Peggy Knobloch

@Morpheus1PB
Ja der Reporter ordnet es gut ein.

Es bleibt halt die Frage, wie ich jemanden so feiern kann, der trotzdem einen Missbrauch begangen hat, an dem niemand zweifelt. Die Schwere der ihm vorgeworfenen Tat scheint das jedoch so stark in den Schatten zu stellen und die Freude über das nun gesprochene Recht auch, dass das konsequent ignoriert wird.

Ich bin komplett neutral ohne großes Vorwissen an diese Doku gegangen. Ich kann der Person des Ulvi K. trotz allem nicht die Sympathie entgehen bringen die er hier erfährt. Ich weiß nicht ob er es war oder nicht. Wenn man sich von ihm ein Bild macht zeigt sich eigentlich: er kann es gewesen sein, er kann es auch nicht gewesen sein , aber niemand bestreitet, dass er Peggy missbraucht hat... sein Standing in der dorfgemeinschaft scheint es nicht geschadet zu haben.
Ob das auch so wäre, wenn von Anfang an gegen ihn „nur“ wegen des missbrauchs ermittelt worden wäre und ihm nicht eine schwerere Tat vorgeworfen worden wäre? Vermutlich nicht...dann würde er vermutlich als kinderschänder gelten. Die schwerere Tat und der daraufhin erfolgte Freispruch scheint alles was vorher war relativiert zu haben.

@Florian85
So geht es mir auch, selbst völlig neutral betrachtet bleibt die Frage, ob man feiern muss, obwohl es genügend zu hinterfragen gibt. Neben den bekannten Dingen auch, ob jemand Zugezogenes bei gleicher Sachlage so gefeiert worden wäre. Oder ob da allein der Verdacht eines Missbrauchs im Dorf nicht für eine ganz andere Stimmung gesorgt hätte. Ich wünschte mir, manche Leute hätten auch mal darüber nachgedacht, bevor sie mit Sekt auf dem roten Teppich anstiessen.

abberline schrieb:Neben den bekannten Dingen auch, ob jemand Zugezogenes bei gleicher Sachlage so gefeiert worden wäre. Oder ob da allein der Verdacht eines Missbrauchs im Dorf nicht für eine ganz andere Stimmung gesorgt hätte.

Sind wir doch mal ehrlich: die Familie Knobloch wurde nie wirklich in der "Gemeinde" aufgenommen und akzeptiert. Sie entsprachen wohl nicht dem Klientel. Das was nach dem Freispruch passiert ist, ist an Respektlosigkeit nicht zu überbieten. Er hat Kinder missbraucht!!! Und wer weiß, ob er der armen Peggy nicht schon vorher was angetan hat. Immerhin war sie "Verhaltensauffällig". Und ganz ehrlich: auch für Missbrauch und Vergewaltigung kann man meinetwegen einen Leben lang weggesperrt werden.

Ich seh es ähnlich. Familie Knobloch waren die „Außenstehenden“ und Ulvi K. „Einer von uns“

Befeuert wurde der Zusammenhalt wohl noch dadurch, dass seitens der Medien zu einem Zeitpunkt das ganze Dorf in Mittäterschaft genommen wurde.(„die Lichtenberger!“ „was wusste das Dorf?“)
Solche Sachen verselbstständigen sich dann schnell und gipfeln nachher eben auf dem roten Teppich...

An der Stelle wäre interessant zu wissen, ob es seitens der Dorfgemeinschaft kurz nach dem 07.05.2001 zu Solidaritätsaktionen , Suchaktionen gekommen ist, wie man es aus anderen Fällen kennt oder ob hier schon zu Anfang eine gewisse „Spaltung“ bestand.

@Frau_H
Selbst bei nüchterner Betrachtungsweise fällt es schwer, anders zu denken, das stimmt und ich hab das ungute Gefühl, dass vieles anders gelaufen wäre, wenn nicht Peggy und ihre Mutter die Zugezogenen gewesen wären

@Florian85
Das wäre wirklich interessant, das hab ich mich beim Schauen der Doku auch gefragt. Da ist immer nur die Rede von peggys Mutter die abends gesucht hat und dann von der Polizei. Nirgendwo is die Rede davon das das ganze Dorf mit gesucht hat und das erlebt man ja eigentlich in so vermisstenfällen immer, das da die Rede von freiwilligen ist.

Ich denke, dass sich weder eine Frau Rödel noch sonst jemand anmaßen kann, über die Missbräuche bzw. deren Schwere zu urteilen, sondern nur die Betroffenen selbst. Hat sich Frau Rödel oder sonst jemand vielleicht schon mal bei den Opfern erkundigt, wie es ihnen mittlerweile geht, ob sie evtl. immer noch unter den Folgen leiden, was sie fühlen? Was ich sehe sind nur Leute, die das M..l aufreißen, wie unverfänglich bzw. wie grausam doch alles gewesen sei, sich anschließend unbekümmert bzw. indigniert anschauen und zum nächsten Thema übergehen...

Ich lass mir das nicht nehmen, in dieser isolierten Kleinststadt herrscht nach wie vor ein eigenartiges Klima, sowas wie das Gesetz der Omerta, um diesen Vergleich anzuführen. Man interessiert man sich nicht mehr für den Fall Peggy, man hat längst andere Probleme, viel wichtiger ist die geplante Fußgängerbrücke, wie man den Bürgermeister vernehmen kann.

Es ist nicht die Rödel allein. Da gibt es auch diesen Pressesprecher ihrer Bürgerinitiative, einen Finanzbeamten, der mit einem durchaus respektablen Ergebnis erneut wieder in den Stadtrat gewählt wurde und das Amt des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses inne hat, unbeschadet dieser Erklärung im Januar 2019 in einer Pressekonferenz

Egal, ob bei der Ermordung Peggys eine oder mehrere Personen anwesend waren, der oder die Mörder hatten meiner Überzeugung nach einen Auftrag, den sie erledigen mussten, weil man sie, aus welchen Gründen auch immer, in der Hand hatte. Der oder die Drahtzieher sind im Umkreis der Familie zu suchen.

schärlook schrieb:Hat sich Frau Rödel oder sonst jemand vielleicht schon mal bei den Opfern erkundigt, wie es ihnen mittlerweile geht, ob sie evtl. immer noch unter den Folgen leiden, was sie fühlen?

So wie sie es darstellt, hat sie das. Die seinerzeitigen Opfer geben sich selbst die Schuld, weil sie UK provoziert hätten, lachen heute darüber, hätten sich sogar bei UK entschuldigt und ihre Eltern trinken nach wie vor ihr Bier in der Kneipe der Kulac'.

Dazu gibt es Videos mit Frau Rödel.

@emz
Immer dieser Verweis auf die Familie, furchtbar. Mit was für Argumenten überhaupt? Und das von Menschen die sich selbst über den "generalverdacht" von allen lichtenbergern aufregen. Die verweisen dann ständig auf die Familie des Opfers.

emz schrieb:Zitat des Finanzbeamten: "... der oder die Mörder hatten meiner Überzeugung nach einen Auftrag, den sie erledigen mussten, weil man sie, aus welchen Gründen auch immer, in der Hand hatte...

Dies wäre nicht die erste falsche Überzeugung aus dem Umkreis der BI. Lange Zeit ging man ja z. B. davon aus, dass Peggy noch lebt...
Man sieht hier aber deutlich, dass nicht nur Ermittler von ihren Überzeugungen so eingenommen sein können, dass sie ein Gefühl für das verlieren, was reell bzw. wahrscheinlich ist und was eher nicht.

Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum so ein Anstoß an dem Gedenkstein genommen wurde. Wenn mein Kind mutmaßlich tot ist, zwar nicht gefunden, aber höchstwahrscheinlich tot, dann hätte ich das genauso gemacht.

schärlook schrieb:Hat sich Frau Rödel oder sonst jemand vielleicht schon mal bei den Opfern erkundigt, wie es ihnen mittlerweile geht, ob sie evtl. immer noch unter den Folgen leiden, was sie fühlen?

So weit ich weiß schon aber in dem Sinne: "so schlimm wars doch nicht, gell? Ihr habt das doch auch selber gewollt"

@schärlook
@Morpheus1PB
@Florian85
Ich denke, das Kernproblem liegt darin, daß Ulvi aus sicht der Unterstützer "nicht wusste was er tat". Es wird immer wieder betont, daß er gar nicht wusste, daß man das mit Kindern nicht tun darf.
Erstens: Angeblich ist er mindestens auf dem geistigen Stand eines 10 Jährigen. 10 Jährige wissen, daß sowas nicht in ordnung ist
Zweitens: Sollte er bei den ersten Missbräuchen nicht gewusst haben, daß man das nicht darf....ok. Aber danach haben sich Eltern über ihn beschwert, seine eigenen Eltern haben ihm sämtlichen Umgang mit Kindern verboten, er hat sich sogar selber einmal angezeigt. Also wusste er mindestens ab da, daß man es nicht darf. Und zum Zeitpunkt der Vergewaltigung auf alle Fälle

schärlook schrieb:Man sieht hier aber deutlich, dass nicht nur Ermittler von ihren Überzeugungen so eingenommen sein können, dass sie ein Gefühl für das verlieren, was reell bzw. wahrscheinlich ist und was eher nicht.

Ermittler arbeiten ab, was vorliegt, egal ob es wahrscheinlich ist oder eher nicht. Gefühle sollten sie dabei besser außen vor lassen.

@metalbabe
Sehe ich genauso, ab einem gewissen Zeitpunkt, spätestens da als er sich selbst angezeigt hat, musst er wissen das er sowas nicht darf. Ich finde es passt auch nicht zusammen, das jemand auf dem Stand eines 10 jährigen sein soll, dann aber sexuelle Beziehungen zu Frauen hat, in den Nachbarort trampt und dort in die Kneipe zu gehen usw. Das passt doch irgendwie nicht zusammen. Und wie du schon sagst, selbst 10 jährige wissen bzw. sollten wissen das so etwas nicht in Ordnung ist.

@metalbabe
In der Doku wird einmal gesagt, die betreffende Person sei auf dem Stand eines 14jährigen, wenn ich mich richtig erinnere? Aber auch mit dem Stand eines zehnjährigigen weiß man, wie Du richtig sagst, Recht und Unrecht im Wiederholungsfall richtig zu deuten. Ansonsten ist derjenige in meinen Augen gefährlich.

kätzchen4 schrieb:Ein Blinder wird das wohl nicht erkennen, ein Blauäugiger wird da schon eher nach dem Motto: "weil nicht sein kann , was nicht sein darf" urteilen. Die Meinung zu vertreten, ein geistig Minderbegabter sei per se nicht zu einer solchen Straftat fähig, ist reiner Unfug

Schön zusammengefaßt. Es ist doch immer wieder das gleiche - es wird die "Behindertenkarte" ausgespielt und damit versucht reinzuwaschen und diejenigen, die ihm dennoch die Missbräuche usw. zutrauen, sind dann die angeblich Bösen, die mit dem Finger auf Ulvi zeigen. Das ist armselig und heuchlerisch, zumal damit mal wieder versucht wird, UK als völlig lebensunfähig darzustellen - wie ein tollpatschiger Welpe der doch nur spielen will und niemandem jemals etwas tat. Völlige Verharmlosung.

@metalbabe
Nichts ist denke ich so umstritten wie der geistige Stand von UK. In dem Video das @emz gestern nochmal herausgesucht hat, spricht man von einem 12-14jährigen. In anderen Dokumentationen von 8-10.
Unabhängig davon kann man sich vorstellen dass es keinen Unterschied macht ob sich jemand bewusst ist dass etwas verboten ist wenn der Trieb etwas zu tun stärker ist.

Heute Nacht habe ich mir nochmal Teile des Lemmer-Podcasts angehört. Auch MS kommt ja darin selbst zu Wort.
Auch wenn da einiges erst einmal zu passen scheint ist es mir doch "zu einfach". Im direkten Umfeld von Peggy gab es Menschen, die später wegen einschlägiger Straftaten verurteilt wurden.
Wie wahrscheinlich ist es dass im Umfeld eines Kindes welches mutmaßlich Missbrauchsopfer wurde und getötet, mehrere Menschen gibt die inzwischen wegen Taten zum Nachteil von Kindern verurteilt wurden?

F-Moulder schrieb:Heute Nacht habe ich mir nochmal Teile des Lemmer-Podcasts angehört. Auch MS kommt ja darin selbst zu Wort.

in welchem Teil an welcher Stelle soll denn Manuel S. darin selbst zu Wort gekommen sein? - mir wäre das absolut neu..

Morpheus1PB schrieb:Ich finde es passt auch nicht zusammen, das jemand auf dem Stand eines 10 jährigen sein soll, dann aber sexuelle Beziehungen zu Frauen hat, in den Nachbarort trampt und dort in die Kneipe zu gehen usw.

Man darf so eine Alterseinschätzung nicht durchgängig sehen. Beim Schreiben tut er sich ausgesprochen schwer, wie man an Beispielen sehen kann, beim Rechnen funktioniert es schon besser, wenn es ans Abkassieren in der Kneipe geht. Körperlich ist er erwachsen, entsprechend auch, was seine Sexualität anbelangt.

FadingScreams schrieb:in welchem Teil an welcher Stelle soll denn Manuel S. darin selbst zu Wort gekommen sein?

https://www.antenne.de/mediathek/serien/geheimakte-peggy/21141-folge-16-cold-case (Archiv-Version vom 22.01.2021) ab ca 18min

Die Folge ist relativ neu glaube ich, dennoch kann man sich einen kleinen Eindruck verschaffen.