@Mao1974 Mao1974 schrieb:Ich sehe es auch so, ein Kind, das ein Vertrauensverhältnis zu beiden (!) Eltern hat wird natürlich seltener Opfer, weil es sich eher mitteilt und mitteilen kann.
Dass sich stabilere Verhältnisse positiv auf mögliche Risiken eines dauerhaften sexuellen Missbrauchs auswirken, fände ich sogar logisch (auch ohne, dass ich hier irgendeine offizielle Studie dazu kenne). Das hat aber sicher nichts damit zu tun, dass die Kinder sich den Eltern anvertrauen können (dann wäre der Missbrauch ja schon geschehen). Viel eher würde ich vermuten, dass bei Kindern aus einer intakten und stabilen Familie samt Ganztagsansprechpartner das Selbstbewußtsein und die Selbstbestimmtheit besser ausgeprägt sind.
Gefährlich ist hier aber jede Art von Umkehrschluss.
Denn die Verantwortung für sexuellen Missbrauch liegt allein beim Täter.
Mao1974 schrieb:Es MUSS einfach jemand da sein, auf den sich das Kind verlassen kann, wenn Not am Mann ist.
Was verstehst Du unter "Not am Mann"? In Bezug auf Peggy war das doch der Fall: die Nachbarn waren als erwachsene Ansprechpartner verfügbar, dazu die Eltern der Klassenkameraden und sicher gabs auch ne Notfalltelefonnummer, um die Eltern zu erreichen.
Mao1974 schrieb:Man kann, bei allem Verständnis für berufstätige Eltern, nicht von 13-20 Uhr das Kind sich selbst überlassen.
Doch, man kann. Wenn einem keine andere Möglichkeit bleibt wegen Schichtdiensten etc. Man muss in Deutschland glücklicherweise nicht damit rechnen, dass Kinder aus einem beschaulichen Dorf mit funktionierender Dorfgemeinschaft verschwinden. Das war ja nicht die Bronx.
Zudem war es ja wohl auch anders geplant an diesem Nachmittag. Jedenfalls war die Familie in einer ganz neuen Situation, die Mutter arbeitete erst wenige Wochen und man musste erst mal nen Weg finden, den Alltag zu gestalten. Ein nachträgliches Naserümpfen halte ich persönlich für völlig unangebracht. Und angesichts der vielen tausenden wirklichen Schlüsselkinder echt für naiv. Denn es gibt sie und das soziale Umfeld ist dort oft viel weniger stabil, es sind viel weniger Ansprechpartner verfügbar als bei Peggy. Das ist die Realität. Wenn man es anders regeln kann, dann ist das super.
Bei Tätern, die sich ihr Opfer fast beliebig aussuchen, es einfach von der Straße wegschnappen mögt Ihr mit Euren Überlegungen recht haben. Da sind streunende Kinder oder solche, die zu ungewöhnlichen Zeiten alleine unterwegs sind, sicher leichter abzufangen als diejenigen, deren Eltern eine Rundumbewachung organisieren. Aber auch hier gibt es genügend Gegenbeispiele.
Der zweite Punkt ist das Anvertrauen von Sexuellen Missbrauch Erwachsenen gegenüber. Das ist in den seltensten Fällen eine Frage der "Erreichbarkeit". Peggy hatte ihre Mutter ja dennoch oft um sich, von dem Wochenende vor dem Verschwinden wissen wir, dass sie das komplett gemeinsam verbrachten und sie hat dennoch nichts erzählt.
Nein, diese fortwährenden Übergriffe sind ja meist ziemlich perfide. Kinder verstehen oft gar nicht, was da passiert und halten das manchmal echt für Spass oder für normal. Und der Täter kann über Drohungen und Einschüchterungen hier ein fatales Verhältnis aufbauen, das das Kind unter Kontrolle hält.
So gibt es in jeder sozialen Schicht Kinder, die zu Opfern werden. Unabhängig von der Erreichbarkeit der Eltern, dem Einkommen, dem Wohnort.
Dass ein Kind sich seinen Eltern nicht anvertraut KANN an mangelndem Vertrauen zu ihnen liegen. Aber daneben gibt es noch zig andere Gründe und jeder greift in der Realität: Scham, verbotener Umgang mit dem Täter, Angst vor Strafe, Angst davor dass der Täter seine Drohungen wahr macht, fehlendes Bewußtsein dafür wie falsch es ist, was der Täter mit einem macht, Schuldgefühle, nicht auffallen wollen, keine Probleme machen wollen usw.
Aber selbst wenn man Deinen wiederholt vorgetragenen Argumenten folgt und hier ein Versäumnis der Eltern sieht: was bringt das denn hier konkret? Das Mädchen bleibt verschwunden und das Leben dieser Eltern ist unglaublich stark belastet. Die werden sich schon selbst genügend Vorwürfe machen, brauchen sicher keine moralische Lehrstunde via Internet.
Und die Suche nach dem Täter ist dadurch keinen einzigen Schritt weiter.