emz schrieb:Damit konnte nunmehr nachgewiesen werden, dass das Opfer mehrfach das Beruhigungsmittel eingenommen haben muss, was nicht von ihr freiwillig erfolgt war.
Da stellt sich mir bereits die Frage, wie man das wirklich nachweisen will.
Es ist wohl nachgewiesen wurden, dass ihr dieser Wirkstoff nicht verschrieben wurde.
Das sagt aber noch nichts darüber aus ob die Einnahme unfreiwillig geschah und genaugenommen beweist es nicht mal, dass sie die Tabletten überhaupt vom TV hatte.
monstra schrieb:Es bedarf nicht zwingend Beweises für die genauen Umstände der Tötung. Es bedarf eines Beweises, dass F. seine Verlobte getötet hat.
Das ist korrekt, aber es bleibt eben trotzdem die Schwierigkeit, dass es extrem schwierig sein dürfte nachzuweisen, dass ein Tötungsdelikt durch eine bestimmte Person stattgefunden hat, wenn nicht mal wirklich nachzuweisen ist, dass es überhaupt ein Tötungsdelikt gegeben hat.
monstra schrieb:Ist diese ganze Kette im Prozess nicht zu erschüttern
Das steht und fällt damit ob es noch andere Beweise sind, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind (wäre bei einem laufenden Verfahren weder selten noch dumm) und damit wie gut der Verteidiger ist.
Die Existenz der von Dir aufgezählten Kette dürfte schwer bis gar nicht zu erschüttern sein.
Da hängt es dann eben davon ab ob es dem Verteidiger gelingt schlüssig darzulegen, dass jeder einzelne dieser Punkte auch anders gedeutet werden kann und sich folglich kein Gesamtbild ergibt das einen Schuldspruch wegen Mordes rechtfertigt, einfach weil so richtig echte Beweise meines Wissens kaum vorliegen.
Das könnte z.B. so aussehen:
monstra schrieb:- Leiche Maria Baumers in der Nähe des Ortes, an dem sie (gesichert) zuletzt lebend gesehen wurde - in Begleitung von F.
Das ist zwar korrekt und ein schwerwiegendes Indiz, aber kein Beweis dafür, dass sie dort vom TV getötet wurde.
monstra schrieb:- Verwendung von Löschkalk und "Umbettung" der Leiche (vorsätzliche Tötung wahrscheinlich
Darüber das die Verwendung von Löschkalk bei Nachweis eines Tötungsdeliktes ein gutes Indiz für Vorsatz ist bzw im Falle, dass die Verteidigung behauptet das Opfer sei ohne Fremdverschulden verstorben und dann lediglich verbracht wurden, glaubhaft darlegt, dass es keine spontane Affekthandlung war sind wir uns absolut einig.
Fraglich bleibt dann aber ob Löschkalk bzw im Idealfall genau
dieser Löschkalk sich dem TV zuordnen lässt, z.B. durch Spuren in Wohnung, Kleidung oder Wagen, Kaufbelege, Zeugen usw.
monstra schrieb:- baugleicher Spaten
Das z.B. ist eins der wenigen stärkeren Indizien, die den TV mit dem Auffindeort in Verbindung bringen.
Allerdings bisher meines Wissens nur, weil er in diesem Zeitraum einen baugleichen Spaten erworben hat dessen Verbleib der nicht wirklich erklären kann.
Ist irgendwie nachweisbar, dass es sich um denselben Spaten handelt, idealerweise indem sich am Spaten Spuren des TV befinden, dann wird sogar ein Beweis draus, zumindest dafür, dass der TV die Leiche dort begraben hat.
Dem Beweis einer Tötung wäre man damit aber immer noch nicht weiter.
monstra schrieb:und Google-Suche und drei Tage vor Verschwinden (und mutmaßliche Tötung)
Wie gesagt, das kann im Gesamktkontext zwar als Indiz betrachtet werden, die Beweiskraft ist aber eher gering.
monstra schrieb:- Nachtatverhalten: von F. fingierte Anrufe und Facebook-Nachrichten Marias nach dem Verschwinden (Motiv)
Das belegt halt, dass er maßgeblich die Ermittlungen nicht nur behindert sondern ganz massiv in die Irre geleitet hat.
Argumentiert der Verteidiger hier aber z.B. so, dass
jemand, der aus dem Krankenhaus Medikamente hat mitgehen lassen, die er und seine Freundin dann gelegentlich eingenommen haben, dessen Freundin dann an einer selbstzugeführten Überdosis verstorben ist und der dann die Leiche beseitigt hat, weil ja nicht nur "Ärger" sondern damals auch noch sein Medizinstudium auf dem Spiel stand, ebenfalls Gründe hätte mit solchen Mitteln zu versuchen den Fund der Leiche zu verhindern/zu verzögern.
Dann steht die Anklage wieder an dem Punkt an dem ein Tötungsdelikt hier einfach mal nicht die einzig mögliche Erklärung ist.
monstra schrieb:- Nachtatverhalten: Widersprüche in den Aussagen F.'s hinsichtlich genauer Umstände des Verschwindens
Mehr oder minder erhebliche Widersprüche und Änderungen in den Aussagen gibt es auch bei völlig unschuldigen Zeugen.
Hier weiß ich halt nach wie vor nicht ob es irgendeinen Beweis gibt, der den TV physisch mit dem Auffindeort verbindet oder nicht.
Gibt es so einen Beweis oder ist die Wahrscheinlichkeit, dass so einer auftaucht hochgenug, würde ich vermuten, dass die Verteidigung eine Verbringung der Leiche, Behinderung/Irreführung der Ermittlungen einräumt, aber sich darauf beruft, dass dem TV kein Tötungsdelikt nachgewiesen werden kann.
Sind TV und seine Verteidigung hinreichend sicher, dass ihn nichts wirklich mit dem Auffindeort verbinden und probieren die "Ich hab nichts gemacht und weiß auch von nichts - Nummer", dann käme das der Anklage zu Gunsten, weil es die berechtigte Frage aufwerfen würde, warum der TV denn die Ermittlungen so krass manipuliert hat, wenn er sich doch angeblich gar nichts hat zu Schulden kommen lassen.
monstra schrieb:- Verwendung vor Lorazepam bei anderen (Sexual-)Straftaten
- diese Straftaten können zugleich Motiv begründen
- Lorazepam in Marias Leiche (Tatmittel)
Das sind halt alles Indizien, aber beweisen tut davon genau genommen nichts irgendwas
monstra schrieb:Fraglich ist nur noch, ob Totschlag oder Mord.
Das schätze ich tatsächlich anders ein.
Wenn die von Dir aufgezählten Indizien, der Zeitablauf usw dem Richter ausreichen um nicht nur zu sagen "Ja, diese Person kam durch Fremdeinwirkung zu Tode." sondern auch noch zu dem Schluss kommt, dass diese Fremdeinwirkung durch den TV erfolgte, dann dürfte die "Gesamtindizienlage" das gut begründbare Herausarbeiten von Mordmerkmalen so einfach machen, dass eine Verurteilung wegen Totschlages statt Mordes mich tatsächlich mehr wundern würde als ein Freispruch aus Mangel an Beweisen.
Bitte deutet meine Einlassungen nicht so, dass ich der Meinung wäre, dass der TV nichts mit der ihm vorgeworfenen Tat zu tun hat.
Aber der Umstand, dass "Vorliegende Indizien und gesunder Menschenverstand ein, zumindest für mich, recht eindeutiges Bild zeichnen."
und die Frage ob die Beweislage wirklich ausreicht um jemandem in einem Rechtsstaat wegen Mordes schuldig zu sprechen, das sind eben zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und als großer "Fan" des Rechtsstaates sehe ich in diesem, sonst so klar erscheinendem Fall die objektive Beweislage tatsächlich auf eher wackeligen Beinchen stehen.
Allerdings.. wie bereits geschrieben, ich bin durchaus optimistisch, dass es da noch andere Beweise gibt, die nur bisher der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wurden.
Der TV war schon mal in U-Haft und wurde wieder frei gelassen, weil die Beweiskraft nicht ausgereicht hat.
In der Zwischenzeit hat der TV gezeigt, dass von ihm auf anderen Ebenen eine gewisse Gefährdung ausgeht, da hoffe ich doch mal, dass es hier nur zur Anklage kommt, weil die Staatsanwaltschaft noch irgendwas Stichhaltiges im Ärmel hat, denn das sie in diesem Fall (aufgrund der anderen Taten des TV) riskieren, dass es zu einem Freispruch kommt, weil die Beweislage (noch) zu schwach ist, das möchte ich nur ganz, ganz ungern glauben, etwa genauso ungern wie ich es sähe, dass es hier "schon für einen Schuldspruch reicht" und zwar nicht auf der Grundlage echter Beweise sondern wegen der Gesamtlage, die zwar zugegebener Maßen gegen den TV spricht, als Grundlage für einen Schuldspruch aber fragwürdig ist.