist wieder geöffnet. Die Polizei muss aufgrund des Knochenfundes von Rechtswegen wieder ermitteln. Ob das neue Erkenntnisse bringt und wie die Öffentlichkeitsfahndung sein wird steht in den Sternen. Denke aber auch, dass man versucht Zeugen zu finden, die Beobachtungen im April 95 Nähe Kipfenberg gemacht haben Das steht ja auch auf der Homepage der Polizei.
Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen Tötungsdelikts – Absuche bei KipfenbergQuelle: https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/020132/index.html (Archiv-Version vom 24.11.2021)
Bereits im Sommer 2020 kam es in einem Waldgebiet bei Kipfenberg zur Auffindung eines menschlichen Oberschenkelknochens. Hier kam es in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landeskriminalamt nun zu einem DNA-Treffer, in Bezug auf die in München seit dem Jahr 1995 vermisste Sonja Engelbrecht. Die Ermittlungen aufgrund ihres Verschwindens hatte bereits im Jahr 1995 die Münchner Mordkommission geführt.
Aufgrund dieses Ermittlungsergebnisses wurden nun zeitnah ab Dienstag, 23.11.2021 aufwendige Absuchemaßnahmen in dem betreffenden Waldgebiet bei Kipfenberg initiiert. Hierzu waren ca. 100 Polizeibeamte eingesetzt, die hauptsächlich von der Bayerischen Bereitschaftspolizei gestellt wurden. Auch spezielle Leichensuchhunde wurden ergänzend mit eingesetzt. Die Absuchen werden auch in den Folgetagen noch fortgeführt. Die ermittelnde Münchner Mordkommission, die auch von Kollegen der KPI Ingolstadt mit unterstützt wurde, erhofft sich, weitere Hinweise zu Sonja Engelbrecht oder auch zusätzliches Beweismaterial aufzufinden.
Zeugenaufruf:
Wer hat ab dem Zeitpunkt 11.04.1995 Beobachtungen in dem Waldgebiet zwischen Kipfenberg und Pfahldorf machen können, die weitere Aufschlüsse geben können.
Personen, die hier sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem K 11 des PP München, Tel. 089/2910-0 oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
Ivy1986 schrieb:Irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass da jemand mit Kastenwagen durch die Gegend fährt und Frauen wegschnappt, das hat schon was von Klischee. Und grad weil sie sonst evtl. die Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte, tendiere ich dazu, dass es freiwillig war.An das volle Programm, was man aus Krimis kennt, von hinten überfallen, ins Auto gezerrt, in einer dunklen Gasse abgepasst, daran glaube ich nun wirklich nicht. Die Situation stufe ich zunächst auch als sehr lapidar und harmlos ein, die dann wie es oft bei solchen Fällen ist, eine rasante Entwicklung nahm, mit der Sonja nicht gerechnet hat, da der Typ ihr Hilfe anbot Sie möglicherweise nach Hause zu fahren und so ihre Naivität in der hilflosen Situation ausnutze.
Coldcases schrieb:Denke auch, dass diese neue Situation kurze Zeit erfolgt sein muss, nachdem Sonja aus der Telefonzelle kam. Weitere Sichtungen von Zeugen gab es ja nicht.Genau. Ich vermute auch eher, dass der Typ zunächst zu Fuß unterwegs gewesen ist und nicht aus dem Auto raus meinte "spring rein", das hätte wohl wirklich kaum jemand so spontan gemacht. Vielleicht hat er sie am SMP rumstehen sehen, als sie überlegt hat, was sie jetzt macht, ob sie auf die nächste Tram wartet oder zu Fuß geht. Dann hat er sie vielleicht angequatscht, womöglich total freundlich und besorgt "Geht es dir gut? Brauchst du Hilfe? Soll ich jemanden/ein Taxi für dich anrufen? Warum stehst du denn nachts mutterseelenallein hier rum? Fährt denn überhaupt noch eine Trambahn?" und schon hat man das Gefühl, einen netten, fürsorglichen Menschen getroffen zu haben. Wenn man es kann, ist es wirklich nicht schwer, Menschen in bestimmten Situationen entsprechend zu manipulieren.
Ivy1986 schrieb:Dann noch ein bisschen reden, ein bisschen mit Nachdruck bequatschen, dass es doch viel zu gefährlich ist, jetzt hier alleine zu bleiben und dass man sie schnell heim fahren kann, man muss eh ganz zufällig auch in die Gegend, "ich würde mich wirklich nicht gut fühlen, dich jetzt hier wieder alleine stehen zu lassen" usw....wie gesagt, in Aussicht darauf, sonst noch ne halbe Ewigkeit in der Kälte, müde und mitten in der Nacht unterwegJa, eine ganz normale Alltagssituation, wie sie tagtäglich sowohl tagsüber, aber auch nachts ständig passiert und der man keinerlei Beobachtung schenkt, was meines Erachtens auch gut erklärt, warum es keine Zeugen gab. Das ist nichts Außergewöhnliches und passiert jeden Tag in irgendeiner Stadt, ohne das man das groß zur Kenntnis nimmt.
Coldcases schrieb:Ja, eine ganz normale Alltagssituation, wie sie tagtäglich sowohl tagsüber, aber auch nachts ständig passiert und der man keinerlei Beobachtung schenkt, was meines Erachtens auch gut erklärt, warum es keine Zeugen gab. Das ist nichts Außergewöhnliches und passiert jeden Tag in irgendeiner Stadt, ohne das man das groß zur Kenntnis nimmt.Ja und dazu kommt, dass ja die letzte Tram gerade mit Robert weggefahren ist. Also waren andere potentielle Fahrgäste, die auf die Tram warten könnten, auch gerade weg. Von daher war wohl um die Zeit auch sonst niemand grad am SMP unterwegs, der irgendwas hätte beobachten können. Und daher denke ich auch, dass es relativ zeitnah passiert ist, denn sonst hätte es evtl. noch jemanden gegeben, der was gesehen hat. Natürlich um die Zeit ohnehin unwahrscheinlich, aber wenn es eben schnell ging, dann ist auch klar, dass gar keiner die Möglichkeit hatte, irgendwas zu sehen.
Ivy1986 schrieb:Also waren andere potentielle Fahrgäste, die auf die Tram warten könnten, auch gerade weg. Von daher war wohl um die Zeit auch sonst niemand grad am SMP unterwegs, der irgendwas hätte beobachten können. Und daher denke ich auch, dass es relativ zeitnah passiert ist, denn sonst hätte es evtl. noch jemanden gegeben, der was gesehen hat. Natürlich um die Zeit ohnehin unwahrscheinlich, aber wenn es eben schnell ging, dann ist auch klar, dass gar keiner die Möglichkeit hatte, irgendwas zu sehen.Dieses Szenario klingt ja auch sehr logisch und ist keineswegs mysteriös. Und bei einem derartigen Fall, wenn man den Ablauf rekonstruieren will, muss man eben, wenn man objektiv ist, erst einmal vom plausibelsten Szenario ausgehen, was passiert sein könnte. Im Kontext betrachtet ergibt das dann Sinn.
Coldcases schrieb:Dieses Szenario klingt ja auch sehr logisch und ist keineswegs mysteriös. Und bei einem derartigen Fall, wenn man den Ablauf rekonstruieren will, muss man eben, wenn man objektiv ist, erst einmal vom plausibelsten Szenario ausgehen, was passiert sein könnte. Im Kontext betrachtet ergibt das dann Sinn.Man versucht halt schnell, irgendeine logische Erklärung für vermeintlich irrationales Verhalten zu finden, warum sie z.B. ihre Schwester anrufen wollte anstatt in die Tram zu steigen. Oder dass sie sich beobachtet gefühlt hat und es deswegen unlogisch wäre, dass sie alleine zurück bleibt. Dazu habe ich (und andere) gestern schon was geschrieben, dass da vielleicht auch einfach zu viel Bedeutung reininterpretiert wird.
Ivy1986 schrieb:Man versucht halt schnell, irgendeine logische Erklärung für vermeintlich irrationales Verhalten zu finden, warum sie z.B. ihre Schwester anrufen wollte anstatt in die Tram zu steigen. Oder dass sie sich beobachtet gefühlt hat und es deswegen unlogisch wäre, dass sie alleine zurück bleibt. Dazu habe ich (und andere) gestern schon was geschrieben, dass da vielleicht auch einfach zu viel Bedeutung reininterpretiert wird.Das habe ich auch schon mehrfach angemerkt. Stichpunkt "Hätte, wäre, Fahrradkette", usw. Man kann nun mal nicht von sich selbst auf Andere projizieren und davon ausgehen, Sonja "hätte" sich doch genauso in dieser Situation verhalten "müssen". Das ist nun mal schlichtweg falsch dieser Denkansatz.
Coldcases schrieb:an kann nun mal nicht von sich selbst auf Andere projizieren und davon ausgehen, Sonja "hätte" sich doch genauso in dieser Situation verhalten "müssen". Das ist nun mal schlichtweg falsch dieser Denkansatz.Vor allem gefährlich an dieser Denkweise ist hier auch, dass wir alles nur aus dritter Hand, also von Außenstehenden haben. Das ist wie bei Flüsterpost, am Ende kommt vielleicht was ganz anderes raus. Robert hat die Aussage, dass Sonja sich beobachtet gefühlt hat, schon aus seinem subjektiven Kontext interpretiert. Dann ging das über die Eltern, die nochmal interpretieren, an die Presse bzw. auf die Internetseite und wir lesen es wieder in unserem subjektiven Kontext. Am Ende kommt vielleicht was vollkommen anderes raus als Sonja gemeint hat.
Ivy1986 schrieb:Vor allem gefährlich an dieser Denkweise ist hier auch, dass wir alles nur aus dritter Hand, also von Außenstehenden haben. Das ist wie bei Flüsterpost, am Ende kommt vielleicht was ganz anderes raus. Robert hat die Aussage, dass Sonja sich beobachtet gefühlt hat, schon aus seinem subjektiven Kontext interpretiert. Dann ging das über die Eltern, die nochmal interpretieren, an die Presse bzw. auf die Internetseite und wir lesen es wieder in unserem subjektiven Kontext. Am Ende kommt vielleicht was vollkommen anderes raus als Sonja gemeint hat.Alles vollkommen richtig und treffend erkannt. Und was "stille Post", falsche Interpretationen von Ereignissen, Äußerungen, unterschiedlicher Wahrnehmungen auslösen kann, weiß man mitunter zu genüge selbst sehr gut aufgrund eigener Erfahrungen.
Auch die Aussage, dass sie die Telefonnummer ihrer Schwester "unmöglich" auswendig gekannt haben kann, stammt nur von Dritten, ihren Eltern. Es ist eine Interpretation, dass es "vermutlich" nicht so war. Wissen tut es keiner. Vielleicht hat Sonja sich die Telefonnummer jeden Tag dreimal angeschaut und für Notfälle eingeprägt. Das weiß einfach keiner. Man interpretiert dann die Begebenheiten schon auf Basis von Vermutungen anstatt von Fakten.
Maifalter schrieb:Dass sie bei einem Fremden freiwillig eingestiegen ist, kann ich mir halt nicht vorstellen, wenn sie sich davor schon beobachtet gefühlt hat.Wenn sie sich von einem Autofahrer oder einer Person in einem geparktem Auto beobachtet fühlte, wird sie wohl in kein Auto freiwillig eingestiegen sein.
Lesja schrieb:Auch wenn die Homepage eher subjektiv gehalten ist, würde ich diese Informationen als Fakten nehmen.Dazu hab ich ja weiter oben Vermutungen geäußert. Aber ob sie die Nummer ihrer Schwester wirklich nicht kannte, würde ich nicht zwingend als Fakt bezeichnen. Es liegt im Bereich des möglichen, weil die Schwester erst kurz vorher ausgezogen war und die Nummer wohl nicht so einfach mal eben zu merken war. Aber in den 90ern ohne Handy war man auch ein bisschen anders aufgestellt, was Telefonnummern angeht. Ich weiß heute noch Nummern von meinen Freunden damals auswendig, hab aber nach bestimmt 15 Jahren meine eigene heutige Festnetznummer immer noch nicht mal im Ansatz im Kopf. Weil man heutzutage einfach alles im Handy gespeichert hat. Damals ging das ja nicht, da hat man sich Nummern schneller eingeprägt, schon allein weil man wusste, dass man nicht mal eben im Handy nachschauen kann, gerade unterwegs.
Deshalb würde ich die Aussage, dass Sonja ihre Schwester anrufen wollte, eher als fragwürdig einschätzen und eher hinterfragen, warum sie ihren Vater nicht angerufen hat.
Momomo schrieb:Dieses Austreten geht mir auch nicht aus dem Kopf. Sie hat sicher die Toilette aufgesucht, bevor sie die Wohnung der beiden Jugendlichen verließ. Dann war sie im Gebüsch auf dem Weg Richtung Stiglmaierplatz.Laut der Homepage soll sie ja sogar eventuell mehrfach ausgetreten sein auf dem Weg zum SMP. Ob sie einfach nicht konnte, weil sie sich beobachtet gefühlt hatte und es woanders nochmal versucht hat oder tatsächlich so oft auf Toilette musste, weiß man nicht. Aber es wäre auf jeden Fall ein ungewöhnliches Verhalten, auf so einem kurzen Weg mehrfach ins Gebüsch verschwinden zu müssen, vor allem wenn man natürlich davon ausgeht, dass man vorher in der Wohnung nochmal auf Toilette geht, bevor man sich auf den Heimweg macht. Das könnte auch dafür sprechen, dass sie sich irgendwie unwohl gefühlt hat, Blasenentzündung, Periode bekommen, Übelkeit...das sind natürlich nur reine Spekulationen, aber es kann dann schon durchaus sein, dass sie irgendwo um den SMP rum eine Toilette gesucht hat.