Der Fall Sonja Engelbrecht

Coldcases schrieb:Die besondere Tragik liegt darin begründet, dass Sonja sich an diesem Abend überhaupt nicht treffen wollte und sich von Robert überreden ließ. Auch eine Freundin welche Sie begleiten sollte hatte an diesem Abend keine Zeit…

Alles richtig, und dann wirst du vll noch am selben Abend ermordet, da gruselt es einem selbst.

Coldcases schrieb:Daraus lässt sich schlußfolgern, dass Sonja wohl kurz nach ihrem Verschwinden umgebracht worden sein muss. Heisst im Umkehrschluss indirekt, dass die Rechtsmedizin feststellen konnte, wie lange der Knochen in dem Waldgebiet gelegen haben dürfte

Dieser Umkehrschluß ist so nicht haltbar.
Die Rechtsmedizin wird feststellen können, ob der Knochen dort 10 Jahre , 20 Jahre oder 30 Jahre lag.
Aber schlußfolgern ob sie nun kurz nach ihrem Verschwinden umgebracht wurde, das wird man nicht mehr können.
Vielleicht kann man etwas daraus schlußfolgern, wenn man den Ablageort gefunden hat.
Ich denke, sie ist einem Trampermord zum Opfer gefallen, wobei sie nicht unbedingt vom Stiglmeierplatz aus getrampt sein muß, sondern eventuell erst vom Hauptbahnhof aus

LOleander schrieb:Was haben wir? Einen Leichenfund und eine nicht verifizierbare Aussage des letzten Begleiters.

Der dürfte nun endgültig aus dem Spiel sein. Wahrscheinlich ist der ja auch irgendwann mal nach Hause zu seinen Eltern gekommen an dem Abend und war schon deshalb nicht tatverdächtig für die Ermittler.
Einen Führerschein, oder ein Auto zum Verbringen der Leiche hatte der auch nicht und ist einen (?) Tag später mit seinen Eltern verreist

Coldcases schrieb:Da gibt es ja auch viele Spekulationen drüber. Vielleicht war die Telefonzelle defekt, die Telefonkarte war leer und Sonja ist zu Fuss gegangen und wurde abgepasst? Alles denkbar. Man weiß es eben nicht genau.

Richtig.
Theoretisch könnte sie auch bis zur Tram Haltestelle in der Nähe ihrer Wohnung gekommen sei n und dort abgegriffen.

Saberrider1909 schrieb:Alles richtig, und dann wirst du vll noch am selben Abend ermordet, da gruselt es einem selbst.

So etwas nennt man wirklich Tragik.

Coldcases schrieb:So etwas nennt man wirklich Tragik.

In der Tat.

Nightrider64 schrieb:Ich denke, sie ist einem Trampermord zum Opfer gefallen, wobei sie nicht unbedingt vom Stiglmeierplatz aus getrampt sein muß, sondern eventuell erst vom Hauptbahnhof aus

Ja, möglicherweise hast Du Recht. Aber war es nicht so, dass direkt vom Hauptbahnhof MC eine Tram nach Laim fuhr? Wenn sie schon am HBF angekommen war, hätte sie doch die Tram nach Laim nehmen können, die fuhr doch direkt durch ohne Umsteigen?
In diesem Fall verstehe ich nicht ganz, weshalb sie evtl. so ein Risiko einging. Gab es am HBF MC damals noch keine Kameras?

Nightrider64 schrieb:Theoretisch könnte sie auch bis zur Tram Haltestelle in der Nähe ihrer Wohnung gekommen sei n und dort abgegriffen.

Diese Option besteht natürlich immer noch. Wie sah es damals eigentlich an der Haltestelle Laim aus? Da war wahrscheinlich Nachts tote Hose oder nicht?
Für die Kripo spielte die Tram Haltestelle Laim offenbar keine sonderlich große Rolle, als möglicher Abgriffsort von Sonja.

Rotmilan schrieb:Aber war es nicht so, dass direkt vom Hauptbahnhof MC eine Tram nach Laim fuhr?

Ja, sie hätte einfach mit der gleichen Tram wie Markbert zum HBF fahren und dort nach Laim umsteigen können. Oder auch dort noch jemanden anrufen können, der sie abholt. Das haben ihre Eltern ja auch nie verstanden - weil es um diese Uhrzeit noch eine direkte Verbindung gegeben hätte und sie ja auch eine Fahrkarte hatte.

Kameras am HBF gab es damals aber ziemlich sicher noch nicht. Aber die Polizeistation war meines Wissens nach schon dort.

Nightrider64 schrieb:Theoretisch könnte sie auch bis zur Tram Haltestelle in der Nähe ihrer Wohnung gekommen sei n und dort abgegriffen.

Und seit sie die Wohnung verlassen hat, gibt es keinen einzigen Zeugen der sie gesehen hat, weder auf den Weg zum SMP noch dort ... noch - wie du es andenkst, sie möglicherweise kam - in der Nähe ihrer Wohnung? Ich glaube da schon, wenn sie ein Öffi benutzt hätte, gäbe es Zeugen dafür. Eine sehr hübsche junge Frau, gut und auffällig (mMn.) gekleidet, man(n) kann da schon sagen, Sonja ist/wäre ein richtiger "Hingucker" (bewundernde Blicke auf sich ziehen); und trotzdem hat sie niemand wahrgenommen - ab dem sie die Wohnung verließ und niemand kann sich an sie erinnern? So ein mögliches Szenario geht nicht runter wie Öl.

Im Grunde hätte sie sich mMn. eben lange genug auf der Straße bewegt, dass sie da eingentlich mehrere Zeugen wahrgenommen hätten. Gerade wenn sie bis in die Nähe ihrer Wohnung gekommen wäre?

Dazu verschwindet sie dann angeblich am SMP ungesehen spurlos, als wäre der ein einsamer Platz wie das Waldstück wo man einen Knochen nun fand. Nur München und der SMP ist sicher kein Waldstück, wo in der Nacht der Platz völlg menschenleer wäre. Das Sonja von niemanden am SMP gesehen wurde, ist meiner Ansicht nach eben doch merkwürdig. Man muss aber festhalten, die Polizei geht/ging davon aus, dass sie am SMP verschwunden ist/wäre. Die genauen Gründe für diese Annahme kennen wir nicht. Aber vielleicht ändert sich ja was mit dem Knochenfund? Jetzt gibt es eine Verbindnung des Täters mit München und Kipfenberg, dass allein ist schon mal was, niemand hatte dies auf der Rechnung vorher, ausser der Täter.
Auf alle Fälle ist die Chance den Täter dingfest zu machen gestiegen damit. Also ich hoffe es ist so. Was es tatsächlich wert ist, wird die Zukunft zeigen.

Doverex schrieb:Und seit sie die Wohnung verlassen hat, gibt es keinen einzigen Zeugen der sie gesehen hat, weder auf den Weg zum SMP noch dort ... noch - wie du es andenkst, sie möglicherweise kam - in der Nähe ihrer Wohnung? Ich glaube da schon, wenn sie ein Öffi benutzt hätte, gäbe es Zeugen dafür. Eine sehr hübsche junge Frau, gut und auffällig (mMn.) gekleidet, man(n) kann da schon sagen, Sonja ist/wäre ein richtiger "Hingucker" (bewundernde Blicke auf sich ziehen); und trotzdem hat sie niemand wahrgenommen - ab dem sie die Wohnung verließ und niemand kann sich an sie erinnern? So ein mögliches Szenario geht nicht runter wie Öl.

Das macht mich auch stutzig das sie niemand gesehen haben will, so Hübsch wie sie war und so auffallend Gekleidet. Da denkt man ja jemand erinnert sich zumindestens vage an sie.

Saberrider1909 schrieb:Daran erinnere ich mich auch noch jetzt wo du es schreibst. Dann ist er ja abgehauen weil er die Tram kommen sah wenn ich es noch richtig zusammen bekomme oder?

Ja genau. Dann sah er die Tram und rannte los.

Coldcases schrieb:Naja dazu gibt es aber auch unterschiedliche Aussagen zu. Mal war Sie in der Telefonzelle und griff zum Hörer als die Tram kam, mal wählte Sie bereits die Nr.. So wirklich verifiziert ist das nicht. Dazu müsste man schon Einsicht in die Ermittlungsakte haben, um genau zu wissen was Robert dazu aussagte.

Nein dazu gibt es keine unterschiedlichen Aussagen. Diese Aussage hat Robert damals so bei der Polizei gemacht. Das hat die Polizei den Engelbrechts so mitgeteilt.
Sonja und er standen gemeinsam in der Telefonzelle. Er gab ihr seine Telefonkarte. Sie nahm den Hörer ab und begann eine Telefonnummer zu wählen. An die Ziffern die sie wählte, konnte er sich nicht mehr erinnern, oder er sah sie nicht. Dann fuhr die Tram ein und er verließ die Telefonzelle und rannte zur Tram. Sonja blieb in der Telefonzelle.

Dwarf schrieb:Ja genau. Dann sah er die Tram und rannte los.

Dann habe ich mich nicht getäuscht.

Sonja war mit Sicherheit attraktiv, aber in München laufen und liefen auch damals schon viele hübsche Mädels rum. Ich finde sie nicht wirklich außergewöhnlich. Dass man sich in München zurechtmacht, ist für die meisten (jungen) Frauen ganz normal, vorallem abends.

Am SMP sind zwar schon immer Leute, aber es ist kein super frequentierter Platz nachts. Also da läuft man halt drüber, verweilt dort aber nicht. Die Dachauer Strasse ist an der Stelle auch ziemlich breit bzw die Kreuzung sehr groß, dass man auch gar nicht so gut erkennt, wer auf der anderen Straßenseite steht und ob diese Person jetzt besonders hübsch ist.

Außerdem gab es damals auch noch kein Internet, so dass viele von einem Vermisstenaufruf vielleicht gar nichts mitbekommen haben.

Rotmilan schrieb:. Aber war es nicht so, dass direkt vom Hauptbahnhof MC eine Tram nach Laim fuhr

Ich glaub schon. Dazu Ubahn müsste die U4 (?) gewesen sein, glaub aber nicht, dass die um die Zeit noch fuhr - zu der Zeit fuhr aber normal mindestens der Nachtbus, oder?

Maifalter schrieb:Außerdem gab es damals auch noch kein Internet, so dass viele von einem Vermisstenaufruf vielleicht gar nichts mitbekommen haben.

Genau. Damals gab es kein Internet und somit auch keine Übersättigung mit unterschiedlichen Informationsquellen, die man selbst schon gar nicht mehr filtern kann.

Damals hat man die Zeitung gelesen, die Nachrichten verfolgt und Radio gehört. Wenn da auf Sonja aufmerksam gemacht wurde - und das wurde es, vor allem auch an den Zeitungskästen mit dem großformatigen Bild, dass wir auch alle aus der polizeilichen Vermisstenmeldung kennen - dann hat der Großteil der zeitungslesenden Münchner das mitbekommen.

Maifalter schrieb:Die Dachauer Strasse ist an der Stelle auch ziemlich breit bzw die Kreuzung sehr groß, dass man auch gar nicht so gut erkennt, wer auf der anderen Straßenseite steht und ob diese Person jetzt besonders hübsch ist.

Montag Nacht war der Stiglmaierplatz eher unbelebt. Wenn da ein junges Mädchen mit blonden langen Haaren einsam herum steht, fällt das den wenigen Vorbeifahrenden sicher auf.

Nightrider64 schrieb:Ich denke, sie ist einem Trampermord zum Opfer gefallen, wobei sie nicht unbedingt vom Stiglmeierplatz aus getrampt sein muß, sondern eventuell erst vom Hauptbahnhof aus

Man kann dieses Szenario nicht hunderprozentig ausschliessen, aber wie plausibel ist das? Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich. Da steht jemand nachts gegen ungefähr 2:30 Uhr an der Strasse und trampt als junge Frau? Das erst Auto hält an und ist der Mörder? Sie wird von keinem anderen Autofahrer gesehen, noch von Passanten? Galt dazu noch gegenüber Fremden eher als introvertiert und ängstlich? Das passt nicht. Ich kann mich nur wiederholen, aber den Fokus auf diesen unbekannten Mann, der an diesem Abend Frauen ansprach, darauf sollte man sich meiner Meinung nach fokussieren und sich die Zeugenaussagen der Frauen anschauen, die damals bei der Polizei sich meldeten.

@Coldcases
Und dieser unbekannte Mann hat sie dann zu Fuss von dort in den Wald verbracht? Dass ein Auto im Spiel war steht ja nun ausser Frage.

LOleander schrieb:Und dieser unbekannte Mann hat sie dann zu Fuss von dort in den Wald verbracht? Dass ein Auto im Spiel war steht ja nun ausser Frage.

Sicher, aber der Täter kann Sie auch angesprochen haben oder sie mit Gewalt ins Auto gezerrt haben. Da muss sich nicht zwangsläufig getrampt sein. Es ergibt wenig Sinn, wenn man weiß was Sonja für ein Typus Frau gewesen ist. Und noch dazu nachts und alleine?

Es ist sicher eine Sisyphusarbeit (also umfangreich und kompliziert) dort im Wald den genauen Ablegeort zu finden.

Original anzeigen (1,5 MB)
Bildquelle: https://www.heute.at/s/wird-raetsel-um-die-seit-1995-vermisste-sonja-geloest-100175321

Die Suche wird sicher noch Tage andauern, ist nur zu hoffen, sie finden weitere Spuren. Möglicherweise auch Täter DNA; weil ich habe mal gelesen:

Neue wissenschaftliche Methoden ermöglichen es in Zukunft, auch DNA-Sequenzen mit einer „Größe“ von einem hunderttausendstel Mm (auch stark zerstörter DNA) zu untersuchen. Der erste Anwender dieser Methode spricht 2015 von einem Quantensprung in der DNA-Technologie. Damit werden in Zukunft auch neue Erkenntnisse in Richtung prädiktiver DNA-Analyse (auch als phänotypische DNA-Analyse) zu erwarten sein.

2017 wurden in Österreich bereits rund 80 % aller gesicherten biologischer Spuren nur mehr aus Kontaktspurensicherungen, solcher durch Zellübertragung nicht sichtbaren Tatortspuren, analysiert.

Quelle: https://www.kripo.at/assets/2018-03.pdf (Archiv-Version vom 03.12.2023) (Seite 16)

Eben wie User weiter oben heute schon andachten, vielleicht wenn man die Lederhose/Jacke und ihre Schuhe findet, kann man vielleicht darauf auch stark zerstörte Täter-DNA noch finden? Wäre eine Hoffnung.

Ich bin heute echt fast umgekippt, als ich die Neuigkeiten im Radio gehört habe - damit habe ich beim besten Willen nicht gerechnet. Ich möchte hier zwei Anmerkungen machen, insb. zu möglichen Zeugen/Sichtungen; ich hatte dies zwar schon mal hier geschrieben...aber egal: München 1995 war ein absolutes Dorf, nachts um diese Uhrzeit - auch an Verkehrsknoten - war da sicher nichts los, d.h. u.U. waren die Strassen einfach menschenleer. Das war wirklich so, wenn auch für viele unvorstellbar. Gleiches gilt für eine evtl. (!) Verbringung nach einem Vorfall in der Stadtmitte/HBF/SMP...zudem ist der jetzige Auffindeort die (wenn auch recht weit entfernte) direkte Verlängerung aus der Stadt Richtung Norden. Man braucht einfach nur geradeaus fahren. Auch hier halte ich ein Nicht-Auffallen/-Gesehen-Werden für absolut nicht unrealistisch.

Doverex schrieb:ben wie User weiter oben heute schon andachten, vielleicht wenn man die Lederhose/Jacke und ihre Schuhe findet, kann man vielleicht darauf auch stark zerstörte Täter-DNA noch finden? Wäre eine Hoffnung.

Bleibt wirklich zu hoffen, dass der Täter so dumm gewesen ist Sie bekleidet abgelegt zu haben, sodass man vielleicht noch etwas findet was Rückschlüsse zulässt.