@Zfaktor Da wurde doch kein Kleinkind entführt. Peggy als Langzeit-Entführungsopfer ohne Forderungen an die Eltern wäre für jeden Entführer ein eklatantes Risiko gewesen. Selbst im hintersten Winkel der Türkei sind ab und an Touris und gerade ein blondes, blauäugiges Mädchen würde da enorm auffallen.
Diese "Info", wonach man das Mädchen bewußt mit anderen Kindern zusammentreffen liess, ist mehr als hanebüchen.
Ebenso die ganzen Beobachtungen, wonach das Kind kurz nach der Entführung auf offener Straße ruhig an der Hand von Anderen geht. Egal ob in Lichtenberg oder Pforzheim: das Kind war 9 und hätte schon begriffen, dass man sie entführt hätte. Ein Neunjähriges Kind kann man nicht binnen weniger Tage so kontrollieren, dass es kein Entdeckungsrisiko darstellt. Zudem ist die Aufmerksamkeit der Bevölkerung kurz nach dem Verschwinden am Höchsten.
Dann muss man sich mal anschauen, dass gerade Pforzheim so dermaßen NICHT auf der "Entführungsstrecke" Türkei liegt - wieder ein völlig unnötig-riskanter Schritt.
Und dann später darf Peggy in den Touristenhochburgen rumspazieren, wo es vor Deutschen nur so wimmelt?
Jeder Entführer, der so vorgegangen wäre, hätte ein völlig widersprüchliches Verhalten an den Tag gelegt. Es hätte zudem mehrere Eingeweihte geben müssen und auch wenn man hier familiäre Bande bemüht, so hätten bei der lockeren Bewachung auch Außenstehende von einem Neuzugang erfahren und sich mittlerweile melden können (ganz zu schweigen davon, dass Peggy selbst sich irgendwann hätte bemerkbar machen können). Und das mit stichhaltigeren Infos als vagen Andeutungen. Ebenso mutet es mir viel zu schwarz-weiß an, den türkischen Behörden in allen Hierarchiestufen völliges Mauern zu unterstellen.
Nein, eine Entführung mit so großem Medienecho hätte eher ein dauerhaftes Verstecken oder gar eine Tötung des Opfers erfordert, um für den Entführer das Risiko, geschnappt zu werden, auszuräumen. Und Forderungen wurden ja keine gestellt. Diese Beobachtungen widersprechen jeglicher Erfahrung mit vergleichbaren Fällen. Das passt für mich überhaupt nicht.
Viel eher ist für mich das, was in unzähligen Kriminalfällen trauriger Alltag ist: zu viele überaufmerksame Zeugen, deren vermeintliche Sichtungen schlicht falsch sind, Trittbrettfahrer, Wichtigtuer, Abstauber.
In diesem Gewirr kann sich Keiner zurecht finden und es verwundert mich nicht, dass alle Bemühungen ergebnislos verliefen.
Diese Türkeigeschichte ist einfach sehr unrealistisch.
@Mao1974 Mao1974 schrieb:Wenn ich mir vorstelle, wie ich mit neun war, was mich beschäftigt hat , es ist kaum vorstellbar für mich, was diesem Mädchen widerfahren ist, eine normale Familie und ein normales Umfeld jedenfalls nicht!
Wer will denn vor diesem Hintergrund irgendetwas bewerten, was das Verhalten betrifft?
Wir sind ja meistens einer Meinung. Aber hier sehe es als nicht verhältnismäßig an, das familiäre Umfeld so hervorzuheben.
Erstens sind Kinder keine Püppchen sondern denen kann man durchaus was zumuten. Wie viele Kinder leben denn noch im Bilderbuchfamilienmodell "Papa-Mama-Kinder", wo Papa arbeiten geht und Mama die Kinder hütet? Natürlich sind Partnerwechsel, Streit in der Familie, Arbeitstätigkeit beider Elternteile etc. nicht ideal. Aber das kommt vor. Und Peggy hatte offensichtlich ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und zu ihrer Schwester. Ich will das auch nicht verharmlosen, denn solche Instabilitäten könnten den Missbrauch begünstigt haben. Das ist aber auch das maximale, was ich hier kritisch anmerken kann. Denn die Ursache des Missbrauchs liegt woanders, nämlich beim Täter.
Was schlimm für das Mädchen war, war der Missbrauch.
Über die Familienverhältnisse steht uns kein Urteil zu.
@DoctorWhoDanke für Deine Ausführungen. Umso erstaunlicher, dass das WAV in dieser Form durchgezogen wurde, wo es aller Wahrscheinlichkeit nach die letzte juristische Möglichkeit gegen einen der damals Tatverdächtigen darstellte.