fravd schrieb:du gehst also davon aus, dass der täter, als die reserve-warnleuchte ansprang erstmal runter ist von der autobahn und dann längere zeit noch durch die ihm unbekannte gegend gurkte, immer im umkreis weniger kilometer von der autobahn, nahe am und teilweise durchs wohngebiet, bis er endlich im dunklen wald, aber nur wenige minuten von gleich zwei autobahnabfahrten entfernt, eine "geeignete stelle" (aber interessanterweise nicht irgendeinen waldweg, sondern einen ausgewiesenen schotterparkplatz) entdeckt hat? die ganze zeit zwei leichen hinter sich und mit der gefahr, irgendwann einfach mitten auf der straße mangels sprit liegenzubleiben, wenn er nichts "passendes" gefunden hätte? ich habe da halt so meine zweifel...
Bevor wir unsere Aufmerksamkeit wieder dem Hölzl und Siegdorf zuwenden, möchte ich noch einen Moment in Altenfurt bleiben, denn darum haben wir uns anscheinend wirklich lange nicht so oft unterhalten wie über das Hölzl.
Gehen wir nun also davon aus, dass der Täter mit zwei Leichen im Wohnmobil irgendwie auf die A 9 (München-Nürnberg) gekommen ist, dann fragen wir uns ja schon lange: warum? Eine mögliche Antwort ist immer gewesen: weil er nach Nürnberg wollte.
Ich selbst gehe davon aus, dass er zumindest bis dorthin, wo man das Wohnmobil fand, auch ungefähr wollte. Aber ich habe schon immer dazu geschrieben "oder weiter." Darauf möchte ich jetzt noch mal eingehen:
Wenn man von München kommend direkt in die Stadt Nürnberg will, ist der einfachste, und damals auch ausgeschilderte Weg, die A9 in Fischbach zu verlassen und dann die Rothenburger Strasse (B4) zu nehmen, die einen in die Innenstadt führt. Entlang dieser Strasse findet man S und U Bahnhöfe, und alles was sonst das städtische Herz begehrt. Wenn man will, kann man entlang dieser Strasse auch ein Wohnmobil abstellen, sich unerkannt in eine U-Bahn setzen und im Grosstadtgetümmel für immer verschwinden.
All das hat unser Täter hier nicht getan. Warum? Wo wollte er hin?
1. Das Benzin ging zur Neige
Wenn nicht gerade die Tankanzeige kaputt gewesen ist, muss unser Täter sich dessen bewusst gewesen sein. Wusste er auch, dass das vorhandene Benzin genau vom Hölzl bis nach Nürnberg reichen wird?
Hier ist bereits schon einmal die Frage aufgekommen, ob er nicht unterwegs getankt hat. Vor allem hinsichtlich des Brandbeschleunigers, der später evtl. eingesetzt wurde. Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass er genug Geld hatte, und dass, hätte er es gewollt, er noch sehr kurz vor Altenfurt, nämlich an der Raststätte Feucht hätte tanken können. Das hat er offensichtlich nicht getan.
Man darf also davon ausgehen, dass er nicht plante, noch einmal zu tanken, und dass er wusste, dass das Benzin bald alle sein wird. Er musste also mit einem Stop und evtl. einem Wechsel des Transportmittels rechnen.
2. Wollte er nach Nürnberg in die City, und damit zum Bahnhof?
Wie oben schon beschrieben, ist das Abbiegen auf die A6 in Richtung Heilbronn kontraintuitiv, wenn man in die Nürnberger Innenstadt will. Hier ist jetzt zu fragen: wollte unser Täter bereits zum Hauptbahnhof, bevor er das Wohnmobil angezündet hat?
Ich behaupte: nein! Und das bedeutet, dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor hatte, an den Tatort zurückzukehren!
Warum? Weil, wenn er in die Innenstadt wollte, entweder das Wohnmobil dort hätte abstellen können, ohne es anzuzünden - es wäre vermutlich viel später entdeckt worden als das brennende Wohnmobil in Altenfurt, und er wäre längst ohne Taxifahrt vom Brandort zum Hbf. über alle Berge gewesen.
Selbst wenn er meinte, es sei sinnvoller, es anzuzünden, wegen Spuren usw., dann gab es rund um die Abfahrt Fischbach genauso gute Möglichkeiten wie in Altenfurt, es im Wald abzustellen. Sowohl in Fischbach als auch in Altenfurt hatte er Gelegenheit, ein Taxi zu rufen.
3. Er aber stellt das Wohnmobil südlich von Altenfurt auf Feuchter Gebiet ab.
Um dorthin zu gelangen, wird er vermutlich die A 6 an der Ausfahrt Langwasser verlassen haben. Hier wäre jetzt sehr interessant, wie es konkret um den Benzinvorrat ausgeschaut hat. Hätte er noch einige Kilometer weiterfahren können?
Die A6 (erst 2008 bis zur tschechischen Grenze ausgebaut, vorher in Nürnberg eher von regionaler Bedeutung) geht von der Oberpfalz südlich an Nürnberg vorbei, trifft dann die A 7 (Würzburg-Ulm) um schliesslich nach Baden Württemberg und weiter bis an die französische Grenze zu gelangen. Nicht weit von Altenfurt entfernt trifft man auf die "Südwesttangente," wie wir Einheimische die A 73 in dieser Gegend genannt haben. Erst seit 2015 ausgebaut, war das damals eine regionale Autobahn nach Erlangen und Bamberg, die auf Nürnberger Gebiet noch unterbrochen war. Aber, sie war auch damals schon, vor allem bei Nacht, sinnvolle Verbindung von München nach Fürth oder Erlangen.
Daher nun meine These: ich denke, unser Täter, wenn er in die Nürnberger Gegend wollte, dann eben gerade nicht in die Innenstadt Nürnbergs, sondern vermutlich eher nach Fürth. Wenn man also nun nach Verbindungen des Täters in die Gegend sucht, wäre das eher meine Suchrichtung. Ich glaube nicht, dass er die A 6 weiter in Richtung Westen fahren wollte, denn hätte es ihn eher nach Heilbronn oder Stuttgart gezogen, wäre von München aus die A8 die näherliegende Wahl gewesen.
4. Nun ist unser Täter aber nicht in Fischbach rausgefahren, ebensowenig nach Fürth gefahren, sondern macht am alten Airfield Gelände Halt, zündet dort das Wohnmobil an und tigert dann zu Fuss nach Altenfurt.
Wieder ein merkwürdiges Verhalten. Sei es nun aus Benzinmangel oder weil er unbedingt das Wohnmobil ausserhalb einer bewohnten Gegend abfackeln will, warum fährt er zu diesem Parkplatz und nicht woanders hin? Dazu fällt auf:
a. Der Parkplatz liegt nicht direkt an einer Autobahnanschlusstelle
b. Der Parkplatz liegt nicht direkt an einem Wohngebiet, in welchem der Täter relativ schnell einen Nachtbus, ein Taxi, eine Telefonzelle usw. finden konnte
Es gibt einige Stellen im Reichswald, die sowohl a als auch b gegenteilig erfüllt hätten: so hätte unser Täter einfach an der AS Langwasser rechts abbiegen können. Dann hätte er links Wald gesehen, direkt an der Strasse, mit zahlreichen kleinen Waldwegen. Rechts wäre Moorenbrunn, wo es Telefonzellen gab, den Nachtbus N4, Taxis...
Genau das gleiche Szenario bei der AS Fischbach. Nach links geht es in den Wald, nach rechts sieht er bereits Altenfurt.
Ein "Herumkurven" in der Dunkelheit mag passiert sein, aber warum er dann zahlreiche Gelegenheiten auslässt, für ihn bequemer das Wohnmobil loszuwerden, und schliesslich den bekannten Fundort wählt - das wird aus der Annahme des Herumkurvens gerade nicht schlüssig.
Ohne eine Antwort zu haben ist die Frage dennoch berechtigt, und m.E. auch von der Polizei bisher nicht intensiv genug beleuchtet worden: warum dieser Fundort? Er ist in allen denkbaren Szenarien nicht der logischste, bequemste, oder naheliegendste: Beispiel:
(Entfernung von der AS Langwasser zum Fundort: ca 1.6km, Entfernung vom Fundort zum Ortsrand Altenfurt: 800m - dagegen Entfernung von der AS Langwasser zu einem geeigneten Waldweg von der Gleiwitzer Strasse aus: 500m, Entfernung von dem Punkt zum Ortsrand Moorenbrunn: 200m)
Fazit: Genau wie das Hölzl gibt auch der PP bei Altenfurt grosse Rätsel auf.