monstra schrieb:Das habe ich hoffentlich nicht behauptet.
Nein hast Du nicht, ich war es, die sich beim Zitieren blöd angestellt hat.
Diese Behauptung:
"An der Kleidung des Opfers wurde Tramadol entdeckt, ein hochwirksames Opiat - und in Kombination mit Lorazepam tödlich." stammte nicht von Dir aus
https://derfallbaumer.podigee.io/1-anklage-offenbart-vollig-neue-beweise .
monstra schrieb:Wir dürfen dabei die merkwürdigen Gedächtnisaussetzer Marias nicht vergessen, die sie vor ihrem Tod geplagt haben.
Die behandle ich persönlich mit etwas Vorsicht.
Maria war ja offensichtlich nicht nur beruflich, sondern auch nebenberuflich ganz schon aktiv und eingespannt, das was da geschildert wird könnte auch auf Stress zurückzuführen sein.
Außerdem bin ich nicht frei davon von mir auf andere zu schließen.
Wäre mein Mann (oder mein Bruder) so seltsam verschwunden, dann würde ich solche Anmerkungen und Arztbesuche nicht nur mutwillig übertreiben, sondern zur Not sogar erfinden.
Einfach weil es bei Erwachsenen Glückssache ist ob man auf einen Ermittler trifft, der den Angehörigen glaubt, dass diese Person nicht einfach so abhauen würde, sondern grade bei jemandem wie Maria, der beruflich und ehrenamtlich gut eingespannt war und "nebenbei" noch eine Hochzeit vorzubereiten hatte den Angehörigen eine ganze Weile erzählt, dass der Vermisste doch sicher wirklich nur eine Auszeit brauchte.
Ich hätte also vollstes Verständnis dafür, wenn die Schwester von Maria diesen Zustand absichtlich "übertrieben" dargestellt hätte um die Chance zu erhöhen, dass die Vermisstenanzeige trotz Marias Volljährigkeit auf- und ernst genommen wird.
Ich hätte es an ihrer Stelle getan.
monstra schrieb:Ich weiß nur aus früheren Zeiten, dass die Kombination aus Morphium und Diazepam bei Schwerkranken gerne angewendet worden ist. Aber auch heikel war, weil eben eine Überdosierung mit Diazepam zur Atemdepression geführt hat.
Der entscheidende Faktor ist hier aber eher das Morphium als das Diazepam.
Diazepam ist zwar ein Muskelrelaxant und auch die Atemmuskeln sind eben genau das, Muskeln, aber wie ich bereits schrieb gibt es bei der Stoffgruppe der Benzodiazepine das, was man eine "Maximalwirkung" nennt.
Stark vereinfacht kannst Du Dir das so vorstellen, dass die Muskelentspannung durch diese Substanzen dadurch erreicht wird, dass "Schleusen" im Körper geöffnet werden, deren Inhalt genau diese Wirkung hat.
Sind diese "Vorräte" jedoch leer, dann kann auch eine höhere Dosis oder eine Wirkungsverstärkung z.B. durch Wechselwirkungen die Wirkung nicht weiter erhöhen.
Das ist einer der Gründe warum Benzodiazepine auch bei alten und geschwächten Patienten eine so hohe Anwendungssicherheit haben.
Bei Morphium ist das anders.
Wie andere Opioide ist Morphium auch ohne die "Hilfe" von anderen Substanzen ab einer gewissen Dosis in der Lage die Atemmuskulatur zu lähmen.
Dieser Mechanismus findet z.B. Anwendung beim Einsatz von Codein als Hustenstiller bei Reizhusten.
Dabei handelt es sich u.A. um eine "milde Form der Atemlähmung" bzw deren gezielten Einsatz.
Diazepam, Lorazepam oder andere Präparate dieser Stoffgruppe werden bei dem was Du beschreibst primär deswegen eingesetzt, weil sie sehr effektive Angstlöser sind, was grade bei sterbenden Patienten oft eine erhebliche Erleichterung ist.
Dass die Kombination von Benzodiazepinen und Morphium eine Atemlähmung begünstigt liegt hier also eher daran, dass das Diazepam die Wirkung des Morphiums verstärkt und nicht umgekehrt.
"Nötig" ist die Gabe des Benzodiazepines für den Eintritt der Atemlähmung jedoch nicht, die Indikation ist hier eher Angstlösung und Entspannung, Vertiefung der Sedation damit die Atemlähmung vom Sterbenden nicht als qualvolles Ersticken bewusst miterlebt wird.
Von daher ist die Behauptung aus dem Link, dass Lorazepam in der Kombination mit Tramal diese tödliche Wirkung habe pharmakologisch betrachtet nicht korrekt.
monstra schrieb:Den Geschmack von Tropfen kenne ich auch, ich traue es aber dem Tatverdächtigen zu, jemanden ein Getränk damit unterzujubeln.
Ich traue es ihm zu das zu versuchen, aber wie gesagt ist die Dosis die hier benötigt würde so dermaßen hoch, dass eine Verabreichung die vom Opfer nicht bemerkt wird praktisch unmöglich ist.
Um schwer Kranken die Einnahme angenehmer zu gestalten gibt es Tavor (Lorazepam) als sogenannte "Schmelztabletten" die nicht so unangenehm/auffällig schmecken und um eine Zustand herbeizuführen indem auch ein körperlich kräftiges Opfer z.B. einfach erstickt werden kann ist Lorazepam auch ohne den Zusatz einer anderen Substanz geeignet.
emz schrieb:Hier setzt nun meine Frage an, die ich bislang noch nicht endgültig beantwortet gefunden habe: Wurde das Medikament im Haarwuchs nachgewiesen, oder haftete es, so wie bei der Bekleidung, an. Wobei, ich tendiere, wegen des Arztbesuches zu Ersterem.
Dazu habe ich tatsächlich auch keine wirklich zuverlässigen Quellen gefunden.
So wie die Überreste, die von Maria gefunden wurden beschrieben werden gehe ich tatsächlich eher von Anhaftungen aus, denn nach einem Zustand, der noch einen erfolgreichen Screen nach Ablagerungen nach der Verstoffwechselung ermöglicht klingen die beschriebenen, sterblichen Überreste eher nicht.
emz schrieb:Was beabsichtigte der Beschuldigte mit der Medikamentengabe?
Das wird wohl Spekulation bleiben.
Ich halte es sowohl für möglich, dass er mit der Dosis "experimentiert" hat, schließe aber auch nicht aus, dass er durchaus eine Vorliebe hat betäubte Menschen sexuell zu missbrauchen und das könnte auch den Lebenspartner einschließen.
emz schrieb:Ebenfalls aus der Laienperspektive berichtet, ich hatte nur einmal vor einer Zahnoperation Kontakt mit Tavor. Dummerweise habe ich danach zum Essen ein Bier getrunken, ab da weiß ich nichts mehr.
Tatsächlich ist die Wirkung auch individuell unterschiedlich und hängt außerdem noch von weiteren Faktoren ab.
Du sprichst hier aber einen wichtigen Punkt an:
Wenn Maria grundsätzlich Alkohol getrunken hat, dann wäre es für den TV einfacher gewesen die Wirkung des Lorazepam zu steigern indem er ihr die Schmelztabletten z.B. mit einem Glas Wein unterjubelt als zu versuchen eine signifikante Menge Tramaltropfen unbemerkt zu verabreichen.
emz schrieb:Also keine Erkenntnis darüber, wie lange zuvor schon die Medikamente verabreicht wurden, was man evtl. aus den Haaren selber hätte ableiten können.
Für mich klingt es zumindest nicht danach als sei das gefundene Kopfhaar in einem Zustand gewesen, das eine solche Untersuchung noch möglich gemacht hat.
falstaff schrieb:Das hat er sicherlich nicht mit einem lebendigen Opfer gemacht.
Ich hoffe wirklich, dass Du recht hast.
emz schrieb:Staatsanwaltschaft geht von einem Atemstillstand aus.
Ich habe hier einfach wirklich die Sorge, dass sich die Staatsanwaltschat hier von der Verteidigung "ködern" lässt.
Offenkundig wird die Verteidigung versuchen die Tatsache, dass die Todesursache nicht mehr festgestellt werden konnte so auszulegen, dass am Ende gar kein Tötungsdelikt im Raum steht.
Ich halte es für absolut fatal, wenn die Anklage nun auf diesen Köder reinfällt und um jeden Preis versucht sich eine Todesursache aus dem Ärmel zu schütteln.
So wie der Zustand der sterblichen Überreste und die Auffindesituation beschrieben werden ist es meiner Ansicht nach am sinnvollsten, wenn die Anklage akzeptiert, dass die Todesursache unklar ist und es auch bleiben wird.
Die zahlreichen und recht eindeutigen Indizien in diesem Fall mögen einzeln für sich genommen fast alle keine große Beweiskraft haben, formen aber ein sehr schlüssiges Gesamtbild.
Ich zweifle nicht daran, dass der Verteidigung das auch absolut bewusst ist.
Das Beste was der Verteidigung jetzt passieren kann, ist dass es gelingt der Anklage nachzuweisen, dass sie versucht "Fakten zu schaffen", wo einfach keine sind.
Sicher ist es äußerst Anspruchsvoll einen Mordprozess zu führen, wenn die Todesursache gar nicht bekannt ist.
Aber sich davon, dass die Verteidigung plant diesen Umstand so darzustellen, dass sie das Vorhandensein eines Tötungsdeliktes als praktisch widerlegt, so verunsichern zu lassen, dass die Anklage den Fehler macht hier mit völlig unbeweisbaren Vermutungen daherzukommen oder gar Behauptungen, wie die aus dem Podcast, zu verwenden, die für die Verteidigung ohen große Mühe widerlegbar sind..
Das dürfte der Anklage noch viel mehr schaden als die Tatsache, dass es hier einfach mal gewisse Lücken gibt.
Die Todesursache ist nicht bekannt und das wird vermutlich auch so bleiben.
Das zu akzeptieren und unbeirrt bei den Indizien zu bleiben die ohne wenn und aber vorliegen halte ich hier für die klügere Taktik und hoffe wirklich inständig, dass die Staatsanwaltschaft sich hier nicht so stark verunsichern lässt, dass sie einen Fehler macht, der der Verteidigung ganz massiv in die Hände spielen würde.
Was soll ein Richter denn denken, würde die Staatsanwaltschaft behaupten mit Lorazepam und Tramal habe eine fraglos tödlcihe Wirkstoffkombination vorgelegen und die Verteidigung genau einen Pharmazeuten in den Zeugenstand laden müsste um schlüssig darzulegen, dass das so einfach nicht stimmt?
emz schrieb:Die Anklage geht davon aus, dass die Gabe der beiden Medikamente in der Wohnung passierte, in der Nacht vor ihrem vermeintlichen Verschwinden.
Warum man davon ausgeht, ist noch nicht bekanntgegeben worden.
Kreuzbergerin schrieb:@emz
@falstaff
Was denkt ihr, ist der Grund wieso der Täter den Spaten in der Nähe des Grabes hat liegen lassen?
Ich bin zwar weder
@emz noch
@falstaff, sehe das aber genauso:
falstaff schrieb:Wenn der Spaten keine DNA-Spuren von ihm aufwies war es doch besser, sich direkt nach Gebrauch von dem Spaten zu trennen.
Der Spaten ist ein Massenprodukt. Kauf durch den TV und Fund eines baugleichen Modells am Leichenfundort ist eines dieser Indizien, dass alleinstehend nicht einmal viel wert wäre (es wird für die Verteidigung nicht schwer sein zu belegen, dass dieses Spatenmodell haufenweise verkauft wurde) aber im Gesamtkontext ist das ziemlich belastend.
War der TV aber sorgfältig genug, dass er hinreichend sicher ausschließen kann, dass sich an diesem Spaten irgendeine Spur (DNA, Fasern,..) befindet, die ihn mit dem Leichenfundort in Verbindung bringt, dann war es fast schon clever den Spaten dort zu lassen.
Anhaftungen, die belegen, dass mit dem Spaten genau dort gegraben wurde lassen sich nicht so einfach entfernen und wenn der Spaten an einem Ort aufgefunden wurde der mit dem TV in Verbindung gebracht werden kann oder sogar direkt in dessen Besitz, dann wäre die Beweiskraft um ein vielfaches stärker als der Umstand, dass ein Massenprodukt, das mit dem welches der TV käuflich erworben hat identisch ist zum Ausheben dieses Grabes benutzt wurde und dort verblieben ist.
falstaff schrieb:Nur hätte er dann eben auch den Kauf des Spatens unauffälliger abwickeln müssen. Aber daran hatte er wohl nicht gedacht...
Tjo, das würde wieder dazu passen, dass zum Glück wenige klug genug sind um bei sowas keinen Fehler zu machen.
Neulich hab ich eine Kriminaldokumentation gesehen bei der die Täterin zwar mehrere Fehler gemacht hat, aber der Dümmste war, dass sie bei dem Kauf der Reinigungsutensilien zwar dran gedacht hat bar zu zahlen, aber dann hat sie ihre Bonuskarte benutzt.
Immerhin hat sie dadurch bei dem Kauf 34ct gespart
:) (da muss auch in der Krimirubrik ein Smilie erlaubt sein).
PurePu schrieb:t. Wahrscheinlich hat er sie da in den frühen Morgenstunden hingebracht. Und dann war sein Zeitfenster ja auch sehr gering. Hinfahren, ausladen, vergraben, zurückfahren, Spuren beseitigen.
Das wäre ein ziemlich kleines Zeitfenster.
Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass das "Grab" vorbereitet war.
Ein Grab im Wald ausheben ist wirklich zeitraubend und anstrengend.
maxxb74 schrieb:Könnte sich evtl. zeitlich mit der angeblichen längeren Joggingrunde durch Regensburg decken, die auch nur von ihm selbst so dargelegt werden konnte und dies durch keinen einzigen etwaigen Zeugen belegbar ist....
Ich vermute, dass er diese Runde genutzt hat um andere Beweismittel (Kleidung und Handschuhe die er anhatte) zu entsorgen.
Er war da ja laut eigener Aussage schon recht lange unterwegs und selbst da wäre es schwer nachzuweisen, wenn er noch länger unterwegs gewesen wäre.
Kreuzbergerin schrieb:Allerdings würde ich vermuten, dass die Ermittler das Grabungsfeld deutlich tiefer und breiter ausgegraben haben, als das original Grab war.
Das dürfte gut protokolliert sein.
Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass anhand von Anhaftungen an dem Spaten nachweisbar war in welcher Tiefe damit gegraben wurde.
Es dürfte also irgendwo schriftlich festgehalten sein wie tief das "Grab" war und was ggf noch im Rahmen der Spurensicherung nachgesetzt wurde.