Der tragische Tod von Tanja Gräff
24.05.2017 um 22:39
Tanjas Handy ging um 04:13 Uhr vom Netz...
Wenn Tanja in dieser Sekunde noch in die Stadt wollte und eine dritte Person für die Handyabschaltung verantwortlich war, dann hätte diese Person quasi schon während des Telefonats neben Tanja stehen und auf das Ende des Gesprächs warten müssen. Für eine Beeinflussung zwischen Gesprächsende und Abschaltung war keine Zeit, bliebe nur ein gewaltsames Wegnehmen und Abschalten des Handys auf oder nahe dem Festgelände. Kein Gelegenheitsdiebstahl, sondern eine gezielte Aktion.
Stellt das Handy-Ereignis den Beginn einer stringenten Kausalkette dar, dann gibt es mMn. genau 3 wahrscheinliche Grund-Szenarien, bei zweien davon wäre TG freiwillig zum Felsen gelangt.
Im weitesten Sinne wären das die Rahmenbedingungen für einen Alleinunfall, ein (Kapital-)Verbrechen und eine mögliche Beziehungstat bzw. einen Unfall mit Drittbeteiligung:
1) TG hat ihr Handy selbst ausgeschaltet. Dafür gäbe es (geringer wahrscheinliche) logische Gründe (zB Akkuprobleme, Defekt) oder (mehr wahrscheinliche) Gründe, die dagegen sprechen, dass sie nach dem Telefonat noch in die Stadt wollte und entweder dafür sprechen, dass sie verärgert war und im Affekt handelte oder dafür, dass sie AH vorsätzlich getäuscht hat, was wiederum eher unwahrscheinlich erscheint.
2) Jemand hat sie während / nach der gewaltsamen Handykontrolle umgehend in ein Auto / Gebäude gezwungen und / oder mittels Substanzen / Bedrohung weitgehend wehrlos gemacht. Das Ganze sehr nahe oder noch auf dem Festgelände beginnend. Das Zeugen- / Entdeckungsrisiko müsste da mMn. relativ hoch gewesen sein, eine anschließende "Lebendverbringung" zum Absturzort und hinter den Zaun - direkt oberhalb eines Wohngebiets - erscheint (zwecks Durchführung / Entsorgung) noch sinnbefreiter. Mit dem Auto saß man da in der Falle, wenn jemand die Polizei gerufen hätte. Für eine spontan improvisierte Anfahrt inkl. Leichenabwurf ist die Stelle bestens geeignet, wenn ein potenzieller Täter mit Polizeikontrollen rund um die FH gerechnet hat. Nur soll Tanja ja lebend abgestürzt sein.
3) Das Handy wurde ihr von einer ihr gut bekannten / vertrauten Person abgenommen, welche sie womöglich gestalkt oder schon vorher beobachtet hat. Dabei ginge es dann weniger um das Handy oder eine Bedrohung, sondern viel mehr um eine Art (emotionale) Erpressung / Beeinflussung, welche Tanja quasi zur "freiwilligen" Planänderung "zwang", ohne AH Bescheid sagen zu können.
Das Ende der Kausalketten sähe unter Berücksichtigung von Urbans Ausführungen ungefähr so aus:
Szenario 1 ergäbe einen Unfall aufgrund unbekannter Motivation hinter den Zaun zu gelangen (zB Sonnenaufgang) und / oder aufgrund Alkoholeinfluss / Müdigkeit und / oder aufgrund eines riskanten / lebensmüden Verhaltens in einem psychischen Ausnahmezustand.
Szenario 2 ergäbe am ehesten ein aktives Fluchtverhalten Auto -> Absturzstelle oder Felsenpfad -> Chill-Plateau -> Absturzstelle, ggfs. zusätzlich durch Substanzen (und Alkohol) beeinträchtigt. Aber was hat man da mit dem Handy gemacht? Pi mal Daumen hinterher geworfen oder Tanja schon vorher zurückgegeben?
Nicht auszuschließen ist hier die Variante, dass Tanja möglicherweise an einem anderen Ort (Auto, Wald, Chill-Plateau) unter dem Einfluss von Substanzen vergewaltigt und anschließend einfach in der Nähe des Absturzbereichs platziert / liegen gelassen wurde. Speziell bei K.O.-Tropfen kommt das ja nicht selten vor, dass das Opfer einfach irgendwo abgelegt oder zurückgelassen wird, ggfs. auch im kleidungstechnischen Ursprungszustand. Je nach Substanzwirkung und Tanjas Zustand, könnte ich mir nach so einem Vorfall ein Absturzszenario vorstellen, was mit den Ausführungen von Urban relativ kompatibel wäre.
Bei Szenario 3 ist Vieles denkbar: U.a. Fluchtgeschehen, Sonnenaufgang, Unglück auf dem Weg vom oder zum Chillplateau oder gar der am Ende missglückte Versuch, ihr absichtlich in den Bereich der Absturzstelle geworfenes Handy wiederzuerlangen, nach dem Motto: "Mir reichts jetzt, gib mir sofort mein Handy wieder, ich muss AH anrufen." --> "Hier, hols dir doch, wenn dir der Typ so wichtig ist!"
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Bei den (Flucht-)Szenarien mit Drittbeteiligung würde es aus meiner Sicht grundsätzlich schon auch Sinn machen, sich freiwillig in den Bereich der gefährlichen Absturzstelle zu begeben, mit der Idee, dass einem niemand dorthin folgen würde und um von dort aus die Polizei anzurufen oder einfach zu schreien. Das wäre zwar gefährlich, aber vllt. subjektiv erfolgsversprechender als eine Flucht in den Wald oder dummes Drauflosschreien, wo man ggfs. schnell (und endgültig) überwältigt werden würde.
In diesen Szenarien 2 + 3 würde mMn. auch niemand zwingend nach dem Absturz Hilfe holen, denn in Szenario 2 käme u.U. noch der Schutz der Anonymität hinzu und in beiden Szenarien ließe sich der Absturz sowieso als Tanjas eigene Schuld darstellen. Wenn dann nicht unmittelbar Hilfe-Schreie zu hören sind, kann ich mir schon vorstellen, dass manch einer zwischen drohendem Ärger wegen unterlassener Hilfeleistung / Tatvorwurf und Eigenschutz abwägt und lieber feige die Biege macht, möglicherweise auch im Schockzustand.
Natürlich kann sich eine Drittbeteiligung (zB eine zufällige verhängnisvolle Begegnung im Wald) auch an die Kausalkette von Szenario 1 angeschlossen haben oder gar von Tanja initiiert worden sein (zB sich bewusst jemandem anzuschließen, den sie bereits zuvor auf dem Fest getroffen hat).
Aus meiner Sicht ist bei Szenario 1 dennoch die einfachste und imho auf Tanjas mutmaßlichen Charakter passendere (und damit wahrscheinlichste) Grundvariante primär die, dass Tanja verärgert (enttäuscht, frustriert, trotzig) ihr Handy abgeschaltet hat, alleine sein bzw. die Geschehnisse alleine (mit sich selbst ausmachend) verarbeiten / reflektieren und Zeit überbrücken wollte.
Szenario 1 hapert allerdings etwas an dem bisher kolportierten "Tanja -> Stadt"-Inhalt des letzten Telefongesprächs. Ein "Tanja -> Verärgert"-Inhalt wäre aber zumindest in der Form vorstellbar, dass Tanja über eine im Gespräch gefallene Info / Bemerkung extrem enttäuscht war, ohne dass AH dieses bemerkt hätte. Evtl. war sie auch mit dem Verlauf des Gespräch einfach unzufrieden, trotz vllt. früher Zusage um 04:09 Uhr, die sich um 04:13 Uhr für Tanja bereits gedanklich erledigt haben könnte.
Angenommen, dass tatsächlich lediglich ein Handy-/Akkuproblem vorlag, dann ist ein Alleinunfall an einem abgelegenen (aber gesicherten) Ort am roten Felsen, welcher zudem in der völlig falschen Richtung liegt, für mich quasi überhaupt nicht vorstellbar und damit komplett unwahrscheinlich.
Last but not least, bei Szenario 3 hapert es natürlich stark an einem "geeigneten" Kandidaten, der just um 04:13 Uhr bei Tanja aufgelaufen sein müsste, was im Grunde nur einen heimlichen Stalker oder unmittelbaren Verfolger / Beobachter hätte gelingen können. Denn dabei müsste es sich zusätzlich um einen guten Bekannten / Freund gehandelt haben und / oder jemand, dem sie vertraute bzw. der ihr in gewisser Weise wichtig war und / oder vor dem sie Respekt hatte.
In Szenario 3 gibt es einige denkbare Situationen / Konstellationen, die Tanja in einen Gewissens- / Interessenkonflikt gebracht haben könnten, was sie dann trotz ihres Stadt-Vorhabens letztendlich davon abgehalten haben könnte, jene Person einfach so stehen zu lassen und auf ihr Handy zu pfeifen.
Sollte es den LTiR in der beschriebenen Form gegeben haben, so wären das Wegschicken von HH um 03:50 Uhr und ein Wegnehmen des Handys um 04:13 Uhr durchaus 2 vergleichbar einmischende und bestimmende sowie ggfs. von Tanja tolerierte Aktionen.
Ich gehe davon aus, dass der LTiR nicht in (s)einer Gruppe am Kühlwagen / Bierstand stand und auch nicht zwingend was mit dem SB am Hut hatte, sondern eher alleine auf Tanja / HH getroffen ist und sie u.U. auch schon vorher auf dem Fest getroffen hat. Auch in den folgenden 20 Minuten ab 03:50 Uhr wäre es naheliegend, wenn er sich weiter in Tanjas Nähe aufgehalten hätte.
Der LTiR wäre hier also ggfs. ein geeigneter Kandidat für alle drei Szenarien 1c, 2 und 3 mit unmittelbarem örtlichen, zeitlichen und persönlichen Bezug zu Tanjas letztem Lebenszeichen um 04:13 Uhr. Er kannte ihren Namen und hat sich evtl. 2x ein "Big-Brother-Verhalten" getraut, zudem hat er sich nie gemeldet. Selbstredend war er nicht der einzige Kandidat und vllt. auch nur ein nie gefundenes oder nie existentes Puzzleteil.
Alles nix Neues, hier nur mal konkret auf den Moment abgezielt, wo das Handy vom Netz ging, also der wahrscheinlichsten anzunehmenden Kausalkette, die genau in der Sekunde und mit diesem Initial-Ereignis ausgelöst worden wäre.
TL;DR