Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

sören42 schrieb:Was mich aber nach wie vor interessiert, wie man nun gerade auf Polen kommt?

Polen halte ich für einen "Schuss ins Blaue".

Falls die Gesuchten nicht in Deutschland ansässig sind, kommt das benachbarte Ausland aber schon in Frage.

@Kielius
Hier mal etwas zur politischen Situation dort.
https://www.deutschlandfunk.de/polen-demokratie-tusk-wahl-pis-100-tage-100.html

Es wird Sinn machen, sich dort zu verstecken, wo man nicht sofort allein schon aufgrund der Sprache als andersartig auffällt.

Für Garweg könnte sich da beispielsweise, soll es nicht Deutschland sein, die Schweiz anbieten.

emz schrieb:Für Garweg könnte sich da beispielsweise, soll es nicht Deutschland sein, die Schweiz anbieten.

Du meinst, weil sein Bruder da ist. Aber dann würde man da auch als Erstes suchen, oder? Vielleicht nicht so clever, wenn man im Untergrund leben möchte.

Ich vermute man ist mit Frankreich als einen möglichen Unterschlupf auf der richtigen Spur. Alte Kontakte der RAF zum Action Directe und die Steinmetz-Geschichte sprechen dafür - zumindest für einen vorübergehenden Aufenthalt - in Frankreich.

sören42 schrieb:Aber dann würde man da auch als Erstes suchen, oder?

Die Frage ist, wen meinst du mit "man"?
Die Schweizer dürften nicht unbedingt größere Ermittlungen anstellen, solange er sich unauffällig verhält.

Ich denke,dass der XY-Beitrag primär an Verwandte/Bekannte gerichtet war und keine Aufforderung an die breite Masse, jeden Rentner, der optisch irgendwie eine Ähnlichkeit mit Staub oder Garweg hat, zu melden. Die Reaktion der Polizei war professionell, zeigt aber doch von der großen Nervosität der Behörden. Es ist 5 vor 12, der drei noch habhaft zu werden, das ist klar.
Zum Aufenthaltsort: Polen halte ich für sehr unwahrscheinlich. Sprachbarriere fast unüberwindbar und es gibt dort eine funktionierende Polizei.Wenn schon ehemaliger Ostblock, dann eher noch weiter östlich und ein noch ärmeres Land (= bestechliche Behörden), also Rumänien, Bulgarien etc. Halte ich aber für sehr unwahrscheinlich, weil zu weit weg von den Orten der Überfälle und auch von eventuellen Unterstützern. Ich bin mir nämlich sicher, dass die 3 nicht im luftleeren Raum agieren, sondern auf ein Netzwerk an Verwandten, Freunden und Sympathisanten zurückgreifen. Wenn Ausland, dann Holland (leicht erlernbare,weil dem Deutschen sehr ähnliche Sprache) oder eventuell Frankreich (Action Direct). Auch die Schweiz ist denkbar,wenn genug Geld vorhanden ist. Allerdings bezweifle ich, dass die Beute von 2015 dafür ausreicht, die musste immerhin durch drei geteilt werden und das Leben im Untergrund ist teuer.

kottan schrieb:Ich denke,dass der XY-Beitrag primär an Verwandte/Bekannte gerichtet war und keine Aufforderung an die breite Masse, jeden Rentner, der optisch irgendwie eine Ähnlichkeit mit Staub oder Garweg hat, zu melden.

Sehe ich anders. Es geht bei dem Fahndungsaufruf um mögliche Sichtungen der drei Tatverdächtigen - gleich welcher Art.

Bei regelmäßigem Kontakt zu den Zielpersonen sinkt natürlich das Risiko der Falschverdächtigngen von "Doppelgängern". Außerdem könnte die Polizei dann eher zunächst verdeckt ermitteln. Aber ein Ex-Terrorist, dem man zufällig in der Straßenbahn gegenübersitzt, soll ebenfalls gemeldet werden.

louis1949 schrieb:Ich vermute man ist mit Frankreich als einen möglichen Unterschlupf auf der richtigen Spur.

Das glaube ich auch. Von den Nachbarländern halte ich Frankreich für am geeignetsten. Dort kann man wunderbar verschwinden und es sich dabei auch noch gut gehen lassen. Wäre auch meine erste Wahl. Hab grad nach dieser Aktion in Wuppertal gestern daran gedacht, wie die Gesuchten in Frankreich ein schönes Tässchen Wein schlürfen und sich krumm lachen.

Zeralda schrieb:Na und? Du warst halt als Kind mit Deiner Mutter viel zu lange in Deutschland, weil sie dort besser bezahlte Arbeit hatte und bist jetzt wieder zurück, z.b. weil Dein Vater verstorben ist.

Man muss sich ja nicht zwangsläufig als gebürtiger Pole ausgeben, man könnte ja auch offen zugeben, Ausländer zu sein, sogar Deutscher. Man muss sich nur eben eine glaubwürdige Geschichte ausdenken woher man kommt und warum man in Polen lebt - dass man untergetauchter Terrorist ist, darf man natürlich nicht sagen ;)

Letztlich ist es doch so: Wenn jemand die drei (oder einen von ihnen) erkennt, dann läuft das doch wohl über die äußerliche Ähnlichkeit mit den veröffentlichten Fotos. Dass jemand misstrauisch wird weil ein Deutscher ins Haus nebenan eingezogen ist und gleich denkt: "Aha, ein Deutscher, na, wenn das mal nicht einer von diesen Terroristen ist, die es da mal gab...." halte ich für eher unwahrscheinlich.

Denn ich glaube nicht, dass man in Polen allgemein genau weiß, was es mit der RAF auf sich hat, wer alles dazu gehörte und wie die Leute aussahen. Ich wüsste ja z. B. auch nicht viel über den Terrorismus, den es in Südtirol

Wikipedia: Befreiungsausschuss Sü

gab, wie die Leute hießen, aussahen und wer ggf. von denen heute noch gesucht wird. Und ich würde sicher keinen von denen erkennen, wenn er plötzlich in die Wohnung über mir einzieht und wäre auch nicht misstrauisch, wenn er sagt, dass er aus Südtirol stammt.

brigittsche schrieb:Und ich würde sicher keinen von denen erkennen, wenn er plötzlich in die Wohnung über mir einzieht und wäre auch nicht misstrauisch, wenn er sagt, dass er aus Südtirol stammt.

Eben. So sehe ich das auch. Und gehe sowieso davon aus, dass die erstmal unverdächtige Papiere haben. In eigentlich allen angrenzenden Ländern sollten Deutsche an sich dann eigentlich nicht besonders auffallen.
Noch dazu haben die vielleicht längst alt oder neu stinknormale Lebenspartner, die gar nichts wissen müssen und so dann auch "vorzeigbar" Familie usw.

«Der anfängliche Verdacht zur Identität des Mannes bestätigte sich nicht», teilte die Polizei anschließend mit. Der Mann und seine Begleiterin seien danach umgehend entlassen worden. Die Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» hatte am Mittwoch einen neuen Fahndungsaufruf nach drei nach wie vor gesuchten Ex-RAF-Terroristen gestartet.

https://www.zeit.de/news/2024-02/17/raf-terrorist-mann-im-wuppertaler-hauptbahnhof-festgenommen
automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen.

Das kommt halt dabei raus, wenn man per Unterhaltungssendung die Bevölkerung auf Verbrecherjagd schickt und mit einer fetten Belohnung wedelt. Denke nicht, dass man so Terroristen fängt, aber wir werden es ja sehen.

Naja, AZ XY ist nicht primär eine Unterhaltungssendung. Es wird zwar bewusst mit dem "wohligen Grusel" gespielt, aber es ist eines der Instrumente, das die Polizei in aussichtslosen Fällen zur Verfügung hat. Dass die Behörden aber anscheinend kein besseres Fahndungsmittel zur Verfügung haben, als alle 5 Jahre mit denselben alten Fotos an die Öffentlichkeit zu gehen, um drei Schwerverbrecher zu schnappen, ist ein bisschen bedenklich. Profiling, verdeckte Ermittlung und weitere moderne Ermittlungsmethoden. müssten doch auch zum Ziel führen?

Es ist ja nicht nur die XY-Sendung, mit denen zur Zeit aktiv nach den Dreien gesucht wird.
Ich war am Wochenende mit dem ÖPNV in einer süddeutschen Großstadt unterwegs. Dort gab es gleich mehrere grossflächige Plakate (eigentlich Werbeflächen, also grösser als die üblichen Fahndungsplakate), auf denen nach Staub und Garweg - mit den neueren Photos - gesucht wurde.

Ich würde deshalb nicht ausschliessen wollen, dass es solche Aktionen, wie in Wuppertal demnächst häufiger geben könnte.

kottan schrieb:Zum Aufenthaltsort: Polen halte ich für sehr unwahrscheinlich. Sprachbarriere fast unüberwindbar und es gibt dort eine funktionierende Polizei

Totaler Quatsch.

Erstmal: Wenn man wirklich will kommt man sprachlich in Europa überall mit Hand und Fuß durch. Überhaupt kein Problem.

Aber gerade in Polen ist man deutsche Touristen doch gewohnt und auch Deutsch ist sehr weit verbreitet. Ein signfikanter Teil der Polen spricht passabel Deutsch (Wikipedia: 2010 lernten über 60% der Schüler Deutsch. Quelle, dazu noch mehrere hundertausend Polen jedes Jahr die temporär in DE arbeiten bzw. gearbeitet haben)

Ein deutscher Mann im Rentenalter ist nun wirklich keine Besonderheit in Polen, auch die Polizei schaut da nicht genau hin. Völlig unauffällig, passt in kein Fahndungsprofil. Einfach dummstellen, ah ein verwirrter Rentner von "drüben", okay weiterlaufen lassen

In Kleinstädten in PL gibt es auch noch viel Leerstand, da wird es kein Problem sein eine bescheidene Wohnung mit Bargeld zu mieten.

kottan schrieb:Wenn schon ehemaliger Ostblock, dann eher noch weiter östlich und ein noch ärmeres Land (= bestechliche Behörden), also Rumänien, Bulgarien etc.

Rumänien und Bulgarien waren bis vor wenigen Wochen NICHT Teil des Schengenraumes. Das bedeutet Passkontrolle bei jeder Ein/Ausreise, egal ob per Flugzeug oder Auto. Bei Nicht-EU Staaten sowieso.

Selbst wenn sie gut gefälsche bzw. echte (geklaut, gekauft, Identitätsdiebstahl etc.) Dokumente haben... das wäre viel zu viel Risiko.

spatenhell schrieb:Ein deutscher Mann im Rentenalter ist nun wirklich keine Besonderheit in Polen, auch die Polizei schaut da nicht genau hin. Völlig unauffällig, passt in kein Fahndungsprofil. Einfach dummstellen, ah ein verwirrter Rentner von "drüben", okay weiterlaufen lassen ....

In Kleinstädten in PL gibt es auch noch viel Leerstand, da wird es kein Problem sein eine bescheidene Wohnung mit Bargeld zu mieten.

Nein, so funktioniert das nicht.
Wilst du in Polen leben, so musst du erst mal nachweisen, über welche finanziellen Mittel du verfügst.
Die wollen sich keine Leute ins Land holen, die dann der Fürsorge zur Last fallen.

emz schrieb:Wilst du in Polen leben, so musst du erst mal nachweisen, über welche finanziellen Mittel du verfügst.

Wir haben in der EU grundsätzlich Wohnsitz-Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit. Kein EU Staat kann einem EU-Bürger den Wohnsitz verweigern.

Es reicht ein einfacher Job zum örtlichen Mindestlohn um einen dauerhaften Wohnsitz zu nehmen. Für Rentner sowieso problemlos, wenn sie falsche Ausweisdokumente besitzen wird es an einer falschen Bestätigung einer Krankenkasse und/oder fake Kontoauszügen auch nicht scheitern.

Und nochmal: Wer sagt dass die Täter überhaupt gemeldet sind? Nochmal: Wohnung anmieten mit Bargeld ist dort in Kleinstädten kein Problem. Irgendein polnischer Opa der keine Dokumente sehen will wird sich auf finden lassen.

@spatenhell

Das stellst du dir etwas zu einfach vor.

https://www.duw.pl/pl/wersje-jezkowe/deutsch-version/aufenthaltsrecht-der-b/7266,Aufenthaltsrecht-der-Brger-der-EU-Mitgliedstaaten-und-ihrer-Familienmitglieder.html

Deine verlinkte Quelle bestätigt exakt was ich geschrieben habe.

Das Aufenthaltsrecht auf dem Territorium der Republik Polen wird einem(r) EU-Bürger(in) zugestimmt, falls er/sie eine(!!!) der unten genannten Bedingungen erfüllt:

Das sind ODER-Bedingungen, nicht UND-Bedingungen:

Irgeindein Job oder Selbstständig (hier tut es auch eine Scheinselbstständigkeit mit 0 Euro Umsatz)
ODER(!)
Krankenversicherung + Bankauszug/Rentenbscheid o.ä. (problemlos fälschbar)
ODER(!)
Student/Ehepartner

Und wie gesagt: Es ist völlig unklar ob die überhaupt irgendwo gemeldet sind. Ich wiederhole es nochmal: Irgendein polnischer Opa in der Provinz der 300 Euro Miete in bar nimmt ohne Fragen ist schnell gefunden. Wenn sie in eine Zufallskontrolle kommen dann spielen sie den deutschen Tourist, easy.

Leute, Polen ist eh ganz falsche Fährte :D . Ich predige das ja schon seit Jahren: Bulgarien. Goldküste (Hinterland derselbigen). Seit inzwischen vielen Jahren ein Paradies für deutsche (Früh-)Rentner, da hier jeder Euro locker 3x bis 4x so lange reicht wie in Deutschland. Für Deutsche, die im Ausland nicht auffallen wollen, ist das gerade wegen der relativ hohen Dichte an deutschen Rentnern und Aussteigern ein perfekter Rückzugsort. Da stellt keiner blöde Fragen, wobei die osteuropäische Laissez-Faire-Mentalität ein zusätzlich begünstigender Faktor ist.

Polen ist doch uninteressant. Da kann man sich auch gleich in Deutschland "verstecken". Polen ist schon lange nicht mehr so rückständig wie manche scheinbar denken, aber Bulgarien/Rumänien... solche Länder hängen noch ganz schön hinterher und wenn ich mich mit einer zwar stattlichen, aber jetzt auch nicht bombastischen Beute aus ein paar Überfällen irgendwo zur Ruhe setzen müsste, dann wären das die prädestinierten Länder überhaupt.
Jeder Euro hält wie gesagt 3x bis 4x so lange wie in Deutschland und teilweise sind diese Länder für mich als "Most Wanted" Kandidat noch im positiven Sinne schön chaotisch und unorganisiert. Wenn man zudem mit etwas Geld wedelt oder großzügig (nicht übertrieben) Bakshish gibt, dann stellt keiner dumme Fragen. Perfekt.

Last but not least könnte ich mir wegen der ganzen RAF + Stasi Connection vorstellen, dass ehemalige Ostblockländer bei RAFlern hoch im Kurs stehen könnten. Die fleißigen Stasi-Kader bekamen ja durchaus regelmäßig Urlaube in sozialistischen Bruderländern am Schwarzen Meer geschenkt.

Bulgarien wäre mein Top-Favorit. Platz 2 Rumänien. Dann kommt ganz lange erst mal gar nix, aber Platz 3 wäre dann bei mir einer der Balkan-Staaten (außer Slowenien, da zu "teuer"), wo Euro gerne gesehen und genommen werden und wo sich relativ viele Deutsche niedergelassen haben.