Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

louis1949 schrieb:Ist irgendwo nachzulesen, ob Klette oder Staub auch für den Herrhausen-Anschlag als Täter in Frage kommen? Die Bundesanwaltschaft wirft Klette zu weder diesen noch das Rohwedder-Attentat vor.

Ich denke mal, zu deiner Frage passt es gut, auf diesen Artikel hinzuweisen:

https://taz.de/Angehoerige-von-RAF-Opfern/!5996828/

So sagt in dem Interview Patrick von Braunmühl:

Im allgemeinen spielt die Aufarbeitung der RAF-Geschichte kaum noch eine Rolle. Dazu gehört auch die Frage, welche Fehler vielleicht in der Ermittlungsarbeit gemacht wurden.

Im Fall meines Vaters ist es so, dass die Ermittlungen zu keinen konkreten Erkenntnissen geführt haben. Das liegt unter anderem daran, dass die dritte Generation der RAF kaum noch Spuren hinterlassen hat. Das staatliche Interesse, den Fall heute noch aufzuklären, scheint mir eher begrenzt zu sein.

Und die sonstigen Medien fokussieren sich auf das Sexleben Garwegs. Es ist traurig.

fischersfritzi schrieb:Das mag im nachherein nun einigen naheliegend erscheinen. In all den Jahren hat aber niemand, soweit mir bekannt, sich öffentlich dahingehend geäußert, dass man die drei in der deutschen linken Szene, gar in Berlin, vermutet.

fischersfritzi schrieb:Dass die sich öffentlich in der linken Szene bewegen, damit hat wohl kaum jemand gerechnet. Zumindest war die Überraschung auch entsprechend groß.

Von ganz weit außen betrachtet ist das vielleicht sogar so. Kann mich da nur @emz und auch von Braunmühl anschließen: Die "Überraschung" ist hausgemacht.

emz schrieb:"Im allgemeinen spielt die Aufarbeitung der RAF-Geschichte kaum noch eine Rolle. Dazu gehört auch die Frage, welche Fehler vielleicht in der Ermittlungsarbeit gemacht wurden."

Ich hab sie auch immer hier vermutet, maximal in den Niederlanden. Und eben auch wahrscheinlich in dem Milieu, zumindest punktuell – ist doch sicheres Terrain und sie werden erkannt haben, dass sie bei den Jüngeren quasi schon aus dem Bewusstsein verschwunden waren.

Der Begriff "Milieu" wird (auch hier) gar nicht richtig erfasst, ein gutes Beispiel:

louis1949 schrieb:Heute ist in diversen Medien nachzulesen, dass offenbar der Vater von Burkhard Garweg Prof. Dr. Gerhard Garweg verstorben ist. Interessant sind m. E. die Kontakte von Garweg Senior ins linksextreme Milieu.

Es wäre auch sehr naiv, zu glauben, dass es nur diese weiblichen, jüngeren Kontakte gab und niemanden aus der eigenen Generation.

sooma schrieb:Der Begriff "Milieu" wird (auch hier) gar nicht richtig erfasst, ein gutes Beispiel:

Und wie definiertst Du dieses 'Milieu'?

sooma schrieb:Es wäre auch sehr naiv, zu glauben, dass es nur diese weiblichen, jüngeren Kontakte gab

Bisher ging es in der Diskussion um Garwegs weibliche (und, wie in den Medien beschrieben) wohl ueberwiegend juengeren Kontakten, die nun geziehlt von den Ermittlern angesprochen wurden.

sooma schrieb:Es wäre auch sehr naiv, zu glauben, dass es nur diese weiblichen, jüngeren Kontakte gab und niemanden aus der eigenen Generation.

Wer glaubt das denn?
Inzwischen ist klar, dass Garweg und Klette sich in der linken Szene aufgehalten haben und es wird wohl kaum jemand davon ausgehen, dass er sich ausschließlich mit zehn Jahre jüngeren Frauen umgeben hat.

sooma schrieb:Ich hab sie auch immer hier vermutet, maximal in den Niederlanden. Und eben auch wahrscheinlich in dem Milieu

Ja, ja, nachher rein haben es natürlich alle schon immer gewusst...
Dennoch ist es den dreien gelungen, sich über 30 Jahre unentdeckt zu bleiben.
Ich habe dabei nicht den Eindruck, dass die Behörden zu wenig Aufwand betrieben haben die drei zu finden. Es gab immer wieder Öffentlichkeitsfahndungen und auch hinter den Kulissen wird weiterhin gesucht und ermittelt. Es gab dazu diverse Beiträge auch mit Videoclips, in denen ermittelnde Beamte zu Wort kommen, die hier verlinkt wurden.

@sooma
Es ging in dem Artikel ja nicht um mögliche gleichaltrige Kontakte Garwegs, sondern um die wohl etwas linksextremen Ansichten seines Vaters.

louis1949 schrieb:Es ging in dem Artikel ja nicht um mögliche gleichaltrige Kontakte Garwegs, sondern um die wohl etwas linksextremen Ansichten seines Vaters.

Richtig, es geht in dem Zitat um das Umfeld, das "Milieu".

Justsaying schrieb:Bisher ging es in der Diskussion um Garwegs weibliche (und, wie in den Medien beschrieben) wohl ueberwiegend juengeren Kontakten, die nun geziehlt von den Ermittlern angesprochen wurden.

Und das war mein Einwurf dazu. Andere Anhaltspunkte scheint es immer noch nicht zu geben, schließe ich daraus. Man stochert im Nebel.

fischersfritzi schrieb:Ja, ja, nachher rein haben es natürlich alle schon immer gewusst...
Dennoch ist es den dreien gelungen, sich über 30 Jahre unentdeckt zu bleiben.

Naja, ich hab auch nicht nach ihnen gesucht. ^^

fischersfritzi schrieb:Ja, ja, nachher rein haben es natürlich alle schon immer gewusst...

Ja, so wie ich beispielsweise.
Schrieb ich doch bereits im Jahre 2017:

emz schrieb am 12.10.2017:Wenn ich in Deutschland polizeilich gesucht werde, dann gehe ich vielleicht in ein Land wie Venezuela, wo ich weit ab bin und nicht ausgeliefert werde. Ob ich da als Ausländer weil Deutscher auffalle, ist so ziemlich egal.

Keinesfalls lasse ich mich aber in einem europäischen Land nieder, wo ich schon allein wegen meiner Sprache bzw. meines Akzents als Deutscher zu identifizieren bin und damit Aussehen errege. Sie werden in Deutschland mit falschen echten Papieren leben. Vielleicht haben sie irgendwo einen kleinen Laden, gehen einer Berufstätigkeit nach ...

emz schrieb am 12.05.2017:Sie werden ein unauffälliges, fast spießiges Leben führen, werden Situationen vermeiden, bei denen sie Papiere vorweisen müssen, also Grenzüberschreitung vermeiden.

Sie werden auf ein zuverlässiges Netzwerk zurückgreifen können. Das wird ihnen bei der Beschaffung von Waffen und Papieren behilflich sein. Ebenso wird es Strohmänner für die Organisation von Wohnung geben. So etwas Bewährtes gibt man nicht auf. Sich das im Ausland neu aufzubauen ist nicht nur riskant, reichlich teuer und macht auch keinen Sinn.

Ich gehe jedoch davon aus, dass es, so wie bei den vorangegangenen Generationen auch, für Notsituationen Fluchtpläne ins Ausland gibt. Wohin, da habe ich keine Vorstellungen. Früher war das einfach, da ging man halt "rüber"

sooma schrieb:das Umfeld, das "Milieu".

Was verstehst Du nun unter " dem Milieu"?
Ist jemand, der 'links' waehlt, bereits im linken Milieu - nach Deiner Definition?

Im ersten Artikel (geteilt von emz) ging es darum das 'linke Milieu' in Berlin, ueber wechles BG wohl seine Affairen kennengelernt hat.

Im zweiten Artikel (geteilt von louis), dann um die Ansichten von Prof G. Wobei hier zwar die Einstellung von BG Vater beschrieben wird, aber nichts dazu gesagt wird, ob er tatsaechlich entsprechende Kontakte hatte.

Milieu, das ist nicht nur

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Sondern auch das familiäre Umfeld, also das Milieu, in dem man aufgewachsen ist.
Der verstorbene Gerhard Garweg war wohl politisch sehr links ausgerichtet.
Meine, das wurde anlässlich der seinerzeitigen Hausdurchsuchung hier auch thematisiert.

emz schrieb am 12.05.2017:Sie werden auf ein zuverlässiges Netzwerk zurückgreifen können. Das wird ihnen bei der Beschaffung von Waffen und Papieren behilflich sein. Ebenso wird es Strohmänner für die Organisation von Wohnung geben. So etwas Bewährtes gibt man nicht auf. Sich das im Ausland neu aufzubauen ist nicht nur riskant, reichlich teuer und macht auch keinen Sinn.

Genau so schätze ich das auch ein.

Justsaying schrieb:Was verstehst Du nun unter " dem Milieu"?
Ist jemand, der 'links' waehlt, bereits im linken Milieu - nach Deiner Definition?

Keine Ahnung, wo Du hinwillst und ich möchte auch nicht mit, weil das für mich vom Thema wegführt. Nichts für ungut.

emz schrieb:Auch ein Töchterchen, stammend aus einer gutbürgerlichen CDU-Familie, sollte, so sie in diesem linken Milieu verkehrt, nicht ausschließen, dort möglicherweise einem Terroristen zu begegnen.
Können wir dieses Thema jetzt beenden, bevor es gänzlich albern wird?

Tut mir leid, nein. Weil das eben, sorry Blödsinn ist. Das kann grundsätzlich wohl fast überall passieren. Denn:

fischersfritzi schrieb:Klettes Papiere waren ja insgesamt so gut, dass sie damit am Flughafen aus- und wieder einreisen konnte, soweit wir wissen ohne irgendwelche Probleme. Und auch den brasilianischen Behörden ist offenbar nichts aufgefallen.

Eher ausschließen, es sei denn mit Bombe im Gepäck, würde ich allenfalls ein Freiwildkonzert oder diese berüchtigte Nazikolonie in SH vielleicht.

emz schrieb:So sagt in dem Interview Patrick von Braunmühl:
"Im allgemeinen spielt die Aufarbeitung der RAF-Geschichte kaum noch eine Rolle. Dazu gehört auch die Frage, welche Fehler vielleicht in der Ermittlungsarbeit gemacht wurden.
Im Fall meines Vaters ist es so, dass die Ermittlungen zu keinen konkreten Erkenntnissen geführt haben. Das liegt unter anderem daran, dass die dritte Generation der RAF kaum noch Spuren hinterlassen hat. Das staatliche Interesse, den Fall heute noch aufzuklären, scheint mir eher begrenzt zu sein."

Und die sonstigen Medien fokussieren sich auf das Sexleben Garwegs. Es ist traurig.

sooma schrieb:Von ganz weit außen betrachtet ist das vielleicht sogar so. Kann mich da nur @emz und auch von Braunmühl anschließen: Die "Überraschung" ist hausgemacht.

Und genau da gehe ich voll mit Euch konform.

Daniela Klette hat auf einige Fragen des NDR aus der Haft heraus kurz geantwortet:

"Natürlich hat mich die Verhaftung krass aus meinem Leben herausgerissen", schreibt Daniela Klette dem NDR. Ihr Brief - die Antworten auf unsere Fragen - ist kurz, eine Seite lang. Jahrelang hatte die 65-Jährige unbemerkt unter falscher Identität in Berlin-Kreuzberg gelebt. In der Untersuchungshaft in Vechta sei sie zunächst isoliert worden. "Angeblich besteht, wo ich gehe und stehe, die Gefahr, dass mir ein Befreiungsplan oder sonstiges zugespielt wird", beklagt sich Klette. Briefe von Freunden bräuchten "bis zu 8 Wochen". So könne sie sich nicht auf den Prozess gegen sie vorbereiten. Klette spricht hier von einem "politischen Prozess".

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Acht-Monate-nach-Festnahme-Daniela-Klette-fuehlt-sich-vorverurteilt,danielaklette110.html

Ich stutze bei einer Aussage im oben verlinkten NDR-Artikel:

Auch digitale Asservate werden untersucht - allein diese belaufen sich auf 17 Terabyte.

Quelle: s.o.

Selbst unter der Annahme, dass sich Foto- und Videomaterial darunter befindet, ist das eine gewaltige Datenmenge.

Da die Frau primär von ihrem Beuteanteil gelebt hat und keiner geregelten Arbeit nachging, befindet sich vielleicht der eine oder andere auf DVD gebrannte Spielfilm in diesem Datenkonvolut? Mit irgendetwas muss man sich ja die Zeit vertreiben, wenn man nicht gerade auf Raubzug ist.

Mich würde einmal interessieren, wie solche Angaben zustande kommen. Addiert man einfach nur die Speicherkapazitäten aufgefundener Speichermedien?

17 TB strafrechtlich relevante Inhalte findet man eher bei Pädokriminellen. Da wird wohl vieles ohne Belang dabei sein.

@sallomaeander
Ich gehe mal sehr stark davon aus, dass viel Belangloses auf den sichergestellten Datenträgern zu finden ist. Überwiegend wird es nicht das sein, was die Ermittlungen erheblich weiterbringt.

sallomaeander schrieb:Mich würde einmal interessieren, wie solche Angaben zustande kommen. Addiert man einfach nur die Speicherkapazitäten aufgefundener Speichermedien?

Würde ich mal annehmen.

sallomaeander schrieb:17 TB strafrechtlich relevante Inhalte findet man eher bei Pädokriminellen. Da wird wohl vieles ohne Belang dabei sein.

Selbst wenn das überwiegend nicht strafrechtlich relevante Inhalte sind, ist das eine enorme Menge. Und das dauert natürlich auch das alles zu sichten.


Hier ist eine Tabelle, in der man nachschauen kann, wieviele Bilder oder Filme auf 1 TB Speicherplatz passen

https://www.kingston.com/de/memory-cards/storage-chart

Ich kann mit dem Handy die Tabelle leider nicht hier reinkopieren.

Im heutigen Fernsehbeitrag des NDR zu Daniela Klette kommt auch einer der Anwälte Klettes zu Wort:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Mutmassliche-Ex-RAF-Terroristin-Klette-spricht-von-Hetzjagd,hallonds90770.html

louis1949 schrieb:kommt auch einer der Anwälte Klettes zu Wort:

Danke für den Link.

Der Hauptvorwurf des Anwaltes ist, dass auch wegen versuchten Mordes angeklagt ist.

Sehe ich das richtig, dass bei dem Video in dem kurzen Ausschnitt bei 00:52 sek. steht, dass gegen Karl Heinz Dellwo und Ariane Müller (die Betriebsrätin der Bremer (?) Klinik, die die Soli-Demos für Klette organisiert hat) ein Besuchsverbot verhängt wurde? Sehr interessant. Ich würde gerne wissen, wer aus dem alten RAF Umfeld noch Kontakt zu ihr sucht oder es zumindest versucht..

@Pauli22
Ein Artikel dazu wurde hier bereits verlinkt.
Allerdings wird man schneller fündig, wenn man direkt bei Google nach "Besuchsverbot Klette" sucht.
Et voila

Dort darf sie keinen Besuch von ehemaligen RAF-Mitgliedern empfangen, entschied nun die zuständige Ermittlungsrichterin am Bundesgerichtshof.NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung (SZ) konnten die Beschlüsse einsehen. Aus ihnen geht hervor, dass den früheren RAF-Terroristen Günter Sonnenberg und Karl-Heinz Dellwo sowie der Bremer Aktivistin Ariane Müller jeweils Haftbesuche bei Klette untersagt wurden.

Quelle: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/raf-klette-100.html

Dellwo und Sonnenberg wollten sie besuchen.

Andere ExRAFler wollten ihr Grüße ausrichten.
Wer das im einzelnen war, ist bisher öffentlich wohl nicht bekannt.

Unter den Gästen seien auch andere ehemalige RAF-Gefangene gewesen, heißt es in dem Beschluss des Bundesgerichtshofs. Diese Gäste hätten Klette Grüße übermittelt.

@fischersfritzi
Ich entschuldige mich, habe nun erst die Beiträge der letzten Tage nachgelesen! Danke fürs verlinken