Nachdem ich mir mal die ganzen Zeugenaussagen aus verschiedenen Quellen weitgehend zusammengetragen habe, kann ich es nicht mehr nachvollziehen, wie man den Tod oder das Verschwinden auf 14 Uhr terminieren will oder wollte.
Wenn man mal die doch eher fragwürdigen Sichtungen, welche zeitlich und räumlich in entfernterem Zusammenhang standen und auch auf Zeugen beruhen, die das Kind nur von Fahndungsfotos her kannten, dann ist es doch so, dass nicht nur der Weg von der Schule nach Hause, sondern auch der weitere Aufenthalt im Ort einigermaßen belegt ist.
Damit müsste das Kind noch gegen 19 Uhr gelebt haben.
Ansonsten wissen wir relativ sicher, dass das Kind gegen 20 Uhr von der Mutter und wohl weiteren Personen im oder ums Haus herum vermisst wurde. Die Suche begann unmittelbar, die Anzeige bei der Polizei soll gegen 22 Uhr erfolgt sein.
Da es ortsbekannt war, dass das Kind sich oft auf der Straße aufhielt, dürfte ein etwaiger Täter relativ leichtes Spiel gehabt haben, sowohl in der Variante sie zu Hause abzupassen als auch in der Variante sie unterwegs von der Straße abzupflücken. Letzteres wäre allerdings hochriskant, man sieht ja, wie oft man im Ort gesehen wird.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass der Täter das Kind im oder am Haus getroffen hat.
Ob es dann zu einer Entführung, einer direkten Tötung oder einer Tat, die ausgeufert ist (mit Todesfolge) oder einer Tat, die vertuscht werden sollte (Mord) gekommen ist, das ist die spannende Frage hinsichtlich des Tathergangs. Alles ist möglich.
Dass die Tötung recht zeitnah erfolgt, ist halte ich aber für wahrscheinlicher als eine Entführung. Mir erscheint auch eine relativ schnelle Verbringung des Leichnams (direkt nach der Tat oder wenige Tage später für wahrscheinlich), das dabei mehrere Personen insgesamt beteiligt waren und somit Kenntnis hatten und haben, erscheint mir auch wahrscheinlich.
Es gibt damit mehrere Varianten mit verschiedenen Kombinationen, die man ermittlungstaktisch zunächst mal nicht ausschließen kann, bislang reicht es allerdings nach wie vor wohl nicht für eine Hypothese, die zu einem konkreten Verdacht führt.
@SCMP77 SCMP77 schrieb:Die WAV war eben nicht - wie hier häufig behauptet wird - nur einen andere rechtliche Bewertung sondern auch deren Grundlagen waren eine andere.
Das ist vollkommen richtig und im Übrigen auch die Bedingung für ein Wiederaufnahmeverfahren.
Eine andere rechtliche Bewertung ein und desselben Sachverhalts ist nur der jeweils nächsten Instanz erlaubt und auch da nur sehr beschränkt und bekanntlich sind Instanzenzüge manchmal erstaunlich kurz.
Es ist ja recht offensichlich, dass die Soko-2-Geschichte politisch mit Druck von Oben initiert wurde, da ging es um schnelle Ergebnisse in einem schon recht kalt gewordenem Fall, der aber immer noch warm in den Medien lief.