schluesselbund schrieb:Aber da du selbst nicht einmal eine 2000 Euro Geige mitnehmen würdest, von daher die Frage, was würde dich bewegen eine solche Geige trotzdem mitzunehmen.
Mittenwald ist ein Zentrum der europäischen, zumindest der nordeuropäischen Geigenbauzunft. Wenn ich z.B. eine Geige erben würde, auf dem Dachboden finden würde, aber selbst weder Geige spiele noch sonderlich Ahnung von Geigen hätte, dann kann ich mir vorstellen dass ich sage: wir fahren doch im Urlaub eh da vorbei, packen wir die Geige mal ein und nehmen sie mit. Dort kann uns sicher jemand sagen, was die Wert ist.
Und so nahm man die Geige bis Mittenwald mit.
Nun aber passiert das:
A) Der Geigenbauer vor Ort sagt: "Wow, wo haben Sie denn die gefunden? Die ist ja traumhaft, ein sehr kostbares Instrument. Sammler würden Ihnen da sicherlich 20.000 Euro bieten!
B) Der Geigenbauer sagt: Ja, schauen Sie mal hier: die ist schon jahrelang unsachgemäss gelagert worden, das Holz hat sich hier und hier und hier verzogen, da kann ich selbst mit umfangreichen Reparaturen nichts mehr machen. Und generell, die Geige war nichts besonderes, eine Schülergeige, so um die 20 Jahre alt, hat damals vielleicht 1000 Gulden gekostet, aber jetzt, tut mir leid, ist die nichts mehr Wert.
So: nehmen wir an, es sei A) passiert. Dann garantiere ich, dass der Geigenbauer sagt: Also im Wohnmobil würde ich die auf keinen Fall weiter transportieren, sie haben bisher schon echt Glück gehabt, dass es nicht so heiss gewesen ist. Wenn sie die Geige wirklich verkaufen wollen, nehme ich sie gerne in Kommission: ich stelle sie in meinem Geschäft aus, hier kommen viele Sammler vorbei. Oder ich verpacke sie ihnen professionell und wir senden sie nach Holland. Nur so können Sie den Wert schützen.
Wenn aber B) dann sagen die Besitzer: Dankeschön, hätte ja sein können. Dann nehmen wir sie eben wieder mit. Immerhin erinnert sie uns noch an Onkel Ludwig, auf dessen Dachboden wir sie ja gefunden haben. Und der Geigenbauer sagt: na klar. Denn jetzt kann man eh nichts mehr kaputtmachen.
Und nun Resultat: Die Geige wurde im Wohnmobil gefunden, nachdem die Besitzer in Mittenwald gewesen sind. Also... B!
Und noch etwas: die Sache ging ja durch die Presse. Wenn nun in den Tagen vorher in Mittenwald ein holländisches Ehepaar mit einer richtig wertvollen Geige auftauchte, die sie bei Onkel Ludwig auf dem Dachboden gefunden haben, die sie aber gegen den Rat des Geigenbauers selbst wieder mitnahmen.... ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Geigenbauer in Mittenwald sich daran erinnert hätte und sich an die Polizei gewandt hätte? So oft schneien da sicher keine Holländer mit Stradivaris herein
:)Also: ich gehe mal von Szenario B aus und denke, die Geige hat keine Rolle bei der Tat gespielt.