Menedemos schrieb:Aber eine wichtige Erkenntnis scheint mir aufgrund dieser Überlegung doch naheliegend: Dass nämlich der Täter und die Opfer vorher KEIN längeres Gespräch geführt haben!! Hätten sie das nämlich getan, z.B. gemütliches gemeinsames Picknicken im Hölzl oder so, dann hätte der Täter ziemlich schnell erfahren, dass die Langendonks im Chiemgau regelrecht URLAUB machten und dass ihr Aufenthaltsort Angehörigen aber auch Campingplatzbetreibern bekannt sein dürfte. Und dann hätte er sich seine nutz- und sinnlose Finte mit Nürnberg gespart. Tatsächlich wusste der Täter aber anscheinend praktisch NICHTS über die Langendonks, ihren vorherigen Aufenthalt, ihre Urlaubspläne, ihren engen Kontakt zu ihren Töchtern, ihren Mittagsaufenthalt in Marquartstein u.s.w.
das war es ja, was ich mit der koinzidenz bzgl. marquartstein angedeutet habe. für den täter galt es, zumindest aus meiner sicht, ja eher das evtl. bezeugbare aufeinandertreffen mit den ls., das ich halt in siegsdorf annehme, zu verschleiern. der vorherige aufenthalt der ls. spielte für ihn, womöglich auch aus unkenntnis, eher keine rolle.
ich gehe immer mehr davon aus, dass dem täter durchaus bewusst war, dass seine taxi-tour auffällig und erinnerlich war und früher oder später auch mit dem brennenden camper in zusammenhang gebracht werden könnte. nur stellte für ihn dabei keine entdeckungsgefahr dar, weil er persönlich mit diesem ort nicht in verbindung gebracht werden konnte und zudem es auch keine zeugen für seinen aufenthalt dort gab. verschleiern musste er dagegen den ort, wo es zeugen für ein zusammentreffen mit den ls. gegeben haben könnte.
allerdings wage ich anzumerken, dass auch wir kaum etwas (ofiziell) konkretes über den vorherigen aufenthalt (den wir uns ja tlw. erst durch die veröffentlichten fotos zusammengereimt haben), über die konkreten urlaubspläne (v.a. z.b. evtl. reservierungen, alleine schon den stellplatz für die tatnacht), die ja schon an der frage, ob reit im winkl nun tatsächlich geplant war, ob man tatsächlich die geige in mittenwald hat schätzen lassen, ob österreich tatsächlich als ziel anstand, ja, wie lange die reise überhaupt noch dauern sollte, etc, ob es tatsächlich die mittagspause in marquartstein gab, oder die kellnerin sie nur verwechselt hat, und bis zur VOX-doku nicht einmal über das telefonat mit den töchtern wissen.
Menedemos schrieb:Aber warum hätte er je Siegsdorf als Fahrtziel angeben sollen (unabhängig davon, was dort geschehen ist)? Er wollte doch ins Hölzl, nicht nach Siegsdorf.
er hat zuvor münchen als fahrtziel angegeben, danach marquartstein - beides orte, von denen es eher aufwendig ist, am frühen sonntag morgen unauffällig nach litzlwalchen zu gelangen. von siegsdorf oder traunstein aus wäre jedoch sowohl eine bus- (direkt bis zum absetzort am hölzl!) als auch bahnverbindung (nach matzing) vorhanden gewesen, außerdem wäre selbst eine taxifahrt von dort aus unauffälliger gewesen, als die in der pampa endende langstrecken-odysse, alleine schon, weil innerhalb einer region und nach einer "party-nacht" in der "stadt" (mal ländlich denken!) am ehesten erklärbar. außerdem hätte erstmal kein traunsteiner taxler einen brennenden camper in nürnberg mit dieser fahrt in verbindung gebracht. es gab ja, trotzdem, dass mit dem chiemgau der letzte bekannte aufenthaltsort der ls. bekannt war, in der region keine weiträumigen ermittlungen, ob es am tatabend dort auffälligkeiten (schüsse) gegeben hat - die starteten erst, nachdem über die beiden taxler der zusammenhang zum hölzl hergestellt war. allenfalls das bewegungsmuster der ls. (stichwort marquartstein) wurde wohl frühzeitig versucht zu ermitteln.
es konnte sich wohl keiner bei der traunsteiner kripo damals vorstellen, dass der eigentliche tatort tatsächlich noch vor der eigenen haustür lag und die ls. eben nicht erst in altenfurt ermordet wurden, dass sie womöglich sogar noch selbst angesteuert haben könnten...
und wenn man mal ganz ehrlich ist, dann hat man tatsächlich wohl nur hinweise auf eine anwesenheit der ls. am hölzl (v.a. truus brille), darauf, dass dort geschossen wurde (patronenhülsen), evtl. noch auf den camper (tischbein und einstigshilfe - wobei da noch nicht einmal feststeht, dass diese von den ls. stammen müssen); mehr aber auch nicht. es gibt keinen konkreten
beweis (zumindest nicht veröffentlicht, aber im sinne von nachweisbaren blutspuren (begrenzt nachweisba auch durch z.b. bodenphosphatanalyse nach längerer zeit) durchaus denkbar), dass die ls. tatsächlich am hölzl den tod fanden.
und da es sogar zwei "tötungen" gab, die schüsse und die kehlschnitte, ist auch nicht klar feststellbar, ob beide am hölzl stattfanden, oder das messer erst später (auf der strecke nach nürnberg oder auch erst in altenfurt) zum einsatz kam...
@Rick_Blaine danke für das lob.
leider kann ich nur von der heutigen bebauungssituation ausgehen, und das auch vorerst weitestgehend durch google-maps & co.
Menedemos schrieb:Ich nehme an, er kurvte, nachdem er die Autobahn verlassen hatte, einige Zeit durch die Gegend für die Suche. Sogar ein Einheimischer müsste das tun, weil man ja üblicherweise nicht mit dem Gedanken die Welt betrachtet: "Hm, wenn ich mal ein Wohnmobil abfackeln müsste, wo wäre die beste Stelle??"
Mit dem Suchen erklärt sich auch ein gewisser Zeitverzug und der fast leere Tank.
du gehst also davon aus, dass der täter, als die reserve-warnleuchte ansprang erstmal runter ist von der autobahn und dann längere zeit noch durch die ihm unbekannte gegend gurkte, immer im umkreis weniger kilometer von der autobahn, nahe am und teilweise durchs wohngebiet, bis er endlich im dunklen wald, aber nur wenige minuten von gleich zwei autobahnabfahrten entfernt, eine "geeignete stelle" (aber interessanterweise nicht irgendeinen waldweg, sondern einen ausgewiesenen schotterparkplatz) entdeckt hat? die ganze zeit zwei leichen hinter sich und mit der gefahr, irgendwann einfach mitten auf der straße mangels sprit liegenzubleiben, wenn er nichts "passendes" gefunden hätte? ich habe da halt so meine zweifel...