Hallo!
Ich bin erst vor einigen Tagen auf diese Diskussion gestoßen und möchte auch noch meine Gedanken dazu äußern. Zunächst aber ein Kompliment an die Arbeit von
@armleuchter, die genauen Tatort- und Bewegungseinstellungen, die umfangreiche Zusammenstellung aller auftreibbaren Presseartikel und Informationen und die präzisen und logischen Schlussfolgerungen. Das war mir schon beim Maskenmann-Fall aufgefallen. Ich glaube, manch ein Ermittler könnte sich hier noch eine Scheibe von abschneiden.
Die Frage, die mich im Fall Anja wie die meisten hier ziemlich beschäftigt hat, ist: Warum wählt ein Mädchen abends bei Dunkelheit, schlechtem Wetter und trotz der Warnungen der Eltern (wie es im Film rüberkam) dennoch den Weg durch den Weinberg, obwohl es andere Möglichkeiten gab und obwohl offenbar kein Zeitdruck bestand?
Dafür gibt es meiner Meinung nach nur wenige Erklärungen, wenn sie ansonsten den Weg um diese Zeit gemieden hat und eher vorsichtig war:
Was viele vermuten: Sie hat jemand getroffen, mit dem/denen sie zusammen den Weg gegangen ist, jemand, den/die sie kannte und dem/ denen sie vertraute. Dieser müsste dann wahrscheinlich im Gebiet Muckensturm wohnen, also den gleichen Heimweg haben. Allerdings wurde sie nicht in Begleitung gesehen (wenn man von dem Hallo-Typen mal absieht). Und ich glaube, die Polizei hat den persönlichen Bekanntenkreis Anjas bestimmt total abgeklopft.
Daher kann ich es mir nach den hier vorliegenden Informationaen am ehesten so vorstellen:
Sie lässt die erste Bahn (21.15) aus, wie ja auch im Film vermutet. Aber nicht weil sie einen Bekannten trifft, der für sie "positiv besetzt" ist, sondern umgekehrt. Im Film stieg ja der Mann, der "hallo" sagte, aus der Bahn aus. Ist das so belegt? Oder war es vielleicht so, dass der "freudig überraschte" Mann, den ein Zeuge gesehen hat, in die frühe Bahn einstieg? Möglicherweise wählte Anja aus diesem Grund die nächste Bahn um einen gemeinsamen Heimweg zu verhindern, weil er ihr irgendwie unangenehm war. Und genau dieser Mann stand dann um 21.35 Uhr an der Bushaltestelle. Nun also nochmal 7 Minuten mit dem Typen zusammen auf den Bus warten? Dann doch lieber die paar Minuten schnell durch den Weinberg. Dass er sie verfolgen könnte, hat sie wahrscheinlich nicht angenommen. Was ist das eigentlich für ein Haus/Hof/Weingut in dieser Sackgasse oberhalb des Zuckerlewegs? Haben diese Leute denn nichts gehört?
Ich stelle mir vor, dass der Täter häufig mit der Straßenbahn fuhr und dann wahrscheinlich auch den Bus bis Neugereut oder vorher bis Steinhaldenfeld nahm und Anja das wusste weil sie ja auch regelmäßig die Linien benutzte. Dann wäre der Mann aber eher nicht aus Muckensturm (als Mann wäre er bestimmt immer die Abkürzung gegangen) sondern von weiter. Hoffentlich wird das bei den DNA-Tests berücksichtigt. Wie und bis wohin fuhr der Bus eigentlich?
Und genau hier wäre dann für mich die Schnittstelle zum Fall Sibylle, nämlich die Straßenbahn.
Beide Mädchen aus der Straßenbahn verfolgt und nur sehr wenige Minuten später getötet.
Die Todesursache bei Anja ist mir aus dem Geschriebenen nicht ganz klar. "Erwürgen" stand im Artikel, die Blutspuren an der Kleidung sprechen dagegen. Hat womöglich der Journalist die Todesursache "Gewaltanwendung gegen den Hals" als Erwürgen interpretiert? Und war es vielleicht doch ein Messer wie bei Sibylle?
Was war eigentlich mit diesen schwarzroten Holzfällerhemden (die ja auch gern im Bereich Gartenbau, Bau, Handwerk getragen werden) im Fall Sibylle auf sich?
Ich glaube auch, dass die Fälle zusammenhängen können: gleiches Gebiet, ähnliche Bahnverbindungen, gleiches Alter, schnelle Tötung unter ähnlichen Umständen. So viele Zufälle?
Mir fällt da nur ein Fall ein, der aber doch anders gelagert ist: Angelika Steudle(17), im April 1986 erstochen und vergewaltigt. Sie ist auf ihrer Tramper-Tour auch über Bad Cannstatt gekommen, dann aber beim Falschen eingestiegen und bei Magstadt aufgefunden worden.
Aber so viele Parallelen bei Anja und Sibylle sind schon auffällig!
Also bleibt nur zu hoffen, dass die DNA-Untersuchung einen Treffer bringt. Ansonsten bin ich leider eher pessimistisch nach so langer Zeit.