Die größten Lügen der Forensik – Wenn das Labor zum Tatort wirdBereits die äußere Aufmachung ist reißerisch. Sonst wäre mir dieser Artikel in der aktuellen Zeitschrift „Welt der Wunder Kompakt“ auch nicht aufgefallen. Die Autoren stellen dar, dass es im Bereich der Kriminaltechnik praktisch keine sicheren Aussagen gibt sondern bestenfalls Wahrscheinlichkeiten. Das bezieht sich auf Fingerabdrücke, DNA-Spuren und technische Gutachten. Wir sollten uns damit abfinden, dass in der Forensik nicht alles so ist, wie es scheint. Auch dann nicht, wenn es ein Gericht als "glaubwürdig" eingestuft hat. Die Links wurden von mir hinzugefügt.
Innerhalb der von der Polizei verwendeten Entscheidungsgenauigkeit können zwei Menschen den gleichen Fingerabdruck haben. Das ist am Fall eines
Brandon Mayfield nachgewiesen, der vom FBI aufgrund der Fingerabdrücke auf einer Plastiktüte als Täter identifiziert wurde. Er hätte angeblich 2004 die Anschläge auf die Eisenbahnzüge in Madrid verübt, bei denen 191 Menschen starben. Seine Fingerabdrücke stimmen in 15 Merkmalen mit denen auf der Plastiktüte überein, in der Sprengstoff gelagert wurde. Für eine „klare Identifizierung“ wären üblicherweise nur 12 Merkmale erforderlich gewesen. Die spanische Polizei hat etwas später den wahren Verursacher der Fingerabdrücke ermittelt. Von ihm stimmen 21 Merkmale mit denen der Plastiktüte überein. Für 15 Tage Haft erhielt Mayfield später 2 Millionen Dollar Entschädigung. Peinlich für das FBI: „Wir haben immer angenommen, dass Fingerabdrücke einzigartig sind.“ Viel peinlicher sollte es für Staatsanwälte und Richter sein, die das noch immer glauben.
Noch schlimmer ist es mit DNA-Proben. Laut diesem Bericht hängt deren Zustand von den Umweltbedingungen währen der Lagerung ab. Das Erbgut kann sich verändern, es kann zerfallen. Im Wesentlichen unbekannt aber ist, dass eine beschädigte Probe einer völlig anderen Person zugeordnet werden kann. Ähnlich ist es, wenn das Erbgut mehrerer Personen vermischt ist. Prof. H.-J. Bandelt (Uni Hamburg) und Prof. W. Parson (Uni Innsbruck) testeten die zentrale
DNA-Datenbank des BKA in Magdeburg. 10 % bis 20 % der Erbinformationssequenzen waren falsch.
Hinzu kommen jede Menge sogenannter Experten, die mit umstrittenen Methoden und mangelndem Fachwissen fehlerhafte Gutachten liefern. So wurden bei einem Brandgutachten Bestandteile von Brennspiritus gefunden und dieser als „Brandbeschleuniger“ angesehen. Unter Fachleuten ist offenbar bekannt, dass Brennspiritus als Brandbeschleuniger ungeeignet ist. Während des Freispruchs der angeblichen Täterin nach fast 2,5 Jahren Haft, stellte die Richterin fest, dass die Chemiker „die Analyseergebnisse einer zu einseitigen Interpretation unterzogen“.
Es wurden auch einige Zahlenwerte veröffentlicht: Bevor Leichen im Krematorium verbrannt werden, ist eine Freigabe durch einen Gerichtsmediziner erforderlich. Eine Gerichtsmedizinerin erklärt, dass in ungefähr 10 % der ihr bekannten Fälle die Todesart durch die vorhergehende Leichenbeschau falsch eingeschätzt war.
40000 Menschen werden in Deutschland jährlich wegen schwerer Straftaten zu Haftstrafen verurteilt. Durchschnittlich 560 Menschen erhalten im Jahr eine Entschädigung für eine falsche Verurteilung. Die Justiz nimmt also locker 1,4 % nachgewiesene Fehlurteile in Kauf. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher sein, weil die Gerichte um keinen Preis Fehlurteile zugeben möchten. Ralf Eschelbach, Richter am 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hält es angeblich sogar für möglich, dass bis zu 25 % aller Urteile fehlerhaft sind.
Auch wir haben die Erfahrung gemacht, dass im Gegensatz zu der Meinung von Staatsanwälten und Richtern einige Experten-Gutachten voller logischer und sachlicher Fehler sind. Ein riesiges Problem sehe ich darin, dass Juristen in der Regel unbekannt ist, was Wahrscheinlichkeit bedeutet und wie man damit umgehen muss. Ebenso wenig kann ich der Logik von Juristen folgen. Ein auf Basis dieser Logik konstruierter Computer würde jedenfalls niemals funktionieren.