DocWatson schrieb am 15.01.2022:Ansicht vertreten wird, der Vater könne ermordet und das Kind über die Grenze verschleppt worden sein
Die offizielle These vom Rechtsanwalt der Großeltern, Herrn Moser, lautet tatsächlich: "Es war Mord und ein Suizid von Michael Heger wurde vom Täter nur vorgetäuscht!"
Zu einem Suizid gehört seiner Meinung nach ein ordentlicher Abschiedsbrief mit einer klaren Absichtserklärung. Er sagt:
Wenn er ein deutliches Zeichen hätte setzen wollen, dass er sich jetzt umbringen möchte, dann legt man nicht zwei Bücher auf sein Bett, gut sichtbar, wie man sich denn umzubringen hat, sondern man schreibt einen ordentlichen Abschiedsbrief, aus dem eindeutig hervorgeht "ich bringe mich jetzt um."
Quelle(Min. 4:10)
So also die Vorstellung von Herrn Moser, wie ein Suizid bei Herrn Heger ablaufen müsste.
Er geht ferner davon aus, dass eine bereits "tote Leiche" in den Wald gebracht wurde:
Ich gehe davon aus, dass die Leiche dort erst zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich als sie bereits tot war, dorthin gebracht wurde.
Quelle s. o.
(Min. 5:30)
Zusammenfassung der These des Rechtsanwalts (Abschrift):
"Jemand legt Bücher auf Michael Hegers Bett, fährt in den Schwarzwald, platziert dort Schnapsflaschen und Tabletten, um einen Suizid vorzutäuschen. Der Unbekannte vergiftet Michael Heger, fügt ihm nachträglich Brustverletzungen zu und legt ihn in den Wald."
(Min. 8:40)
Ich lasse das zunächst mal unkommentiert und überlege seine These weiter.
seli schrieb am 15.01.2022:was soll das immer mit dieser Mülltüte ? Es waren überall Mülltüten verteilt und das wahrscheinlich um die Spur zu dem "Biwack" zu legen.
Auch die Plastiktüten hatten einen Zweck, ebenso wie die Bücher. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, die eine halte ich für wahrscheinlich, die andere ist mMn. extrem unwahrscheinlich.
Möglichkeit a): Michael Heger hat diese Plastiktüten für seine Suizidabsichten nach Anleitung aus dem Buch von Maurits Verzele, das er zuletzt vor seiner Fahrt in den Schwarzwald las, selbst genutzt, mehrfach versucht, sich zu ersticken und sein Blut daran stammt von Nasenbluten wegen längerer Zeit in der Kälte nach dem Konsum von Alkohol und Tabletten.
Möglichkeit b): Ein unbekannter Spurenleger hat Michael Heger das Blut aus dem Handgelenk abgezapft, sorgfältig auf den Plastiktüten (und im Auto und im Schnee Richtung Eisbahn) aufgebracht und die Tüten dann im Wald verteilt, um die Polizei auf eine falsche Fährte zu bringen und von dem Giftmord an seinem Opfer und der heimlichen Entführung des Jungen ins Ausland abzulenken.
Der Unbekannte, der Michael Heger ermordet hat, hat in der These des Rechtsanwalts auch Zutritt zur Wohnung von Michael Heger gehabt und die Bücher auf seinem Bett platziert, damit die Polizei denkt, er habe sich umbringen wollen (was ja auch funktioniert hat, genau das vermuten Polizei und Staatsanwalt). Der Täter kannte diese Bücher also.
seli schrieb am 15.01.2022:Woher willst Du wissen, dass er Verzele gelesen hat
Es gibt auch hier zwei Möglichkeiten, die eine ist wahrscheinlich, die andere mMn. extrem unwahrscheinlich.
Nach der These von RA Moser hätte folglich gar nicht Michael Heger diese Bücher gelesen, sondern der Mörder, der sie ihm untergeschoben hat. Der wusste dann auch, dass etwas von Tabletten, Alkohol und Plastiktüten in dem Buch von Verzele steht und hat konsequenterweise genau das im Schwarzwald platziert. Später deponierte er dann auch noch im Wald die Leiche, nachdem er Michael Heger vergiftet hatte. Er hat vermutlich darauf gebaut, dass bei der Obduktion keine toxikologische Zusatzuntersuchung stattfinden würde, weil man wegen seiner geschickt platzierten falschen Spuren sofort, ohne nachzudenken von Suizid ausgehen würde.
Er hat sogar daran gedacht, Michael Heger kurz vor dessen Tod Tabletten schlucken zu lassen, deren Rückstände man dann im Magen finden würde (und gefunden hat).
Seine Fehler waren der nicht eindeutige Abschiedsbrief (den hätte er klarer formulieren müssen und mit weniger irritierendem Gerede von der gescheiterten Beziehung, hinderlichen Knieschmerzen, Geldproblemen und zu anstrengenden PC-Jobs) und die Tablettenanzahl. Der Brief hat einen Kriminalpsychologen ganz verwirrt, so dass er den Abschiedsbrief, den der Mörder platzierte, gar nicht als solchen erkannte.
Bei den Tabletten hätte der Mörder einfach mehr leere Blister deponieren können.
Da der Täter den Brief nicht "ordentlich" formuliert hat und er zu wenig Tabletten aus der Verpackung entfernt hat, ist Rechtsanwalt Moser ihm auf die Schliche gekommen, und auch, weil der Täter es nicht geschafft hat, Michael Heger das Gift mit Alkohol einzuflößen.
Ein weiterer Fehler war, dass der Mörder Michael Heger postmortem noch schwere innere Verletzungen mit Rippenbrüchen und Lungenverletzungen beibrachte. Vermutlich sollte es so aussehen, als sei er gestürzt, denn dem Täter war wichtig, dass man keine Fremdeinwirkung nachweisen kann. Warum er ihn ohne Jacke, mit nur einem Schuh, ohne seine Brille und mit geöffneter Hose in den Wald legte, ist mir auch nicht ganz klar, gehörte das ebenfalls zum Ablenkungsmanöver?
Wie hat der Mörder gedacht? Sollte es nun so aussehen, als hätte MH eine Überdosis Tabletten im Wald genommen (dafür waren es aber deutlich zu wenig und außerdem fehlte die Leiche neben den Tabletten) oder sollte es so aussehen, als hätte MH sich mit Tabletten und Alkohol nur betäuben und mit Plastiktüten ersticken wollen, sei dann aber noch durch den Wald geirrt und gestürzt? Letzeres würde besser mit der Spurenlage in Einklang stehen, damit hätte er täuschend echt einen sehr gut zu allen Fakten passenden Ablauf simuliert. Aber halt - dann könnte man den Mörder komplett hinwegdenken und der Ablauf würde ohne ihn genauso, oder nein - sogar noch viel besser funktionieren.
Rechtsanwalt Moser wollte, dass die Polizei nach einem Mörder entprechend seiner These sucht und sämtliche DNA und Fingerabdrücke analysiert.
Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft nennt solche Forderungen Hirngespinste. Ich gebe Herrn Klose recht. Die Vorstellungen des Rechtsanwalts sind m.E. so haltlos und abwegig, dass ich mich frage, ob er das wirklich ernst meint.
Warum konnte der Anwalt dennoch mit einer derart haarsträubenden These eine Wiederaufnahme der Ermittlungen erreichen?
Die Antwort: Nutzung von Emotionen, Steuerung der öffentlichen Meinung über der Medien, Einflussnahme auf Politiker.
Wenn man die Kommentare unter der SWR-Doku vom März 21 liest, wird einem klar, wie emotional aufgeladen das Schicksal eines verschwundenen Kindes ist. Fast alle Kommentatoren sind sich nach dem Anschauen der Doku sicher, dass Felix noch lebt und empfinden es als kaltherzig und roh, wenn Herr Klose die These des Rechtsanwalts ein Hirngespinst nennt, auf die man keine Ermittlungen aufbauen könne.
Starke Emotionen sind die Trumpfkarte, gegen die Logik in so einem Fall keine Chance hat.
Man merkt, es ist ein No-Go, realistisch zu sein und die Suche nach einem irgendwo im Ausland lebenden, zwischenzeitlich erwachsenen Mann oder nach Knochenresten in einem nicht bekannten Gebiet in Frage zu stellen, egal wo, egal wie lange sie stattfindet und ob es irgendeine Basis dafür gibt.
Als Ermittler oder Staatsanwalt, der hier aufgeben und den Großeltern eine ewig währende Unterstützung bei einer aussichtslosen Suche verweigern muss, ist man zwangsläufig der Buhmann. Profitieren und gut dastehen kann man hier nur, wenn man mitmacht und Hoffnung verkauft - zum Beispiel als Detektiv, Mitstreiter, Rechtsanwalt oder Journalist.
Zweimal wurden die Ermittlungen auf Betreiben des Anwalts (unter nachdrücklicher Bezugnahme auf die diversen öffentlichkeitswirksamen Aktionen) wieder aufgenommen, zweimal wurden sie ergebnislos wieder eingestellt. Es gab "vielversprechende Spuren" lt. Herrn Moser. Es wurde DNA untersucht, es wurden Blutspuren untersucht, es wurden Mediziner gehört, alles führte nicht weiter, genau wie von der Staatsanwaltschaft vorhergesehen.
Rechtsanwalt Moser will weiter"kämpfen", gab er der
Bildzeitung bekannt:
Es gäbe in einige Richtungen frischen Wind. Das war vor einem Jahr.