emz schrieb am 27.06.2020:Worauf ich wirklich sehr gespannt bin, wie der Anwalt dessen Verbleib erklären will. Drei Tage vor der Tat hatte der Beschuldigte ein baugleiches Exemplar bei "Bauhaus" gekauft und mit Karte bezahlt.
Wenn er klug ist (oder auch nur auf den Anwalt hört), dann erklärt er das gar nicht.
Das ist keine handgefertigte Schmiedearbeit, sondern nen Massenprodukt.
Den darf er verleihen, verschenken, aufn Spermüll stellen, auch die Entsorgung auf einer wilden Müllkippe wäre noch "legaler" als Mord oder das Vergraben einer Leiche.
Solange an diesem Ding keine Spuren auftauchen (idealer Weise DNA, mindestens aber Faserspuren) die ihn als Person an diesen Spaten und folglich auch an den (vermutlich ja sekundären) Tatort binden ist die Beweiskraft von dem Teil, wie fast Alles in diesem Fall, ausschließlich im Gesamtkontext überhaupt nennenswert aussagekräftig.
Solange er dazu weiter nichts sagt muss sein Anwalt nur mal aus Spaß eine Zahl vorlegen wie viele von den Dingern in dem Zeitraum in dieser Region verkauft wurden.
PurePu schrieb am 27.06.2020:Ich weiß, man muss nicht so theatralisch sein, aber stell dir das echt mal vor. Du lebst mit deinem Verlobten endlich zusammen, freust dich auf die Hochzeit und der kauft nen Spaten, um dein Grab auszuheben und googelt, wie er dich am effektivsten um die Ecke bringen kann.
Ich frage mich tatsächlich wie tief solche Beziehungen überhaupt gehen.
Die beiden lebten zusammen und kannten sich nicht erst seit gestern.
Bisher war in Berichten in denen in einer "scheinbar intakten Beziehung" "plötzlich" einer den Anderen umgebracht hat im Nachhinein so einiges bis Oben voller Red Flags, die das Opfer entweder nicht sehen wollte, oder noch schlimmer:
Gesehen hat und dann vom Umfeld mitgeteilt bekam es solle sich nicht so üble Dinge einbilden, es seien nur kalte Füße usw..
Irgendwo war die Rede von 300 geladenen Hochzeitsgästen.
Vielleicht bin ich da nicht auf dem Laufenden, aber das klingt für mich schon nach etwas wo einem eine Menge Leute sagen "Krieg nun BLOSS keine kalten Füße."
Das ist ja schon ein Hochzeitsumfang der für mich nicht mehr ganz gewöhnlich klingt.
Mein Mann und ich haben damals zweimal gefeiert, weil der Raum und die Nutzung der Großküche kostenlos war (Saalmiete und Catering also wegfielen) und wir es deswegen gut fanden mit Familie und Freunden getrennt zu feiern.
Mit insgesamt etwas 60 Einladungen und allen "Bring gern jemanden mit." kamen wir bei beiden Feiern auf je etwa 40 Personen und das erschien mir schon ziemlich viel.
Aber 300 geladene Gäste klingt nach einer komplett anderen Hausnummer.
Aggie schrieb am 27.06.2020:Der Täter könnte jedoch die Kombination von 'Lorazepam plus Tramadol' verwendet haben, weil er darauf spekulierte, sich dadurch ein Erwürgen/Ersticken seines Opfers 'ersparen' zu können, und somit keine forensischen Spuren zu hinterlassen.
Das klingt mir bei jemandem der in seinem Arbeitsalltag alltäglich Lorazepam an geschwächte Patienten ausgibt von denen vermutlich auch viele Morphium erhalten haben (was 10x so stark ist wie Tramal) nicht so richtig wahrscheinlich.
Wenn er nicht nur nach "dem perfekten Mord" gegoogelt sondern auch gelesen hat, dann hätte er auch gewusst, dass z.B. ersticken mit einem Kissen oder so kaum Spuren hinterlässt und auch erwürgen am ehesten Welche, die mit "In Kalk vergraben" sehr schnell nicht mehr feststellbar gewesen wären.
Ich vermute eher, dass es so war wie
@User9247 befürchtet.. das es ihm nicht so sehr um Spurenvermeidung ging, sondern um die Hoffnung sich nicht "die Hände schmutzig machen" zu müssen.
Lindström schrieb am 27.06.2020:Es ist mühsam, hier intensiv über Pharmakologie zu diskutieren, insbes. den möglichen Wechselwirkungen.
Ist halt ein kompliziertes Feld, deswegen versuche ich ja die Fakten hier vereinfacht darzustellen ohne das Kontext verloren geht.
Lindström schrieb am 27.06.2020:Sofern hier kein Mediziner anwesend ist.
Am umfangreichsten könnte eh ein Pharmakologe das beurteilen.
Im Studium (Tiermedizin ist auch Medizin) waren unsere Vorlesungen und Prüfungen in Sachen Pharmakologie zwar recht umfangreich, aber natürlich nicht so allumfassend wie bei den Pharmazeuten.
Das ich mir dann zu der für Mediziner üblichen Literatur noch zusätzliche von den Pharmakologen besorgt habe ist, denke ich, recht normal.
Das man sich in ein Thema das einen auch persönlich betrifft tiefer vergräbt ist ja nur natürlich und deswegen hatte ich gleich 3 Gründe mich hier
sehr intensiv einzuarbeiten.
1. ich wollt gern die Prüfung bestehen, vorzugsweise mit einer guten Note
2. ich hatte schon vor Beginn des Studiums geplant mich früh in dem Bereich zusätzlich aufzuschlauen, da u.A. Schmerztherapie in der Tiermedizin oft stiefmütterlich behandelt wird und Benzodiazepine meist nur bei Epilepsie und Angst vorm Autofahren genutzt werden. Diazepam und Lorazepam haben allein meinem Hund bereits zweimal das Leben gerettet in Situationen die mit Beidem nichts zu tun haben und bei denen ich "Humanmedizin" bzw "Humanpharmakologie" "anzapfen" musste um sinnvolle Medikations- und Therapiepläne für sie zu erstellen, mittlerweile haben da schon so einige Tiere von profitieren dürfen.
3. Da ich selbst mit Opioiden und Benzodiazepinen behandelt werde kann ich die Bücher, die in der Unibibliothek direkt vor meiner Nase stehen auch direkt mitessen mit all dem Stoff den ich eh verdauen musste.
:)Steppel schrieb:Ich hoffe, er legt noch ein Geständnis ab.
Damit würde ich nicht rechnen:
Mr.Stielz schrieb:Anwaltlich gut beraten wird er also schweigen und sich die Tat nachweisen lassen.
Solange er nicht gesteht kann er die Tatsache, dass die Beweislage ziemlich dünn ist für sich arbeiten lassen (oder drauf hoffen, dass dies geschieht).
emz schrieb:Ich habe nochmal in die PK vom Dezember reingehört. Hier sagt Staatsanwalt Rauscher, seiner Erinnerung nach handle es sich um eine Tiefe von 30 cm.
Das würde dann ja zu der Annahme von
@Kreuzbergerin passen:
Kreuzbergerin schrieb am 27.06.2020:Der Spaten wurde am 22.05.2012 gekauft und Maria B. wurde wahrscheinlich in der Nacht vom 25. auf den 26.05.2012 getötet.
Der TV hätte also 4 Tage und/oder Nächte Zeit gehabt, ein Grab vorzubereiten.
30cm klingen wenig, aber wer schon mal versucht hat einen Hamster oder so zu beerdigen, der weiß, dass 30cm ziemlich viel sind, grade weil wir ja nicht von den Abmessungen eines Schuhkartons sprechen.
Pony2.4 schrieb:Hier ist es noch wichtig zu erwähnen, dass diese Schmelztabletten (Tavor Expidet) wesentlich schneller wirken als Tavor in Tablettenform, da der Wirkstoff direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen wird.
Stimmt.
Deswegen nehme ich auch nicht an, dass er ihr was auf dem Grillfest untergeschoben hat. Das wäre viel zu riskant gewesen.
War das Tavor aber in einer Trinkflasche für den Rückweg, dann hat das zeitlich gepasst.
Also zumindest wenn man wie ich davon ausgeht, dass Maria nach diesem Grillfest nie wieder in der Wohnung gekommen ist.
Pony2.4 schrieb:Ich bin auch der Meinung, dass er bei seiner anderen Tat, als er die junge Frau sedierte, ebenfalls Tavor Expidet verabreichte. Ich suche gerade mal eine Quelle...
Müsste eigentlich.
Soweit ich weiß war die Rede von einem Tee indem das Tavor aufgelöst war.
In anderer Form neigen Benzodiazepine dazu fürchterlich bitter zu schmecken, andere Formen als diese Schmelztabletten auf diese Weise unterzujubeln dürfte schwierig sein.
Pony2.4 schrieb:Bei letzterem hoffe ich nicht, dass sie lebendig begraben wurde
Ich denke das hofft jeder aber ebenso wie Du sehe ich da eben auch andere Möglichkeiten
Pony2.4 schrieb:ziehe das aber leider in Erwägung
So wie Du den TV beschreibst kommt er mir eben leider auch vor.
Seine Verlobte umbringen ist eine Sache, aber "selbst physisch Hand anlegen", passt nicht wirklich zu ihm und zwar nicht aus "sympathischen" Gründen.
Pony2.4 schrieb:Ich betone an dieser Stelle nochmal, dass das Spekulationen sind.
Ich hoffe nur, dass es vor Gericht etwas mehr Substanz und etwas weniger Spekulationen geben wird.
Pony2.4 schrieb:Ein Freispruch wäre meiner Meinung nach eine absolute Katastrophe.
Ich denke ich kann ohne die Unschuldsvermutung zu verletzen äußern, dass die bisher bekannt gewordenen Taten dieses Mannes zumindest annehmen ließen, dass er auch bei einem Freispruch in der Mordsache früher oder später schon eine Tat finden wird, die ihn zumindest für eine Weile in den Knast verbringt.
Das gesamte Umfeld dort hat es ihm in der Vergangenheit sehr einfach gemacht extrem billig mit seinen Taten davon zu kommen.
Damit dürfte jetzt aus mehreren Gründen endgültig Feierabend sein.
emz schrieb:Der Titel ist darauf angelegt, dem Grauen, das dem Fall sowieso innewohnt, noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen und zu fragen, ob Maria lebendig vergraben worden sein könnte, braucht man das?
Was die Presse angibt gebe ich Dir Recht, da tut das wirklich nicht Not.
Vor Gericht hoffe ich durchaus, dass sich auch damit befasst wird.
Bisher hat sich Vieles so gelesen als wäre die Staatsanwaltschaft bereit mit einer "könnte vielleicht sein Todesursache" vor Gericht aufzukreuzen.
"Vielleicht war das Lorazepam bereits tödlich."
dann diese völlig haltlose Behauptung aus dem Podcast:
Tramal und Lorazepam sei per Definition eine tödliche Kombination...
Schlimmer als keine wirklich handfesten Beweise zu haben ist es vor Gericht mit halbgarem "aber möglich wäre es" aufzusteppen.
Die Tatsache, dass die bisher bekannte Spurenlage auch die Möglichkeit mit sich bringt, das Maria gar nicht tot war als sie "verscharrt" wurde mag für die Angehörigen fürchterlich sein, aber für den Richter ist diese Information meiner Ansicht nach äußerst wichtig.
Denn diese Möglichkeit geht weit über "Der Zustand der Leiche machte die Feststellung einer Todesursache unmöglich." hinaus.
Es kann natürlich eine Todesursache geben, die einfach nicht mehr nachweisbar ist.
Für seine Beweiswürdigung sollte der Richter aber auch wissen, dass es sehr wohl möglich ist, dass das Opfer hier lediglich stark sediert und dann in einem "Grab" aus Erde und Kalk zum Sterben zurückgelassen wurde.
Ich zumindest denke schon, dass das in eine Urteilsfindung mit einfließen sollte, denn wenn es noch übler geht als seine Verlobte hinterhältig zu sedieren, wie auch immer zu töten und dann zu verscharren... dann ist diese Option doch mal ganz ohne Frage eines dieser Szenarien.
Seidenraupe schrieb:er soll ihr Schmerz- und Beruhigungsmittel verabreicht haben? oder gab es für Tramal ein ärztliches Rezept?
Soweit ich weiß war nur beim Lorazepam die Rede, dass es keine Verschreibung gab.
Der TV könnte aber wie gesagt versuchen damit zu argumentieren, dass Maria ihn genau deswegen um das Mittel gebeten hat.
Laut einem befreundeten Apotheker gibt es noch unglaublich viele Menschen, die u.A. eine Verschreibung von Benzodiazepinen als eine Art "Brandmarkung" in ihrer Krankenakte wahrnehmen und das obwohl das eigentlich kaum noch eine Rolle spielt, wenn man nicht grade Pilot oder Ähnliches ist.
Schneewi77chen schrieb:Ich frage mich, wie stark er sich von der Tat ("wenn" er es war, es gilt schließlich noch die Unschuldsvermutung) dissoziert hat und ob es vielleicht doch noch eine Chance gibt, ihn derart zu triggern, dass er selbst seine Schuld eingesteht. Meiner Meinung ginge das nur bei einer möglichst umfassenden Rekonstruktion der Tatumstände.
Ich bin nicht psychologisch geschult und weiß nicht mehr als Bücher und ein gewisser Instinkt mir zur Verfügung stellen kann, bin also bestenfalls "informierter Laie".
Aber ich sehe in dem TV tatsächlich eher nicht die Sorte Mensch bei der es viel Sinn ergibt an ein möglicher Weise irgendwo vergrabenes Gewissen zu appellieren.
Wenn der Nachweis der Tat vor Gericht gelingt und das Urteil auch eingelegten Rechtsmitteln "standhält" ist das ggf sogar besser so.
Das was sich bisher so rekonstruieren lässt ist doch für die Angehörigen bereits alles andere als angenehm.
Ich denke nicht, dass ein Geständnis das besser machen würde, eher das dabei noch weitere Details zu Tage kommen die nichts ändern außer Marias Familie noch mehr Grauen und Schmerz zuzufügen.