musikengel schrieb am 31.07.2021:Ich glaube aber eigentlich dem Großvater, der aussagte, Hr. Heger konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun und er hätte Felix nie umbringen können.
Nachvollziehbar.
Aber die Psychologin, die den Großeltern versucht hat zu erklären, dass so ein erweiterter Suizid wie er hier möglicher Weise vorliegt gar nichts mit Gewalttätigkeit, Mordlust und/oder fehlendem Respekt vor dem Leben allgemein zu tun hat und die Sache komplexer ist als eine Fliege zu erschlagen... die hat sich diese Erklärungen eben auch nicht frei ausgedacht.
Ich erschlage auch keine Fliegen und Co, trotzdem werden die Tiere die mein Leben teilen und an denen mein Mann und ich mit Leib und "Seele" hängen eingeschläfert, wenn sie andernfalls leiden würden oder man allenfalls ein "Leben" das mit dem was sie immer gern getan haben nichts mehr zu tun hat allenfalls noch etwas in die Länge ziehen könnte.
Jemand der einen derartigen "Weltschmerz" wahrnimmt, dass er die Welt so wie sie ist als für sich selbst nicht mehr lebenswert ansieht.
Wenn so eine Person sich dafür entscheidet ein Kind "mitzunehmen", dann hat das nichts damit zu tun eine Fliege zu erschlagen weil man ihr Leben als hinreichend unwichtig erachtet.
So eine Person wird bei der Tötung des Kindes eher das empfinden was sich abspielt wenn man ein geliebtes Tier einschläfert um Leid abzuwenden.
Und je nach dem wie fest die Überzeugung, dass "diese Welt das geliebte Kind sowieso nur zerstören kann" sitzt könnte man sogar fast andersherum argumentieren.
Ich hab öfter mit Tierhaltern zu tun, die ihr Tier nicht einschläfern lassen wollen obwohl ihnen 3 Tierärzte erklären, dass es leidet und eine Besserung nicht mehr möglich ist.
Das wirkt dann sehr viel grausamer und egoistischer als die Tierhalter die loslassen.
musikengel schrieb am 31.07.2021:Hat denn Felix, da er nicht zu seinem Papa wollte, der Mutter einmal angedeutet, warum das war.
Laut dem Großvater nicht wirklich und um sich da ausschweifend zu äußern war Felix auch noch zu klein.
Unmöglich zu sagen ob es überhaupt einen "echten Grund" gab.
DocWatson schrieb am 31.07.2021:Ich glaube nicht, dass Männer, die erweiterte Suizide begehen, sich i.d.R. vorgängig durch Gewaltneigung auszeichnen. Wieso sollten sie?
Mal so, mal so.
Natürlich kommt sowas auch bei Narzissten und Kontrollfreaks vor, die nicht akzeptieren können, dass ihr "ich" irgendwo endet und das "Du" wichtig wird und man einfach behalten will, was man immer schon als Eigentum angesehen und behandelt hat.
Aber es kommt eben auch bei so depressiven Menschen vor denen diese Welt nicht nur zu grausam erscheint um selbst in ihr zu leben, sondern auch und grade das "Zurücklassen" des sehr geliebten Kindes einfach nur irrsinnig erscheint.
DocWatson schrieb am 31.07.2021:Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leichen in Kriminalfällen nie gefunden werden: mit ausreichend krimineller (oder einfach grusliger) Fantasie lassen sich gute Verstecke finden, den Rest übernimmt der natürliche Verfall.
Ich brauch da gar nicht so viel Fantasie.
M.H. und Felix waren vor dem Auffinden von M.H.s Leichnam eine ganz Weile nicht wirklich "aufm Radar".
Ich denke, dass Felix dort nicht gefunden wurde, weil er nicht dort ist und es niemals war.
Wenn M.H. sein Kind getötet und ggf in einem vorbereitetem Grab "beigesetzt" hat (Ich würde vermuten, dass wenn dies der Fall ist Felix kleiner Körper keineswegs "entsorgt" wurde, sondern von M.H. sorgfältig "bestattet" ggf in Papas Winterjacke gewickelt).
Felix Körper könnte in diesem Fall fast überall sein und man darf nicht vergessen wie Klein so ein Zwergl ist.
orakel09 schrieb am 05.09.2021:ich glaube, dieses "nicht zum Papa wollen" darf man nicht überinterpretieren. Kinder in diesem Alter wollen oft irgendetwas nicht: nicht
Das entspricht auch meiner Erfahrung.
Manchmal brüten sie ne leichte Erkältung aus und sind deswegen nörgelig, manchmal ist der "Plan" Opa um ein Stück Schokolade zu bitten und mit Spielzeug xy zu spielen einfach wichtiger als dicke Wintersachen anzuziehen und mit Papa mitzugehen obwohl son Zwerg dann auch mal 5 Minuten später durchn Wald wälzt als hätte er den ganzen Tag nur darauf gewartet.
Ich denk, dass fasst es gut zusammen:
Glucke2 schrieb am 06.09.2021:Weil Kinder mehr im Moment leben
MalcolmMiller schrieb am 08.09.2021:Es ist schon richtig was ihr sagt, aber angesichts der Tatsache das Felix nachdem er nicht zu Papa wollte verschwinden ist und besagter Papa im Wald tot aufgefunden wurde, würde ich da schon mehr hineininterpretieren.
Sowas ist aber oft auch selektive Wahrnehmung.
Eltern verschwundener / verstorben aufgefundener Kinder sagen auch oft "Sie hätten das gefühlt."
Meiner Erfahrung nach haben dieses Gefühl aber fast alle Eltern nahezu täglich, wenn ein kleines Kind ne Minute später hinterm Supermarktregal vorkommt als man erwartet hat, ein Teenager die "Sperrzeit" überschreitet und ggf gar aus Trotz das Handy ausschaltet (oder zu meiner Zeit nicht anrufen kann, weil die kaputte Telefonzelle das letzte Kleingeld gefressen hat).
Dieses Gefühl ist dann aber vergessen sobald jeder wieder da ist wo er hingehört, nur wenn das niemals eintritt bleibt das Gefühl.
Aber so wie die Großeltern über M.H. reden kriege zumindest ich nicht den Eindruck als hätten sie jemals gedacht "Oh super, heut ist Felix bei seinem Papa und hat richtig Spaß!"
Sie mögen von M.H. Sanftmut überzeugt gewesen sein, beschreiben ihn aber sonst als einen Traumtänzer bei dem es sogar normal wäre immer etwas unruhig zu sein wenn das so sehr geliebte und gehütete Kind in dessen Obhut ist (offenbar hat M.H. ja grundsätzlich eine Lebenseinstellung gehabt die Großeltern und Felix Mutter komplett fremd war).
Da fällt es mir schwer zu glauben, dass das das erste Mal war, das Felix nörgelich auf diesen für ein kleines Kind doch ganz erheblichen Tapetenwechsel reagiert hat und ich kann mir zu gut vorstellen, dass es deswegen so hängen blieb, weil die Sorge diesmal eben wahr geworden ist.
Brunnennöck schrieb am 26.10.2021:In Russland ist ein Kleiner wirklich vor Jahren entführt und erst erwachsen wiedergefunden worden.
Es geht doch auch gar nicht so sehr darum, dass es nicht möglich ist, sondern darum, dass es einfach mal weitaus seltener vorkommt als ein erweiterter Suizid.
Sicher wissen kann man das ohne einen als Felix identifizierten Leichnam oder lebendigen Jungen eben nicht.
Brunnennöck schrieb am 26.10.2021:Außerdem wurde hier immer wieder geschrieben, dass doch niemand ein fremdes Kind nähme, das koste schließlich.
Ich denk die Meisten hier sind sich einig, dass das schlicht und ergreifend nicht stimmt.
Das gesamte Konzept der Adoption u.Ä. würde dann gar nicht existieren.
Es wird sogar massig Menschen geben, die mit Freude einen gesunden, aufgeweckten 3 Jährigen zu sich nehmen.
Dennoch gibt es ein aber:
Die Großeltern haben sich in einer der Dokus sehr darüber aufgeregt, dass die Polizei gesagt haben soll "Den nimmt doch keiner." als hätten sie Felix persönlich beleidigt.
Es ist aber ein einfacher Fakt, dass die Zahl der "Aufzuchtswilligen" drastisch sinkt, wenn wir hier über ein Kleinkind sprechen, das ohne (oder allenfalls mit gefälschten) Papieren übergeben wird und bei dem völlig außer Frage steht, dass er als vermisst gemeldet und intensiv gesucht werden wird.
Da sind wir eben nicht mehr bei "Ich nehme ein fremdes Kind das ein Zuhaus braucht als mein Eigenes an." sondern bei einer schweren Straftat bei der man (so man nicht vor hat das Kind sein Leben lang im Keller einzusperren) nicht nur damit rechnen muss aufzufliegen und richtig aufn Sack zu kriegen, sondern man auch mit dem Leid und der Verzweiflung der suchenden Angehörigen irgendwie Frieden schließen und diesen "peace of mind" all die Jahre so aufrecht erhalten muss ohne doch in Versuchung zu geraten zumindest ein anonymes "Felix geht es gut" abzusenden UND auszuschließen, dass irgendwer aus dem Umfeld Verdacht schöpft..
Außerdem beruht dieses ganze "Sektenkonstrukt" doch darauf, dass sogar in "superalterntiven Communen", die Wahrscheinlichkeit hoch wäre, dass eben nicht sämtliche Nachbarn und sonstige Sozialkontakte denken:
"Das ist ja witzig, da verschwindet ein kleines Kind und hier taucht eins auf.. Zufälle gibbet!"
Sondern es sehr viel wahrscheinlicher ist, dass in den letzten 15 Jahren mal irgendwer aus Felix neuem Umfeld Polizei, Presse oder Papst angerufen hätte um zu sagen, dass da ein Kind ist, das dem international gesuchtem Felix, dessen Gesicht die Presse plakatiert hat irgendwie ähnlich sieht/zu einem ähnlichen Zeitpunkt aufgetaucht ist/dessen Herkunftsgeschichte nicht recht stimmig ist, oder oder oder.
Ist es möglich, das M.H. seinen Sohn ohne Spuren zu hinterlassen an Fremde (seine Kontakte wird man sicher geprüft haben) übergeben hat und der Junge in irgendeinem Dorf von Hintertupfigen lebt ohne das irgendwer mal die falschen Fragen gestellt hat?
Sicherlich, "möglich" ist immer so Einiges. Aber die Antwort auf die Frage ob das sonderlich wahrscheinlich ist lautet eben "eher nein".
Natürlich wünsche ich der Familie, dass Felix noch lebt, es ihm gut geht und es gar ein Wiedersehen gibt.
Und auch wenn ich nicht annehme, dass ein anderes Vorgehen bei der Ermittlung den Ermittlungsausgang geändert hätte gab es grade in der ersten Zeit Dinge die seitens der Ermittler bzw der Staatsanwaltschaft anders/besser hätten gehandhabt werden müssen und ich halte es auch für wichtig diese zu adressieren, aber das geht meiner Ansicht nach in dem Strudel an Ermittlungsergebnissen die die Angehörigen/Unterstützer (wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen) anders interpretieren wollen als das sinnvoll ist ein bisschen unter.
Da habe ich manchmal schon den Eindruck, dass insbesondere die Großeltern, die ganz offensichtlich alles Andere als dumm sind, tief im Innern schon wissen bzw zumindest ahnen, dass ihre Hoffnungsszenarien eher brüchig sind.
Aber es ist auch nachvollziehbar, wenn der Gedanke, dass sie zu Lebzeiten ggf nicht mehr erfahren was wirklich passiert bzw zumindest wie es "ausgegangen ist schlicht so unerträglich ist, dass man ihn zuverlässig auszusperren versucht.
Wer weiß schon an was ich meine Hoffnung hängen würde wenn es mein Zwerg wäre, den hier im Grunde irgendwie der Erdboden verschluckt hat.