Es hat sich hier eine interessante Diskussion entwickelt zu den Mordfällen Anja Aichele und Sybille G.! Das Lesen der Beiträge ist richtig spannend.
Zunächst meine Meinung zum Mordfall Anja Aichele.
Ich gehe davon aus, dass es sich nur um einen Täter gehandelt hat. Zum Beweis dafür, dass es zwei Täter waren gibt es nur die Aussage des Hundeausführers. Da hat
@ping schon den interessanten Gedanken geäußert, dass er deshalb gesagt hat, er habe die Stimmen von zwei Männern und einem Mädchen gehört, weil sich das nach einer Kabbelei unter Jugendlichen anhört und es somit so etwas wie eine Rechtfertigung dafür ist, dass er der Sache nicht näher nachgegangen ist. Wer mag sich schon bei vermeintlichen Auseinandersetzungen Jugendlicher einmischen, wo die Grenze zwischen Ernst und Spaß für Außenstehende schwer zu ziehen ist. Wer kann von weitem außerdem auch so eindeutig unterschiedliche Stimmen auseinanderhören?
Außerdem gehe ich davon aus, dass Täter und Opfer sich gekannt haben. Mit einem Fremden hätte Anja den nachts gefährlichen Weg über den Weinberg nach Hause nicht angetreten. Nein, sie wiegte sich in seiner Begleitung in Sicherheit, auch weil es wegen der Wohnsituation der gemeinsame Heimweg war. Die Tat war auch geplant. Ebenso die Ermordung des Mädchens, denn nach einer Affekttat ist der Täter nicht in der Lage das Opfer so zielgerichtet zu verstecken. Da kämpft er mit dem Entsetzen über die Tat und ist kaum handlungsfähig und zügig handeln musste der Täter, denn ein Entdeckungsrisiko besteht immer, wenn nachts jemand im Freien herum gräbt.
Der Täter hat mE Anja auch schon längere Zeit beobachtet und kannte ihre Gewohnheiten. Vielleicht wusste er ganz genau, wann sie zur Gruppenstunde ins Gemeindezentrum geht und wann sie zu Hause sein muss und dass sie am Tatabend alleine unterwegs war. Das hat er ausgenutzt.
Der Täter hatte mE auch ein Fahrzeug, aber in dem wollte er die Leiche nicht wegtransportieren um keine Spuren zu hinterlassen. Auch 1987 wäre der Nachweis von minimalen Blutspuren oder Faserspuren im Auto schon möglich gewesen. Da hätte er einen Leihwagen haben müssen, um dieses zu vermeiden. Das Vergraben auf bekanntem Terrain ( an möglicherweise zuvor ausgespähter Stelle) erschien ihm aber sicherer. Dann wäre es notwendig gewesen die Leiche vom Tatort zum Fahrzeug zu transportieren. Für einen Einzeltäter wäre das schwierig gewesen, vom Entdeckungsrisiko ganz zu schweigen.
Er muss die Befürchtung gehabt haben, dass er unter Verdacht gerät, weil Zeugen ihn mit Anja zusammen gesehen haben. Die Befürchtung hat sich aber nicht bestätigt. Das kann daran gelegen haben, weil Zeugen Täter und Opfer zwar im Vorfeld der Tat zusammen gesehen, sich dabei aber nichts gedacht haben, weil es nichts Ungewöhnliches war. Gefährlich war nur der Punkt unmittelbar vor der Tat auf dem Weg zum Weinberg. Wären Zeugen da gewesen, hätte er Anja nichts getan und sie nach Hause begleitet.
Ich denke auch, dass der Täter eher gut situiert ist und ihm niemand eine solche Tat zugetraut hat. ME kam er nicht aus dem Männerwohnheim. Zu solch einem Mann hätte Anja kein Vertrauen gefasst.
Das Zerschneiden und Verteilen der Kleidung mag damit zusammenhängen, dass er Trugspuren legen wollte. Aber dazu hätte er die Sachen nicht zerschneiden müssen. Es hätte genügt, wenn er die intakten Sachen irgendwo abseits vom Vergrabungsort sichtbar deponiert hätte. Mir scheint es so zu sein, dass er nach der Tat das Opfer noch symbolisch weiter durch Zerschneiden der Kleider zerstören wollte.
Der Täter hatte es mE auf Anja abgesehen. Da ist nichts eskaliert, das Nachtatverhalten spricht dagegen und darum gehe ich, wie schon ausgeführt, auch nicht von zwei Tätern aus. Ein solcher Täter handelt alleine und weiht niemanden ein.
Über den Mordfall Sybille G. ist leider nicht viel bekannt. Ich halte es aber wegen der örtlichen Nähe beider Tatorte, des Alters und der Lebenssituation der Opfer nicht für abwegig, dass ein und derselbe Täter zugeschlagen hat.