Mordfall Jutta Hoffmann (1986 - "Waldbad Lindenfels")

@ExilHarzer
Und was bedeutet es dann für die Verfahrenseröffnung, wenn der Tatverdächtige schweigt?

@Füchschen

Da der Tatverdächtige keine Einlassungen macht, (was sein Recht ist) sind die Ermittlungsbörden in der Pflicht Beweise und Indizien zu liefern, die dem zuständigen Gericht eine Verurteilung für möglich erscheinen lassen.

Falls die Beweise nicht ausreichen wird es keine Gerichtsverhandlung geben.

in erster Linie kommt es doch darauf an, dass die Eltern, sofern sie noch leben, und die Geschwister abschließen können.

Soviel ich mich erinnern kann, gilt der Tatverdächtige als sicherer Täter und ist so oder so ohne Hoffnung auf Freiheit untergebracht?

https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/37-jahren-ermittelt-mordfall-jutta-hoffmann-tatverdaechtiger-nach-92181619.html

FadingScreams schrieb:Soviel ich mich erinnern kann, gilt der Tatverdächtige als sicherer Täter und ist so oder so ohne Hoffnung auf Freiheit untergebracht?

Das ist richtig, er wird wohl auch ohne weitere Verurteilung den Rest seines Lebens im Maßregelvollzug verbringen.

Eine weitere Verurteilung wäre daher eine reine "Formsache". Die sicher die Wahrscheinlichkeit jemals in Freiheit zu gelangen noch weiter verringert, aber auch nur in theoretischer Hinsicht.

cjelli schrieb:Das ist richtig, er wird wohl auch ohne weitere Verurteilung den Rest seines Lebens im Maßregelvollzug verbringen.

Das stimmt in diesem Fall wohl kaum!

Er sitzt zwar seit Jahren im Maßregelvollzug, aber wenn er dort größere therapeutische Fortschritte macht und die Therapie erfolgreich ist, kann er die verhängte Haftstrafe antreten. Und die beträgt ja nur 5 Jahre; bei guter Führung könnte er theoretisch also schon in 3 bis 4 Jahren wieder auf freiem Fuß sein.

cododerdritte schrieb:Er sitzt zwar seit Jahren im Maßregelvollzug, aber wenn er dort größere therapeutische Fortschritte macht und die Therapie erfolgreich ist, kann er die verhängte Haftstrafe antreten. Und die beträgt ja nur 5 Jahre; bei guter Führung könnte er theoretisch also schon in 3 bis 4 Jahren wieder auf freiem Fuß sein.

Woher beziehst du das Wissen, dass er Fortschritte macht? Und woher das Wissen, dass ihm das Aussicht auf Entlassung gäbe?

cododerdritte schrieb:kann er die verhängte Haftstrafe antreten. Und die beträgt ja nur 5 Jahre

nur 5 Jahre.. - dafür dass ein junges Mädchen aus dem Leben gerissen wurde. Für fünfunddreißig Jahre Leiden der Familie.. nur fünf Jahre? Ich meine der Typ ist doch schon über sechzig.. was hat der noch zu erwarten? - nur noch dass er auch den Rest seines Lebens dort verbringt, wo er sich jetzt befindet..

FadingScreams schrieb:Soviel ich mich erinnern kann, gilt der Tatverdächtige als sicherer Täter und ist so oder so ohne Hoffnung auf Freiheit untergebracht?

Für die Presse, oder fürs Gericht? Sicherer Urheber einer Spur Genmaterial, ja.....aber ob das reicht?

FadingScreams schrieb:in erster Linie kommt es doch darauf an, dass die Eltern, sofern sie noch leben, und die Geschwister abschließen können

Nicht darauf, dass u.U. doch noch ein Mörder weiter frei rumlaufen könnte? Denn es kam ja der Verdacht zur Sprache, da könnte es sehr wohl noch lebende Mittäter geben?
Ich muss jetzt nicht näher darauf eingehen, was mehrere Männer mit einem jungen Mädchen alles anstellen können, noch ohne sie umzubringen?
Eine brutale Vergewaltigung, mitonanieren oder Dergleichen allein wäre sogar verjährt m.E. oder?
Wenn es da berechtigte Zweifel gibt, dass er allein war und er konsequent schweigt, glaube ich kaum, dass er eine zusätzliche Strafe deswegen verhängt bekommt.
Und auf DEN Dreh wird da auch der dümmste Anwalt schnell kommen.
Da geht m.E. fast nur Freispruch. Das wird sich doch allenfalls auf die Gefährlichkeitseinschätzung auswirken, die jährlich zur Sicherheitsverwahrung gehört.
(Dass er eben auf aktuellem Kenntnisstand dann noch mehr "Mehrfach" bzgl Sexualstraftaten aufgefallen ist) ?!
Spätestens, wenn den vielleicht sogar mit irgendwelchen alten Bildern von ihm
noch wer von den Zeugen identifiziert, die ZWEI Männer gesehen hatten, wäre das ja sogar dann hilfreich für ihn.
M.E. ist der (wenn das mit dem Therapiefortschritt stimmen würde) schneller wieder draußen, als irgendwer erfährt, denn populär ist das dann natürlich nie, und wird auch eher aus Täterschutz nicht in der Zeitung stehen.

cjelli schrieb:Woher beziehst du das Wissen, dass er Fortschritte macht? Und woher das Wissen, dass ihm das Aussicht auf Entlassung gäbe?

Ich habe nicht geschrieben, dass er Fortschritte macht. Aber Du hast geschrieben, dass er auch

cjelli schrieb: ohne weitere Verurteilung den Rest seines Lebens im Maßregelvollzug verbringen

wird.

Und das ist eben nicht richtig. Wenn es keinen weiteren Prozess gibt und er deswegen für die Tat an Jutta nicht verurteilt wird, dann ist es eben nicht sicher, dass er wirklich den Rest seines Lebens nicht mehr in Freiheit kommt.
Er befindet sich im Moment im Maßregelvollzug und es steht noch eine Haftstrafe von 5 Jahren an, die er absitzen muss, wenn er aus dem Maßregelvollzug entlassen wird. (Vorausgesetzt, es handelt sich um die Person, von der hier angenommen wird, dass er der Täter ist.)

WENN er dort fortschritte macht bzw. bisher gemacht hat und deshalb daraus entlassen wird, dann könnte er eben schon in bis 4 Jahren wieder frei sein. Natürlich kann es auch sein, dass er keine Fortschritte macht und bis ans Ende eines Lebens im Maßregelvollzug sitzen muss, aber sicher ist das eben nicht.

FadingScreams schrieb:nur 5 Jahre.. - dafür dass ein junges Mädchen aus dem Leben gerissen wurde. Für fünfunddreißig Jahre Leiden der Familie.. nur fünf Jahre? Ich meine der Typ ist doch schon über sechzig.. was hat der noch zu erwarten? - nur noch dass er auch den Rest seines Lebens dort verbringt, wo er sich jetzt befi

Zu der 5jährigen Haftstrafe und der Unterbringung in der Psychiatrie ist er für die versuchte Vergewaltigung an einer Studentin verurteilt worden, nicht wegen der Tat an Jutta. Der Prozess steht ja noch aus.
Wenn es zu einem Prozess kommt und er verurteilt wird, wird es lebenslänglich dafür bekommen.

cododerdritte schrieb:Wenn es zu einem Prozess kommt und er verurteilt wird, wird es lebenslänglich dafür bekommen.

Das finde ich eher sehr unwahrscheinlich. Eine Verurteilung.
Bei einem Geständnis allenfalls.

cododerdritte schrieb:zu der 5jährigen Haftstrafe und der Unterbringung in der Psychiatrie ist er für die versuchte Vergewaltigung an einer Studentin verurteilt worden, nicht wegen der Tat an Jutta

Die Studentin hat er auf Geschrei und Gegenwehr aber bleiben lassen und ist geflüchtet? Ich denke schon, dass Jutta laut wurde und sich mindestens versucht hat, zu wehren. Werden Sexualstraftäter mit dem Alter ängstlicher?

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter soll am 15. November starten und bis ins nächste Jahr dauern:

https://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-aktuell/jutta-vergewaltigt-und-getoetet-maedchen-moerder-nach-40-jahren-vor-gericht-85855464.bild.html

https://www.zeit.de/news/2023-10/24/prozess-um-cold-case-der-ermordeten-jutta-startet

Krass. Einer der legendären 80er Jahre xy Filmfälle wird gelöst. cold case in Reinkultur. Wer hat denn daran noch geglaubt? Großes Lob an die hartnäckige Polizeiarbeit.

whoever schrieb:Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter soll am 15. November starten und bis ins nächste Jahr dauern:

Danke für den Hinweis und den Link. In dem Artikel stehen auch die ersten Infos zum angenommenen Tatablauf und Motiv:

Der 62-jährige Tatverdächtige drängte Jutta im Juni 1986 in einen Wald in Lindenfels (Südhessen), bedrohte sie mit einem Messer und vergewaltigte das Mädchen. Dann soll der mutmaßliche Killer die 15-Jährige erstochen haben – ganz in der Nähe ihres Elternhauses. Mit dem Mord wollte der Deutsche laut Staatsanwaltschaft verhindern, dass Jutta ihn nach der Vergewaltigung anzeigen und identifizieren könnte.

Quelle: https://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-aktuell/jutta-vergewaltigt-und-getoetet-maedchen-moerder-nach-40-jahren-vor-gericht-85855464.bild.html

Ich bin gespannt, was man dem Tatverdächtigen noch nachweisen kann und hoffe sehr, dass es gelingt, ihn nach so vielen Jahren zur Rechenschaft zu ziehen!

Das dieser Fall tatsächlich noch zur Verhandlung kommt,macht mir Gänsehaut.
Und ja,auch ich hoffe das man dem Angeklagten die Tat eindeutig nachweisen kann.

Auftakt im "Cold Case"-Prozess um Mord an Jutta Hoffmann

Quelle: https://www.hessenschau.de/panorama/auftakt-im-cold-case-prozess-um-mord-an-15-jaehriger-jutta-hoffmann-v3,prozess-coldcase-ermordung-100.html

Er schleifte sie rund 80 Meter in den Wald. Jutta verlor einen Schuh, auch die Badematte. Er nahm ihren Gürtel ab, legte diesen dem Mädchen zwei Mal um den Hals. „Der Angeklagte wollte die maximal körperliche Kontrolle erlangen“, so die Staatsanwältin. Dann verging er sich an ihr.
So kaltblütig ging der Mörder vor

Um die Tat zu vertuschen, zückte der Täter ein Messer, stach mehrmals zu. Dann nahm er einen Spaten aus einer Waldhütte, hob ein Erdloch aus, schubste die Leiche hinein, bedeckte das Loch mit Erde und Ästen. Persönliche Gegenstände seines Opfers nahm er laut Staatsanwaltschaft mit.

Quelle: https://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-aktuell/1986-vergewaltigt-und-getoetet-ermordete-er-jutta-15-vor-37-jahren-86096616.bild.html

Danach wäre die Leiche dann doch 18 Monate an der gleichen Stelle gewesen und auch schon bei der groß angelegten Suche nach Jutta...irgendwie liest man immer was anderes hierzu....

Was ich mir vom Prozess erhoffe: ich möchte gerne verstehen, wie der Ablauf war. In dem engen Ablauf zwischen Frau mit Kinderwagen und den beiden Unbekannten Männern möchte ich verstehen, wann der Täter sie von Weg gezogen hat. Mir erschien nie klar, wie das Ganze überhaupt passieren konnte, ohne dass er erwischt wurde.

Ich bin sehr erstaunt, wie detailliert die Staatsanwältin offenbar den vermutlichen Tatablauf geschildert hat. Danach muss es den Ermittlern doch gelungen sein, sehr viel vom Tatablauf zu rekonstruieren und das muss eigentlich auch schon damals, kurz nach der Tat, oder wohl wahrscheinlicher nach dem Auffinden der Leiche, passiert sein.
Z.B. dass Jutta mit mehreren Messerstichen in den Oberkörper getötet wurde und dass der Täter sie mit seinem Ledergürtel gewürgt hat?

Es ist ja nicht davon die Rede, dass der Täter zwischen der Festnahme und dem Prozess Aussagen gegenüber der Polizei gemacht hat. Von ihm werden die Aussagen zum Tatablauf also wohl nicht stammen.
Kurz nach der Festnahme hieß es ja auch, er habe sich zu den Vorwürfen zur Tat nicht äußern wollen und sei nach der Verkündung des Haftbefehls wieder zurück nach Norddeutschland gebracht worden.

Interessant ist natürlich der Name des Tatverdächtigen zusammen mit der Aussage der Kriminalpolizisten, die sagte, man habe mit der XY-Sendung "einen Impuls in Richtung Täter schicken" wollen. Damit ist dann endgültig klar, dass das komische Geschwurbel von Herrn Hettmer ein Fake war und da nie wirklich jemand angerufen hat, der den Namen Peter genannt hat....

Interessant finde ich auch, dass diese Hütte im Wald dann offenbar doch eine Rolle gespielt hat, da der Täter sich hier den Spaten besorgt hat. Und diesen Spaten hat er in der Nähe des Vergrabeortes (auch diese Frage wurde hier ja lang und ausführlich diskutiert, aber damit wissen wird jetzt, dass die Leiche tatsächlich vergraben worden ist) stehen lassen, wo er dann auch nach 18 Monaten beim Auffinden der Leiche von der Polizei gefunden wurde.
Hätte der Täter ihn mitgenommen oder später geholt und versteckt, wäre ihm die Polizei wahrscheinlich nie auf die Spur gekommen....

RedRalph schrieb:Danach wäre die Leiche dann doch 18 Monate an der gleichen Stelle gewesen und auch schon bei der groß angelegten Suche nach Jutta...

Dem würde ich jetzt dann doch auch zustimmen.
Ist mir immer noch Schleierhaft das man sie erst so spät gefunden hat.
Aber es macht glaub ich wenig Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Und Vorwerfen kann man auch niemand was. Es ist halt wie es ist.

Bandini schrieb:Was ich mir vom Prozess erhoffe: ich möchte gerne verstehen, wie der Ablauf war. In dem engen Ablauf zwischen Frau mit Kinderwagen und den beiden Unbekannten Männern möchte ich verstehen, wann der Täter sie von Weg gezogen hat. Mir erschien nie klar, wie das Ganze überhaupt passieren konnte, ohne dass er erwischt wurde.

Ob das so detailiert aufgeschlüsset werden kann glaube ich nicht. Denn leztendlich kann es eigentlich nur der Täter beantworten. Und der schweigt !
Ihm dürften ja gewisse Personen auf dem Wege auch nicht entgangen sein ? Vermutlich hat er sich kurzfristig sogar mal verstecken
müssen ?

cododerdritte schrieb:Ich bin sehr erstaunt, wie detailliert die Staatsanwältin offenbar den vermutlichen Tatablauf geschildert hat. Danach muss es den Ermittlern doch gelungen sein, sehr viel vom Tatablauf zu rekonstruieren und das muss eigentlich auch schon damals, kurz nach der Tat, oder wohl wahrscheinlicher nach dem Auffinden der Leiche, passiert sein.

Ja, das denke ich dann auch. Möglicherweise gab es ggf. an den Knochen dann doch Spuren die das zumindest als höchswahrscheinlich vermuten ließen/ lassen.

cododerdritte schrieb:Damit ist dann endgültig klar, dass das komische Geschwurbel von Herrn Hettmer ein Fake war und da nie wirklich jemand angerufen hat, der den Namen Peter genannt hat....

Auch das würde ich bejahen, hatten wir ja aber auch hier vermutet. Aber mal abwarten, vielleicht hat man auch noch eine Überraschung ?

Insgsamt bin ich erst mal froh das man wohl genügend gegen ihn hat, um das zum Abschluss bringen zu können.
Nach wie vor bin ich mit dem Herzen auch bei der Familie von Jutta. Möge man das endlich auch abschließen können, wenn das vorbei ist !