@abberline Wenn man sich die Biografien der Personen anschaut, dann ergibt sich schon ein bestimmtes Bild.
- Ernst-Volker Staub fing 1975 an zu studieren, wechselte sein Fach 1976 und wurde 1982 exmatrikuliert. Spätestens dort verlor sich seine Spur. Das bedeutet, das er sich in den Jahren zuvor um orientiert hat. Zwei Jahre später, im Juli 1984 wurde er schliesslich in Frankfurt, zusammen mit Mitgliedern der 2.Generation der RAF festgenommen. Man fand dort gestohlenes Bargeld, gefälschte Pässe, Waffen und eine Liste von potenzielle Anschlagszielen. Er wurde verurteilt, nahm während seiner Inhaftierung an einem Hungerstreik der RAF teil und kam im Juli 1988 wieder frei. Es ist gut möglich das es während dieser Zeit zu Kontaktaufnahme mit Daniela Klette kam. Da es üblich war, inhaftierten RAF-Mitgliedern Briefe zu schreiben, um Sie zu unterstützen. Zumindest aber dürften beide ab Juli‘88 einen gemeinsamen Weg gegangen sein. Ab Ende 1989 ist er schließlich abgetaucht, nach anderen Berichten ab Frühjahr 1990. Zumindest fällt das Zeitfenster auch auf das Attentat an Alfred Herrhausen.
- Daniela Klette hatte in Wiesbaden studiert. Engagierte sich bei der Roten Hilfe, wodurch Sie auch wohl in Kontakt zu Birgit Hogefeld gekommen ist. Beide wurden Anfang der 80‘er festgenommen, da Sie zusammen Fahndungsplakate der RAF abgerissen hatten und zusammen sollen Sie wohl auch in einer WG gelebt haben. Wolfgang Grams war, wie bekannt, auch bei der Roten Hilfe und stand in einer Beziehung mit Hogefeld. Daher scheint dies schon mal eine enge Freundschaft gewesen zu sein. Hogefeld ging ab 1984 in den Untergrund, schloss sich der RAF an und kurz darauf begann die 3.Generation ihren „Grossangriff“.
Eine RAF-Chronologie von 1985 - 1986:
- Februar 1985: Mord an Zimmermann
- August 1985 : Mord Pimmental & Anschlag US-Kaserne
- Juli 1986: Mord an Beckurts
- Oktober 1986: Mord an Braunmühl
An diesen Taten kann Staub nicht beteiligt gewesen sein. Über die Rolle Daniela Klette, ist nichts bekannt. Sie war wohl sicherlich nicht in der RAF, aber möglicherweise für die RAF tätig.
- Interessant wird es ab/nach dem Sommer 1988. Im September‘88 erfolgte eine versuchter Anschlag auf Tietmeyer in Bonn. Dieser misslang, da die verwendete Maschinenpistole hakte. Es wäre möglich, das man sich ab diesen Anschlag auch direkt beteiligt haben könnte oder es nach dieser Tat konkreter wurde mit dem Kontakt zur RAF. Definitiv muss der Anschlag an Herrhausen, vllt. auch im Zusammenhang mit der Auflösung der DDR, dazu geführt haben, das Sie in den Untergrund gegangen sind.
- Burkhard Garweg dürfte in der Zeit, mit 20/21 Jahren, wohl noch ziemlich orientierungslos gewesen sein. Gleichzeitig aber auch sich für diese Ideen begeistert haben und daher ist es gut möglich, das Sie sich zusammen, für diesen Weg entschieden haben. Das Problem war nur, das die Welt im Umbruch war und die Ziele, mal unabhängig vom Zweck, komplett an Sinnhaftigkeit verloren haben. Spätestens ab dem Mord an Herrhausen, konnte keiner mehr sagen, was man überhaupt noch bezwecken wollte. Dies war blinder Aktionismus. Plump gesagt, müsste man es damit erklären, das man nach irgendwelchen Zielen gesucht hat. Da ein Bänker, dort eine Bankzentrale, hier eine US-Botschaft gegen Krieg, da ein Manager der Arbeitsplätze vernichtet und dann ein Gefängnis, das Menschen einsperrt.
Chronologie 1988 - 1998:
20.09.1988 - Hans Tietmeyer
30.11.1989 - Mord Alfred Herrhausen
25.02.1990 - Anschlag Eschborn
05.06.1990 - Überfall Duisburg Massa (325.000€)
27.07.1990 - Anschlag Bonn Hans Neusel
13.02.1991 - Anschlag US-Botschaft
01.04.1991 - Mord Karsten Rohwedder
27.03.1993 - Anschlag Weiterstadt
27.06.1993 - Bad Kleinen
Zu dieser Zeit ab 1989, begann aber auch der Zerfall der RAF und wenn man Berichte und Interviews nach verfolgt. So hatte es den Anschein, als wollten die Mitglieder, konkret in Form von Hogefeld , versuchen einen Weg zu finden daraus zu kommen und ein normales Leben zu führen. Was für Grams und Hogefeld eigentlich ausgeschlossen war. Allerdings stellt sich die Frage nach Klette - Staub und Garweg.
Aller Anschein nach, haben Sie die Möglichkeit gefunden. Vielleicht durch Hilfe von Unterstützern oder auch durch andere Mitglieder der Raf, die bis heute unbekannt sind. Es kann sein das Sie sogar einer Arbeit nach gehen und Kinder haben. Im Buch „Birgit Hogefeld - Ein ganz normales Verfahren“, wird u.a. auch Bezug zu einem Kinderfoto genommen, was man im Besitz von Hogefeld sicher stellen konnte. Wer das Kleinkind ist, konnte nicht ermittelt werden. In persönlichen Briefen von Hogefeld an/von ihren Eltern, wurde viel persönliches und banales geschrieben. Es ging z.b. um einen Sonntagsbraten und das alle Freunde hier wären, die die Eltern ja auch kennen würden. Die Eltern ihrerseits grüssen Ihren Schwiegersohn (Grams) und auf den Briefen sind Fingerabdrücke von Staub und Klette. Das sind schon persönliche Hinweise auf ein enges Verhältnis und wohl auch einer Freundschaft.
In Bad Kleinen, sagte Hogefeld, das man noch Freunde treffen würde. Angeblich sollen Staub und Klette auf dem Bahnhofsvorplatz gewesen sein. Nach ihrer Festnahme, appellierte Sie, an die noch verbleibenden Mitglieder, die RAF auf zu lösen. 1998 erfolgte das Auflösungsschreiben, was u.a. auch auf Staub, als Verfasser hinweist.
Im Jahr 1999 dann der Überfall in Duisburg, wo 1 Million erbeutet wurden. Und durch die Überfälle, möglicherweise schon seit 2006 bis 2016, zeigt aber auch eins. Das man trotzdem auf anderes Geld angewiesen sein muss, es vllt. legal verdient. Die erbeuteten Summe(n) allein, kann kaum für alle drei, zum überleben reichen. Und was es auch zeigt, das Sie wohl schon seit Ende 1989 oder Anfang 1990 in oder an einem sicheren Ort leben.
Eine Frage wäre noch, was ist mit ihren Identitäten. Ich könnte mir vorstellen, das Sie über Hogefeld/Grams an neue gekommen sind. Da beide engen Kontakt zur Stasi hatten und vllt. auch im Zuge der Auflösung der DDR, diese Möglichkeit noch nutzen konnten.