emz schrieb:Könnte es sein, dass du gar nicht alles an Informationsmaterial gelesen hast?
Die Annahme ist korrekt, ich bin "solide in den Fall eingelesen" (und "eingehört" und "eingesehen" (PK, Potcast), kann mir aber keineswegs anmaßen, alles gelesen zu haben.
Wobei ich bei den zum Teil echt heftigen Widersprüchen unterschiedlicher Quellen eh nicht mehr weiß was ich denken soll und vermutlich alles mit Vorsicht betrachten werde, abzüglich der Urteilsbegründung, bei Urteilsbegründungen war ich zwar nicht immer der gleichen Ansicht wie der Richter, aber ich hab mich zumindest noch nie so heftig gefragt ob die den gleichen Prozess und die gleichen Beweismittel meinen wie ich...
emz schrieb:Fraukie schrieb:
Gut ist es, dass die Ermittler nicht behauptet haben, dass es unmöglich sei sowas bei der Hausdurchsuchung zu übersehen, denn das macht sie glaubwürdig, weil sich sowas einfach nicht wirklich ausschließen lässt.
Doch, behaupten sie
Habs grad in dem von Dir verlinkten Artikel nachgelesen.
Vielleicht bin ich da zu sehr Wissenschaftler, aber ein "Das wir den dort übersehen haben ist sehr unwahrscheinlich." wäre besser gewesen.
„Da gab es keine Sichtbeeinträchtigungen.“Im Grunde ist das menschliche Auge selbst eine Sichtbeeinträchtigung, das weiß man heute.
Ich hoffe sie lernen daraus, es gibt immer öfter Verfahren, wo bei Begehungen und Durchsuchungen einfach eine Kamera mitläuft.
Hätte man das hier so gemacht (oder zur Feier des technischen Fortschritts jedem durchsuchendem Ermittler eine Kamera an den Kopp gebastelt), dann wäre die Klärung dieser Frage sehr viel einfacher.
emz schrieb:Weil's eben doch keine Kennnummer gibt, sondern:
"Feststellen könne man dies, weil damals die Fräsmaschinen im Werk umgestellt worden seien und nun andere Abdrücke, größer und mit weiteren Abständen, auf den Spatenstielen hinterließen."
Als Richter wüsste ich nun gar nicht mehr, was ich mit all diesen Aussagen machen soll.
Am nachhaltigsten könnte man das vermutlich auflösen, wenn der "Spatenmann aus Italien" nochmal per Videoschaltung befragt wird, wie es ja zumindest in Aussicht gestellt wird.. und ich glaub danach will ich (außer in der Urteilsbegründung) das Wort "Spaten" wirklich nie wieder hören...
emz schrieb:Dazu ist auch noch nichts bekanntgemacht worden.
Ah ok, danke. Wie gesagt, ich habe sicher nicht alle Quellen im Kopp, da kann mir was durchs Sieb fallen.
@emz mal ganz persönlich, wie ist Deine Einschätzung bei einigen Ungereimtheiten? ich komm irgendwie zu keinem Schluss, wenn ich nachdenke ob dieses Affentheater zumindest in Teilen heißen sollte "Mordprozess, so macht man es nicht." oder ob diese Reporter (incl der Dame die dieses "Life-protokoll" postet echt so unfähig sind.
Rick_Blaine schrieb:Ich soll was sagen? Du hast doch schon alles gesagt :)
Kurz zur Erklärung:
Als ich das postete gab es hier noch mindestens einen, mittlerweile gelöschten Beitrag in dem die Anschuldigung sowohl was die betreffende Person anging als auch den vermuteten Tatablauf und die Rolle weiterer Personen sehr viel konkreter war.
Rick_Blaine schrieb:Du hast ja Recht.
Braver Junge!
Ne, der Unterschied ist simpel:
Du hast juristisches Fachwissen, ich nicht, das macht Deine Einschätzung sehr viel sinnvoller als eine Vermutung meinerseits.
Steppel schrieb:Es geht um die Frage, wann die Angehörigen von dem Spaten wussten. Dazu sagt Isolde Stöcker-Gietl, dass u.a. die Schwammerlsucher diese Info verbreitet haben während die Polizei sich dazu bedeckt gehalten hat.
@Steppel ich meine
nicht Dich persönlich, aber
Das klingt für mich völlig albern.
Die Pilzsucher haben zwar fraglos von "einem Spaten" gewusst aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht nur das Modell explizit erkannt haben, sondern beim Rumerzählen auch noch stets das genaue Modell erwähnen?
Steppel schrieb:Uff... Welcher Spaten es genau war ist doch Täterwissen, oder?
Das ist ja immer schwierig.
Natürlich kann einer der Pilzsucher theoretisch den gleichen Spaten besessen und das Modell deswegen erkannt haben.
Dann wäre auch eine Weitergabe dieses Wissens theoretisch möglich.
Auch wäre es denkbar, dass C.F. aus dem Spaten kein Geheimnis machte, er betreute doch auch Kinder, warum nicht zusammen Bäume pflanzen usw.
Aber da hätte sich dann auch irgendwer nicht nur "Spaten" sondern exaktes Modell merken und das rumerzählen müssen..
Aber ich denke man kann Getrost annehmen, dass Deine Einschätzung mit dem "Täterwissen" stimmt, zumindest bis zu dem Punkt an dem sich irgendwer aus dem "engeren Kreis" verquatscht hat und bei dem Gezicke darum ob durch wen und wie das in Umlauf gekommen sein könnte scheint das ja zumindest irgendwo vermutet oder vorgeschoben zu werden.
cinoa schrieb:Das wundert mich doch schon, weshalb der TV, im Fall, dass er der Täter ist, die Kleidung vom Grillfest entsorgt hat.
Das ist eine Frage die mich auch wundert.
Ist er der Täter, dann wäre das wohl der Unterschied zwischen "sich klug finden" und "klug sein".
Die Leiche zu entkleiden wäre ja in jedem Fall klug, verwest schneller und das Risiko, dass durch Tiere verschleppte Kleidungsteile auftauchen fällt weg.
Darüber hinaus wären die Klamotten vom Grillabend (das muss feststellbar sein) in der Wäschetonne der gemeinsamen Wohnung eine wirklich ganz großartige falsche Spur gewesen, die lange als sehr stichhaltiges Indiz gegolten hätte, das Maria nach dem Grillen nochmal zu Hause war und er wäre mit weniger billigen Lügen sehr viel weiter gekommen.
Aber wie immer kann das erstmal Vieles heißen:
a) er ist der Täter und einfach nicht so klug wie er dachte
b) er war es wirklich nicht, es gab aber Gründe aus denen er ganz froh war, dass Maria verschwunden ist und deshalb versucht hat ihre Abwesenheit glaubwürdiger zu machen.
Ggf sogar annahm, dass sie wirklich erstmal "weg" ist um gewisse Tatsachen die sie über ihn raus gefunden hat zu verdauen und sich dabei auch wirklich zunächst nichts gedacht hat, denn ohne Frage war sie ja ein Mensch bei dem die Annahme, dass sie sich bei sowas sehr genau überlegt was sie tut ehe sie handelt.
Gibt sicher noch mehr Möglichkeiten, aber wenn er der Täter ist, dann hat er entweder einfach nicht dran gedacht welchen "Alibiwert" die Kleidung hat, oder es fiel ihm erst ein als sie bereits tot war und er annehmen musste, dass sich bereits feststellen ließe, dass der Träger dieser Kleidung verstorben war.
Der Geruch auf den Leichenspürhunde trainiert sind setzt recht schnell ein.
Der Nachweis bei Rückständen in der Kleidung, das dauert vermutlich länger, aber im Medizinstudium lernt man auch was über Risikoabwägung:
"Was riskiere ich, was kann ich erreichen."
Und "Ein Schein-Alibi, das eine Weile hält" schneidet schlecht ab, stellt man das Risiko: "Wenn die bei mir Kleidung finden die sie trug als sie bereits tot war ist der Sack wirklich zu." gegenüber.
Und Spuren vom Ablageort, Kalk usw an der Kleidung wären für ihn auch nicht gut gewesen.
cinoa schrieb:- hätte er sie erst am Ablageort entkleidet wäre vermutlich schon die Leichenstarre eingetreten, was das Ausziehen extrem erschwert
Da sprichst Du einen echt guten Punkt an:
Das könnte ein Grund sein, warum die Kleidung entsorgt wurde.
Wäre das nämlich der Fall, dann hätte der Täter die Kleidung zum Entkleiden vermutlich zerschneiden müssen und
das wäre dann eher ein Beweismittel dem man sich entledigen möchte, was bei Kleidung ja auch einfacher ist als z.B. bei einem Spaten.
falstaff schrieb:Ich bin aus dem LiveBlog gestern zum Thema Spaten nicht so richtig schlau geworden.
Ich auch nicht, ich hoffe sehr, dass das der Anklage nicht mehr geschadet als genutzt hat.
falstaff schrieb:Wurde der Dachboden bei der ersten Hausdurchsuchung mit berücksichtigt?
Laut
@emz schon und das ist nu kein User bei dem zu erwarten ist, dass die geposteten Infos nicht auch geprüft sind.
In dem von
@emz verlinkten Artikel hieß es, wenn ich mich richtig erinnere, außerdem, dass der Dachboden "übersichtlich" sei, also auch nicht so eine Rumpelkammer die man eigentlich leer räumen muss um sicher zu gehen.
Trotzdem ist es "nur" extrem unwahrscheinlich, dass dort etwas übersehen wurde, aber eben nicht unmöglich, weswegen ich es "schön" fände, wenn der "Spatenmeister " per "Videoverhör" das Kennungs-, Aufkleber-, Fräsenumstellungschaos mal aufklären würde.
Dazu bräuchte er wenige Sätze um zu erklären wir es zu diesen Widersprüchen gekommen ist und was nun wirklich nachweislich Phase ist und belegt, dass der "Dachbodenspaten nicht alt genug ist" um zu der EC-Quittung zu gehören.
falstaff schrieb:Geht man davon aus, dass der von der versteckten Kamera aufgenommene Verwandte den Spaten gepflanzt hat?
Ja tun sie, aber die Äußerung dazu in diesem
Spiegel-Artikel"Der Polizist sagt: "Den Inhalt des Rucksacks konnte man an keiner Stelle identifizieren." Die Staatsanwaltschaft geht dennoch davon aus, dass in dem Rucksack der Spaten war, der dann auf dem Dachboden deponiert wurde."
finde ich komplett unseriös.
- Nachweisen, dass der Spaten von Dachboden nicht der ist, den C.F. mit Kartenzahlung erworben hat
- feststellen, dass der "Dachbodenspaten" mit der Tat nichts zu tun hat und man dessen Herkunft bzw "Werdegang" nicht nachweisen kann.
Dieses "Können wir nicht erkennen oder gar beweisen, aber war bestimmt trotzdem so."
Das ist doch echt unwürdig.
falstaff schrieb:Was bitte ist ein "Damenspaten"???
In dummen "Werbefall" nur etwas kleiner oder gar mit kürzerem Stil.
Bei den richtig Guten ist das Schaufelblatt anders geschnitten, es läuft spitzer zu und die unteren Ränder sind dünner, dadurch "schneidet" sich der Spaten wenn man ihn so in den Boden tritt leichter in Selbigen, auch wenn man weniger Gewicht drauf gibt.
Ist auch für Männer eine schöne Sache wenn man, sagen wir mal ganz hypothetisch:
z.b. im Wald graben will, wo man es bedeutend leichter hat, weil solch ein "Damenspaten" einen durch viele Wurzeln mit sehr viel weniger Kraftaufwand bringt als einer ohne dieses "Damenschaufelblatt".
TatsachenTreue schrieb:Zum Spaten und den Gutachtern berichtet auch der Spiegel
Schwacher Moment eines Gutachters
Das Gericht befragt auch zwei Sachverständige. Sie sollen sagen, wie lange der Spaten wohl am Ort des Leichenfundes gelegen hat. Ein Gutachter für Botanik analysierte den Zersetzungszustand des Laubes unter dem Spaten. Er kommt zu dem Ergebnis: "Der Spaten muss auf das Laub von 2012 gefallen sein." Laub fällt überwiegend im Herbst zu Boden. Demnach lag der Spaten seit Herbst 2012 so, wie er gefunden wurde. Das passt allerdings nicht dazu, dass die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass Maria Baumers Leiche bereits im Mai 2012 vergraben wurde. Doch die Ermittler gehen davon aus, dass der Spaten zunächst aufrecht stand und erst später durch Wind, Wetter oder Wild umgekippt ist. Vor Gericht wird dieser Punkt nicht thematisiert, auch nicht von der Verteidigung.
Diesen Aspekt las ich noch nirgends und bin, anders als die Autorin, weniger über die Verteidigung, als über das Gericht erstaunt, dass diese Annahme der Ermittler nicht beim Gutachter hinterfragte.
Hier kann ich Dir, denke ich, etwas Klarheit bringen:
Das ist gar nicht der Job des Gutachters.
Der Mann ist Botaniker, sein Job ist es u.A. auf der Grundlage botanischer Gegebenheiten Aussagen dazu zu machen wie lange der Spaten dort so gelegen hat wie er aufgefunden wurde und das hat er getan.
Zu klären ob und wie sich dann eventuelle Diskrepanzen zwischen seinem Ergebnis und anderen Ermittlungsergebnissen erklären lassen ist, sobald es das Feld der Botanik verlässt, nicht mehr seine Aufgabe.
Da müssten dann Anklage und Ermittler schauen ob und wie das zusammenpasst.
Z.b. hätte man den Sachverständiger für metallische Gegenstände fragen können, ob es möglich sei, dass der Spaten etwa ein Jahr an anderer Stelle (z.B. unter einem Busch) lag und erst dann (möglicher Weise eben auch durch einen völlig Unbeteiligten) erst aufgehoben und dann am Auffindeort wieder fallen gelassen wurde wo er dann ein Jahr lang lag.
Das ist so eine typische Sache, bei der es sinnvoll ist, wenn Ermittler und verschiedene Sachverständige ihren Hirnschmalz zusammenwerfen.
Kreuzbergerin schrieb:Das ist ein ganzer Arzneimittelschrank, der an den Asservaten nachgewiesen wurde.
Und nicht nur an den Asservaten, auch die "Sammlung" in der Wohnung ist "beeindruckend".
Ich erwische mich dabei, dass es mich ein bisschen wütend macht, dass hier nicht zu erwarten ist, dass das Krankenhaus hier mal Rede und Antwort stehen muss und einen auf den Deckel kriegt.
Es ist seit Jahren bekannt, dass in Krankenhäusern durch Personal geklaut wird und zwar auch Verschreibungspflichtiges und sogar BTM (je nach Station ist eben auch das Abzweigen von Morphium nicht sooo schwer).
Es war auch nie ein Geheimnis, das hier nicht nur der "persönliche Missbrauch" eine Möglichkeit ist, sondern auch die Schädigung Dritter möglich ist.
Das Klinikum hat niemanden vergewaltigt oder ermordet, aber es wurde möglich oder mindestens ganz erheblich erleichtert indem bei einem Problem, das seit Jahrzehnten bekannt ist keinerlei Abhilfe geschafft oder sich auch nur darum bemüht wird.
Ich fände, dass es nun echt mal an der Zeit wäre, als direkte Folge dieses Verfahrens hier mal die Sorgfaltspflicht von Krankenhäusern ins Visier zu nehmen.
Das hätte bereits vor Jahren, spätestens aber doch nach dem Prozess wegen Körperverletzung mal passieren müssen.
Kreuzbergerin schrieb:Des weiteren wurden Tramadol, Morphin, Tildin, ein opiumhaltiges Schmerzmittel, Lorazepam, Ibuprofen, Diclofenac, also Schmerzmittel, ein Antihistamin nachgewiesen.
Das wirft bei mir so einige Fragen auf, denn darunter sind auch Arzneistoffe, die sich nicht wirklich zum Missbrauch eignen und solche deren Kombination dem gewünschten Effekt einer Schwächung oder gar Tötung entgegenwirken würde.
Einmal durch unfähige Ärzte und einmal durch Krankheit und fehlende Applikationswege seitens meines Hausarztes habe ich am eigenen Leib erfahren, was passiert wenn man verschiedene Opiate miteinander mischt (bei mir waren es Tramadol, Morphium und Oxycodon):
All diese Stoffe konkurrieren um die gleichen Rezeptoren, "bekämpfen" sich dabei gegenseitig und am Ende des Tages hatte ich gar keine Wirkung
emz schrieb:Die Familie des Angeklagten unterstützt ihn. Das darf sie. Ist ja vielleicht sogar löblich, wenn man ihn nicht fallen lässt sondern ihm versucht zu helfen.
Sehe ich genauso.
Das bedeutet ja nicht einmal, dass sie das auch tun würden, wären sie davon überzeugt das er schuldig ist.
Es ist ziemlich normal, dass Angehörige lieber nicht glauben möchten, dass ein Mensch den sie lieben und zu kennen glauben zu solch einer Tat fähig ist und bei einem Indizienprozess ist es auch einfach an die Unschuld zu glauben.
Pony2.4 schrieb:Möglich, das zumindest ein Teil der Medikamente der Beiden tatsächlich verschrieben war.
Zumindest ist es wahrscheinlich, dass nicht alles in böser Absicht verabreicht oder gar untergejubelt wurde.
PurePu schrieb:Man muss sich auch mal ganz klar vor Augen halten, was für eine Person da angeklagt ist.
Das ist nicht so einfach.
Nicht nur, weil es in diesem Fall noch gar keinen Schuldspruch gibt, sondern weil auch noch kein Gutachten vorliegt.
Ich halte den TV ganz unabhängig davon ob er auch ein Mörder ist für gefährlich, aber ohne ein Gutachten kann ich absolut nich einschätzen ob er :
"Gefährlich - er sollte eine Zeit im Gefängnis verbringen" oder "Gefährlich, da ist mal ein Aufenthalt in der Geschlossenen angesagt" ist.
emz schrieb:Allerdings war schon im Vorfeld zu erfahren, dass, was Maria anbelangt, Seitens Arzt und Krankenkasse diesbezügliche Verordnungen nicht festgestellt werden konnten.
Im Vorfeld wurde da doch aber immer nur Bezug auf das Lorazepam genommen, oder?
Erst jetzt im Prozess wurde ja geklärt, dass es zumindest über einen längeren Zeitraum gar keine Verschreibungen gegeben habe und nur die Einnahme von Ibuprofen wegen der Regelbeschwerden "belegbar" ist.
Da würde ich aber zumindest nicht ausschließen, dass sie z.B. das Diclofenac und das Tramadol freiwillig genommen hat, abgesehen davon, dass der TV nicht berechtigt war ihr verschreibungspflichtige Medikamente zu geben (geklaute gleich gar nicht), wäre das medizinisch betrachtet sogar möglicher Weise sinnvoll.
JosephConrad schrieb:Wenn der Angeklagte ihn angefasst hat, müssten doch seine Fingerspuren drauf sein :-)
Alle mir bekannten Spaten haben einen weitgehend unbehandelten Holzgriff, das ist für Fingerabdrücke ein sehr undankbarer Untergrund.
Steppel schrieb:Den BH an dem Spuren gefunden wurden hatte Maria nicht getragen sondern er befand sich in der Wohnung
cinoa schrieb:Steppel schrieb:
Den BH an dem Spuren gefunden wurden hatte Maria nicht getragen sondern er befand sich in der Wohnung
Sehr interessant, ich habe erst gedacht man könnte daraus Rückschlüsse auf den Tatort legen
Das fand ich auch eine sehr interessante "Anmerkung".
Bisher hatte die die Anklage und Presse stets suggeriert, dass Lorazepam und Tramadol an der Leiche bzw deren Haaren oder Kleidung festgestellt wurden.
Nun klingt das aber eher als sei das Lorazepam an der Leiche bzw deren Umfeld festgestellt wurden, während das Tramadol sich an einem BH aus der Wohnung des Opfers befunden habe?
Das stellt die ohnehin extrem fragwürdige Behauptung es handle sich bei Tramadol und Lorazepam um eine "tödliche Mischung" auf noch wackligere Beine.
Auch dieser Sachverständige könnte für die Anklage sehr schädlich sein, wenn diese Aussagen wirklich von ihm stammen und nicht von der Reporterin nur falsch aufgeschrieben wurden.
Lässt die Verteidigung hier einen Pharmazeuten als Sachverständigen aussagen, dann sieht manche Aussage des Toxikologen ziemlich blöde aus.
10:19 Uhr
08.07.2020
Auf Nachfrage des Vorsitzenden gibt der Sachverständige nun Auskunft darüber, ob es sich bei der Gabe von Benzodiazepine und Opiaten um eine möglicherweise tödliche Mischung handeln könnte.
Dies bestätigt der Zeuge. Es sei der Grund, warum diese Wirkstoffe kontraindiziert seien
Das stimmt so einfach nicht.
Wie ich bereits schon mal schrieb ist eine Atemdepression die auch tödlich verlaufen kann zwar eine mögliche Wechselwirkung, diese Komplikation ist aber selbst bei der Kombination von stärkeren Opioiden und Benzodiazepinen selten.
Es handelt sich keineswegs um eine "Kontraindikation", sondern viel mehr um zwei Stoffgruppen die sogar sehr häufig kombiniert werden.
Hier ist z.B. der Beipackzettel von Lorazepamtabletten die mit 2,5mg pro Tablette schon sehr hoch dosiert sind, weit üblicher ist 1mg pro Tablette.
Ich spoilere mal:
Die gleichzeitige Gabe von Opioiden wird keines Wegs als Kontraindikation/Gegenanzeige genannt und die gemeinsame Gabe auch nicht in der Rubrik "Besondere Vorsicht bei der Einnahme von "Lorazepam? ist erforderlich" gelistet.
Auch unter "Welche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind zu beachten?" ist der gegenseitige Einfluss sehr allgemein gehalten:
Bei gleichzeitiger Anwendung von "Lorazepam" mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln (z.B. Psychopharmaka, Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Narkosemittel, Betablocker, Schmerzmittel vom Opiattyp, sedierende Antihistaminika, Antiepileptika) kann es zu einer wechselseitigen Verstärkung der zentral dämpfenden Effekte kommen."
Es kann also keine Rede davon sein, dass diese Kombination sonderlich häufig zu tödlichem Atemstillstand führt und die Behauptung das deswegen eine Kontraindikation vorläge ist ganz schlicht und ergreifend falsch.
Das ändert natürlich nichts daran, dass eine "unsachgemäße Überdosierung" (die man bei einer Tötungsabsicht annehmen darf) das Risiko der "wechselseitigen Verstärkung der zentral dämpfenden Effekte" zu denen natürlich auch eine Atemlähmung gehört erheblich verstärkt.
Aber bei der Argumentation dürfte man auch nicht vergessen, dass Magenblutungen durch NSAIDs wie Ibuprofen, Diclofenac und Co Jahr für Jahr gar nicht so wenige Todesopfer fordern.
Deswegen würde ich ohne den Teil mit dem Mord und der verscharrten Leiche auch darüber hinwegsehen, wenn ein Krankenpfleger seiner Freundin gegen Regelschmerzen lieber Tramadol anbietet statt zuzuschauen, wie sich mit Ibuprofen in Lebensgefahr bringt.
Laut Gynäkologe nahm sie durchaus mal eine Tagesdosis von bis zu 2Gramm Ibuprofen ein und das ist auch bei einem Körpergewicht von knapp 100kg ganz schön viel und absolut nicht ungefährlich.
Besser wäre es natürlich gewesen zu sagen:
"Schatz, das ist eine wirklich hohe und wirklich gefährliche Dosis, frag doch Deinen Gynäkologen mal ob es da nicht sinnvoller wäre mal Tramadol zu testen, grade bei so zeitlich begrenzter Gabe ist das möglicher Weise weit weniger heikel."
Leider kommt diese Selbstüberschätzung die Krankenpfleger, Arzthelfer und Studenten dazu verleitet in bester Absicht auch Freunde mit verschreibungspflichtigen "Alternativen" zu "versorgen" statt ihnen einfach zu raten ihren Arzt diesbezüglich zu befragen ziemlich häufig vor.
cinoa schrieb:Natürlich wissen wir nicht, welche Indizien die Beamten haben, dass sie von einem Tod im Haus ausgehen.
Da bin ich nach wie vor gespannt, weil es für mich einfach keinen Sinn ergeben will und ich deswegen nicht erwarte, dass da mehr hinter steckt als die Einhaltung der Form bei der Klageschrift).
monstra schrieb:Es ist schwer vorstellbar, dass Maria etwas davon außer Ibuprofen, Diclofenac und dem Antihistaminicum (als Antiallergikum oder frei verkäufliches Schlafmittel bzw. gegen Übelkeit und Erbrechen) freiwillig zu sich genommen hat.
Wobei hier schon beachtlich ist, dass "Antihistamin" und "frei verkäuflich" immer so schön harmlos klingt.
Handelt es sich aber nicht um "einfache Allergiemittel" also die 2. Generation ohne nennenswerte Wirkung auf das zentrale Nervensystem, sondern um die 1. Generation, dann kann man durchaus annehmen, dass der Sachverständige auch davon sprach, als er von:
Schlaf- und Beruhigungsmittel verschiedener Präparate und Mittel, die Schizophrenie und Wahnvorstellungen hervorrufen.
gesprochen hat.
Wer sich dafür interessiert (also für Pharmakologie, nicht für den Missbrauch) kann ja mal nach "Emesan" googlen und schauen welch großer Beliebtheit sich dieses freiverkäufliche, recht preiswerte Mittel in gewissen Kreisen erfreut.
Ich nehme es gegen Übelkeit ein (der Wirkstoff ist als Mittel gegen Übelkeit und als Schlafmittel zugelassen), weil das üblichere (aber auch verschreibungspflichtige MCP) bei mir ganz üble Wahnvorstellungen auslöst (das dürfte zumindest teilweise eine Wechselwirkung mit dem Oxycodon sein).
Emesan macht mich schlimmstenfalls etwas müde und ich merke manchmal, dass sich meine Laune etwas anhebt (was mir schon nicht Recht ist, aber Mittel gegen Übelkeit müssen nun einmal über die Hirnchemie wirken).
Ich nehme das Mittel aber auch fast ein wie es die Packungsbeilage vorschreibt (weil ich eher klein und zierlich bin nehme ich meist nur eine halbe Tablette).
Bei Missbrauch hat man wohl nicht nur "viel Freude" an der massiv stimmungsaufhellenden Wirkung (im Gehirn wird die Serotoninwiederaufnahme an den Rezeptoren gehemmt) und ab einer gewissen Dosis wohl auch Halluzinationen und Euphorie.
Das ist bei einem rezeptfreiem Medikament bei dem die 50 Stück-Packung keine 10 Euro kostet schon bemerkenswert.
Die mögliche Verstärkung der "zentraldämpfenden Wirkungen" z.B. von Lorazepam ist bei dieser Substanz genauso präsent wie u.A. bei Tramadol.
monstra schrieb:Ziemlich irre auch die Tatsache, dass der Angeklagte nach dem Verschwinden Marias die gemeinsame Wohnung geräumt hat (wann?) und ihren Eltern die Hinterlassenschaften vor die Türe gestellt hat. Besonders lange hat er sich scheinbar nicht bemüht, den trauernden Verlobten zu spielen.
Bei sowas bin ich immer vorsichtig.
C.F. ist hier zu Recht tatverdächtig.
Aber:
Das jemand dessen Partner verschwindet eine Wohnung aufgibt, die man nicht nur als "Wohnfläche für 2 (oder gar mal 3)" und als Doppelverdiener angemietet hat..
und/oder aus dem Umfeld, dass einen an den Verlust erinnert raus möchte und die Sachen der vermissten Person weder vor der Nase haben noch "entsorgen" möchte und deswegen deren Familie zukommen lässt.
Das kommt auch bei Leuten vor, die nicht nur völlig unschuldig sind, sondern bei denen es auch nie einen Tatverdacht oder überhaupt eine Straftat gab.
monstra schrieb:Trine schrieb:
Die Gutachter haben auf Nachfrage ausgeschlossen, dass es sich um Antragungen durch den Verlobten handelt, da diese Spuren an jeder untersuchten Stoffprobe gefunden wurden.
Nun ja, nicht ganz, wie das Zitat zeigt: "wohl eher nicht durch Anhaftungen Dritter".
Also nicht ausgeschlossen. Deshalb wollte ich Anhaftungen nicht ausschließen. Ich halte sie aber wie die Gutachter für nicht sehr wahrscheinlich.
Dazu habe ich mal eine wirklich, wirklich dumme Frage:
Schwitzen Menschen auch in dem Bereich wo die Unterhose sitzt? (Ja ich bin auch ein Mensch, aber wegen eines Gendefektes ohne Schweissdrüsen geboren).
Denn wenn bei normalen Menschen in diesem Bereich Schweißdrüsen sind, dann kann ich das "Zurückrudern" des Sachverständigen verstehen, denn ist die Substanz dann über praktisch den ganzen Slip verteilt, dann kann ich verstehen warum ein Sachverständiger sagt:
"Also in dem Falle kam der Rückstand wohl doch eher aus dem Schweiß desjenigen der die Unterhose trug als durch eine Übertragung von jemandem der diese Unterhose (z.B. beim Wäsche in den Schrank räumen) angefasst und auf diese Weise Handschweiß übertragen hat.
Da würde ich dann auch eher erwarten, dass einige Bereiche des Stoffes Spuren aufweisen und Andere weit weniger oder gar nicht, bei einer hohen "Gleichverteilung" über den gesamten Stoff finde ich die Annahme, dass wohl eher der Träger als Spurenverursacher in Frage kommt äußerst schlüssig.
Hercule-Poirot schrieb:Ein Unschuldiger macht sich keine Gedanken über einen Spaten der neben dem Vergrabungsort seiner Verlobten gefunden wird.
Als ich würde mir da grade wenn ich Unschuldig bin Gedanken machen.
Wenn ich einen Mord begangen habe, dann sollte ich auch mit Kopf hoch und Brust raus dafür in den Knast gehen.
Aber wenn ich etwas nicht war, dann würde bei mir gelten:
"Je schwerer der Vorwurf, desto mehr die Gedanken."
Hercule-Poirot schrieb:Warum auch, er weiss ja, dass ihn die Ermittler niemals mit diesem Spaten in Verbindung bringen werden.
Das ist mit Verlaub etwas naiv.
Der Irrglaube "Wenn ich es gar nicht war, kann man mich auch nicht verurteilen." hat schon so Manchen in die Todeszelle gebracht.
Wir sind hier zwar nicht in einem "freien Land" wie den USA, aber das Prinzip sollte klar werden.
Allein deswegen finde ich Rückschlüsse auf Schuld oder Unschuld aufgrund von:
"Der macht sich Gedanken." oder "Der nimmt sich einen Anwalt."
nicht nur fragwürdig, sondern auch gefährlich.
Ich bin sicher nicht der einzige Mensch, der keine Böcke hätte für etwas abzuwandern was ich gar nicht gemacht hab und
"Je schwerer die Anschuldigungen, desto Anwalt." so denke keineswegs nur ich.
falstaff schrieb:Erstaunlich, dass erst die Intervention der Familie zu einer Wiederaufnahme der Ermittlungen geführt hat, die letztendlich dann den entscheidenden Durchbruch brachten.
Diese Behauptung sehe ich etwas differenzierter:
1. War es nicht auch maßgeblich genau diese Familie, die den TV lange Zeit ganz erheblich in Schutz genommen hat
und
2. Hat die Familie selbst oder deren Anwältin ja sogar behauptet die Staatsanwaltschaft hätte "die Akte einfach geschlossen".
Diese Behauptung ist mit dem deutschen Recht nicht einmal kompatibel.
Es kam eben einfach der Punkt an dem allen verfügbaren Spuren und Hinweisen nachgegangen wurden ist.
Man kann sich dann keine weiteren Spuren aus dem Ärmel schütteln, sondern dann ruht die Akte bis
- ein neuer Hinweis reinkommt
- eine technische Neuerung dazu anregt Asservate untersuchen zu lassen bei denen man genau auf eine solche Neuerung gewartet und gehofft hatte
- jemand sich die Akte nimmt (der muss dazu Zeit haben) und schaut ob ein "frischer Blick" hier ausreicht um Raum für neue Ansätze zu schaffen.
Ja, die Familie hat Beschwerde eingelegt, aber ich glaube der Staatsanwaltschaft auch, dass sie darauf gewartet hat, dass sich noch was tut.
Das man auch nach Jahren einfach nicht genug Hinweise sah um es "mal mit einem anderen Tatverdächtigen zu "probieren" hat doch Gründe und wenn die Familie jetzt meint da "Stimmung" machen zu müssen, dann sollte man auch erwähnen, dass dieser TV Marias Familie doch eine ganze Weile lang "nicht Recht" war.
Ich verstehe es wirklich, dass man sowas als Familie aufgeklärt haben möchte, aber für dieses "Wer kriegt wegen der Wiederaufnahme das Köpfchen getätschelt?" finde ich persönlich unangebracht.
Die Energie könnte man doch z.B. auch in die Frage stecken ob und wie man die Aufmerksamkeit die dieser Fall erregt nutzen könnte um das leidige Thema von:
"Mitarbeiter klauen und missbrauchen Medikamente und Krankenhäuser schauen weg." anzugehen.
Das wäre der jungen Frau die durch C.F. eine Körperverletzung erdulden musste vermutlich auch nicht unrecht.
Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass diese junge Frau einfach nicht die nötige "Lobby" hat damit auf diesen Missstand aufmerksam gemacht wird.