Rick_Blaine schrieb am 06.09.2018:A) Der Geigenbauer vor Ort sagt: "Wow, wo haben Sie denn die gefunden? Die ist ja traumhaft, ein sehr kostbares Instrument. Sammler würden Ihnen da sicherlich 20.000 Euro bieten!
B) Der Geigenbauer sagt: Ja, schauen Sie mal hier: die ist schon jahrelang unsachgemäss gelagert worden, das Holz hat sich hier und hier und hier verzogen, da kann ich selbst mit umfangreichen Reparaturen nichts mehr machen. Und generell, die Geige war nichts besonderes, eine Schülergeige, so um die 20 Jahre alt, hat damals vielleicht 1000 Gulden gekostet, aber jetzt, tut mir leid, ist die nichts mehr Wert.
So: nehmen wir an, es sei A) passiert. Dann garantiere ich, dass der Geigenbauer sagt: Also im Wohnmobil würde ich die auf keinen Fall weiter transportieren, sie haben bisher schon echt Glück gehabt, dass es nicht so heiss gewesen ist. Wenn sie die Geige wirklich verkaufen wollen, nehme ich sie gerne in Kommission: ich stelle sie in meinem Geschäft aus, hier kommen viele Sammler vorbei. Oder ich verpacke sie ihnen professionell und wir senden sie nach Holland. Nur so können Sie den Wert schützen.
Und wenn es schon vor der Urlaubsfahrt nach Süddeutschland einen Interessenten für die Geige gab? Wenn die Ls nach Mittenwald fuhren, um den endgültigen Wert ermitteln zu lassen und zusätzlich noch eine schöne Geschichte dazu erzählen konnten? Ein Grund, die Geige eben nicht in Mittenwald zurück zu lassen.
Könnten die Ls anlässlich des Telefongesprächs in Siegsdorf auch den Interessenten angerufen haben und ihn gebeten haben, genau zu dieser Stelle am Hölzl zu kommen? Wenn (zuerst) Vertrauen zum Täter bestand, wäre es doch eine bessere Stelle gewesen anstatt eines Lokals oder Campingplatzes, wo andere Gäste zuhören könnten.
Man traf sich dann im Chiemgau, weil der Interessent und spätere Täter zu der Gegend einen Bezug hatte oder aus dem grenznahen Ausland kam. Und nachdem die Sache irgendwie eskalierte, hatte die Geige für den Täter auch keinen Wert mehr. Gründe, warum der Täter in Wut geriet, könnte es durchaus geben: Das Instrument war dann doch zu wertvoll und er konnte es sich nicht leisten oder die Geige ging irgendwie kaputt oder wurde bewusst zerstört.
Zum Transport wertvoller Instrumente: Wir hatten selber ein Instrument aus einem Nachlass, auch mit Saiten, dass wir von der Firma begutachten und schätzen ließen, bei der das Instrument vor über 100 Jahren gebaut wurde. Aussage des Inhabers: Wenn sie keinen Kasten haben, wickeln Sie das Instrument in eine Decke und legen sie alles auf den Autorücksitz. Nichts von: "Kommen Sie nicht, wenn es zu heiß oder zu kalt ist".
So gesehen ist ein Wohnmobil nicht unbedingt ungeeignet zum Transport einer Geige, es gibt Decken, Kissen, Zudecken und Kleidung, zwischen dem die Geige geschützt gewesen wäre. Wahrscheinlich besser als in einem Auto.
Und nachdem die Ls die Geige ohne Schäden bis nach Mittenwald karrten, werden Sie sich auch den Weg ins Chiemgau zugetraut haben ohne zusätzlichen Schutz. Da stellt sich dann aber auch die Frage: Ist es sicher, dass die Geige tatsächlich keinen Kasten hatte oder wissen wir es nur nicht? Eine Geige oder auch Querflöte oder Klarinette kann ich mir ohne Kasten kaum vorstellen, eine Gitarre muss nicht unbedingt einen haben.