Mir geht es angesichts der Erklärung von RA Euler im Namen des Angeklagten so wie den meisten: Empörend, unglaubhaft und schwer mit der Beweisaufnahme zu vereinbaren. Doch: So schwer das Vorbringen des Angeklagten für die Hinterbliebenen zu ertragen ist, es ist das Recht des Angeklagten, zu schweigen oder die Unwahrheit zu sagen. Das Gericht darf deswegen keine härtere Strafe aussprechen.
Deshalb ist es auch nicht gut, wenn sich die Staatsanwaltschaft darüber empört, dass der Angeklagte seine Rechte wahrnimmt. Der Strafprozess ist kein kontradiktorisches Verfahren. Hier zählt der Amtsermittlungsgrundsatz. Auch wenn ich in der Sache völlig zustimme, sollte ein Staatsanwalt zurückhaltender sein und nicht so offen den Verteidiger beschimpfen:
Als „peinliche Märchenstunde“ kritisiert Oberstaatsanwalt Rauscher die von Euler verlesene Einlassung. Die inhaltlichen Mängel der Stellungnahme, die wohl allein auf dem Mist von Rechtsanwalt Euler gewachsen sei, seien offensichtlich. Rauscher bezeichnet es als „grenzenlos pietätlos“ jetzt Maria Baumer „ihren Tod selbst in die Schuhe zu schieben“. „War das nötig?“
Quelle:
https://www.regensburg-digital.de/unfall-christian-f-gibt-vergraben-von-maria-baumers-leiche-zu/18082020/ (Archiv-Version vom 18.08.2020)Woher will der Herr Oberstaatsanwalt wissen, dass die Stellungnahme "alleine auf dem Mist von Rechtsanwalt Euler gewachsen sei"? Kann die Geschichte nicht alleine auf dem Mist des Angeklagten gewachsen sein?
Dann wird jetzt viel über die Helfer spekuliert, die in der Erklärung angeklungen waren. Warum diese erwähnt wurden, ist nicht klar. Deshalb wäre ich vorsichtig, Familienangehörige der Hilfe zu verdächtigen. Es gibt bisher dafür keine ausreichenden Anhaltspunkte. Auch ist nicht klar, in welchem Umfang Hilfe bei der "Verschleierung" des Todes von Maria geleistet wurde.
annichen schrieb:Noch viel beunruhigender finde ich allerdings die Frage, wie viele solcher Menschen unentdeckt unter uns leben und sich ausleben.
Ein paar Prozent werden es schon sein. Wobei der Großteil dieser Menschen gelernt hat, mit ihren Gefühlen umzugehen und keine Straftaten zu begehen. Viele sind auf herausgehobenen Positionen, sind Arzt, Politikerin oder Manager. Andere soziale oder biographische Rahmenbedingungen hätten vielleicht auch dazu geführt, dass der Angeklagte nicht auf diese schiefe Bahn gekommen wäre, die einen krankhaften Hang zur Manipulation und des Missbrauchs erkennen lässt.
Wäre er in Biologie und Chemie besser gewesen und hätte er sein Physikum geschafft, hätte er eine weniger erfolgreiche Frau als Maria kennen gelernt, wäre er vielleicht heute ein geachteter Arzt mit zwei Kindern und einer Hausfrau, der seine homosexuellen Neigungen ab und an im Darkroom auslebt...