Mordfall Charlotte Böhringer

@konrad Toölz

Ein verspätestes: lol, aber die könnten auch böse sein, weil die SZ im Gegensatz zur AZ und Bild bei Böhringers gerne geklaut wird.

@tayo

tayo schrieb:Ganz im Gegenteil, es wird i.d.R. immer auf Anträge der Verteidigung eingegangen und entsprechend gehandelt - unabhängig davon, wie sinnvoll diese sind.

Nein; auch im vorliegenden Fall sind eine Reihe von Beweisanträgen abgelehnt worden. Das ist natürlich riskant, weil hierdurch u. U. ein Revisionsgrund geschaffen wird, aber man könnte das ja auch anders lösen. Siehe oben.

aberdeen schrieb:Nein; auch im vorliegenden Fall sind eine Reihe von Beweisanträgen abgelehnt worden

Dein Einwand ist durchaus berechtigt - man muss aber auch eine Obstruktionstaktik verhindern können. Und gerade hierfür ist der Fall Böhringer ein gutes Beispiel. Die Verteidigung hat Massen an detailreichen Einwänden gegen zahlreiche Einzelaspekte gesammelt, von denen viele ziemlich dünn sind. So etwas kann leicht Gerichte lahmlegen und Prozesse bis zum Sankt-Nimmerleinstag verzögern. Das Gericht muss da einen Ausgleich finden.

Kann definitv ausgeschlossen werden dass es Verbindungen zwischen Personen aus dem Bekantenkreis von Frau Böhringer und den damals im Mordfall Ursula Hermann in den Focus der Ermittlungen geratenen Personen gibt?

Man kann der Familie von B.nur raten einen Privatdetektiv einzuschalten, einen guten renommierten.

@KonradTönz1

Ja, aber möglicherweise könnte man das dann auch so lösen, dass das Gericht zwar die "Letztentscheidung" hat, aber den Anträgen grundsätzlich erst einmal zu folgen ist.

Im Interesse der Prozessökonomie könnte dies die Parteien dann zwingen, sich quasi häufig zu einigen. Ziel: Verteidigung und Staatsanwaltschaft auf Augenhöhe bekommen.

Man bräuchte dann noch die Möglichkeit, in eine echte Berufung gehen zu können. Also praktisch eine Mischung zwischen unserem Rechtsverständnis und dem angelsächsischen.

@aberdeen

Begünstigt das deutsche Recht nicht sogar die Angeklagten? Mal abgesehen von dem absoluten "In dubio pro Reo" Grundsatz, sind doch gleich zwei Instanzen damit befasst, den Angeklagten zu entlasten: Nämlich die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft, die ja verpflichtet ist auch entlastende Indizien vorzubringen. Belastet wird ein Angeklagter hingegen nur durch die Staatsanwaltschaft.

@KonradTönz1

Der "dubio pro reo" Grundsatz muss im deutschen Strafrecht nur angewendet werden, wenn das Gericht zweifel hat. Hat es die nicht, wie im vorliegenden Fall, so gilt die freie Beweiswürdigung.

Es wird aber schon seit längerem kritisiert, dass insbesondere die Staatsanwaltschaft hoffnungslos unterbesetzt ist, so dass deren Aufgaben häufig von der Polizei mit erledigt werden. Die könnte aber auch besser ausgestattet und ausgebildet sein. De facto denke ich, dass die eher erfolgsorientiert denken, und das heißt, möglichst hohe Aufklärungsquote. Unser System ist ja auch ganz brauchbar. Möglicherweise würde eine bessere Finanzierung auch ausreichen. Ich les das auch nur immer mit, was so auf den Juristentagen diskutiert wird.

@KonradTönz1
Richtig.

@aberdeen

aberdeen schrieb:Ziel: Verteidigung und Staatsanwaltschaft auf Augenhöhe bekommen.

mmmhhhh - Der Staatsanwalt arbeitet für den STAAT, der Verteidiger für den ANGEKLAGTEN...

Im Grunde sind sie doch längst auf Augenhöhe, sonst würde doch der Staatsanwalt automatisch jedes Verfahren 'gewinnen'

Aus geplanten 13 Verhandlungstagen sind 93 geworden! Und das doch vermutlich deshalb, weil von der Verteidigung ein Beweisantrag nach dem anderen gestellt wurde. Die Ablehnung eines solchen Antrags muss vom Gericht auch jeweils nachvollziehbar begründet werden.

@Interested

a) das ist so nicht ganz zutreffend, die Verteidigung ist ein selbständiges Organ der Rechtspflege, arbeit also in diesem Sinne auch für den Staat; die Aufgaben sind allerdings nicht ganz klar definiert sind

b) gemeint ist vor allen Dingen "Waffengleichheit"; der Staatsanwaltschaft steht der gesamte Polizeiapparat zur Verfügung und die Verteidigung darf noch nicht mal selbständig ermitteln.


Hattest Du nicht gefragt, warum die Verteidigung dem Angeklagten raten könnte zu schweigen?

Vielleicht ist der voliegende Fall hierfür ein gutes Beispiel. Wenn die Verteidigung darf ausgeht, dass der Angeklagte eher auseinandergenommen wird und/oder der ganzen Sache nicht gewachsen ist, würde man doch eher zu einer Einlassung abraten.

aberdeen schrieb:Unser System ist ja auch ganz brauchbar. Möglicherweise würde eine bessere Finanzierung auch ausreichen.

Diese Klage hört man von allen Interessensverbänden - Lehrerverbände, Ärztevertreter usw. Oder hast du jemals aus einem solchen Gremium gehört "wir sind überfinanziert" ? Das gehört einfach zum Geschäft.
In der Theorie wärs schön, wenn alle relevanten gesellschaftlichen Organe unbegrenzte Mittel zur Verfügung hätten um ihrer Aufgabe nachzukommen. In der Realität hat man es immer mit begrenzten Ressourcen zu tun. Der einzig gangbare Weg ist daher die Effizienzsteigerung, und sowas äußert sich eben darin, dass unsinnige Beweisanträge abgelehnt werden. Meiner Ansicht nach wär da auch durchaus noch einige rauszuholen, wenn ich nur dran denke dass das Bundesverfassungsgericht die aussichtslose, aber sicher wortreiche Beschwerde Bences erstmal lesen musste um sie verdientermaßen abzulehnen. Hier wurde ein Gericht fürPropagandazwecke missbraucht.

@muscaria

Jawoll. Das Problem ist nur, dass Du als Verteidigung nichts mehr machen kannst, wenn der Antrag denn abgelehnt worden ist.
Man könnte jetzt genau so gut argumentieren, die Beweisanträge während der Hauptverhandlung wären überflüssig gewesen, wenn die Verteidigung im Vorfeld mehr Rechte hätte.

Quelle: Wikipedia

Entgegen einer verbreiteten Meinung ist die Staatsanwaltschaft nicht gezwungen, unter allen Umständen eine Verurteilung des Angeklagten anzustreben. Sie hat vielmehr auch zugunsten des Beschuldigten bzw. Angeklagten zu ermitteln. Sie ist keine Partei im Strafprozess und arbeitet weder mit dem Gericht zusammen noch gegen den Angeklagten oder seinen Verteidiger.

So ganz passen die hier vertretenen Thesen eben nicht, dass einseitig gearbeitet wurde.

@KonradTönz1

Nu ja, aber Sicherheit kost halt auch Geld.

@aberdeen
Wenn er der ganzen Sache nicht gewachsen ist, hätte er den psychiatrischen Gutachter zulassen sollen.

Natürlich wird man bei Anklage Mord auseinandergenommen - nur wenn man es entkräften kann, dann sollte man es auch tun. Wenn man sich mit seinen Aussagen belasten würde, dann sollte man den Mund halten - weil er sich nur hätte belasten können, hat er nichts gesagt. Der Verteidiger kennt die Wahrheit über die Tat - dessen bin ich mir ebenfalls sicher.

Interested schrieb:Das Geld ist doch ein Beweis oder? Die Zeitungen sind ein Beweis oder? Das fehlende Alibi? Das Motiv?

lol...bei dir muß man ja bei Adam und Eva anfangen :-D

Geld ist kein Beweis, Zeitungen kein Beweis...Es gibt bei einem offiziell als Indizien-Prozess gesehenden Verfahren auch keine Beweise.

@seguin
Echt;-)

Warum reitet ihr denn dann eigentlich andauernd darauf rum?

Interested schrieb:Warum reitet ihr denn dann eigentlich andauernd darauf rum?

Ich sags ja immer - der Prozess hier geht als Indizienprozess vollkommen in Ordnung und das wurde ja auch von mehreren Instanzen so bestätigt. Das was viele dagegen vorbringen, läuft auf eine generelle Kritik am Prinzip des Indizienprozesses hinaus. Und das ist das grundlegende Missverständniss hier: Ich bin lange davon ausgegangen, @aberdeen zum Beispiel ginge es wie der BI um die Befreiung Bences. Dabei geht es eher darum, Indizienprozesse als solche infrage zu stellen.

@KonradTönz1

Dann sollen sie doch nen Thread dazu eröffnen.

Interested schrieb:Dann sollen sie doch nen Thread dazu eröffnen.

War auch schon mein Vorschlag. Und dann sollte man vielleicht Fälle als Beispiele wählen, bei denen die Indizienlage dünner, das Motiv fragwürdiger und die alibilose Zeit kürzer ist als in diesem Fall.